Fachgerechte Reinigung elastischer Bodenbeläge

Welche Reinigungsmethode für welchen Belag?

Unzureichende Fachkenntnisse über die richtige Reinigung und Pflege von Bodenbelägen führen immer wieder zu teuren Fehlern und Reklamationen. Die große Resonanz auf den Fachartikel von Dieter Grebing zur sachgerechten Einpflege von Linoleum in Ausgabe 4/2002 bestätigte, dass hier noch großer Informationsbedarf besteht. Wir bleiben daher am Thema dran. In dieser Ausgabe gibt der Sachverständige für die Nutzwerterhaltung von Fußbodenbelägen wertvolle Tipps zur fachgerechten Grundreinigung elastischer Bodenbeläge.

Fehler bei der Reinigung marktgängiger elastischer Bodenbeläge können leicht irreparable Schäden zur Folge haben - und bei kritischen Kunden dementsprechend schnell erhebliche Ersatzforderungen. Dabei muss der Fehler noch nicht einmal unbedingt vom Bodenleger selbst verursacht worden sein: Er ist als Fachmann schließlich beratungspflichtig und hat auch in dieser Hinsicht eine einwandfreie Leistung zu erbringen.

Bevor man sich als Handwerker an die Grundreinigung eines elastischen Bodenbelags wagt oder seinem Kunden Tipps für die richtige Pflege des Fußbodens gibt, sollte man sich also erst einmal selbst eingehend informieren, um sich vor späteren Regressansprüchen zu schützen. Für eine wirklich sachgerechte Reinigung sind nämlich bei jeder Belagart einige Besonderheiten zu beachten.

PVC-Bodenbeläge: Halten alkalischen Reinigern ebenso stand wie harten Pads

Bei der Reinigung von PVC-Bodenbelägen mit Grundreiniger und Padscheiben kann man eigentlich kaum Fehler machen. Denn diesem Belag schadet selbst eine hohe Alkalität des Grundreinigers nicht - mit pH-Werten über 12 in der Anwendungskonzentration. Sie erleichtert das Lösen selbst alter Selbstglanzemulsionen, die in vielen Jahren vom Endverbraucher aufgebracht worden sind - nach dem bewährten Motto 'viel hilft viel". In der professionellen Gebäudereinigung ist es seit langem üblich, den Grundreiniger je nach Aufgabenstellung anhand seiner Alkalität und Wirksamkeit auszuwählen. Die chemische Industrie bietet eine ganze Palette entsprechend abgestufter Sortimente an.

Bei der Auswahl der Padscheiben für die Grundreinigung sollte man beachten, dass sich mit einer braunen oder gar schwarzen Padscheibe die beste mechanische Reinigungswirkung erzielen lässt. Die Farbe gibt Auskunft über die Abrasivität (Härte). Aufgrund mangelnder Fachkenntnisse und zur vermeintlichen Schonung des PVC-Belags werden zur Grundreinigung dennoch oft rote Padscheiben verwendet. Sie sind für diesen Zweck aber völlig ungeeignet, da sie die Reinigungswirkung ganz erheblich vermindern. Die Folge: Alte Pflegefilmbeschichtungen werden nur unzureichend entfernt und der Kunde ärgert sich über eine entsprechend unsaubere Oberflächenoptik - vom hohen Arbeitsaufwand ganz zu schweigen. Einen guten Überblick über die auf dem Markt befindlichen Padscheiben-Farben und deren Einsatzgebiete bietet der betreffende Folder von 3M Deutschland.

Bei der Auswahl der Pflegefilmbeschichtung sind Produkte mit einem transparenten Pflegefilm gelblich austrocknenden Beschichtungen immer vorzuziehen. Die Industrie bietet außerdem Pflegefilmbeschichtungen an, die nicht hochglänzend sondern matt austrocknen. Sie heben Unregelmäßigkeiten in der Oberflächenoptik deutlich weniger stark hervor.

Das richtige Vorgehen bei der Grundreinigung von PVC-Belägen

Der Grundreiniger wird zunächst in der vorgeschriebenen Anwendungskonzentration mit geeigneten Reinigungstextilien vollflächig auf dem Belag verteilt und muss anschließend etwa 10 bis 15 Minuten auf die verschmutzten, alten Pflegefilme einwirken. Für die Bearbeitung der Ränder empfiehlt sich ein Handpad mit Verlängerungsstiel. Gegebenenfalls sind auch die Sockelleisten mit diesem Handpad zu reinigen.

Achtung: Die Reinigungsflotte darf im Randbereich auf keinen Fall auf einen benachbarten Bodenbelag überlaufen - z.B. einen Parkettbelag oder Teppichboden. Vor dem Überschreiten anderer Beläge sind die Schuhe entweder auszuziehen oder zu reinigen. Außerdem sollte man beachten, dass der Fußboden durch die angelösten Pflegefilme gefährlich glatt werden kann. Hier hilft nur entsprechendes Schuhwerk - Schuhe mit Ledersohlen sind für solche Arbeiten absolut ungeeignet.

Nach Ablauf der Einwirkzeit wird der Fußboden mit einer Einscheibenmaschine und einer untergelegten braunen oder schwarzen Padscheibe systematisch abgefahren. Danach saugt man die Schmutzflotte mit einem Wassersauger auf und wässert den Fußboden ab, um angetrocknete Reste wieder zu lösen. Dieses Wasser ist anschließend ebenfalls abzusaugen. Die Ränder müssen mit saugfähigen Reinigungstextilien nachgetrocknet werden.

Sobald der Belag getrocknet ist, was man visuell erkennen kann, folgt die Pflegefilmbeschichtung. Sie wird ebenfalls mit geeigneten Textilien sorgfältig und möglichst dünn aufgetragen. Pfützenbildung sind dabei unbedingt zu vermeiden - z.B. in Bodenunebenheiten. Beim Beschichten gilt die Grundregel: Drei dünne Aufträge sind besser, als zwei dicke. Die einzelnen Aufträge sollten jeweils 60 Minuten aushärten und trocknen.

Polyolefinbeläge: Alkalische Reiniger erlaubt - aber keine harten Pads

Polyolefinbeläge bestehen aus paraffinähnlichen Kunststoffen und sind daher wesentlich weicher als PVC-Beläge. Sie vertragen zwar ebenfalls stark alkalische Grundreiniger, sind aber gegenüber abrasiven Pads oder Bürsten empfindlich. Braune oder gar schwarze Pads erzeugen hier unansehnliche Verkratzungen. Gleiches gilt für Sandkörner, die über die Schuhsohlen eingetragen werden - bei diesen Belägen ist daher die Einrichtung einer funktionellen Schmutzfangzone ratsam.

Für die Grundreinigung können also bei Bedarf zunächst durchaus stark alkalische Grundreiniger aufgebracht werden - die nachfolgende mechanische Reinigung sollte allerdings mit deutlich weniger abrasiven, maximal blauen Padscheiben erfolgen. Achtung: Beim Aufbringen der abschließenden Pflegefilmbeschichtung kann es bei Polyolefinbelägen zu Haftungsproblemen kommen. Hier sollte man vorher unbedingt den Belag- und/oder Pflegemittelhersteller zu Rate ziehen. Aufgrund der weichen Oberfläche von Polyolefinbelägen ist eine gut haftende Pflegefilmbeschichtung auf jeden Fall sinnvoll.

Elastomerbeläge: Verlangen geeignete Reiniger und weiche Pads

Neue Elastomer- bzw. Gummibeläge weisen an der Oberfläche produktionsbedingt Trennmittel auf, die vor der Einpflege zunächst immer durch eine sorgfältige Grundreinigung entfernt werden müssen, um spätere Ablösungen der Pflegefilmbeschichtung zu vermeiden. Gummibeläge sind allerdings empfindlich gegenüber Langzeiteinwirkungen von alkalischen Reinigern und organischen Lösungsmitteln.

Für die Grundreinigung sollten daher Produkte verwendet werden, die auch für Linoleumbeläge freigegeben sind - deren Anwendungskonzentration also unter einem pH-Wert von 10 liegt. Stark abrasive Pads oder Bürsten sind ebenfalls ungeeignet, da sie die Belagsoberfläche verkratzen. Auch hier dürfen maximal blaue Pads eingesetzt werden. Für die Beschichtung empfehlen sich Polymerdispersionen, die weiche Pflegefilme bilden.

Eine wichtige Besonderheit dieser Belagart: In Elastomerbelägen befinden sich paraffinartige Alterungsschutzmittel, die im Laufe der Zeit an die Oberfläche wandern und auspoliert werden können. Dieser Umstand lässt sich beispielsweise bei strukturierten Belägen nutzen, wenn keine Pflegefilmbeschichtung aufgetragen werden kann. Die Polierarbeit sollte hier mit kontrarotierenden Zweiwalzen-Maschinen erfolgen.

Linoleumbeläge: Hier immer genau an die Herstellerempfehlung halten

Die meisten Fehler werden immer noch bei der Grundreinigung von Linoleumbelägen gemacht, was häufig zu irreparablen Beschädigungen führt. Diese entstehen meistens schon bei der Baufeinreinigung oder der Erstpflege. Ursache: Der Einsatz stark alkalischer Grundreiniger und abrasiver Pads, die den Linoleumbelag nachhaltig schädigen.

Bei der Reinigung ist stets zu beachten, dass Linoleumbeläge aus natürlichen Rohstoffen bestehen. Hier gilt es, die Reinigungs- und Pflegeanleitung des Belagsherstellers besonders aufmerksam zu lesen.

Zum Schutz vor Beschädigung während der Bauphase werden Linoleumbeläge werkseitig mit einer Acrylatbeschichtung ausgerüstet, die durch anschließende UV-Bestrahlung aushärtet. Ausnahme: Linoleum-Sportbeläge.

Diese Beschichtung darf laut Herstellerempfehlung bei der Baufeinreinigung auf keinen Fall durch eine Grundreinigung entfernt werden, sondern soll als Basis für einen Pflegefilmaufbau dienen. Hier sind sich die namhaften Markenanbieter Armstrong DLW, Forbo und Tarkett-Sommer einig. Sie empfehlen vor der Ersteinpflege eine Intensivreinigung des Belags mit einem Reiniger, dessen pH-Wert in der Anwendungskonzentration unter 10 liegt - bei empfindlichen Pastellfarben unter 9. Forbo empfiehlt zudem blaue oder rote Pads.

Nach dieser Intensivreinigung ist der Belag sorgfältig nachzuwässern und zu trocknen. Als Trockenzeit werden mindestens 12 Stunden angesetzt. Im Anschluss daran soll als Ersteinpflege eine Polymerdispersion zweimal aufgetragen werden. Diese Ersteinpflege ist meistens auch Bestandteil der Ausschreibung für die Verlegung von Linoleumbelägen.

Bei allen Bodenbelagarten sollte man in punkto Reinigung immer bedenken: Die Ansprüche der Verbraucher sind mit der Zeit immer größer geworden. Kunden wehren sich heute bedeutend schneller und massiver gegenüber angeblicher Übervorteilung und sind dank Rechtschutzversicherung häufig auch in keiner schlechten Position. Für den Handwerker gilt daher, entsprechend hohe Anforderungen an die eigenen Leistungen zu stellen und bei der Verlegung sowie bei der Reinigung, Pflege und einschlägigen Beratung sehr sorgfältig vorzugehen.

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Der Autor: Dieter Grebing ist von der IHK Rheinhessen ö.b.u.v. Berufssachverständiger für die Reinigung und Pflege von textilen und elastischen Bodenbelägen. Er veranstaltet zudem anbieterneutrale Seminare zum Thema "Nutzwerterhaltung von Fußbodenbelägen durch fachgerechte Reinigungsmaßnahmen". Fragen zum Thema beantwortet er gern.

Kontakt:
Beratungs- und Sachverständigenbüro Dieter Grebing
Friedensallee 3
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aus FussbodenTechnik 06/02 (Handwerk)