Nadelvlies-Verlegung: Wichtige Tipps zur Schadensvermeidung


Wie die meisten Textilbeläge lässt sich auch Nadelvlies im Vergleich zu anderen Objektbelägen relativ einfach verarbeiten - die Verlegung gestaltet sich zumindest deutlich weniger anspruchsvoll als bei Stein- und Parkettbelägen sowie auch bei vielen elastischen Objektbelägen. Dennoch sind gerade gegenüber üblichen Tufting-Teppichböden einige Besonderheiten zu beachten.

Problemfeld Maßänderungen

Der entscheidende Knackpunkt liegt in der eingeschränkten Dimensionsstabilität von Nadelvlies - kurz: Der Belag neigt bei Feuchteaufnahme zum Wachsen und beim Trocknen zum Schrumpfen. Legt man den Belag ins frische Kleberbett, nimmt er die Feuchtigkeit aus dem Dispersionsklebstoff auf und wächst. Während der Abbindephase des Klebstoffs setzt dann ein entsprechender Schrumpfprozess ein. In Verbindung mit diesen Maßänderungen wirken erhebliche Kräfte auf die Kleberfuge ein, die unter anderem zu den bekannten Fugen im Nahtbereich führen können.

Hinzu kommen die produktionsbedingt hohen Eigenspannungen der Belagbahnen, die nach dem Auslegen gern die Kanten hochstellen. Hier ist wiederum eine hohe Anfangshaftung gefragt. Man benötigt also theoretisch eine ebenso schnell greifende wie hoch endfeste Verklebung. Beides lässt sich jedoch in der Praxis kaum realisieren - wo die "goldene Mitte" liegt, hängt ganz vom Einzelfall ab und ist zudem selbst unter Experten umstritten. Unbestritten ist allerdings, dass bei der Verlegung von Textilbelägen heute sehr emissionsarme Klebstoffe Stand der Technik sind.

Bei derart hohen Ansprüchen an die Verklebung ist es auf jeden Fall wichtig, dass Klebstoff und Belag aufeinander abgestimmt sind. Für die Praxis heißt das: Im Zweifelsfall von Belag- und Klebstoffhersteller jeweils eine ausdrückliche Freigabe für die vorgesehene Produktkombination einholen und sich bei der Verarbeitung genau an die Hersteller-Vorgaben halten. Darüber hinaus kann man vor Ort auch selbst seinen Teil dazu beitragen, die Dimensionsänderungen des Belags in Grenzen zu halten und damit entsprechende Schäden zu vermeiden - dazu nachfolgend einige wertvolle Tipps.

Untergrundanforderungen

Bei Belägen, die so empfindlich auf Feuchteeinflüsse reagieren, sollte man in Punkto Estrich-Restfeuchte keine Experimente eingehen. Einige Hersteller empfehlen sogar, sich bei Nadelvliesbelägen an den CM-Grenzwerten für die Verlegung dampfdichter elastischer Beläge zu orientieren - das BEB-Merkblatt "Beurteilen und Vorbereiten von Untergründen; Verlegen von elastischen und textilen Bodenbelägen, Schichtstoffelementen (Laminat), Parkett und Holzpflaster" vom Februar 2002 macht hier ebenfalls keine Unterscheidung mehr. Demnach gilt für die CM-Messung:

- kleiner/gleich 2,0 CM-% für unbeheizte Zementestriche
- kleiner/gleich 1,8 CM-% für beheizte Zementestriche
- kleiner/gleich 0,5 CM-% für unbeheizte Calciumsulfat(Fließ-)estriche / Anhydritestriche
- kleiner/gleich 0,3 CM-% für beheizte Calciumsulfat(Fließ-)estriche / Anhydritestriche

Da die Qualität der Verklebung bei Nadelvlies eine entscheidende Rolle spielt, ist außerdem eine optimale Saugfähigkeit des Untergrundes wichtig. Sie lässt sich durch eine mindestens 1,5 mm dicke Spachtelschicht gewährleisten - besser sind 2 mm oder mehr. Dadurch wird auch verhindert, dass das gesamte Wasser aus dem Dispersionsklebstoff auf die Belagrückseite einwirkt.

Raumklima

Ebenso wie Feuchtigkeit aus dem Estrich und dem Klebstoff kann auch eine zu hohe Luftfeuchtigkeit zu Maßänderungen des Belags führen. Gleiches gilt für eine "Untertrocknung" des Belags bei zu geringer Luftfeuchtigkeit. Auch hier liefert das BEB-Merkblatt praxisgerechte Vorgaben: Es erlaubt Bodenbelagarbeiten nur bis zu einer maximalen Luftfeuchte von 65 %. Die Bodentemperatur sollte mindestens 15 C betragen bzw. bei Fußbodenheizung zwischen 18 C und 22 C liegen.

Als Mindestwert für die Luftfeuchtigkeit setzen einige Hersteller 50 % an - ein zugegeben enger Rahmen, der aber aus technischer Sicht kaum Spielräume zulässt. Diese klimatischen Rahmenbedingungen sind zudem bereits 3 Tage vor Beginn sowie mindestens 7 Tage nach der Verlegung einzuhalten. Der Belag sollte vor der Verlegung unter Einhaltung dieser bauklimatischen Anforderungen mindestens 12 Stunden in den zu verlegenden Räumen akklimatisieren.

Nahtschnitt

Vor der Verlegung sollten unbedingt die werkseitigen Bahnenkanten abgeschnitten werden - bei Nadelvlies immer im Doppelschnittverfahren: Belag mit 3 bis 5 cm Überlappung auslegen und dann die übereinander liegenden Belagskanten mit einem senkrechten Schnitt entlang eines Stahllineals abschneiden. Der Nahtschnitt erfolgt unmittelbar vor dem Klebstoffauftrag.

Tipp zur Bahnen- und Nahtanordnung: Wie alle Bodenbeläge müssen auch Nadelvliesbahnen vor der Verlegung auf Farbgleichheit geprüft werden. Produktionsbedingte Farbunterschiede sind nicht selten, weshalb in einem Raum nur Bahnen einer Rolle oder gleicher Fabrikationscharge nebeneinander verlegt werden sollten.

Klebstoffauftrag

Eine ausreichende Klebstoffbenetzung der Belagrückseite ist entscheidend für die Qualität der Verklebung. Bei zu geringer Auftragsmenge ist der Klebstoff nicht in der Lage, den Belag bei auftretenden Spannungen festzuhalten. "Viel hilft viel", ist allerdings ebenfalls das falsche Motto: Bei zu großer Klebstoffmenge verlängert sich die Ablüftzeit, die Anfangshaftung verschlechtert sich und außerdem wirkt mehr Feuchtigkeit auf den Belagrücken ein.

Das bedeutet für die Praxis: Immer mit der Klebstoffhersteller empfohlenen Spachtelzahnung arbeiten und die Zahnleiste bei Abnutzungserscheinungen umgehend gegen eine neue austauschen. Bei "Von-bis-Empfehlungen" - z.B. B1 bis B2 - empfiehlt sich vor der Verlegung eine Benetzungsprobe: eine Probefläche mit der kleinsten empfohlenen Zahnung einstreichen, einen Belagstreifen einlegen, anreiben und wieder herausziehen. Ist der Rücken vollständig benetzt, kann mit der Zahnung weitergearbeitet werden. Ansonsten ist die Prüfung mit der nächstgrößeren Zahnung zu wiederholen.

Einlegen und Anreiben

Nach dem Kleberauftrag werden die Nadelvlies-Bahnen gleichmäßig in das Klebstoffbett eingelegt. Dabei unbedingt die Ablüftzeit des Klebstoffs beachten: Wird zu schnell eingelegt, hat der Kleber unter Umständen noch keine ausreichende Anfangshaftung aufgebaut. Wird mit dem Einlegen zu lange gewartet - z.B. eine zu große Flächen eingestrichen - ist keine ausreichende Benetzung der Belagrückseite mehr gewährleistet. Hier sollte man sich also ebenfalls genau an die Vorgaben des Klebstoffherstellers halten und zudem die raumklimatischen Bedingungen berücksichtigen, die die Abbindezeit beeinflussen können.

Die Nähte sollten beim Einlegen dicht gestoßen ausgeführt werden - allerdings ohne Stauchungen. Absolut unerlässlich ist ein sofortiges Anwalzen der Bahnen mit einer schweren Gliederwalze - auch hier geht es vor allem um eine optimale Klebstoffbenetzung der Belagrückseite. Das Anwalzen der Fläche sowie insbesondere der Bahnenkanten sollte nach etwa 30 bis 60 Minuten wiederholt werden.

Keine Panik, wenn sich die Bahnenkanten nach dem ersten Anwalzen wieder leicht aufstellen. Sofern die Klebstoffbenetzung stimmt, sollte die Verklebung im Nahtbereich spätestens nach dem zweiten Anwalzen funktionieren. Achtung: Den Nahtbereich nicht mit dem Nahthammer oder ähnlich scharfen Werkzeugen zu stark anreiben, da dies bei vollimprägnierten Belägen zu "Weissbrüchen" führen kann.

Während der Abbindephase des Klebstoffes sollte ansonsten absolutes Begehverbot gelten - insbesondere für die Nachbargewerke.
aus FussbodenTechnik 05/02 (Handwerk)