Alles über Tapeten

Naturwerkstoff-Tapeten richtig tapezieren

Naturwerkstoff-Tapeten mit Oberflächen aus Grasgeweben, Korkblättchen oder Steinchen haben einen besonderen Reiz, erfordern durch die spezifischen Eigenheiten der verschiedenen Materialien und die zumeist handwerkliche Herstellung aber Know-How, Sorgfalt und Aufmerksamkeit bei der Verarbeitung. Lothar Steinbrecher zeigt, wie man dabei vorgeht.

Zu den Naturwerkstoff-Tapeten zählen ganz verschiedenartige Wandbekleidungen, bei denen auf dem Träger unterschiedliche Materialien befestigt werden - von Grasgewebe oder Bambus über Korkblättchen bis hin zu Steinchen oder Porzellanchips.

Überwiegend kommen diese Wandbeläge aus den Ländern, in denen die betreffenden Rohstoffe wachsen und dort meist manuell weiterverarbeitet werden. Die spezifischen Wachstumsbedingungen und Eigenheiten der Naturwerkstoffe sowie die handwerkliche Fertigung lassen jede Rolle und jede daraus geschnittene Bahn zum Unikat werden.

Wichtig: Die durch das natürliche Wachstum bedingten Materialeigenschaften sind typische Echtheitskennzeichen. Um Missverständnisse mit dem Kunden zu vermeiden, den wachstums- bzw. herstellungsbedingte Unregelmäßigkeiten stören können, sind bereits beim Beratungsgespräch qualifizierte Informationen erforderlich.


Grastapeten

Material
Echte Grasfaser-Tapeten kommen aus Korea, China und Japan. Rohmaterial sind Arrowroot- und Wangkool-Halme, die in den Gebirgstälern der Herkunftsländer gedeihen. Es werden aber auch Bastfasern, Sisal und Binsen verarbeitet. Nach der Ernte ist ein aufwendiger Bearbeitungsprozeß notwendig: Die Fasern werden gewaschen, gebleicht, aufgesplittert, getrocknet und nachbehandelt, bevor sie sich zu langen Fäden zusammenknoten lassen.

Es erfordert viel Geschicklichkeit, die harten, zusammengeknoteten Grasfasern mit dünnen Baumwollfäden im Handwebstuhl zu verarbeiten. Anschließend werden die Gewebe mit Naturleim auf Reisstrohpapier kaschiert. Danach folgt das Einfärben der Bahnen mit Schwämmen, falls sie nicht im gelblich-grünen Naturfarbton verbleiben. Unterschiede in Webdichte, Struktur und Farbton in Verbindung mit dem fernöstlichen Akzent machen die charakteristische, eigenständige Optik von Grastapeten aus, die von Kennern ausdrücklich verlangt und geschätzt werden.

Hierzulande werden Grastapeten vorwiegend im privaten Bereich eingesetzt, aber auch in repräsentativen Räumen im Objekt, Restaurants usw.

Verarbeitung
Qualitätsbewusste Lieferanten schattieren ihre Grastapeten vorher aus oder liefern meterweise von Großrollen, so dass Farbtonunterschiede kaum Probleme bereiten. Die Rollenbreite beträgt ca. 90 cm. Aufgrund der naturhaften Oberflächenstruktur ist ein Abzeichnen der Bahnen trotzdem nicht auszuschließen. Deshalb sollten die zu Wandflächen bzw. Decken vor dem Tapezieren symmetrisch aufgeteilt werden.

Tip: Es ist ratsam, die zugeschnittenen Grastapeten-Bahnen provisorisch anzunadeln und so lange umzugruppieren, bis für den Raum - unter Beachtung des Lichteinfalls - die beste Wirkung erreicht wird.

Bei einigen Tapeten sind die Bahnkanten zu beschneiden, vorzugsweise mit einer Schiene und dem Beschneideschlitten mit Kreismesser oder Industrieklinge.

Hellgrundige Grastapeten können transparent wirken. Deshalb empfiehlt es sich, eine Rollenmakulatur vorzukleben, die einen einheitlich hellen, saugfähigen und spannungsausgleichenden Untergrund garantiert. Grastapeten werden üblicherweise mit Speziakleister im Ansatzverhältnis 1 : 20 verklebt. Die Weichzeiten sind mit ca. 5 Minuten relativ kurz. Falls man sich nicht sicher fühlt, sollte mit Restabschnitten eine Weichprobe vorgenommen werden.

Grastapeten werden auf Stoß geklebt und mittels Moosgummiwalze sorgfältig angedrückt. Achtung: Keinen Nahtroller benutzen.

Tip: An Steckdosen und Schaltern schneidet man die querbetonende Grastapete nur waagerecht ein, damit diese Schnitte unsichtbar bleiben. Sollte beim Verarbeiten trotzdem mal ein Kleisterfleck auf der Vorderseite entstehen, diesen sofort mit einem weichen Schwamm und klarem Wasser abtupfen, ohne die Grastapete stark zu durchfeuchten.


Naturkorktapeten

Material
Korktapeten kommen aus Spanien, Portugal und Korea. Die Rinde der Korkeiche ist ein natürliches Material, das als hauchdünn geschältes Furnier scheibenweise in unterschiedlichen Größen und Formen von Hand auf einen Papierfond kaschiert wird.

Typisch sind warme, hell-rötliche Naturfarbtöne oder dunkelbraune Nuancen, die durch Nachbehandlung des Korkmaterials erreicht werden, etwa durch Brennen. Zusätzliche Farbeffekte ergeben sich, wenn die Korkblättchen auf einen farbigen Lackfond geklebt sind, der stellenweise durch die Korkstruktur sichtbar wird.

Das Korkmaterial zeigt unterschiedlichste Wachstumsstrukturen. Korktapeten sind relativ unempfindlich und reinigungsfähig. Außerdem wirkt Kork schallisolierend und mindert Wärmeverluste.

Je nach Ursprungsland weichen die Tapetenrollen vom Normalmaß ab, zum Beispiel 0,76 m x 9,15 m.

Tapeten aus Naturkork bieten vielseitige Einsatzmöglichkeiten in Wohnräumen, Gaststätten und Hotels, Konferenz- und Aufenthaltsräumen. Auch Möbel- und Türflächen lassen sich damit bekleben.

Verarbeitung
Korktapeten können je nach Papierträger und Untergrund mit Spezialkleister 1 : 20 verarbeitet werden. Dazu die Bahnen gleichmäßig und nicht zu dick einkleistern, in üblicher Weise zusammenlegen und nochmals aufrollen, damit sich die Bahnkanten nicht hochstellen und vorzeitig antrocknen. Bei der Verarbeitung von Korktapeten auf Holzuntergründen hat sich die Zugabe von 10% Dispersionskleber bewährt.

Nach kurzer Weichzeit von ca. 3 Minuten werden die Korktapeten auf Stoß tapeziert und mit einer Tapezierwalze blasenfrei angedrückt. Kleisterflecken auf der Tapetenoberseite möglichst vermeiden oder - falls es doch passiert ist - im feuchten Zustand mit einem angefeuchteten Schwamm vorsichtig abtupfen.
Granulattapeten

Material
Bei Granulat-Tapeten sind körnige Teilchen aus Naturkork, Vermiculit, Porzellan oder Kunststoff in einen Kleberuntergrund eingebettet. Besonders vielseitig ist Vermiculit, ein natürliches, schieferartiges Material, das sich bei Erhitzung aufbläht. Die Körnchen erhalten vielfältige Farbnuancen und metallisch wirkende Glanzeffekte. Die daraus hergestellten Tapeten tragen die Bezeichnung Mica. Granulattapeten eignen sich für den anspruchsvollen Wohnbereich, für Banken, Versicherungen, Hotels und elegante Läden.

Verarbeitung
Beim Tapezieren werden die sorgfältig beschnittenen Bahnen mit Spezialkleister verklebt und auf Stoß verarbeitet.
aus BTH Heimtex 03/02 (Handwerk)