Treffpunkt Gesundheit

Ein Geschäft mit guten Ideen

Maisach bei München - Wer seinen Kunden zum Beispiel Matratzen, Kopfkissen oder komplette Schlafsysteme verkaufen will, braucht so einiges an Verkaufsfläche, davor eine gläserne Schaufensterfront - und über dieser wiederum eine möglichst voluminöse Leuchtreklame. Zudem wäre eine gute Lauflage direkt im Stadtzentrum günstig, damit die Kunden leicht über das Geschäft "stolpern". Alles das stimmt meistens - aber eben nicht immer.

Es gibt durchaus auch Fälle, wo nur wenige Quadratmeter zur Verfügung stehen, nicht ein einziges Schaufenster der Präsentation der Produkte dient - und der Standort auch noch etwas abgelegen in einem Gewerbegebiet, unweit einer großen Wiesen- und Ackerfläche liegt. Das kann nicht funktionieren, meinen Sie? Doch, es kann:

Norman Dombo ist nicht nur ein Mensch mit vielen Talenten, sondern steckt dazu auch immer voller aktivem Tatendrang: Der studierte Raum- und Landschaftsplaner arbeitete nach seinem Studium viele Jahre fachlich in diesem Bereich (auf den Gebieten Umweltverträglichkeitsprüfungen und Geo-Informationssysteme). Außerdem "tanzt" er nicht nur mehr oder minder gleichzeitig auf vielen Vereinshochzeiten, sondern ist dazu auch noch seit mehreren Jahren politisch aktiv. Dombo ist Mitglied im Maisacher Gemeinderat - und bei der kommenden Wahl kandidiert er für das Amt des Bürgermeisters.

Statt Raum- und Landschaftsplanung beschäftigt sich Dombo aber inzwischen längst mit zahlreichen Planungen rund um den gesunden Schlaf. Denn als klassischer Quereinsteiger sind seit einigen Jahren viele Dinge rund um Schlafsysteme, Matratzen und Kopfkissen seine neue berufliche Heimat - wie das Leben halt so spielt: 1997 machte sich Dombos Frau Barbara als freiberufliche Krankengymnastin und Physiotherapeutin selbstständig und eröffnete eine kleine Praxis in einem Maisacher Gewerbegebiet.

Für die Linderung von diversen Gesundheitsproblemen ihrer Patienten wurde, quasi "nebenbei", in den Praxisräumen ein "Gesundheitssortiment" - wie etwa Tempur-Kissen oder Igel-Bälle - vertrieben. Hört sich eigentlich völlig harmlos und wie eine sehr gute Idee an, hat aber im deutschen Steuerrecht einen ganz gewaltigen Nachteil: Einkünfte aus freiberuflichen Dienstleistungen (also den Patientenbehandlungen in der Praxis) und aus einem Gewerbe (wie dem Verkauf von Gesundheitsartikeln) werden vom Finanzamt zusammengezählt - und unterliegen als gesamte Summe der Gewerbesteuer...

Kein wirklich lukratives Zusatzgeschäft also für Barbara Dombo. Da der Arbeitgeber von Norman Dombo aber etwa gleichzeitig in geschäftliche Turbulenzen geriet, sattelte Dombo kurz entschlossen um und meldete alle gewerblichen Verkaufsaktivitäten rund um die Praxis auf seinen Namen an. Er professionalisierte das Geschäft und führte die Verhandlungen mit den diversen Herstellern selbst. So ganz ungeschickt scheint er sich dabei nicht angestellt zu haben: "Sie sind aber kein Physiotherapeut, oder?" erinnert sich Dombo an zahlreiche anerkennend-verwunderte Statements seiner jetzigen Geschäftspartner zu seiner neuen Tätigkeit.

Was also eher zufällig und nebenbei begann, wurde einige Zeit später auf ein breiteres Fundament gestellt. Im Jahr 2000 wurden die Praxisräume erweitert, der Gymnastikraum bekam einen neuen Platz in einem anderen Gebäudeteil - und im alten Gymnastikraum wurde eine permanente Ausstellung von Matratzen, Kopfkissen, Schlafsystemen und anderen Gesundheitsprodukten eingerichtet. "Vorher praktisch null und seitdem immerhin gut 40 Quadratmeter", schmunzelt Dombo; "mit eindeutigem Schwerpunkt auf Produkten von Tempur und Froli", ergänzt er. Prominent platziert im "Showroom" sind außerdem Kissen mit dem Namen "Memory Pillow" - Dombo ist deutscher Alleinimporteur dieser chinesischen Marke.

Nicht nur, dass die Produkte rund um den gesunden Schlaf nun erstmals einen eigenen Ausstellungsplatz bekommen hatten, machte sich positiv bemerkbar, sondern auch die Lage dieses Raums: Mittendrin, statt nur dabei - der ehemalige kleine Gymnastiksaal liegt nicht etwa am Rand der Praxis, sondern fast in deren Zentrum. "Und so müssen zahlreiche Patienten auf ihrem Weg in den neuen Gymnastikraum oder zu einigen Behandlungszimmern zwangsläufig an Tempur, Froli und Memory Pillow vorbei", kommt bei Dombo schelmisch fast wieder der Raumplaner durch.

Neue Potenziale erschließen

Aber trotz dieser strategisch günstigen Platzierung; allein von den Patienten der Praxis könnte Dombo heute wohl nur schwer existieren. Zum einen sitzt das Geld seit einigen Jahren, bedingt durch die schlechte wirtschaftliche Lage, bei vielen Menschen längst nicht mehr so locker. Zum anderen machen sich die Einschnitte durch die zahlreichen Gesundheitsreformen der Bundesregierung mittlerweile auch in den zurückgehenden Patientenzahlen direkt in der Praxis bemerkbar, wodurch es natürlich auch weniger potenzielle Kunden für Dombos Produkte gibt.

Da trifft es sich gut, dass man in den vergangenen Jahren ein berufliches Netzwerk zu zahlreichen therapeutischen Praxen in der näheren und weiteren Umgebung knüpfen konnte. Nach vielfältigen anfänglichen Berührungsängsten ("es gab vor allem die Befürchtung, wir würden Patienten zu uns herüberziehen, was natürlich keinesfalls meine Absicht war", erinnert sich Dombo), funktioniert alles mittlerweile zu beiderseitigem Nutzen und zur beiderseitigen Zufriedenheit. "Viele Therapeuten aus der Region empfehlen unser Geschäft und seine Produkte ihren Patienten zur Linderung und Vorbeugung ihrer Beschwerden - und da ich jeden Kunden frage, warum er zum Treffpunkt Gesundheit kommt, fließt auf diese Weise eine Verkaufsprovision wieder an den empfehlenden Therapeuten zurück", schildert Dombo das System.

Zusätzliches Kundenpotenzial erhofft sich Dombo außerdem von einer Vortragsreihe, die in diesem Jahr ihre Premiere in den Praxisräumen feiert. Themen werden zahlreiche Aspekte rund um den Themenkomplex "Gesundheit" sein, und nach der Auftaktveranstaltung zum Thema "ätherische Öle" wird natürlich auch das Thema "gesunder Schlaf" schon bald auf der Tagesordnung stehen. Als ergänzende Werbemaßnahmen schaltet Dombo außerdem schon länger regelmäßig Anzeigen in einem regionalen Wochenblatt. Eine weitere wichtige Marketingmaßnahme sind auch Sponsoringaktivitäten; die Gelegenheiten dazu bieten sich zahlreich: "Ich bin zwar nicht Mitglied in allen 76 Maisacher Vereinen, aber doch in sehr vielen", zieht Dombo eine nur schwer wahrnehmbare Grenze.

Alle diese Aktivitäten führen dazu, dass sich das Einzugsgebiet für das Geschäft in den vergangenen Jahren beständig erweitert hat. Mittlerweile finden Kunden aus allen vier (westlich von München gelegenen) Landkreisen Fürstenfeldbruck, Dachau, Starnberg sowie Landsberg/Lech den Weg zu Dombo; vereinzelt kommen sogar schon Kunden aus den Randbereichen von Augsburg zu ihm.

Dieses doch relativ große Gebiet lässt sich natürlich für einen kleinen Zweimannbetrieb - neben Dombo ist mit Alfred Kostmann nur noch ein weiterer Mitarbeiter ausschließlich für Matratzen, Kopfkissen und Schlafsysteme aktiv - mit Werbung gar nicht abdecken. Stattdessen spielt das Empfehlungsmarketing, also die gute alte "Mund zu Mund"-Propaganda, eine wichtige Rolle. "Ich habe kein Schaufenster, also bin ich natürlich für jede Empfehlung dankbar", sagt Dombo. "Alle von uns präsentierten Produkte können zwei Wochen lang kostenlos von den Kunden daheim getestet werden", ein Dienstleistungsangebot, das sich mittlerweile wohl herumgesprochen hat. "Ein hoher Servicestandard, verbunden mit einer professionellen Beratung" sind für Dombo damit unabdingbare Notwendigkeit für ein erfolgreiches Geschäft.

Kundenstruktur im Wandel

Bedingt durch die Entstehung aus dem "Nebenbei-Geschäft" einer Praxis kommen die Kunden bei Dombo überwiegend aus den älteren Jahrgängen. "Zwar dominieren diese Kunden (noch) bei mir, dennoch wird das jüngere Klientel zuletzt stärker", hat Dombo erkannt. Und noch eine weitere Beobachtung hat er gemacht: "Jüngere Kunden sind zwar preissensibler, kaufen aber auch bewusster ein".

Viele seiner jüngeren Kunden gewann er einerseits durch eine erweiterte Internet-Präsenz, aber vor allem dadurch, dass er die Gegebenheiten seines Umfelds geschickt zu nutzen verstand. In dem Gewerbegebiet am Stadtrand der Maisacher Kernstadt, in dem der "Treffpunkt Gesundheit" liegt, fehlt natürlich die "Laufkundschaft" einer Innenstadtlage. Aber in den zahlreichen umliegenden Betrieben aus verschiedenen Branchen, in den Büros, Werkstätten und Lagerhallen, arbeiten natürlich auch Menschen - also machte sich Dombo auf, "klapperte" die Firmen ab und wo immer es möglich war, kamen Informationen zum "Treffpunkt Gesundheit" ans Schwarze Brett des Unternehmens.

Aber auch, wenn vor allem seine jüngeren Kunden den Preis heute zunehmend in den Mittelpunkt der Gespräche rücken - "ich führe bewusst keine billigen Produkte", bleibt Dombo konsequent. "Mit einer einzigen Ausnahme im Kissenbereich werde ich nicht ins Preiswert-Segment einsteigen", unterstreicht er.


Treffpunkt Gesundheit - Firmentelegramm

Otto-Hahn-Straße 5
82216 Maisach
Tel. 08141/392508
Fax 08141/9566026
www.tg-maisach.de

Mitarbeiter: 2
Ausstellungsfläche: 40 qm
Konzept: Produkte rund um gesundes Schlafen, als Teil eines Praxisbetriebs
Markenschwerpunkte: Frolexus-Schlafsysteme, Tempur-Produkte
aus Haustex 03/06 (Handel)