Heinrich Gleue Perserteppiche

Nach 33 Jahren an einem neuen Standort

Als ältestes Spezialgeschäft für Orientteppiche in Bremen existiert die Firma Heinrich Gleue seit 82 Jahren. Mitte 2002 stand ein Umzug ins Haus. Auf der
Bremer "Künstlermeile" wurde ein neuer Standort gefunden. Eines ist in jedem Fall geblieben: das bewährte Sortiment.

Nicht ohne Grund steht der Begriff "Perser Teppiche" im Firmenschild des traditionellen Unternehmens. Pakistanische und indische Konsumware gehören nicht zum Angebot. Schon immer war es das klassische Sortiment, welches im hanseatischen Raum sein Publikum fand.

Natürlich will man sich bei Heinrich Gleue dem jeweiligen Trend nicht verschließen. Oberstes Gebot ist individuelles Eingehen auf den Kunden, In diesem Sinne wird der Wunsch nach dem Gabbeh oder der Nepalware keineswegs verwehrt. "Aber eher auf Nachfrage", betont Inhaber Herbert Schnorr. "Als Lagerware führen wir diese Sortimente nicht."

"Kunde bekommt, was er möchte"

In der Praxis wird die überwiegende Anzahl der Verkaufsabschlüsse außer Haus getätigt. Erst wenn der Teppich vor Ort beim Kunden auf dem Boden liegt, erfolgt der Handschlag. "Wir gehen eben sehr persönlich auf unsere Kundschaft ein", sagt Herbert Schnorr, Zwischendurch allerdings wird auch mal ein Schaufenster mit Trendware gestaltet, welches den Mitnahmekunden anlockt.

Mit sicherem Gespür für das Ambiente trifft das Heinrich-Gleue-Team seine Auswahl. Nachdem die Räumlichkeit des Kunden besichtigt und seine Vorstellung ergründet wurden, werden von Herbert Schnorr und seinem zukünftigen Teilhaber Gerald Elfers Vorschläge eingebracht. Dabei schöpfen die beiden Fachleute aus einem eigenen Lager von rund 1.000 Stücken. Bei Bedarf fahren sie an die Borsteler Chaussee in Hamburg, um ausgesucht schöne Einzelstücke zu erstehen.

Sonderanfertigungen sind möglich

Wenn der Import entsprechende Teppiche nicht verfügbar hat, bietet die Firma Heinrich Gleue Sonderbestellungen an. Das gilt, wie anderswo, vor allem für Nepalware. In den Vordergrund rückt man diese Auswahlmöglichkeit jedoch nicht. "Bevor wir Sonderanfertigungen anbieten, versuchen wir, dem Kunden etwas aus unserem Sortiment zu verkaufen", erläutert Herbert Schnorr die Geschäftsstrategie. Sonderbestellungen nämlich, so die Erfahrung, enthalten in Bezug auf Maßabweichungen und Lieferterminen oft ein gewisses Risiko.

Kontakte in ganz Deutschland

Dank langer Geschäftstradition und den daraus erwachsenden Empfehlungen dehnt sich der Einzugsbereich des Unternehmens über den Großraum Bremen hinaus. Selbst in Hamburg, dem Umschlagsplatz des Orientteppichs schlechthin, gibt es Kundschaft für die Bremer. Gern erinnert sich Herbert Schnorr an die Einrichtung eines Hamburger Hotels: "Durch die Vermittlung eines Museumsdirektors sind wir an diesen Großauftrag bekommen." An der Tagesordnung sind solche Objektgeschäfte nicht, aber sie garantieren Nachfolgeaufträge. Deshalb werden diese Kunden, wie andere auch, über den Teppichverkauf hinaus weiter betreut. Herbert Schnorr: "Wir fahren sogar zum Kunden hin, wenn er in Süddeutschland wohnt." Ziel ist dabei eben nicht das einmalige Geschäft, sondern der Wunsch, den Kontakt langfristig zu erhalten und bei neuen Aufträgen am Ball zu sein.

Ein klassisches Sortiment

"Wir sind einer der wenigen Händler, die noch den typischen roten Afghanteppich verkaufen." Darauf ist man bei Heinrich Gleue stolz. Das Angebot beinhaltet viele alte, gut erhaltene Stücke, deren Entstehung bis zu hundert Jahren zurück reicht. "Bei wirklich alter Ware dürfen auch ein paar Gebrauchsspuren da sein", erklärt Herbert Schnorr den Zustand. Auf diesem hochwertigen Bestand basieren Kontakte zu Sammlern, Museen und Innenarchitekten.

Bidjar oder Saruk, beides Provenienzen aus dem Westen Irans, zählen zum klassischen Sortiment aus dem Bremer Handelshaus. Keschan, Seiden-Heris, aber auch Kaukasus-Exponate finden sich in den Räumen. "Uns interessiert keine Massenware", erklärt Gerald Elfers. "Wenn wir auf neue Knüpfungen zurück greifen, dann nur auf ausgesucht schöne Stücke."

Dass dabei von alten Kunden oder deren Erben auch Teppiche zurück erworben oder in Zahlung genommen werden, gehört zur Politik des Hauses. Herbert Schnorr: "Man muss den Leuten nur erklären, dass die Ware vor 20 Jahren teurer war als heute."

Randsortimente

Pferdedecken und Flachgewebe jeder Art ergänzen das Teppich-Ambiente. Überhaupt bietet die Dekoration manch interessante Gestaltungsidee. Da sind nicht nur große Belutsch-Kissen in warmen Farbtönen. Auch Taschen und turkmenische Mäntel, die durchaus als Hausmantel fungieren können. Dazu diverse Möbelstücke - darunter Rauchtische, eine messingbeschlagene Anrichte, Truhen aus dem Hindukusch und Pandschab-Stühle, für deren Nutzung man sich an ein tieferes Sitzgefühl gewöhnen muss.

Der eigene Mann für den Service heißt Ceyhan Ates. Mit Teppichen kennt er sich aus. Das muss der Gleue-Mitarbeiter auch, denn er ist für die Reparatur und Aufarbeitung alter Teppiche zuständig. Diese Fachleistung zählt hier ebenso zur Selbstverständlichkeit, wie - in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Kiskan - die Wäsche. "Zudem machen wir Gutachten für Banken, Versicherungen oder privat", nennt Herbert Schnorr einen weiteren Aspekt seiner Teppichexpertise.

Jährliche Events

In Sachen Werbung hat sich das Bremer Orienthaus auf Quartalszeitschriften verlegt. Tageszeitungen werden nicht mit Anzeigen bedient. Auch saisonale Offerten will man hier keine fahren. Die jährliche Geschäftsentwicklung, heißt es, ließe sich ohnehin nie vorhersehen. Daher müsse, wenn überhaupt, jedes Jahr neu reagiert werden. Meist ist der November die umsatzstärkste Zeit. Dann tritt das Unternehmen mit Events zu besonderen Teppichthemen an die Öffentlichkeit. So wurden zum Beispiel in der Vergangenheit afghanische Kriegsteppiche mit eingeknüpften Panzern, Flugzeugen und Hubschraubern ausgestellt.

Geschäftsgründung 1921

In seiner langen Tradition hat sich das Haus Heinrich Gleue zum Treffpunkt für anspruchsvolle Teppichliebhaber entwickelt. Der Namensgeber und Gründer hatte nach Lehrjahren in verschiedenen Teppichabteilungen, darunter bei Rudolf Karstadt, sein erstes Geschäft in der Bremer Oberstraße eröffnet. 1953 bezog Heinrich Gleue neue Räume in der Rembertistraße. 1968 gab es in der gleichen Straße einen Umzug in größere Geschäftsräume.

Bereits 1958 war der Sohn Kurt Gleue als Teilhaber eingetreten. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1969 die Verantwortung. Seine Schaffenskraft währte bis 1995. Dann verstarb Kurt Gleue unerwartet und Herbert Schnorr, zu diesem Zeitpunkt bereits 36 Jahre in der Firma tätig und seit 1989 Gesellschafter, trat ans Ruder.

Neuer Standort

Im laufenden Jahr hat das Bremer Teppichhaus wieder eine Ortsveränderung vorgenommen. Nachdem die Immobilie am alten Standort verkauft wurde und das dortige Ladengeschäft bereits einen zukünftigen Neumieter hat, zieht Heinrich Gleue um. Am 1. Juli war es soweit. Es erfolgt ein nahtloser Übergang. Der Weg ist nicht weit. Fedelhören 7 heißt die neue Anschrift.

"Hier werden wir uns wohlfühlen", weiß Herbert Schnorr schon nach kurzer Zeit. "Weil wir hervorragend in das hiesige Ambiente passen." Fedelhören ist eine Art Künstlermeile mit mehreren Antiquitätenläden. Edle Orientteppiche sind hier gut aufgehoben.

"Wir verbessern uns", findet auch Gerald Elfers, der mit dem Umzug zum Teilhaber avancierte. Bei unwesentlicher Verkleinerung der Geschäftsräume füllt das Unternehmen Heinrich Gleue jetzt auf zwei Etagen eine Laden- und Lagerfläche von über 200 Quadratmetern mit seinem hochwertigen Angebot.
aus Heimtex Orient 02/02 (Handel)