Mehrwertsteuer

Erhöhung bei Planung berücksichtigen


Köln - Das zu Ende gegangene Jahr ist für den Textileinzelhandel recht ordentlich gelaufen. Nach ersten BTE-Hochrechnungen konnte der Umsatz im Jahr 2005 im Vergleich zum Vorjahr fast gehalten werden. Wie in den Vorjahren lief dabei das gehobene Genre anscheinend besser als der Markt der Mitte und der Preismarkt.

Entscheidender als die weitgehend stabile Umsatzsituation ist jedoch die Entwicklung der Erträge. Bereits im Jahr 2004 konnte der mittelständische Textilfachhandel nach zwei Verlustjahren endlich wieder eine positive Rendite von durchschnittlich 0,8 Prozent vom Bruttoumsatz erzielen. Und es deutet vieles darauf hin, dass sich diese Tendenz im letzten Jahr fortgesetzt hat.

Verantwortlich für die verbesserte Ertragssituation sind - neben generellen Kosteneinsparungen speziell im Personalbereich - vor allem die bessere Zusammenarbeit mit den (Haupt)Lieferanten. Immer mehr Industriepartner sind fähig und immer mehr Fachhändler willens, den Markt zu beiderseitigem Nutzen gemeinsam zu bearbeiten und nach wie vor bestehende Effizienzpotenziale auszuschöpfen. Wichtigste Maßnahmen in diesem Zusammenhang sind die Vereinbarung von tragfähigen Flächenkonzepten mit regelmäßigem Warennachschub, die gemeinsame Planung der Saison und die schnelle und Kosten sparende Kommunikation per elektronischem Datenaustausch (EDI).

Diese Zusammenarbeit muss auch im Jahr 2006 weiter optimiert werden. Denn einerseits scheint im Bereich des (Verkaufs)Personals das Einsparpotenzial weitgehend ausgereizt. Und andererseits ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Umsätze im Textileinzelhandel insgesamt erhöhen werden. Zwar wird dem Einzelhandel als Folge der Mehrwertsteuer-Erhöhung per 1. Januar 2007 speziell im zweiten Halbjahr ein allgemeines Umsatzplus prognostiziert, dies dürfte sich jedoch primär im Bereich der "Anschaffungsgüter" wie Möbel oder Elektrogeräte niederschlagen. Es ist zwar denkbar, dass damit auch die generelle Konsumfreude zunimmt und die Mode davon ebenfalls profitiert. Ebenso wahrscheinlich ist aber auch, dass Kunden mit begrenztem Budget dann ihre Modekäufe zu Lasten anderer Anschaffungen zurückstellen.

Stichwort Mehrwertsteuer-Erhöhung: Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass der Textileinzelhandel mehrere Jahre benötigt, um eine MwSt.-Erhöhung an die Verbraucher - so wie vom Gesetzgeber vorgesehen - zu überwälzen. Angesichts der starken Erhöhung um drei Prozent, der allgemeinen Konsumschwäche und der hohen Wettbewerbsintensität ist dieses Vorhaben besonders schwierig. Es ist eindeutig, dass sich der Textilfachhandel angesichts seiner nach wie vor zu schmalen Renditen keinen Spannenverlust leisten kann. Nach den in der Presse veröffentlichten Analysen zu urteilen, dürfte die Industrie hier zum Teil deutlich mehr Luft haben. Da gerade die Markenlieferanten mit ihren unverbindlichen Preisempfehlungen letztendlich die Kalkulation festlegen, sollte der Modefachhandel bereits bei der bevorstehenden Orderrunde das Gespräch mit seinen Industriepartnern suchen und auf eine handelsverträgliche Lösung drängen.

Hinzu kommt: Sind Erhöhungen der Verkaufspreise unumgänglich, sollten diese nicht erst mit der Frühjahrsware 2007 vorgenommen werden. Es erscheint sinnvoller, bereits im Laufe dieses Jahres - soweit möglich - neue zusätzliche Eckpreislagen festzulegen. Denn es ist damit zu rechnen, dass die Verbraucher vor allem zum Jahreswechsel 2006/07 die Preise genau beobachten und auf Erhöhungen dann besonders sensibel reagieren.
aus Haustex 03/06 (Handel)