Fließestrich-Fachseminar bei Alsterbeton

Neue Formen von Anhydrit- und Zementfließestrich

Alsterbeton pflegt regelmäßig den Kontakt mit renommierten Estrichfirmen aus der Region Hamburg. Im Kundenzentrum in Henstedt-Ulzburg wurde über über aktuelle Marktentwicklungen diskutiert. Auf der Tagesordnung standen die neuen Formen von Anhydrit- und Zementfließestrich, Fasern in Zementestrichen und die Austrocknungsprozesse von Estrichen.

Das Fließestrich-Fachseminar bei Alsterbeton informierte über Darlegungen zur Mikrostruktur der Estriche und den daraus resultierenden Eigenschaften. Dieses Thema hatte der Moderator Dr. Frank Langer, Geschäftsführer der Readymix-Tochtergesellschaft Alsterbeton übernommen.

Porenverteilung unterscheidet Zement- und Anhydritestrich

Zement- und calziumsulfatgebundene Estriche unterscheiden sich signifikant in Ihrer Porenverteilung. Das breite Porengrößenspektrum des Zementsteins, vor allem aber die Porenanteile im Nanometer-Bereich sind für die zögerliche Austrocknung und die Feuchteunterschiede zwischen oberen und unteren Estrichbereichen verantwortlich. Die Eigen- oder Sorptionsfeuchte des Zementestrichs beträgt ungefähr das 10-fache des Calziumsulfaftestrichs. Dieser weist eine nahezu monodisperse Porenverteilung auf und trocknet auf Grund der Porengröße schnell und gleichmäßig aus.

Das Trocknungsverhalten und die damit verbundenen Verformungen wie Schwinden und Schüsseln sind ursächlich auf die charakteristischen Porenverteilungen zurückzuführen.

Für die Fachvorträge hatte Alsterbeton externe und unternehmenseigene Experten gewinnen können, denen es gelang, die Teilnehmer zu lebhaften Diskussionen anzuregen.

Fließestrich erlaubt höhere Tagesleistung

Die Grundlagen von Calziumsulfat- und insbesondere Anhydritfließestrich brachte Readymix-Produktmanager Norbert Nehls den Zuhörern näher. Diesen Baustoff kennzeichnen ergonomische und ökonomische Vorteile. Ausgehend von der Beschaffenheit und Herkunft der Bindemittel und ihrem Beitrag zur Festigkeitsentwicklung über die Zusammensetzung, Herstellung und Überwachung der Estriche, die Vorteile der Lieferform "just in time" bis zu den Vorbereitungs- und Einbauarbeiten wurde in diesem Grundlagenvortrag der Bogen geschlagen.

Die Anwendung von Fließestrich in den verschiedenen Bauformen und die besonderen Vorteile von Calziumsulfat-Fließestrich in Verbindung mit Hohlraumböden oder Fußbodenheizung belegen bereits seine ökonomischen Vorteile. Zeit ist Geld und 100-qm-Tagesleistung mit konventionellem Estrich steht die etwa 10-fache Tagesleistung mit Fließestrich gegenüber. Hinzu kommt die deutlich geringere körperliche Belastung durch den Einbau in aufrechter Körperhaltung.

Neue Normengeneration: Mehr Verantwortung für Planer

Harry Timm, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger, referierte zur neuen Normengeneration im Estrichbau und betonte die gestiegenen Anforderungen an die Estrichleger. Diese ergeben sich insbesondere durch die Pflicht der Werkseigenen Produktionskontrolle im Zusammenhang mit den Normanforderungen und der CE-Kennzeichnung. Der Markt wird auch für Baustellenestriche das CE-Zeichen erwarten und somit zum Handeln zwingen. Die Bezeichnungen der DIN 13318 wurden nur kurz gestreift um dann umso tiefer auf die Normenstruktur und die Veränderungen einzugehen.

Durch die Grundlagen der europäischen geprägten DIN EN 13813 wurden die DIN 18560 in allen Teilen angepasst. Teil 1 konnte so um Begriffsdefinitionen entlastet werden. Die getrennte Darstellung von Druck- und Biegezugfestigkeit gibt die Möglichkeit, die naturgegebenen hohen Biegezugfestigkeiten von Calziumsulfat-Fließestrichen, CAF gemäß der neuen DIN 18560-2, nach besser auszunutzen. Die Verantwortlichkeit des Planers ist in der neuen Normengeneration deutlich hervorgehoben.

Mit umfangreichem Bildmaterial illustrierte Timm in einem zweiten Beitrag seine Erfahrungen als Sachverständiger. Anknüpfend an die Rolle des Planers muss der Estrichleger auch formale Fragen zur Verantwortung durchsetzen - die Fugenplanung liegt mit allen "Risiken" in der Zuständigkeit des Planers.

Vielfache Ursachen für Estrichschäden

Die Verformungen und Rissbildungen am Estrich sind häufige Reklamationen, deren Ursache vielfach gar nicht vom Estrichleger zu verantworten sind: Zu frühe Belastung, zu frühe Belegung, unzureichende Feuchtemessung, hohe Bauteilfeuchte im Untergrund oder Verhinderung ausreichender Lüftung sind Beispiele dafür. Häufige Ursache für Risse sind Unebenheiten des Untergrundes. Über Rohrleitungen und Kabel muss ein für den Estrich geeigneter Untergrund geschaffen werden. Ungebundene Schüttungen sind nach neuer Norm dafür grundsätzlich nicht mehr zulässig. Diese Vorarbeit ist als ein eigener Teil der Leistung und so auch zu vergüten. Im Rahmen des Seminars wurde die Eignung des Leichtestrichs Estritherm für diesen Ausgleich hervorgehoben.

Physikalische Grundlagen und Praxistests

Der Vertriebsleiter der Bayer Chemicals, Michael Witte, erläuterte bis in die physikalischen Details den Austrocknungsprozess von Estrichen. Er führte aus, dass unter ungünstigen Wetterbedingungen bei allen Estricharten Trocknungstechnik der richtige Weg sei, um Zeit und Kosten zu sparen. Leider wird dieser Weg häufig erst im Problemfall gegangen. Eine vergütungsfähige Einbeziehung in die Angebotserstellung wäre der richtige Ansatz und wird durch Kostendruck meist von vornherein verhindert.

Die Ausführungen machten nachvollziehbar und drastisch klar, dass es nicht nur um Belegreife und Baufortschritt geht, sondern auch um ein hohes Schadensrisiko. Die Wetterlagen im Sommer sind aufgrund der hohen Luftfeuchte problematisch: die Abkühlung in feuchtem Bauklima verringert die notwendige Beladung der Luft mit Wasserdampf und damit den Trocknungsfortschritt. Demgegenüber sind kalte, trockene Wintertage ideal für die zügige Austrocknung. Erläuterungen zur Trocknungstechnik rundeten die Ausführungen ab. Der Vortrag kann unter www.alsterbeton.de eingesehen werden.

Zementfließestrich: Einbau mit der Rakelstange

In einer praktischem Demonstration zeigte Gunter Frenzel, Anwendungstechniker der Alsterbeton, den Einbau von Anhydrit- und Zementfließestrich. Zementfließestrich ist als neues Mitglied der Estrich-Produktfamilie mit seinen spezifischen Vorteilen eine wertvolle Bereicherung. Seine honigartige Konsistenz gestattet den Einbau mit der Rakelstange. Er entlüftet nahezu selbständig, sodass die Rakelbewegung lediglich die Selbstnivellierung unterstützt.

Mikrorisse durch Stahlfasern vermeiden

Volker Heuer von Vulkan-Harex ergänzte die Themenpalette um den Aspekt Zementfließestrich mit Stahlfasern und stellte die grundsätzlichen Vorteile von Fasern in Zementestrichen vor. Die naturgegebene Schwindung zementgebundener Estriche kann bei lokaler Behinderung der Verformung zu örtlichen Spannungen führen, die sehr schnell die Zugfestigkeit des Estrichs überschreiten und eine Rissbildung zur Folge haben. Erste Mikrorisse werden durch die Fasern am Wachstum gehindert und somit die Eskalation in Form großer sichtbarer Risse vermieden.

Voraussetzung ist die Verwendung qualifizierter Fasern, die eine Beständigkeit im alkalischen Milieu, einen ausreichenden Haftverbund mit dem Estrich und einen größeren Elastizitätsmodul als denjenigen der Matrix über die Dauer ihrer Wirkung garantieren. Diese Kriterien sind Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung von Fasern im Estrich.

Fazit: Engere Zusammenarbeit von Estrichleger und -hersteller

In seinem Schlusswort betonte Dr. Frank Langer, dass ein enges partnerschaftliches Miteinander von Estrichleger und Estrichhersteller der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg ist. Die Erwartungen und Erfordernisse der Estrichleger zu kennen und die Möglichkeiten des Materials Estrich zu kommunizieren hat man sich besonders auf die Fahnen geschrieben. Die Veranstaltungsreihe wird in der Region fortgesetzt.
aus FussbodenTechnik 02/04 (Marketing)