Wohndecor Berthold Jung in Spiesen-Elversberg

Umsatz- und Renditeplus nach Renovierung

Das vor einem Jahr renovierte und neu gestaltete Fachgeschäft Wohn-decor Berthold Jung im saarländischen Spiesen-Elversberg beweist, dass große Verkaufsflächen nicht zwingend erforderlich sind, um erfolgreich zu sein: Auf nur 200 qm wird ein hinreichendes Angebot an Produkten rund um die Innenausstattung stimmungsvoll und durchdacht präsentiert. Die Kundengewinnung und -pflege geht weit über das normale Maß hinaus. Neben zahlreichen Werbe- und Marketingmaßnahmen verhilft das ehrenamtliche und soziale Engagement der Familie dem Geschäft zu einem hohen Bekanntheitsgrad in der Region.

Eigentlich hätte Berthold Jung sein Geschäft noch nicht renovieren müssen - es war in einem guten Zustand. Er hat sich dennoch dazu entschlossen, weil er die Zeichen der Zeit erkannt hat: Man kann, man muss heute durch eine einladende und inspirierende Optik verkaufen", meint anerkennend Karl-Heinz Deckmann, Geschäftsführer der Einzelhandelskooperation Wotex Intercolor, bei der Jung Mitglied ist.

Seit Anfang letzten Jahres präsentiert sich das Fachgeschäft für die Innenausstattung in Spiesen-Elversberg bei Saarbrücken in neuem Gewand. Bei der Renovierung wurde die ohnehin schon recht kleine Verkaufsfläche nochmals um 80 qm auf jetzt 200 qm reduziert - die Räume im Keller stehen seither nicht mehr für Beratung und Verkauf zur Verfügung, sondern dienen nur noch der Lagerhaltung. Dies mag verwundern, geht der allgemeine Trend im Heimtextilien- Einzelhandel doch dahin, immer größere Verkaufsflächen zu schaffen. Wichtiger als ein großer Grundriss war Berthold Jung jedoch, dass sich das Angebot nahezu auf einen Blick erschließen lässt und die Ausstattung handwerkliche und kreative Kompetenz vermittelt. Ziel der Renovierung war, Verkaufsräume mit Atmosphäre zu schaffen, in denen sich der Endverbraucher wohlfühlt.

Das Vorhaben ist gelungen: Heute stören keine unansehnlichen, an Billig-Märkte erinnernden Teppichboden-Paternoster mehr den Gesamteindruck. Der Blick wandert vielmehr ungehindert durch das gesamte Geschäft. Einblicke von außen durch die Schaufenster sind - anders als früher - nun ebenfalls möglich. Große Fensterfronten im vorderen und rückwärtigen Teil der schlauchförmigen Räumlichkeiten spenden viel Tageslicht und unzählige Lampen und Strahler unterstützen die gute Ausleuchtung. Auch der Ladenbau trägt zum offenen, freundlichen Charakter bei: Alle Möbel sind aus hellem Erlenholz gefertigt, bei den Regalsystemen setzen Zierleisten in frischem Blau dezent Akzente.

Zweiteilung der Verkaufsfläche

Die Kunden waren Konzeptgeber bei der Aufteilung der Verkaufsfläche: Da Maler - eine wichtige Klientel von Jung - ihre Artikel meist schnell und ohne Beratungsbedarf auswählen, wurde der Bereich Farben, Lacke und Malerbedarf inklusive einer viel genutzten Farbmischmaschine in den vorderen Teil verlegt, wo auch die Verkaufstheke mit modernem Kassenterminal sowie ein übersichtliches, ansprechendes Tapetenstudio und ein kompaktes Verkaufssystem für Sonnenschutzartikel positioniert sind. Ein positiver Nebeneffekt: Die Handwerker tragen den Schmutz ihrer Arbeitsschuhe jetzt nur noch in den Eingangsbereich, der entsprechend mit einem pflegeleichten CV-Belag ausgestattet ist.

Im Gegenzug wurden die beratungsintensiven Gardinen und Dekostoffe in die rückwärtige Hälfte verlagert, so dass Verkaufsgespräche jetzt nicht mehr durch das Kommen und Gehen im Eingangsbereich gestört werden. Der zweite Teil des Geschäftes ist insgesamt für Kunden gedacht, die sich beraten lassen und in Ruhe auswählen möchten. Ein stark unterfütterter Teppichboden sorgt hier nicht nur für einen besonders angenehmen Gehkomfort, sondern vermittelt Behaglichkeit. Eine bequeme Sitzgruppe, an der während eines Verkaufsgesprächs auch Getränke sowie Kaffee und Kuchen gereicht werden, wurde direkt zwischen der Stoff-Abteilung und dem Bodenbelags-Studio, den Stilgarnituren und den Wachstischtüchern sowie dem Kissen-Studio und den Präsentationswänden für Vorhänge, Tischwäsche und Geschenkartikel plaziert.

Ein wichtiger Aspekt bei der Renovierung war außerdem, künftig verstärkt Anwendungsbeispiele zeigen zu können. Deshalb wurden an einer innenliegenden Wand Fenster mit Hintergrund-Beleuchtung nachgebaut, die zusätzliche Präsentationsflächen für komplette Fensterdekorationen bieten. Die Beispiele werden etwa alle sechs Wochen ausgetauscht. Darüber hinaus sind die Decken in verschiedenartigen Maltechniken mit Schwämmen, Tupfern und Spachteln gestaltet. In der Nähe des Eingangs und der Verkaufstheke sind in den CV-Belag Intarsien eingearbeitet, um vor allem Objektkunden auf Gestaltungsmöglichkeiten im Bereich Bodenbeläge aufmerksam zu machen.

Positive Resonanz

Aufwand und Kosten haben sich geloht. "Jeder, der in den ersten Wochen nach der Renovierung ins Geschäft gekommen ist, hat gefragt, ob wir angebaut haben. Die helle, freundliche Optik ist gut angekommen, ebenso die Konzentration aller Produktgruppen auf einer Etage", freut sich Berthold Jung über die positive Resonanz seitens seiner Klientel. Auch viele Kollegen aus der Wotex Intercolor hätten sich im Laufe der letzten Monate einen Eindruck verschafft und Aufbau und Gestaltung einhellig als richtungsweisend für kleine Fachgeschäfte bezeichnet.

Noch mehr als Lob und Anerkennung zählt der wirtschaftliche Aufwärtstrend in den letzten Monaten, zu dem die Renovierung maßgeblich beigetragen hat. Das erste Geschäftsjahr nach der Neugestaltung wurde laut Berthold Jung mit einem Umsatz- und Renditeplus von 25 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum abgeschlossen. Insbesondere jüngere Kunden würden seither häufiger als zuvor bei ihm einkaufen. Auch konnten neue Objektkunden gewonnen werden, von denen allerdings einige aus der Schließung eines Mitbewerbers in Saarbrücken resultieren.

Die Entwicklung der einzelnen Produktgruppen

Innerhalb des Sortiments, das im Zuge der Renovierung erweitert und angehoben wurde und nunmehr ein gutes mittleres Niveau mit Ausflügen in die oberen und unteren Preisetagen erreicht hat, entscheiden sich die Kunden zudem immer häufiger für höherwertigere Produkte. Im Bereich Teppichboden stieg beispielsweise der Durchschnittspreis von 30 bis 40 auf 60 DM pro qm. Neu im nunmehr 600 Muster umfassenden Programm sind Vorwerk-Artikel.

Verlangt ein Kunde dennoch einmal einen besonders preiswerten Teppichboden oder CV-Belag, kann Jung auch diesen Wunsch erfüllen, allerdings nicht mehr in den angestammten Räumen. Die Rollenware in Breiten von 2 m, 3 m, 4 m und 5 m wurde im Rahmen der Renovierung ausgelagert und befindet sich heute in einer 600 qm großen Lagerhalle, nur wenige hundert Meter vom Fachgeschäft entfernt - eine pfiffige Lösung. Hier wird auch der Maschinenpark der Tochterfirma Tetro Haas + Jung gelagert, die sich mit der Bau- und Wasserschadentrockung und der Polster- und Teppichbodenreinigung befasst.

Neben elastischen Bodenbelägen ist Jung traditionell stark bei Farben, Lacken und Malerbedarf. Die Farbmischmaschine, mit der computergesteuert 5.000 verschiedene Kolorits komponiert werden können, wirkt nach wie vor wie ein Magnet auf alle Kundengruppen, vom Handwerker bis zum Endverbraucher. Selbst umliegende Baumärkte schicken ihre Kunden zu Jung, wenn diese einen speziellen Farbton wünschen. In Spiesen-Elversberg werden sie dann von den Vorteilen eines inhabergeführten Fachgeschäftes überzeugt, und zwar nicht nur in Bezug auf das exakte Mischen von Farben. "Der Kunde, der einmal hier ist, kauft auch andere Artikel", berichtet der Seniorchef.

Deutlich angezogen hat die Nachfrage nach Gardinen und Dekostoffen. Ebenso nach Tapeten: Befreit aus ihrem Schattendasein im Untergeschoss und jetzt übersichtlich und wertig präsentiert, verdoppelte sich ihre Absatzmenge. Das gute Abschneiden beider Produktsegmente führt Jung aber auch auf die Endverbraucher-Werbung von Ado und A.S. Création zurück. "Unsere Kunden reagieren auf solche Kampagnen. Deshalb wissen wir es zu schätzen, wenn die Industrie den Handel in dieser Form unterstützt. Wir begrüßen auch die Intention, Marken aufzubauen und zu pflegen", erklärt der Seniorchef.

Starken Auftrieb hat im letzten Jahr die Produktgruppe Geschenkartikel erfahren, die unter anderem Glas, Porzellan, Wohnaccessoires, Tischwäsche und Badtextilien umfasst. Sie wird von einer neuen Mitarbeiterin betreut, die immer wieder neue Ideen für kleine Geschenk-Arrangements entwickelt und diese dekorativ in Szene setzt. Bei Preisen zwischen 10 DM bis 40 DM sorgt ein hoher Kalkulationsaufschlag für eine angemessene Rendite. Nicht zu unterschätzen sei außerdem, dass die Präsente viele Fremdkunden ins Geschäft locken würden, so Jung.

Neue Impulse soll in diesem Jahr der Internet-Auftritt geben. Geplant ist, das Fachgeschäft, seine Produkte und Leistungen nicht nur auf einer eigenen Homepage vorzustellen, sondern in einem kleinen Online-Shop eine Auswahl an Artikeln anzubieten.

Mitarbeiterteam wurde weiter verstärkt

Neben Firmengründer Berthold Jung, Ehefrau Hella und Tochter Kerstin Mertens, gelernte Bankkauffrau, betreuen derzeit 3 Mitarbeiter die Kunden im Geschäft. Zudem sind 4 Näherinnen für das Familienunternehmen in Heimarbeit tätig. Das Außendienstteam, geleitet von Juniorchef Thomas Jung, Maler- und Lackierermeister sowie Betriebswirt des Handwerks, wurde in den letzten Monaten nochmals um 10 auf nunmehr 25 Mitarbeiter aufgestockt. Hinzu kommen 5 Auszubildende, sowohl im Handel als auch im Handwerk. Im Laufe der fast 40jährigen Unternehmensgeschichte wurden insgesamt mehr als 60 Lehrlinge ausgebildet - eine anerkennswerte Leistung.

Ausbau des Objektgeschäftes

Das Einzugsgebiet bleibt nicht auf die Doppelgemeinde Spiesen-Elversberg mit 16.000 Einwohnern und die nur wenige Kilometer entfernten Städte Neunkirchen und Saarbrücken beschränkt. Aufträge erhält Jung aus dem ganzen Saarland und dem benachbarten Frankreich sowie bisweilen auch aus Frankfurt oder Trier. Einige Stammkunden halten dem Familienunternehmen bereits seit mehr als 30 Jahren die Treue.

Seitdem die zweite Generation mitwirkt, konnte der Anteil der Objektkunden deutlich gesteigert werden und liegt heute bei etwa 50 %. Auftraggeber sind Behörden, Banken und Versicherungen, Krankenhäuser und Einzelhändler, die die Arbeiten oftmals gerne am Wochenende und alles aus einer Hand ausführen lassen, ob Aus- und Einräumen der Möbel, Herausreißen und Entsorgen von Bodenbelägen oder Tapeten, Neugestaltung von Decke, Wand, Fenster oder Boden, Waschen von Vorhängen, Endreinigung, Stukkateurarbeiten oder Außenanstrich. Je nach gewünschter Leistung oder Größe des Objektes zieht Jung auch zuverlässige Kollegenfirmen hinzu. "Die Anforderungen sind erheblich gewachsen. Allerdings spielt der Preis häufig nicht mehr die ausschlaggebende Rolle, wenn Komplettprogramme geboten werden, sauber und ordentlich gearbeitet wird und das Benehmen der Mitarbeiter stimmt", berichtet er. "Wir haben uns in den letzten Jahren etwas umgestellt und das Objektgeschäft forciert, weil der Privatkunde die heutigen Stundenlöhne nicht mehr akzeptiert."

"Ehrlichkeit ist die Basis des Erfolges"

Bei den umfangreichen Serviceleistungen, darunter auch Beratung vor Ort und Lieferung frei Haus, werden zwischen Privat- und Objektbereich keine Unterschiede gemacht. Überall gilt: Wenn tatsächlich einmal ein Fehler passiert ist, wird der Kunde umgehend darüber informiert. Das Missgeschick wird sofort und ohne Diskussion behoben. "Man sollte grundsätzlich zu seinen Fehlern stehen, denn kein Kunde lässt sich zweimal betrügen. Ehrlichkeit ist die Basis einer erfolgreichen Geschäftstätigkeit", meint der Seniorchef.

Zum Service gehört ferner, im Winter bereits ab 7.00 Uhr und im Sommer schon ab 8.00 zu öffnen. Um diese Uhrzeit kommen viele Handwerker in die Hauptstraße, Standort des Fachgeschäftes und Einkaufszentrum des Ortes, und kaufen beim Bäcker Brötchen und Bild-Zeitung. Vor allem die Maler nutzen gerne die Gelegenheit und erledigen gleich anschließend nebenan bei Jung alle notwendigen Einkäufe für den Arbeitstag.

Speziell für den Hobbyhandwerker werden als Serviceleistung auch Vorführungen zur kreativen Wandgestaltung angeboten. Dabei werden beispielsweise unterschiedliche Tapetenarten oder verschiedene Maltechniken wie Schwammtupfen, Wischtupfen oder Pinselzugtechnik vorgestellt. Der interessierte Kunde erhält Anleitungen zum Nachmachen, auch in Form von Videos.

Imagepflege und soziales Engagement

Veranstaltungen organisieren und durchführen sind ohnehin das Steckenpferd von Berthold Jung. Mit viel Herz und Fantasie entwickelt er immer wieder neue Ideen, wie er durch Aktionen auf sein Fachgeschäft aufmerksam machen kann, seien es Ausstellungen regional bekannter Künstler oder Luftballon-Wettbewerbe, bei denen mitunter 1.000 Luftballons auf die Reise geschickt werden. Auch hat er schon einmal eine Schulklasse eingeladen, nach eigenen Vorstellungen die Schaufenster zu gestalten.

Zur Tradition in Spiesen-Elversberg ist die Nikolaus-Feier geworden, die seit mehr als 30 Jahren alljährlich bei Jung veranstaltet wird. Im letzten Jahr wurden rund 2.000 Besucher gezählt, überwiegend Kinder, an die 1.500 Weckmänner verteilt wurden. Die Erlöse einer begleitenden Tombola kommen stets wohltätigen Zwecken zugute; eine Hilfsaktion erhielt bereits insgesamt 60.000 DM. Neben Prominenz aus örtlicher Politik und Geistlichkeit ist immer auch Presse vor Ort, um über die Feier zu berichten. Im letzten Jahr erschienen beispielsweise 12 Zeitungsartikel.

Das große Medienecho, das meist auch allen anderen Veranstaltungen folgt, beruht sicherlich teilweise auf den umfangreichen Werbe-Aktivitäten des Einzelhändlers. Seit vielen Jahren schaltet Jung beispielsweise fünfmal täglich einen etwa 50 Sekunden dauernden Spot in einem französischen Radiosender, der bis weit ins Saarland hinein ausstrahlt. Die Kosten seien im Vergleich zu deutschen Sendern mehr als moderat und für einen Kleinbetrieb absolut tragbar. Zudem führt der französische Sender "als Gegenleistung" stets zweimal im Jahr Live-Sendungen aus dem Fachgeschäft durch. Insgesamt gibt das Familienunternehmen, dessen 5 Firmenwagen zudem alle öffentlichkeitswirksam beschriftet sind, jährlich bis zu 40.000 DM für Anzeigen und Radio-Spots aus.

Großes Engagement zeigt Jung auch in der Gemeinde: Es gibt keinen Verein in Spiesen-Elversberg, bei dem er nicht aktives Mitglied ist, ob Ehrensenator im Karnevalsverein oder seit 40 Jahren freiwilliger Feuerwehrmann. Seit 20 Jahren ist er Vorsitzender des örtlichen Gewerbevereins und hat eine jährliche Leistungsschau aller Einzelhandelsgeschäfte und Handwerksbetriebe ins Leben gerufen. Er pflegt gute Kontakte zu allen Parteien und sitzt im Aufsichtsrat einer ortsansässigen Bank. "Jeder Einzelhändler und Handwerker sollte in der Gemeinde, in der er sein Geschäft betreibt, in irgendeiner Weise gesellschaftlich aktiv sein. Denn das ist wichtig für den beruflichen Erfolg. Allerdings hat man dadurch nicht nur Vorteile. Die Mitgliedschaft in der Feuerwehr bedeutet beispielsweise auch, bei Einsätzen das Geschäft sofort verlassen zu müssen", meint Jung.

Um den beruflichen Erfolg zu sichern, sei es zudem wichtig, andere am eigenen Wohlergehen teilhaben zu lassen. "Man kann nicht nur nehmen, man muss auch geben. Denn bei Erfolg ist der Neid meist nicht weit", ist Jung überzeugt. Mit Spenden werden regelmäßig alle drei Kirchengemeinden des Ortes, der Kindergarten und die Jugendabteilungen der Sportvereine unterstützt. Zudem gibt er immer wieder sozial schwächeren Menschen eine Chance, ins Berufsleben zurückzukehren oder überhaupt erst einzusteigen. Jährlich erhalten bis zu 15 Jugendliche, die als schwer vermittelbar gelten, Praktikums- oder Ausbildungsplätze in seinem Unternehmen. Vor allem für sein soziales Engagement wurde ihm 1999 das Bundesverdienstkeuz am Bande verliehen.

Generationswechsel in behutsamen Schritten

Über die Zukunft seines Unternehmens macht sich der 63jährige, anders als viele Branchenkollegen, keine Sorgen. In seine Fußstapfen treten bereits Tochter Kerstin Mertens und Sohn Thomas Jung - in jeder Hinsicht: Beide engagieren sich wie ihr Vater in der Gemeinde. Die 27jährige trainiert unter anderem 2 Funkenmariechen und eine 40köpfige Kinder-Showtanzgruppe, der 24jährige ist Mitglied in der Feuerwehr.

Das Unternehmen inklusive Tochtergesellschaft wollen beide gemeinsam fortführen, was Vater Berthold als Idealfall bezeichnet. Für ihn war es zudem nicht selbstverständlich, dass seine Kinder fortsetzen werden, was er begonnen und aufgebaut hat, sondern hat ihnen immer offen gelassen, andere Wege zu gehen. Um so mehr hat er sich über ihre Entscheidung gefreut.

Der Generationswechsel vollzieht sich nun in behutsamen Schritten. In die Geschäftsführung sind Kerstin Mertens und Thomas Jung bereits eingebunden und übernehmen zunehmend das Ruder. Hella und Berthold Jung ziehen sich langsam zurück, wollen aber noch lange mit Rat und Tat zur Seite stehen. "Ich habe im Laufe der Jahre, wie andere auch, viele Fehler gemacht und daraus gelernt. Diese Erfahrungen gebe ich jetzt gerne weiter", sagt Berthold Jung.

Maler- und Lackierermeister mit 21 Jahren

Bereits im Alter von 17 Jahren legte Berthold Jung seine Gesellenprüfung und mit 21 Jahren seine Prüfung zum Maler- und Lackierermeister ab. 1963 machte er sich selbstständig und gründete in Spiesen-Elversberg, das 8 km von seinem Heimatort Friedrichsthal entfernt liegt, ein Einzelhandelsgeschäft für Tapeten, Farben und Bodenbelägen mit angeschlossenem Malerbetrieb. 10 Jahre später erwarb er die Immobilie und vergrößerte in den folgenden Jahren kontinuierlich die Verkaufsfläche, die ursprünglich nur 40 qm betrug. Ehefrau Hella, gelernte Einzelhandelskauffrau, trug wesentlich dazu bei, dass Handel und Handwerk immer gut zusammenspielten.

"Kooperationen stärken dem Einzelhändler den Rücken"

Die Arbeit von Einzelhandelskooperationen weiß Berthold Jung, der 10 Jahre Aufsichtsratsmitglied und Sprecher des Beirats der Einkaufskooperation Krautol Intercolor war, zu schätzen: "Es geht in einer Einkaufskooperation nicht in erster Linie darum, möglichst billig einzukaufen. Viel wichtiger ist es, mit Kollegen Erfahrungen auszutauschen, Ideen zu sammeln und zu entwickeln, aber auch zu warnen oder zu ermutigen. Einzelhändler können heute nicht mehr alleine kämpfen, jemand muss ihnen den Rücken stärken."

Mit der beginnenden Auflösung der Krautol Intercolor vor eineinhalb Jahren schloss er sich der Wotex an, heute Wotex Intercolor. Er entschied sich, sein Geschäft nach dem Wohndecor-Konzept der Kooperation, das für das klassische Fachgeschäft mit Komplettprogramm auf kleiner Fläche entwickelt wurde, umzugestalten und künftig zu führen. Aus verschiedenen Vorschlägen der Wotex-Innenarchitekten und -Ladenbauer wählte er nach seinen Vorstellungen aus und fügte eigene Ideen hinzu. Die Finanzierung erfolgte zwar aus eigenen Mittel, dennoch lobt Jung die mögliche Unterstützung der Wotex in diesem Bereich. Und: "Wir haben festgestellt, dass die Wotex noch günstiger ist als die Intercolor: kein Wasserkopf, kein Zwischenlager. Das ist wichtig für uns, um uns gegenüber den Großen zu behaupten."

Grundsätzlich fürchtet das Familienunternehmen Jung keine Mitbewerber, auch die großen Flächenanbieter nicht. Zu allen Kollegen in der näheren Umgebung wird ein gutes Verhältnis gepflegt. "Im Markt gibt es Nischen. Jeder sollte analysieren, wo er am erfolgreichsten ist. Jeder kann etwas finden, mit dem er sich von anderen abhebt. Man muss nur deutlich ein eigenes Profil herausarbeiten", gibt Berthold Jung mit auf den Weg.

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Wohndecor Berthold Jung - das Unternehmen

Wohndecor
Berthold Jung GmbH
Hauptstraße 245
66583 Spiesen-Elversberg
Tel.: 0 68 21/ 7 14 83
Fax: 0 68 21/ 7 14 14
www.BertholdJung.de

Gründung: 1963
Geschäftsführer: Berthold Jung, Thomas Jung
Verkaufsfläche: 200 qm
Sortiment: Farben, Tapeten, Teppichböden, PVC-Bodenbeläge, Dekostoffe, Gardinen, Zubehör, Haustextilien, Geschenkartikel
Einzugsgebiet: Saarland mit Ausstrahlung nach Hessen und Frankreich
Umsatzanteile: 50 % Privatkunden, 50 % Objektkunden

Tochtergesellschaft: Tetro Haas + Jung GmbH
Geschäftsführer: Berthold Jung, Kerstin Jung
Leistungen: technische Trocknungen, Bau- und Wasserschadentrocknung, Flachdachaustrocknung, Polster- und Teppichbodenreinigung
aus BTH Heimtex 05/01 (Handel)