Alles über Tapeten

Welcher Klebstoff für welche Tapete?

Klebstoffe halten Tapeten an der Wand. Allerdings ist nicht jeder Klebstoff für jede Tapete und jeden Untergrund geeignet. Individuelle Besonderheiten müssen berücksichtigt werden. Die verschiedenen Klebstoff-Typen, ihre Einsatzgebiete und ihre Grenzen werden ausführlich in dieser Folge der Serie "Alles über
Tapeten" vorgestellt.

Ohne Klebstoff geht gar nichts: Er hält die Tapete an der Wand. Die Verbindung kann wieder lösbar (reversibel) oder nicht wieder lösbar (irreversibel) sein - auf jeden Fall muss sie fest und dauerhaft sein. Dazu muss der Klebstoff nicht nur sicher an Tapete und Untergrund haften (Adhäsion), sondern auch eine innere Festigkeit (Kohäsion) besitzen.

Die Industrie bietet verschiedene Klebemittel in unterschiedlichen Zusammensetzungen an, die sich durch ihren Ansatz auf die jeweilige Tapete abstimmen lassen. Zum Schutz gegen mikrobiellen Befall können zusätzlich konservierende Substanzen enthalten sein.

Man unterscheidet mehrere Typen von Klebstoffen:

1. Normalkleister aus Methylzellulose
2. Spezialkleister aus Methylzellulose mit einem redispergierbaren Kunstharzpulver
3. Tapeziergerätekleister aus Methylzellulose und einem redispergierbaren Kunstharzpulver
4. Pulverförmige Kleber für Kunststoff- und Textilwandbekleidungen auf Papierträger
a) Ungefüllter Dispersionsklebstoff, transparent auftrocknend zum Kleben von fertigen Wandbekleidungen wie Kunststoffwandbekleidungen, Textilwandbekleidungen, Metallwandbekleidungen
b) Wandbekleidungen aus Kunststoff, Textil, Glas oder anderen mineralischen Materialien für nachträgliche Behandlung
5. Dispersionsklebstoff gefüllt, streich-, roll- und spachtelfähig, wasserbasiert, zum Kleben von Unterlagsstoffen aus Hartschaum und Kork
6. Kontaktkleber, lösemittelhaltig oder auch lösemittelfrei, zum Kleben von Weich- oder Hart-PVC
7. Spezielle Wandbelagskleber zum Kleben von keramischen Platten und Wandbekleidungen.

Normalkleister

Normalkleister auf Methylcellulosebasis sind für alle Papiertapeten geeignet; wassergelöst ergeben sich leimige, viskose Lösungen. MC-Tapetenkleister sind kalkbeständig und deshalb gefahrlos auf kalkhaltigem Putz und Tapezierbeton anzuwenden.

Wichtig: Die Verwendung von Normalkleister ist nur bei Tapeten möglich, die eine dampfdurchlässige Oberfläche besitzen.

Bei wasserdampfundurchlässigen Tapeten wie Metallfolientapeten oder auch einem großen Teil der Vinyltapeten sowie nicht oder kaum saugenden Untergründen kann der Wasserdampf nicht entweichen, so dass der Kleister kaum trocknet und seine Klebekraft nicht voll entfalten kann. Dadurch entstehen Schäden.

Spezialkleister

Spezialkleister enthält einen zusätzlichen Anteil an redispergierbarem Kunstharzpulver, um die Festigkeit und Klebkraft zu erhöhen. Dieser Kleber wird mit weniger Wasser angesetzt, damit eine wasserärmere Klebung möglich ist. Er wird für schwere Tapeten wie Struktur-, Vinyl- und Textiltapeten sowie fertig bedruckte Vliestapeten und Rauhfaser verwendet.

Wichtig: Mit Spezialkleister geklebte Tapeten lassen sich bei der Renovierung schwerer ablösen. Ein sehr kräftiges und mehrmaliges Einnässen mit Tapetenablösewasser ist notwendig - außer bei Vliestapeten, die restlos trocken abziehbar sind.

Falls eine weitere Verstärkung der Klebekraft erforderlich ist, können dem Spezialkleister 10 bis 20 % ungefüllter Dispersionsklebstoff zugefügt werden.

Nützliche Spezialitäten sind Instantkleister, wegen ihrer schnellen Löslichkeit (nach 3 Minuten im kalten Wasser gelöst und gebrauchsfertig ) und Tapeziergerätekleister. Außerdem gibt es pulverförmige Kleber mit besonders hoher Klebkraft für schwere Wandbekleidungen wie Glasgewebe oder geprägte Vliestapeten.

Neu sind Kleistertabs. Bislang wurde Spezialkleister in Pulverform verwendet. Dabei war es nicht möglich, von der 200 g-Pulverpackung Teilmengen anzusetzen. Die neu entwickelten Spezialkleistertabs kann man besser dosieren, was bei kleineren Flächen oder Reparaturarbeiten von Vorteil ist.

Dispersionsklebstoffe

Dispersionsklebstoffe bestehen aus speziellen Kunststoffen, die in Wasser dispergiert sind und verschiedene Zusätze enthalten, die Klebkraft und andere Eigenschaften verbessern. Auch erhältlich in Pulverform.

Unterschieden wird nach ungefüllten, transparent auftrocknenden und gefüllten Dispersionsklebern, denen Füllstoffe für besondere Eignungen zugesetzt sind. Diese Zusätze sind notwendig, weil die unterschiedliche Viskosität, Füllkraft und Anfangshaftung nicht durch das Kunstharzbindemittel allein erreichbar ist.

Dispersionsklebstoffe kommen auch für schwere Wandbekleidungen in Frage.

Kleister richtig ansetzen

Für das Ansetzen des Kleisters gilt folgende Grundregel: Je schwerer und saugfähiger die Tapetenrückseite, desto wasserärmer das Klebemittel.

Kleister wird stets mit kaltem, sauberem Wasser angesetzt. Warmes Wasser würde die Methylcellulose nicht aufschließen, der Kleister bliebe dünn und wässrig.

Angerührt wird in einem sauberen, nicht rostenden Gefäß (Plastikeimer). Dazu das Wasser mit einem Rührstock in kreisende Bewegung bringen. Das Kleisterpulver zügig einschütten und unterrühren. Nach 20 bis 30 Minuten nochmals kräftig durchschlagen, dann ist der Kleister gebrauchsfertig.

Wichtig: Zum Anrühren sollten keine Heizkörperpinsel benutzt werden. Die Borsten sind ein idealer Nistplatz für Bakterien und Mikroorganismen, die den frischen Kleister infizieren können. Gleiches gilt für Kleister- und Farbreste in den Ansatzgefäßen, aber auch für unsaubere Kleisterbürsten. Sie führen besonders an warmen Sommertagen zu Fäulnisbildung und Dünnwerden des Kleisters innerhalb weniger Tage.

Mischungen aus Tapetenkleister und Dispersionsklebstoffen sollten innerhalb weniger Tage verbraucht werden.

Das Verhältnis Kleister: Wasser, also der Ansatz, ist abhängig von der Tapetenart und der Saugfähigkeit des Untergrundes. Die exakten Ansatzverhältnisse geben die Klebemittelhersteller auf den Kleisterpackungen und -gebinden an.

Klebemittelauftrag mit der Kleisterbürste, Kleistergerät, Rolle oder Zahnspachtel

Eine ausreichende Kleister- oder Kleberauftragsmenge auf die Rückseite von Tapeten, auf den zu tapezierenden Untergrund ist ausschlaggebend, ob die Verklebung, die Tapete oder der Wandbelag hält.

Zum Kleisterauftrag lässt sich die Kleisterbürste verwenden.

Wichtig: Es sollte eine kurzborstige Bürste sein, mit der sich die Kleisterlösung gleichmäßig und egal auftragen lässt.

Wesentlich rationeller lässt sich der Kleister mit dem Kleistergerät auftragen. Weiterer Vorteil ist die gleichmäßige Verteilung bis zu den Bahnkanten, die für eine sichere Verklebung sorgt.

Kleistergeräte gibt es in verschiedenen Ausführungen. Tischgeräte und Standgeräte in einfacher Qualität oder hochwertige Profigeräte in Edelstahlausführung gewährleisten für den entsprechenden Tapeziergerätekleistertyp eine optimale Kleisterverteilung. Der Tapeziergerätekleister als Instantkleister ist nach 3 Minuten gebrauchsfertig, läuft an den Tapetenbahnrändern nicht aus und lässt sich leicht durch das Gerät hindurchziehen.

Wandbelagskleber werden mit einer Rolle auf den Untergrund aufgetragen. Die Kleberauftragsmenge muss eingehalten werden. Dies ist abhängig von dem Walzenbezug und der Auftragstechnik.

Zahnkelle oder Zahnspachtel werden bei sehr hochviskosen, spachtelbaren Klebemitteln notwendig. Die Größe der vorgeschriebenen Zahnung ergibt die gleichmäßig erforderliche Klebermenge, die zum Kleben fester und schwerer Beläge benötigt wird. Die Angaben und technischen Merkblätter der Klebemittelhersteller sind zu beachten.

Schadensfälle durch falschen Kleisteransatz, Klumpenbildung, mangelhafte Kleisterqualität

Damit der Kleister für seine Anwendung die richtige Viskosität bekommt, muss die erforderliche Wassermenge genau abgemessen werden. Dafür gibt es auch Plastikeimer mit Litermess-Skala. Klebemittelhersteller liefern sogar Kleistereimer, auf denen die erforderliche Wassermenge und Ansatzverhältnisse der verschiedenen Kleistertypen exakt angegeben sind. Bei zu viel Wasser wird der Kleister zu dünn und hat nicht die benötigte Klebkraft. Das Tapetenpapier durchweicht zu stark.
aus BTH Heimtex 03/01 (Handwerk)