5. Europäisches Bettenforum Bed + More

Wie "tickt" der französische Markt?


Hugues Arnaud Mayer ist geschäftsführender Gesellschafter des großen französischen Bettwarenherstellers Abeil. Er berichtete über die Entwicklung des französischen Bettenmarktes.

Wenig Dynamik gibt es im Markt für Bettdecken. Mengenmäßig wuchs der Handel mit diesem Artikel in den letzten acht Jahren bis 2005 lediglich um elf Prozent. In den letzten drei Jahren wurde sogar nur ein mageres Plus von zwei Prozent registriert. Im letzten Jahr wurden insgesamt 4,24 Millionen Decken abgesetzt. Den Löwenanteil hat daran die Synthetikfüllung mit 93 Prozent, Federn und Daunen enthielten nur 5 Prozent. 1997 waren immerhin noch elf Prozent mit Federn und 88 Prozent mit Synthetik gefüllt. Den Bruch für die Daunen und Federn als Füllung habe es 2003 gegeben, als ein besonders heißer Sommer das Land traf. Seitdem geht es mit diesem Füllmaterial stetig bergab. Im letzten Jahr hat dann noch die Vogelgrippe das ihre dazu beigetragen.

Veränderungen hat es auch in der Frage einfarbig oder bedruckt gegeben. 1997 waren immerhin noch 51 Prozent aller Bettdecken bedruckt. Im vergangenen Jahr betrug der Anteil nur noch 42 Prozent. Mayer erklärte dazu, dass früher noch viele Leute nur mit der Decke geschlafen hätten. Wenn sie nicht mehr sauber war, wurde sie einfach weggeworfen.

Traurig wird es, wenn man die Umsatzentwicklung dagegen hält. 1999 betrug er noch 140 Millionen Euro, 2005 trotz gestiegener Stückzahlen nur noch 126 Millionen Euro. Der Durchschnittspreis sank also von 36,75 auf 29,72 Euro. Die Preise sind auch ein Ausdruck der Vertriebsstruktur in Frankreich. 2005 wurden 66 Prozent aller Bettdecken im Lebensmittelhandel abgesetzt, den Supermärkten, weitere 15 Prozent im Versandhandel. Nur ein Prozent wird über die Warenhäuser abgesetzt. Allein Carrefour hat einen Markanteil von 15 Prozent. Entsprechend wird viel Wert auf eine attraktive Verpackung gelegt. Innerhalb von zwei Sekunden, so Mayer, müsse der Artikel dem Kunden ins Gesicht springen, denn so lange braucht der, bis er an dem Regal vorbei gegangen ist.

Erfreulicher ist für die französische Bettwarenindustrie der Markt für Kissen und Stützpolster. Er konnte sich mengenmäßig von 9,56 auf 11,67 Millionen Stück verbessern. Auch hier nimmt die Polyesterfüllung mit 85 Prozent den größten Raum ein. Schaumstoff/Latex und Federn/Daune sind abgeschlagen mit je 7 Prozent. Und auch im Umsatz entwickelt sich dieses Segment günstiger als die Bettdecke. Er verbesserte sich zwischen 1997 und 2005 von 29 auf 40 Millionen Euro. Der Durchschnittspreis pro Kissen stieg von 3,03 auf 3,43 Euro. Die Vertriebsstruktur entspricht nahezu der der Bettdecke. Laut Mayer ist für die Franzosen die Füllung wichtiger als die Marke. Daher gebe es viele Eigenmarken für die verschiedenen Supermarktketten.

Sehr schwer hätten es High-tech-Fasern: Franzosen würden sie förmlich lieben, aber es stelle sich das Problem, wie man das Produkt in der Kürze von zwei Sekunden optisch verkaufen soll, in der Zeitspanne, während der ein Kunde daran vorüber geht. Ein weiteres Problem, neben dem allgemein niedrigen Preisniveau, sind die kurzfristigen Umsätze. Rund 50 Prozent des Umsatzes, so Mayer, müssten innerhalb von zwei Tagen ausgeliefert werden. Das verursache eine erhebliche Lagerhaltung.
aus Haustex 08/06 (Handel)