Liberty - Das Haus für individuelle Wünsche

Gekonnter Spagat zwischen Avantgarde und Tradition

"The quintessential London Store" - Das typischste, ultimative Londoner Warenhaus. So nennt das Londoner Stadtmagazin Time Out das traditionelle Kaufhaus Liberty - und kürte es zum "Store of the Year".

Das kühne Statement eines Magazins, das bekannt und begehrt ist bei Londonder Youngsters und Touristen gleichermaßen, die Ausschau halten nach den neuesten Avantgarde-Boutiquen, den coolsten Nightspots, den angesagtesten Restaurants? Mitnichten. Liberty verkörpert den Zeitgeist schlechthin: Es hat Tradition und Authentizität, beherrscht scheinbar mühelos den Spagat zwischen Avantgarde und Althergebrachtem. Ob auf der Jagd nach den heißesten Manolo Blahniks oder auf der Suche nach Entspannung beim klassischen britischen Cream Tea and Scones - bei Liberty findet man beides. Diese so selbstverständlich und unprätentiös dargebotene Multioptionalität ist es, die den Reiz ausmacht und Kunden bindet - generationenübergreifend.

Die Architektur des Gebäudes - Fachwerk im Tudor-Stil - ist so angelegt, dass es nicht wie ein einziges riesiges Warenhaus aussieht, sondern den Anschein erweckt, es handele sich um eine Aneinanderreihung vieler kleiner Läden. Was ursprünglich notwendiges Übel, weil von den Grundbesitzern so vorgeschrieben, erweist sich heute als Glücksfall: Das Ensemble wirkt heimelig und sehr einladend, Schwellenängste kommen gar nicht erst auf.

Beeindruckend ist das enorm große Angebot in der Dekostoff-Abteilung. Hier findet man alle großen Namen des Stoff-Designs wie Osborne & Little, Romo, Jane Churchill, Designers Guild, Manuel Canovas, Lelievre, Zimmer & Rohde, Colefax & Fowler, Jim Thompson und viele andere mehr.

Aber bei Liberty hält man auch immer Ausschau nach neuen Namen, nach zeitgenössischem Design für trendaffine, junge Kunden. Wie zum Beispiel Timorous Beasties, die Glasgower mit ihrem provokativen, surreal anmutenden Stoff- und Tapetendesign. Oder St. Judes Gallery mit der speziellen Künstler-Edition. Newcomer wie Emily Burningham oder Clarissa Hulse sind ebenso zu finden wie 009 Textiles, eine Kooperative von Emilie OConnor und Gopali Mulji in Zusammenarbeit mit Handwerkern, Stickern, Handdruckern.

Neuer Hang zur Nostalgie

Gleichwohl, so Stoff-Einkäuferin Michelle Alger, sei wieder eine Hinwendung zu traditionelleren Stoffen zu beobachten. "Viele unserer Lieferanten schauen wieder in ihre eigenen Archive, holen Muster hervor um sie neu umzusetzen. Ich habe gerade einen neuen Lieferanten entdeckt, Standfast & Barracks, eine traumhaft schöne Kollektion. Ich glaube, es ist wieder ein Trend in Großbritannien, in die Vergangenheit zu blicken. Es ist alles ein wenig nostalgisch." Das erklärt vielleicht auch den Erfolg der vor einem Jahr ins Leben gerufenen und von Designers Guild umgesetzten Royal Collection. Prachtvolle Möbel- und Dekostoffe nach Originalvorlagen aus dem Buckingham Palast. "Wir waren bei der ersten Präsentation im Buckingham Palast mit dabei", erinnert sich Michelle Alger. "Es war absolut aufregend. Ein einmaliges Erlebnis."

Den neuen Hang zur Nostalgie bestätigt auch Michelles Kollegin Christina, verantwortlich für den Verkauf. "Zur Zeit ist ganz stark Toile de jouy gefragt. In den unterschiedlichsten Farben. Aber Grau liegt dabei ganz vorn."

Ein besonderes Highlight ist die Liberty Arts & Crafts Collection aus dem Hause Osborne & Little. Das Arts & Crafts Movement war eine englische Bewegung zwischen 1870 und 1920, maßgeblich initiiert von William Morris und anderen Malern und Architekten. Sie beeinflusste unter anderem Art Nouveau, Wiener Werkstätten und Bauhaus. Osborne & Little verwendet für die Arts & Crafts-Kollektion ausschließlich Original-Designs dieser Bewegung und ihrer Künstler.

Und noch ein Kleinod hat Liberty zu bieten: Svenskt Tenn (schwedisch für Schwedisches Zinn). Das Unternehmen, 1924 von der schwedischen Textilkünstlerin Estrid Ericson gegründet, verkaufte anfangs nur Gegenstände aus Zinn. Ab 1930 wurde das Sortiment durch Möbel, Accessoires und Textilien erweitert. Der österreichische Architekt Josef Frank wurde ihr renommiertester Designer. Seine Originalentwürfe prägen noch heute das Sortiment. Weltweit werden die Svenskt Tenn Produkte in nur ganz wenigen Metropolen verkauft - in London exklusiv bei Liberty.

Ganz wichtig: kompetente, individuelle Beratung

Geht man mit Christina durch die Stoff-Abteilung, sieht man das Ausmaß des riesigen Angebots. Unzählige Stoffballen und Musterbücher liegen aufgereiht auf Tischen und Regalen. "Wir müssen alle Bücher kennen, um unsere Kunden individuell und richtig beraten zu können", sagt Christina. "Der Kunde sieht nicht das fertige Produkt. Wir müssen viel erzählen, damit er sich das vorstellen kann. Dann bieten wir das Liberty-Paket an, mit Besuch im Haus, Beratung vor Ort, Maßnehmen der Fenster, Näharbeiten und Lieferung. Aber daneben liefern wir Stoffe weltweit. Es kommen Touristen zu uns, die Stoffe auswählen und dann per Brief oder E-Mail bei uns bestellen. Wir können auch immer wieder beobachten, wie gut informiert die Leute sind. Sie lesen Wohnzeitschriften und fragen oft ganz gezielt nach Herstellern und Marken. Das geben wir an unseren Einkauf weiter."

"Neben unserer Information auf internationalen Messen ist der Austausch mit den Kolleginnen im Verkauf ganz wichtig", bestätigt Michelle Alger. "Wir ermutigen sie auch, mit uns zusammen Messen zu besuchen oder bei Gesprächen und Vorlagen mit Lieferanten dabei zu sein. Ihre Erfahrung, ihre Meinung ist überaus wichtig für uns."

Hand in Hand arbeiten für eine optimale, individuelle Beratung der Kunden - vielleicht ist auch das eines der kleinen Geheimnisse für den Erfolg von Liberty.

Liberty Daten und Fakten


Die Bezeichnung Kaufhaus ist eigentlich viel zu profan für Liberty, den schicken Einkaufstempel mit der auffälligen Fachwerk-Fassade, der spezialisiert ist auf ausgefallene Stoffe, Teppiche, Mode und Accessoires. Die berühmten Liberty-Drucke gibt es als Notizbücher, Schals, Kosmetiktaschen oder am laufenden Meter zu kaufen.

Bereits seit 1894 ist das 1875 gegründete Traditonsunternehmen eine Aktiengesellschaft, heute im Besitz von Retail Stores plc, die wiederum zur Marylebone Warwick Balfour Group gehören.

Das Zahlenmaterial über Liberty ist relativ dürftig. Zuletzt wurde der Halbjahres-Umsatz 2009 veröffentlicht. Er belief sich auf 25,3 Mio. GBP (28,7 Mio. EUR zum Stand von August 2009), 18 % mehr als im Jahr zuvor. Auch war es gelungen, das Nobel-Kaufhaus aus der Verlustzone zu führen und ein EBITDA von 30.000 GBP zu erwirtschaften (30. Juni 2008: - 2,7 Mio. GBP).

Regent Street
W1B 5AH London, Großbritannien
Telefon: +44 - 20 - 77341234
Fax: +44 - 20 - 75739876
www.liberty.co.uk
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