Alles über Tapeten

Tapeten und Farben

Ein wichtiges Gestaltungsmittel der Tapeten sind Farben. Wie lässt sich beurteilen, welche Farbe richtig ist und wie sie am besten kombiniert wird? Das sagt einem unter Umständen das eigene Gefühl. Objektive Maßstäbe vermittelt die Farbenlehre.

Der berühmte Bauhaus-Architekt Walter Gropius hat einmal gesagt: "Die gute Tapete ist ein Hauptverbündeter des individuellen Bewohners; sie gestattet ihm, mit einfachen Mitteln außerordentliche räumliche Wirkungen zu erzielen und diese in einem gegebenen Rahmen durch weise Auswahl - je nach den wechselnden Lebensbedürfnissen - abzuwandeln." Ein wichtiges Gestaltungsmittel der Tapete sind Farben.

Jeder Mensch hat eine persönliche Beziehung zu Farben, keiner kann sich ihrer Wirkung entziehen. Man kann bestimmte Farbtöne oder -kombinationen bevorzugen oder ablehnen. Wer sich eingehender mit Fragen der Raumgestaltung beschäftigen will oder beruflich mit Farbzusammenstellungen zu tun hat und andere beraten will, darf nicht seine eigenen Farbvorlieben anderen Menschen aufdrängen, sondern muss sich objektive Maßstäbe über die Wirkung von Farben verschaffen. Dabei hilft die Farbenlehre.

1. Dreieck
Drei Farben gelten als Grund- oder Primärfarben: Gelb, Rot und Blau. Sie lassen sich nicht durch Mischen anderer Farben erzielen, aber aus ihnen lassen sich alle anderen Farben ableiten. Sie werden in der Farbenlehre in einem gleichseitigen Dreieck angeordnet.

2. Sechseck
Ein gleich großes Dreieck entgegengesetzt über das Grundfarben-Dreieck gelegt, gibt die Anhaltspunkte für die Sekundärfarben, bzw. die Farben zweiter Ordnung: Dabei wird aus Gelb und Blau Grün, aus Rot und Gelb Orange und Blau und Rot Violett. Im Sechseck liegen sich Primär- und Sekundärfarben gegenüber: Gelb und Violett, Blau und Orange, Rot und Grün. Diese Farb-Paare bilden jeweils den größtmöglichen Kontrast zueinander. Man bezeichnet sie auch als Komplementärfarben, weil in ihnen alle Primärfarben enthalten sind. Denn bei Rot-Grün sind Blau und Gelb in Grün, bei Blau-Orange sind Gelb und Rot in Orange und bei Gelb-Violett sind Blau und Rot in Violett enthalten. Sie ergänzen sich also jeweils zu den ursprünglichen Primärfarben Gelb, Rot und Grün.

3. Farbkreis
Aus den sechs Komplementärfarben lässt sich wiederum ein zwölfteiliger Farbkreis bilden. Aus je zwei benachbarten Farben entsteht eine neue Farbe, die in ihrer Farbwirkung in der Mitte zwischen den Farben liegt, aus denen sie besteht: Gelborange, Rotorange, Blauviolett, Blaugrün und Gelbgrün.

Der Abstand der Farben untereinander im Farbkreis ist gleich groß. Alle, auch die durch Mischung entstandenen Farben, die sich im Farbkreis gegenüber liegen, sind Komplementärfarben.

Farbharmonie
Durch intensives Betrachten einer Farbe wird in unserem Auge also ein komplementäres Nachbild erzeugt. Aus der Mischung der drei Grundfarben Gelb, Rot und Blau entsteht ein neutrales Grau. Das gleiche Grau entsteht, wenn zwei Komplementärfarben ( in denen jeweils die drei Grundfarben enthalten sind ) gemischt werden. Daraus kann abgeleitet werden, dass sich zwei, drei oder vier Farben, die miteinander gemischt das gleiche neutrale Grau ergeben, im Gleichgewicht befinden und damit objektiv als harmonisch empfunden werden. Im Farbkreis als harmonisch anzusehen sind dementsprechend Farben,

4. einander gegenüberliegen (Komplementärfarben)

5. im gleichseitigen Dreieck stehen

6. im gleichschenkligen Dreieck stehen

7. im Quadrat stehen

8. im Rechteck zueinander stehen (um den gedachten Mittelpunkt drehbar)

Alle Farben des Farbkreises kann man mit Weiß aufhellen oder mit Schwarz abdunkeln. Dabei verändert sich ihre Stimmung; für das Ableiten von Harmonien behalten sie jedoch den Platz der Ausgangsfarbe, zum Beispiel ist Rosa ein aufgehelltes Rot und Braun entsteht in vielfältiger Nuancierung aus Abdunkeln von Gelborange, Orange und Rotorange.

Die Wirkung der Farbe im Raum

Bei der farbigen Gestaltung von Räumen kann man sie
- Ton-in-Ton halten,
- auf einem Farbzweiklang,
- einem Dreiklang oder
- einem Vierklang aufbauen.

Jede Nuance hat ihre bestimmte messbare Wirkung auf die Psyche. Die richtige Tapete verbessert deshalb die Raumatmosphäre und kann Räume optisch vergrößern oder verkleinern.

- Weiß weitet enge Räume, wirkt strahlend, aufmunternd, friedlich. Reines Weiß ist aber zu hart und kalt, besser sind gebrochene Töne.
- Gelb, die Farbe der Erkenntnis, regt Geist und Stimmung an, vitalisiert und wärmt, kann manche aber auch nervös machen.
- Orange ist eine heitere Farbe, die fröhlichstimmt und aktiv macht und kühlen und lichtarmen Räumen Wärme und Atmosphäre gibt.
- Rot ist die dynamischte, aber auch die aggressivste aller Farben. Beschleunigt den Puls und macht hellwach. Zu viel Rot reizt allerdings, beunruhigt und wirkt einengend.
- Violett gilt als Farbe des Bewusstseins, soll das seelische Gleichgewicht und die Entschlusskraft fördern. Ein zu intensives Violett aber sorgt für eine bedrückend sakrale Stimmung.
- Blau entspannt und stabilisiert, gilt als Farbe der Intuition und Kommunikation. Helle Blautöne vergrößern Räume und haben eine frische, kühle Wirkung.
- Türkis ist gut fürs Selbstbewusstsein und die Fantasie. Türkisfarbene Tapeten sind sehr individuell, können auf Gäste jedoch distanziert und kühl wirken.
- Grün ist das Synonym für Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit. Es macht kreativ und verbindet mit der Natur. Grün erweitert bedrückende Räume.
- Braun erdet, verströmt Gemütlichkeit und Wärme. Eine heimelige Farbe für Menschen mit Sehnsucht nach Geborgenheit, die aber auch verdunkelt.
- Schwarz verstärkt alle emotionalen Reaktionen. Tiefschwarz zwingt in die Traurigkeit und engt ein. Eigentlich nur geeignet, um Akzente zu setzen.

Nicht nur die Farbe allein macht es, auch Dessin und Struktur der Tapete sind von Bedeutung. Sie sollten nicht nur auf den jeweiligen Raumcharakter - Küche, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Kinderzimmer etc. -, sondern auch auf die dortige Einrichtung abgestimmt werden: Ruhig und farbneutral in Räumen mit vielen Möbeln, Accessoires und Bildern, ausdrucksstark und großzügig bei freien Blickwänden.

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Wie wirken Tapeten im Raum?

Muster, Farben und Oberflächenstruktur der Tapeten haben unmittelbaren Einfluss auf das subjektive Raumempfinden in bezug auf Höhe, Breite, Länge und sogar die Temperatur. Mit der richtigen Tapeten lassen sich vorhandene Raumschwächen kaschieren und die Proportionen optisch verändern

1. Ein niedriger Raum wirkt höher, wenn

- eine Tapete mit senkrechten, 'streckenden" Streifen tapeziert wird,
- die Tapete oben mit der Decke abschließt, so dass kein Wandstreifen weiß bleibt,
- die Decke sehr hell tapeziert wird,
- die Decke zusätzlich beleuchtet wird, etwa durch Fluter.

2. Ein hoher Raum wirkt niedriger, wenn

- eine Tapete mit Querstreifen oder einem quer orientierten Muster tapeziert wird,
- nicht bis zur Decke tapeziert wird, zum Beispiel mit einer Borte als Abschluss,
- die Decke dunkler tapeziert wird,
- die Beleuchtung nach unten gerichtet wird.

3. Ein Raum gewinnt an Tiefe, wenn

- die hintere Wand in Blau oder Blaugrün tapeziert wird, während die Seitenwände hell gehalten sind,
- die Decke mit Längsstreifen tapeziert wird und die Längsstreifen auf eine starkfarbige Wand zielen.

4. Ein kleiner Raum wirkt größer, wenn
- man helle Tapeten verwendet,
- kleine Muster, dezente Effekte oder Unis wählt,
- man eine Dekor-Wand - ohne Fenster und Türen - mit einem großformatigen Muster tapeziert
- Karo-Muster verwendet, die sich in der Waagerechten und Senkrechten addieren, so dass die Wände größer wirken,
- Tapeten mit Glanzeffekten tapeziert.

5. Ein großer Raum wirkt kleiner, wenn
- man starke Farben nimmt - besonders Rot, Orange und Braun
- Tapeten mit einem großformatigen Muster tapeziert,
- das Dessins schräg ausgerichtet ist, denn Diagonalen verengen den Raum.

6. Ein Erker wirkt größer, wenn
- er insgesamt hell tapeziert wird. Durch Reflexion erhellt er den angrenzenden Raum mit.
aus BTH Heimtex 01/01 (Handwerk)