Günther Kelm über die aktuelle Situation auf dem deutschen Markt

Der Laminatmarkt und sein Umfeld

Es mehren sich die Zeichen, dass die Konjunktur im Euroraum die Talsohle erreicht oder schon durchschritten hat. Die ersten beiden Monate des Jahres 2002 haben in Industrie, Handel und bei den Konsumenten allerdings noch keinen Optimismus verbreitet, es ist also weiterhin Geduld gefordert.

In den ersten beiden Monaten des Jahres hat die Industrie die Produktionsauslastung und Umsatzplanung nicht erreicht.

Dekorpapierhersteller mussten weiterhin ihre Produktion der unbefriedigenden Marktsituation anpassen und das nun schon mit wenigen Unterbrechungen seit Mitte 2001.

Die großen Laminatboden-Produzenten, allen voran die Unternehmen der Kaindl-Gruppe,verteidigen ihre Preisführerschaft mit Aktions-Produkten, die den Laminatbodenabsatz in rentablen Produkten ins Abseits stellen.

Es bleibt also trotz Bedenken und Warnungen vieler Marktteilnehmer aus Industrie und Handel weiterhin bei der Strategie "Volumen ist wichtiger als Profit".

Es stellt sich für mich die Frage: Sprechen die Insolvenzen wie bei Hornitex und Osmo, sowie die Verluste in zweistelliger Millionenhöhe wie bei Frick nicht eine klare Sprache?

Großhandel

Nach einem unbefriedigenden Januar hat auch der Februar mit schlechten Umsatzzahlen Spuren hinterlassen. Bei vielen Unternehmen ist das aufgelaufene Ergebnis der beiden Monate gegenüber dem Vorjahr zweistellig im Minus. Der Laminatboden ist hieran teilweise erheblich beteiligt.

Bau- und Bodenbelagsfachmärkte

Das Geschäft in diesem Marktsegment war sehr unterschiedlich und wurde erst in der letzten Februarwoche lebhafter.

Im Baumarkt sieht man Sonderangebote von hochwertigen Laminatboden-Produkten. Es handelt sich um Auslaufqualitäten verschiedener Hersteller, die zur Verleimung vorgesehen sind, mit Nachlässen von mehr als 50%.

Die Preissituation ist im Standardsortiment weitgehend stabil. Bei Aktionsware sind folgende Niedrigpreise festgestellt:

Laminatboden zur Verleimung (Trägermaterial Spanplatte) 4,59 EUR/qm
Click-System 6,95 EUR/qm
Click-System mit Dämmung 9,95 EUR/qm

Handwerk

Die Gespräche mit Handwerkern ergaben kein repräsentatives Ergebnis. Da die Belieferung des Handwerks vorrangig über den Großhandel erfolgt, wurde die Beurteilung der Situation des Handwerks mit der des Großhandels verglichen.

Das wirtschafliche Umfeld

Die Zahl der Arbeitlosen hat sich im Februar gegenüber Januar nur unwesentlich verändert. Es wurden 4.296.157 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Zahl der offenen Stellen hat zugenommen.

Wenn wir aus den Medien entnehmen konnten, dass sich das Ifo-Geschäftsklima imposant verbessert hat, so sollten wir uns von einer solchen überzeichneten Darstellung nicht beeinflussen lassen, zumal sich die Konjunkturexperten zur Zeit noch nicht einig sind, wann die deutsche Wirtschaft wieder in die Wachstumszone kommt.

Die deutsche Wirtschaft ist stark exportorientiert und somit in erster Linie abhängig von der sich erholenden US-Konjunktur, die auch noch keine großen Sprünge macht. Das Wachstum im Inland wird sicherlich erst im zweiten Halbjahr 2002 positive Zeichen setzen.

Ob sich der langerhoffte Aufschwung dann auch in Deutschland über die Stimmungs-indikatoren hinaus in harten Zahlen niederschlägt, bleibt abzuwarten.

Blick in die Industrie

Egger
Egger hat die Ausgabe einer Firmenanleihe in Höhe von 100 Mio. EUR bekanntgegeben, die seit 7. März an der Wiener Börse im Freiverkehr gehandelt wird. Der Emissionserlös wird unter anderem für die Optimierung der Finanzierungsstruktur des Holzwerkstoffherstellers verwendet. Für die Tilgung einer im Sommer 2002 fälligen Anleihe aus dem Jahr 1997 wird etwa ein Drittel des Erlöses eingesetzt.

Osmo
Bei Osmo kam am 28. Februar das "Aus". Nach dem Rückzug einer Investmentgesellschaft aus der Münchner Schöller-und Metternich Gruppe die Interesse an einer Gesamtübernahme bekundet hatte, und der Sparkasse Münster Ost, die den Kredit für die Übernahme im Rahmen eines Management-Buy-Outs zur Verfügung stellen wollte, gab es kaum noch eine Chance für eine Weiterführung oder Veräußerung.

Erschwerend war noch hinzugekommen, dass sich Peter Scheiwe, der Seniorchef des Unternehmens, bei den diversen Verhandlungen weigerte, die von ihm an Osmo gehaltenen Markenrechte zu verkaufen, und nur die Nutzung der Rechte für 20 Jahre akzeptierte.

Die süddeutschen Hobelwerke Häussermann waren von dem Kaufvertrag für das Hobelwerk in Papenburg zurückgetreten. Hauptursache für die Kündigung des unter Vorbehalt unterzeichneten Kaufvertrags war die nicht abschließende Klärung der rechtlichen Fragen über die künftigen Mitarbeiterverhältnisse im Zusammenhang mit dem § 613a BGB. In den nächsten Wochen werden nun vorhandene Aufträge in den Werken Münster, Ferch und Papenburg abgewickelt sowie noch vorhandene Lagerbestände verkauft. Mit Osmo verabschiedet sich ein leistungsfähiger und zuverlässiger Lieferant der Holz- und DIY-Branche.

Lüghausen
Der in der Holzbranche renommierte Holzhändler Lüghausen mit Standorten in Siegburg, Lohmar und Schleiz hat am 22. Februar beim Amtsgericht in Bonn Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Mit Ausnahme des Geschäftsbereiches Proholz, der seit längerer Zeit ausgegliedert ist, sind alle anderen Bereiche betroffen. Die bereits im vergangenen Jahr aufgetretenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten konnten offensichtlich durch die eingeleiteten umfangreichen Restrukturierungsmaßnahmen bisher nicht behoben werden. Inwieweit durch den Insolvenzverwalter Möglichkeiten gesehen werden, die Restrukturierung fortzusetzen, bleibt abzuwarten.

Hornitex
Da Pfleiderer nicht bereit ist die vom Insolvenzverwalter geforderte Nachbesserung seines Angebots für Hornitex vorzunehmen, ist damit zu rechnen, dass sich das Unternehmen ganzu aus dem Rennen um den Holzwerkstoffhersteller zurückzieht. Es bleibt abzuwarten, ob nun die beiden Investoren Bridgepoint Capital und Orlando Management ihr Angebot aufrecht erhalten. Die im Januar 2002 angekündigte Produktionsstilllegung der Faserplatten wurde zum 28. Februar vollzogen. Hornitex hatte 40.000t Hartfaserplatten pro Jahr produziert.

Blick in den Großhandel

Mühl
Die Mühl Product & Service AG war 1997 als Baudienstleister eines der ersten Unternehmen am Neuen Markt. Der Vorstandschef Thomas Wolf erklärte seinerzeit anlässlich eines Interviews dem Handelsblatt auf die Frage: "Brauchen sie eine Kapitalerhöhung?" "Bis 2002 nicht, wir haben eine freie Liquidität von 200 Mio. DM".

Heute besteht nun die Gefahr, dass eine Insolvenz nicht zu vermeiden ist, wenn nicht Banken mit einem Kredit oder auch eventuell die öffentliche Hand mit einer Landesbürgschaft helfen. Das Unternehmen benötigt zur Abwendung eines Liquiditätsengpasses von den Banken eine Zwischenfinanzierung von 25 Mio. EUR.

Es werden Barmittel bis zum erhofften Verkauf der E -Logistic 24 AG gebraucht. Da die Banken immer weniger bereit sind, Unternehmen aus der Baubranche zu finanzieren, zögern sie mit Verlängerung der Kreditlinie bzw. Ausweitung des Engagements. Vorstandschef Wolf benötig eine Entscheidung bis Mitte März.

Blick auf Baumärkte

Home Depot
Der Weltmarktführer der Baumarktbranche teilt mit, dass mit einer zweistelligen Zuwachsrate bei Umsatz und Gewinn das Geschäftsjahr 2001/2002 gegenüber dem Vorjahr abgeschlossen wurde. Der Umsatz betrug 61,71 Mrd. und der Gewinn 3 Mrd.

Home Depot war auf der diesjährigen Eisenwarenmesse DIY Tec mit einer 15-köpfigen Einkaufs-Delegation vertreten und hat den Kleinen Auensaal u.a. für Ausstellerkontakte gemietet.

Hornbach
Hornbach hat im Jahr 2001 unter den Baumarktbetreibern im Umsatz den 4. Platz eingenommen und die Hagebau auf Platz 5 sowie Toom auf Platz 6 verwiesen. Die Plätze 1 bis 3 halten Obi, Praktiker/Top-Bau und Bauhaus.

Interessant ist auch die Mitteilung, dass Hornbach an seinem Stammsitz Bornheim am 28. Februar ein Hornbach-Zentrum eröffnet hat. In diesem Fachmarktzentrum haben sich neben dem Bau- und Gartenmarkt, Einzelhändler für Lebensmittel, Drogerieartikel, Mode, Schuhe, Spielwaren und ein Restaurant eingerichtet.Hornbach wird Projekte dieser Art auch bei weiteren Planungen berücksichtigen.


Praktiker
Praktiker hat eine Preisoffensive gestartet. Mehrere 100 Artikel, die ständig im Sortiment sind und oft nachgefragt werden, wurden im Durchschnitt um 10 % ermäßigt.

Die Marktgestaltung wurde mit Aktionsflächen der stärkeren Preisaggressivität angepasst. Weitere Maßnahmen sind in Vorbereitung, teilt das Unternehmen mit.

Blick in den Möbelhandel

Möbel Walther
Möbel Walther erwartet schwarzes Jahr. Umsatzeinbrüche und düstere Aussichten veranlassen die Firma statt der ursprünglich geplanten Entlassung von 700 Mitarbeitern nun rund 900 Mitarbeiter zu entlassen. Vom Abbau der Stellen sind vor allem die Verwaltung und die Logistik betroffen. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt etwa 5000 Mitarbeiter in 11 Einrichtungshäusern, 11 Discountmärkten und 4 Küchen- Einkaufshäusern.
aus BTH Heimtex 03/02 (Bodenbeläge)