Linoleumbeläge: Richtige Baufeinreinigung und Ersteinpflege

Falsche Einpflege kann zum Schaden führen

Bei der Ersteinpflege von Bodenbelägen werden vielfach Fehler gemacht, die schon am frisch verlegten Belag zu irreparablen Beschädigungen führen können. Eine Hauptursache liegt darin, dass sich nicht genau über den vorliegenden Belag und die entsprechende Herstellerempfehlung informiert wird. Gerade bei Linoleumbelägen kommt es häufig zu Unsicherheiten. Sachverständiger Dieter Grebing zeigt Fehlerquellen auf und erklärt, wie man richtig vorgeht.

In Ausschreibungen für Bodenbelagsarbeiten wird oft auch die Ersteinpflege mit ausgeschrieben. Gerade in Großobjekten treten dabei in letzter Zeit vermehrt gravierende Fehler und entsprechende Beschädigungen an hochwertigen, neu verlegten Flächen auf - insbesondere bei Linoleumbelägen. Viele dieser Fehler entstehen durch Unachtsamkeit oder auch aus Unwissenheit. Häufig wird nach dem Motto gearbeitet: "Das haben wir schon immer so gemacht, deshalb wird schon nichts passieren." Dabei sollte sich der Verleger bzw. Reiniger grundsätzlich immer an die Reinigungsanleitung des Fußbodenherstellers halten, die er bei Lieferung des Belages erhält - denn diese Herstellerempfehlungen können sich je nach Belagtyp durchaus unterscheiden.

Weitgehend einheitliche Erstpflegeempfehlung bei "normalen" Linoleumbelägen

In Deutschland werden Linoleumbeläge unter anderem von Armstrong-DLW, Forbo und Tarkett Sommer hergestellt und vertrieben - mit prinzipiell sehr ähnlichen Reinigungs- und Pflegeanleitungen. Alle drei Hersteller statten ihre Beläge mit einem werksseitigen Finish zum Schutz der Oberfläche während der Bauphase aus. Der eine Hersteller spricht dabei von einem "Linopol-Finish", der andere von einem "ETC-Finish" oder von einem "Oberflächenfinish".

Armstrong DLW und Tarkett Sommer weisen in ihren Pflegeanleitungen darauf hin, dass es nicht Sinn und Zweck der Grundreinigung ist, dieses werkseitige Finish zu entfernen. Forbo legt sogar eindeutig fest, dass das werksseitige Pflegefinish nicht entfernt werden darf - wobei die Vorgehensweise bei stärkeren Verschmutzungen gemeint ist. Alle sind sich also einig, dass das Finish bei der Baufeinreinigung erhalten werden sollte.

Linoleumbeläge sollten vor der Erstpflege keine "aggressive" Grundreinigung erfahren

Bei der Bauschlussreinigung wird diesen Empfehlungen jedoch nur selten die nötige Beachtung geschenkt - das zeigen die zahlreichen Schadensfälle, bei denen Linoleumbelägen bei der erstmaligen Reinigung durch falsche Maßnahmen erste irreparable Beschädigungen zugefügt wurden. Obwohl sich die Herstellerempfehlungen sehr ähneln, ist den Reinigern in vielen Fällen offenbar nicht bewusst, welcher Belag vorliegt. Häufig wird statt einer materialschonenenden Baufeinreinigung erst einmal eine Grundreinigung durchgeführt, wie sie bei PVC-Belägen geläufig ist - für Linoleum aber wenig zuträglich. Dabei lässt sich ein Linoleumbelag von einem fachlich geschulten Auge sehr leicht erkennen - zumal meistens auch im Reinigungsauftrag steht, um welchen Bodenbelag es sich handelt. Den muss man allerdings entsprechend aufmerksam lesen.

Einigkeit herrscht in den Reinigungs- und Pflegeanleitungen der drei Hersteller auch darüber, wie es richtig gemacht wird: Im Anschluss an die möglichst materialschonende Baufeinreinigung wird eine Erstpflege mit einer geeigneten Polymerbeschichtung empfohlen. Nach unseren Erfahrungen sollten unbedingt zwei Aufträge der Polymerbeschichtung auf das werksseitige Finish erfolgen, die bei Bedarf - also bei Anschmutzung oder Verschleiß - trocken saniert werden können. So lassen sich unökologische und oft auch belagsschädigende nasschemische Grundreinigungen weitgehend vermeiden.

Große Unterschiede bei der Einpflege von Linoleum-Sportbelägen

Ganz anders fällt der Vergleich der Reinigungs- und Pflegeanleitungen für die Linoleum-Sportbeläge der genannten Hersteller aus. Hier gehen die Meinungen über eine geeignete Behandlung des Belags nach der materialschonenden Baufeinreinigung deutlich auseinander. Armstrong DLW schreibt zur Erstpflege ein nach Herstellerangaben verdünntes Wischpflegemittel vor, das mit einer Gießkanne aufgebracht und mit einem breiten Feuchtwischgerät gleichmäßig verteilt werden soll. Dieser einmalige verdünnte Auftrag wird empfohlen, um chemisch-mechanische Einwirkungen auf das Linoleum zu verhindern. Den Einsatz von Emulsionen und Dispersionen zum Schutz der Oberfläche hält Armstrong DLW für ungeeignet.

Forbo stellt für die Erstpflege seiner Marmoleum Sportbeläge drei Varianten zur Auswahl:

- Einpflege mit einem Wischpflegemittel - nach dem Trocknen auspolieren, also Verdichten des minimalen Pflegefilms,
- Einpflege mit einer Polymerdispersion,
- Permanentbeschichtung mit einem PU-Lack.

Hier bleibt die Wahl des Schutzes der individuellen Vereinbarung zwischen Bodenleger, Architekt und Nutzer überlassen. Wir bevorzugen vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen die dritte Variante, die bei fachgerechter Ausführung einen optimalen Schutz der Linoleumoberfläche gewährleistet sowie eine einfache Unterhaltsreinigung und die beste Optik verspricht - und das für eine sehr lange Zeit.

Nach Aussage von Belaghersteller Tarkett Sommer macht sein Sportlinoleum im deutschen Sportstättenbau nur einen geringen Anteil aus. Im Bedarfsfall arbeitet die Anwendungstechnik von Tarkett Sommer mit den in Frage kommenden Reinigungsmittelherstellern zusammen.

Bei Linoleum-Sportbelägen können also leicht Unsicherheiten entstehen - vor allem wenn in einem Objekt Beläge verschiedener Hersteller zum Einsatz kommen. Die Forschungsgemeinschaft für Reinigungstechnologie (FRT) will für den Sportstättenbereich bereits seit Jahren eindeutige Richtlinien erlassen. Es gestaltet sich jedoch schwierig, alle Interessensgruppen unter einen Hut zu bekommen. Bis dahin bleibt zu hoffen, dass sich alle Beteiligten vom Planer bis zum Reiniger ausreichend abstimmen, um Fehler durch Unkenntnis des Belags oder der Herstellerempfehlung zu vermeiden.

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Der Autor:
Dieter Grebing ist als ö.b.u.v. Berufssachverständiger tätig und hat sich auf den Bereich der Reinigung und Pflege von Bodenbelägen spezialisiert. Grebing veranstaltet zudem regelmäßig Seminare zum Thema "Nutzwerterhaltung von Fußbodenbelägen durch fachgerechte Reinigungsmaßnahmen".

Dieter Grebing, ö.b.u.v.
Sachverständiger
Friedensallee 3
55218 Ingelheim
Tel.: 06132/719827
aus FussbodenTechnik 04/02 (Handwerk)