Création Baumann Weberei & Färberei AG

"Unser Fokus liegt auf den Emotionen"


Der Name Création Baumann wird in erster Linie mit modernen, hochwertigen Deko- und Möbelstoffen identifiziert. Seit 1989 ist jedoch auch die Sparte Systems mit Rollos, Vertikallamellen, Raff- und Flächenvorhängen ein wichtiger Sortiments-Baustein. Renè Hofmann ist als Produktmanager dafür verantwortlich. BTH Heimtex-Redakteurin Petra Lepp-Arnold sprach mit ihm über Sortimentspolitik, Strategie und die Perspektiven der einzelnen Produktgruppen.

BTH Heimtex: Sie vermeiden die Bezeichnung Sonnenschutz, sprechen stattdessen von System-Produkten. Warum?

René Hofmann: "Weil wir nicht nur über die Funktion in den Markt einsteigen wollen. Unser Fokus liegt auf den Emotionen - den Stoffen, den Dessins, die spontan gefallen müssen. Die entsprechende Funktion - Sonnenschutz, Sichtschutz, Blendschutz - bauen wir dann mit ein.

Wobei ornamentale und florale Muster nur bedingt geeignet sind. Wir bevorzugen moderne, grafische Dessins. Weil wir selbst produzieren mit eigener Weberei, Färberei, Druckerei und Stoffausrüstung können wir zudem spezifische Dessins entwickeln, die nur bei Rollo, Flächenvorhang und Lamelle eingesetzt werden, etwa mit Lasertechnik oder Inkjet-Druck.

Gerade mit den Laser-Dessins, die wir gezielt auf den Behang abstimmen, haben wir erfolgreich eine Nische besetzt und dem gesamtem Systems-Programm einen Schub gegeben. Die Inkjet-Technik macht uns darüber hinaus flexibel und schnell bei Druckdessinss. Die Vorlagen werden mit dem PC bearbeitet und dann auf die Druckmaschinen weitergeleitet. Flächige Blumenmotive lassen damit zum Beispiel sehr gut umsetzen. Und die Kunden können sogar eigene Ideen realisieren lassen. Gerade erst hat uns ein Schweizer Hotel beauftragt, die Seiten seines Gästebuchs von 1920 bis 1940 auf Flächenvorhängen abzubilden.

BTH: Wie stark sind die einzelnen Produktgruppen?

Hofmann: Vertikallamellen und Rollo sind praktisch gleich stark und machen je ein Drittel des Systems-Umsatzes aus. Mit Flächen- und Raffvorhängen decken wir das restliche Drittel ab, wobei Raffvorhänge mit 10% den kleinsten Anteil ausmachen.

BTH: Warum nimmt der Raffvorhang nur so einen kleinen Anteil ein, obgleich er landläufig als direkte Alternative zur Gardine gilt?

Hofmann: Wir sind bekannt für unsere moderne, grafische Handschrift. Das passt aber nicht unbedingt zum Raffvorhang, der eher verspielt wahrgenommen wird. Hier haben wir noch Nachholbedarf.

BTH: Vertikallamellen werden meist über den Preis verkauft. Wie heben Sie sich von Ihren Wettbewerbern ab?

Hofmann: Da wir selbst produzieren und vertikal integriert sind, können wir unsere Produkte mit Eigenschaften ausstatten, die der Wettbewerb so nicht bietet. Zum Beispiel fertigen wir bandgewebte Trevira CS-Lamellen mit weichem, textilen Griff, die in der Waschmaschine gewaschen oder chemisch gereinigt werden können. Die Kanten werden verwebt und können nicht ausfransen.

Auch über das Design setzen wir uns ab, etwa mit Lasermotiven, Strass-Steinchen oder eingewebten Silber- und Goldfäden.

BTH: Und beim Rollo? Auch dort gibt es starke Konkurrenz.

Hofmann: Schon, aber auch hier verkaufen wir nicht über die Technik, sondern über die textile Anmutung und konnten klar Marktanteile hinzugewinnen. Die technischen Komponenten dafür kaufen wir jeweils zu, wobei Qualität und Design der Technik mit der Coorporate Identity von Création Baumann stimmig sein müssen. Wir versuchen, durch gewisse technische Exklusivitäten auch hier eine Sonderstellung einzunehmen.

BTH: Welche Produktgruppe hat die besten Perspektiven?

Hofmann: Der Trend geht eindeutig zum Flächenvorhang. Dort wird im Moment am meisten bewegt. Das merken wir auch bei unserer Flächenvorhang-Kollektion, die wir 2001 auf den Markt gebracht haben und die damals einen fulminanten Start hingelegt hat. Gerade die Lasertechnik ist hier unser Zugpferd.

BTH: Auf welchen Märkten sind Sie mit Systems präsent?

Hofmann: Mit dem kompletten Systems-Sortiment sind wir in der Schweiz, Deutschland und Österreich vertreten und bedienen alle drei Märkte von unserem Produktionsstandort Langenthal. Zudem unterhalten wir einen weltweiten Vertrieb über eigene Tochtergesellschaften und können mit unserem Programm so gezielt die Märkte vor Ort bearbeiten. Die Händler dort übernehmen jeweils die komplette Textilkollektion von Systems, setzen aber die marktübliche Technik ihres Landes ein.

Zielgruppe sind im Prinzip sowohl der Wohn- wie auch der Objektbereich. Weil wir eng mit dem Fachhandel verbunden sind, haben wir uns allerdings stärker im Wohnbereich positioniert, der auch den größeren Anteil ausmacht.

BTH: Was haben Sie sich für 2003 vorgenommen?

Hofmann: Es geht darum, neue Nischen zu finden. Wir haben mit dem Thema "Textil im Raum" interessante Ideen, die wir gerne realisieren möchten!
aus BTH Heimtex 03/03 (Wirtschaft)