Fachgerechte Beschichtung von Gussasphaltestrichen

Schwarzer Boden mit optimierten Nutzungseigenschaften

Auch Gussasphaltestriche lassen sich durch eine Oberflächenbeschichtung unterschiedlichen Nutzungsanforderungen anpassen - vom Schutz gegenüber aggressiven Chemikalien über ableitfähige Ausstattungen bis zur dekorativen Farbgestaltung. Voraussetzung ist, dass die besonderen Anforderungen des "schwarzen" Bodens berücksichtigt werden. Praktiker Klaus Kreutz zeigt die Möglichkeiten und Grenzen auf.

Der große Vorteil von Gussasphaltestrichen liegt im Zeitgewinn während der Bauphase. Schon nach vier Stunden kann der abgekühlte Estrich begangen und belastet werden. Außerdem wird das Material wasserfrei eingebracht und ist auch als fertiges Bauteil wasser- und wasserdampfdicht. Gussasphalt kommt daher immer dann ins Spiel, wenn kurze Fertigstellungszeiten gefragt sind und Feuchtebelastungen der Bausubstanz vermieden werden sollen.

Der "schwarze" Boden hat sich vor diesem Hintergrund eine eigenständige Marktposition erobert, die vom Wohnungs- bis in den Industriebau reicht. Gerade bei direkter Nutzung im Gewerbebereich ist auf Gussasphalt eine Beschichtung meistens unumgänglich. Das Material ist zwar beständig gegenüber vielen Laugen, Säuren und anderen Medien - das Bindemittel Bitumen kann allerdings durch Kraftstoffe, Öle und Lösemittel angelöst werden.

In Bereichen mit entsprechenden Beanspruchungen empfiehlt sich daher immer ein wirksamer Schutz der Erstrichoberfläche. Wünscht der Bauherr eine aufwendige farbige Gestaltung seines direkt genutzten Gussasphaltbodens, bieten Beschichtungen ebenfalls eine ansprechende Lösung. Die besonderen Materialeigenschaften dieses Estrichs erfordern vom Beschichter allerdings ein spezielles Know-how.

Welche Nutzungseigenschaften lassen sich durch eine Beschichtung erzielen?

Grundsätzlich kann zwar keine Beschichtung die thermoplastischen Eigenschaften von Gussasphalt verändern - möglich ist je nach Auftragsstärke allerdings eine Verbesserung der Druckbelastbarkeit. Beschichtungen lassen sich zudem öl-, benzin- und hoch chemikalienfest sowie ableitfähig ausführen - gemäß DIN 51953 "Prüfung der Ableitfähigkeit für elektrostatische Ladungen für Bodenbeläge in explosionsgefährdeten Räumen". Darüber hinaus sind Anforderungen für LAU- und HBV-Anlagen realisierbar - für den Umgang mit wassergefährdenden Stoffen nach § 19g WHG.

In Sachen Arbeitsschutzanforderungen können Rutschhemmstufen zwischen R 9 und R 13 mit entsprechendem Verdrängungsraum erreicht werden. Die Oberfläche lässt sich wahlweise glänzend, seidenmatt oder matt einstellen sowie individuell farbig gestalten. Nach dem heutigen Stand der Technik ist nahezu jeder Farb- und Dekorwunsch realisierbar. Neben den klassischen, unifarbenen Beschichtungen sind ineinander laufende Farbbeschichtungen, Einstreuungen von Farb-Kontrast-Chips und/oder Glimmer, Dekor-Farbsandbeschichtungen oder Oberflächen mit Terrazzoeffekt möglich.

Welche Untergründe sind geeignet?

Für Beschichtungsarbeiten eignen sich prinzipiell alle Gussasphalte nach DIN 18560 "Estriche im Bauwesen". Sie werden in vier Härteklassen unterteilt: GE 10, GE 15, GE 40 und GE 100 - wobei GE 10 die höchsten Anforderungen an die Estrichhärte stellt (Tab.1). Darüber hinaus unterscheidet DIN 18560 Gussasphaltestriche,

- auf Trennschicht, die durch eine Trennlage vom Untergrund getrennt sind, z.B. Rohglasvlies oder Papier,
- auf Dämmschicht (schwimmende Estriche), die durch Wärme- oder Trittschall-Dämmschichten vom Untergrund getrennt sind;
- im Verbund mit dem Untergrund, die bei Gussasphalt allerdings nur auf Asphaltuntergründen oder in Verbindung mit Dichtungsschichten als Abdichtung nach DIN 18195 zum Einsatz kommen (z.B. in Nassräumen).

Außerdem sieht DIN 18560 in Teil 7 Industrieestriche aus Gussasphalt vor - mit entsprechenden Vorgaben für die Estrichdicke und das Größtkorn in Abhängigkeit von der mechanischen Beanspruchung.

Am häufigsten werden Industrieestriche auf Trennschicht beschichtet. Bei schwimmenden Estrichen ist neben der Härte des Gussasphaltestrichs gegebenenfalls die Zusammendrückbarkeit der Dämmschichten zu beachten. Bevorzugt eignen sich Gussasphaltestriche der Härteklassen GE 10 und GE 15, wobei für den Beschichter nicht nur die Härteklassen, sondern auch die dahinter stehenden maximalen Stempel-Eindringtiefen unter Wärmeeinfluss von Bedeutung sind. Bei weicheren Estrichen muss die Formulierung des Beschichtungsmaterials ausdrücklich hierauf abgestimmt sein.

Welche Beschichtungs-Materialien sind geeignet?

Es gibt eine ganze Reihe von Kunststoffen, die als Vergütung/Beschichtung auf Gussasphalt eingesetzt werden können:

- Emulsionen oder Dispersionen (synthetische Wachse, Acrylate),
- lösemittelhaltige oder wässrigeVersiegelungen/ Glättmassen auf Naturharz-/Bitumenersatzstoff- bzw. Epoxidharzbasis,
- 2-Komponenten-Materialien auf Basis von Polyurethan (PUR), Epoxidharz (EP), Polyurethan/Epoxidharz (PUR/EP) oder Methacrylat (PMMA).

Die erste Gruppe ist allgemein unter dem Oberbegriff "Pflegemittel/Wachse" bekannt. Es handelt sich in der Regel um farblose oder schwarz eingefärbte, wasserlösliche Wachse oder Acrylate, die einen Festkörpergehalt zwischen 8 und 30 % aufweisen - meistens um die 15 %, der Rest ist Wasser. Diese Produkte eignen sich zur preiswerten Verbesserung von Optik, Staubbindung und auch Pflegeeigenschaften. Für eine gute Vernetzung und Filmbildung empfiehlt sich ein Auftrag in relativ geringen Mengen (ca. 60-100 g/qm je Auftrag), was wiederum sehr dünne Filme (0,01 bis 0,05 mm) zur Folge hat. Daher müssen die Böden regelmäßig nachbehandelt werden.

Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um Natur- oder Kunstharze, die neben den Lösungsmitteln Toluol/Xylol bzw. Wasser mineralische Füllstoffe und Farbe enthalten. Je nach Applikation und Anzahl der Arbeitsgänge werden 300 bis 500 g/qm aufgetragen. Die so erzielten Schichten sind 0,2 bis 0,3 mm dick und hinterlassen eine farblich einheitliche, geschlossene Oberfläche. Der Pflegeaufwand wird erheblich reduziert - Fegen mit Kehrspänen oder Nasswischen unter Zusatz von rückfettenden Pflegemitteln genügt.

Die dritte Gruppe umfasst die 2-Komponenten-Materialien. Diese Harze bzw. Kombinationen aus verschiedenen Harzen erfüllen ganz unterschiedliche Aufgaben.

1. Polyurethan (PUR)

Mit Polyurethanharzen sind elastische bis sprödharte Beschichtungen formulierbar. Die Shorehärte reicht von A 40 bis D 85. Lang- bis kurzkettige Formulierungen eröffnen ein sehr breites Anwendungsspektrum. Bei Formulierungen für die Beschichtung von Gussasphalt handelt es sich normalerweise eher um langkettige Produkte, die auf das thermoplastische Verhalten des Untergrundes abgestimmt sind. PUR-Harze erreichen gute chemische Beständigkeiten im sauren Bereich: selbst Batteriesäure ist kein Problem.

2. Epoxidharz (EP)

Epoxidharze sind kurzkettig und zeigen ein duroplastisches, also starres Verhalten. Sie erreichen Shorehärten von D 70 bis D 120. Mit diesen Werten sind EP-Harze als Beschichtungssystem für Gussasphalt nur bedingt geeignet. Möglich sind jedoch Kombinationsaufbauten aus PUR-Harzen mit einer EP-Deckschicht. Epoxidharze verfügen über eine gute chemische Beständigkeit im basischen Bereich sowie gegenüber Lösemitteln.

3. Kombinationssysteme Polyurethan/Epoxidharz (PUR/EP)

Diese Systeme sollen die positiven Eigenschaften beider Harze miteinander verknüpfen. Die marktübliche Ausführungen sind allerdings meistens relativ elastisch - mit einem sehr begrenzten Anwendungsspektrum, z.B. Parkdeckbeschichtungen nach OS 11 und OS 11 F.

4. Methacrylate (PMMA)

PMMA-Systeme sind sehr schnell reagierende, aber auch stark riechende Produkte, die vor allem dort eingesetzt werden sollten, wo der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle spielt. Außerdem verfügen diese Harze über eine gute Chemikalienbeständigkeit sowohl im sauren als auch im basischen Bereich - sind aber empfindlich gegen Lösemittel. Grundsätzlich sollten ab mittlerer Beanspruchung im Sinne der Beanspruchungsgruppen nach DIN 18560-7 Beschichtungen aus PUR-, EP- oder PMMA-Systemen eingesetzt werden - Schichtdicke mindestes 1 mm, bei schwerer Beanspruchung mindestens 2,5 mm.

Was ist in Sachen Untergrundvorbereitung zu beachten?

Üblicherweise werden neu verlegte Gussasphaltestriche mit Quarz- oder Flusssanden abgerieben. Das ist notwendig, um etwaige Hitzebläschen aufzureiben und zu glätten sowie den Bitumenüberschuss an der Oberfläche zu binden. Das Abreiben mit Sand ist gemäß DIN 18354 eine Regelausführung und damit eine Nebenleistung. Das Abkehren des im Überschuss aufgestreuten und nicht voll eingebundenen Abstreusandes ist hingegen eine besondere Leistung, sofern auf den Gussasphalt ein weiterer Belag aufgebracht werden soll. Der nicht gebundene Abstreusand sollte - zur Vermeidung von Verschmutzungen der Estrichoberfläche - liegen bleiben, bis der Bodenleger seine Arbeit beginnt. Auch Beschichtungen sind vertragsrechtlich als "weiterer Belag" anzusehen.

Vor dem Beschichtungsauftrag empfiehlt sich als mechanische Untergrundvorbereitung grundsätzlich das Kugelstrahlverfahren - unabhängig von der jeweiligen Rohstoffbasis der Beschichtung. Dadurch wird die Bitumen-/Mörtelschicht abgetragen und der Zuschlagstoff freigelegt, was die Haftung der Beschichtung auf dem Gussasphaltestrich wesentlich verbessert.

Tipps für die fachgerechte Verarbeitung

Je nach Beschichtungsart und Materialmenge kommen unterschiedliche Arbeitsgeräte zum Einsatz. Die gängigsten Geräte für die Gruppe der Pflegemittel sind Nylon- oder Perlonrollen, Gummischieber oder Feuchtwischgerät (Pudelmop). Für Versiegelungen/Glättungen eignen sich ebenfalls Nylon- oder Perlonrollen sowie Kunststoff-/ Stahlglätter. Zum Auftrag einer Beschichtungen benötigt man Stahlglätter, Bodenspachtel, Zahnspachtel oder Großflächenrakel (gezahnt oder glatt).

Ableitfähige Beschichtungen nach DIN 51953 mit elektrischen Widerständen unter 108 Ohm erfordern mehrschichtige Aufbauten: Auf dem Gussasphaltestrich wird zunächst - nach leicht abtragender Vorbereitung - eine PUR-Schicht zur Verbesserung der Haftung aufgetragen und darüber die Leitschicht angeordnet, in die Kupferdrähte oder -bänder eingelegt sind. Sie werden an eine Erdleitung angeschlossen. Als Nutzschicht dient eine Deckschicht, die durch Zusatz von Grafitmehl oder Kohlefasern ebenfalls leitfähig eingestellt wird. Je nach Systemaufbau lassen sich elektrische Widerstände von 106 bis 104 Ohm erreichen.

Der Autor: Klaus Kreutz ist geschäftsführender Gesellschafter des Fachunternehmens Schumacher & Gräf, Würzburg. Er verfügt über langjährige Erfahrungen mit dem Einsatz von Pflegemitteln und Beschichtungen auf Gussasphaltestrichen.
aus FussbodenTechnik 03/02 (Handwerk)