Corinna Störtenbecker über Teppichboden-Trends 2001

Aufbruch in die dritte Dimension


"Emotionen" ist das Schlüsselwort für die Trends der nächsten Jahre. Für Textilien bedeutet das, sie emotional erlebbar zu gestalten und dem Kunden ein Sinneserlebnis zu bereiten. Auch Teppichböden werden nicht nur zum visuellen, sondern genauso zum haptischen Erlebnis gemacht. Sie sollen zum Anfassen einladen, Behaglichkeit und "Sich wohl fühlen" vermitteln. Zugleich werden sie immer interessanter und fantasievoller gestaltet - oft mit relativ einfachen Mitteln.

Dabei spielen plastische Effekte ein größe Rolle - Stichwort Hoch-Tief-Musterungen. Effekt- und Strukturgarne finden öfter Anwendung. Das Qualitätsniveau wird angehoben - Individualität hat einen hohen Stellenwert und der Kunde wertet sich mit dem Kauf eines hochwertigen Teppichbodens zugleich persönlich auf.

Der Trend zu mehr Emotion zeigt sich zum Beispiel in Texturen, die großenteils der Natur nachempfunden sind wie Fell - etwa als langfaserige, hochflorige Teppiche -, Leder - als Einfassband und Effekt -, Tierfell- bzw. hautzeichnung - zum Beispiel von Kuh, Zebra, Kroko oder Schlange. Auch Fransen, Stricktexturen, Filz und Durchbruchmuster werden als kreative Stilmittel eingesetzt.

Strukturen - feiner als Texturen - eignen sich unter anderem gut für elegante, hochwertige Produkte. Viele Verbraucher werden qualitätsbewusster und entscheiden sich für diskret gemusterte, edle Teppichböden. Diese Strukturen können durchaus geometrische Formen haben. Auch Streifen sind im Kommen.

Um Effekte dreht sich in der nächsten Zukunft alles bei Teppichböden; interessant müssen sie aussehen, "viel-dimensional" sein (= kreativ), dürfen aber gleichzeitig nicht zu auffällig sein.

Für solche dezente Effekte wird oft der Ausdruck 'Antistruktur" benutzt: Eine Art der Musterung, die sich auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen gibt und nicht festlegen lässt. Damit braucht auch der Kunde sich nicht festzulegen und ist flexibler hinsichtlich verschiedener Stilrichtungen.

Leicht und ein bisschen verspielt dürfen auch Teppichböden jetzt sein; sie können beispielsweise mit Fransen aus Leder oder anderen Materialien, gedrehten oder geflochtenen Fransen oder gehäkelten Bordüren dekoriert sein. Oder die Oberfläche wird mit kleinen Garnbüscheln belebt. Auch Riesenschlingen aus Effektgarnen - entweder sehr fein oder ganz grob - sieht man wieder. Flokati-Effekte feiern ein Revival, neu ist, dass die Garne auch mal eine andersfarbige Seele haben können, zum Beispiel außen Wollweiss, innen Pink.

Schwere Luxus-Qualitäten sind ebenfalls im Kommen: Bei den voluminösen Teppichböden kommt viel - und edles - Material zum Einsatz. Die hohe Wertigkeit darf nicht zu übersehen sein. Farben und Muster sind gediegen, eher dezent. Schließlich soll die teure Ware auch lange halten.

Bei den Farben gibt es mehrere Strömungen: Die Hauptrichtungen sind Natur, Eleganz, Bunt und Metall.

Die Naturfamilie umfasst helle weiche Beigetöne, trockene Braunschattierungen und Erdfarben, Grau, Olivgrün. Es darf aber nicht zu intensiv sein. Elegant wirken Stein, Stahlblau, Anthrazit, Aqua und Creme.

Bunt aufgemischt werden die Kollektionen durch Mauve, kühles Violett, Grasgrün, Flaschengrün und immer noch Rot. Metallische Farben sind in Teppichböden nicht so einfach zu verarbeiten (Gebrauchs-Eigenschaften ! ); da sie aber voll im Trend liegen, wird man sich wohl etwas einfallen lassen, um metallische Effekte zu erzielen.
aus BTH Heimtex 01/01 (Bodenbeläge)