Alles über Tapeten

So tapeziert man Papiertapeten richtig

In den vorhergehenden Folgen der BTH-Serie "Alles über Tapeten" wurden bereits sämtliche Werkzeuge, Geräte, Hilfsmittel und auch Klebstoffe zum Tapezieren ausführlich vorgestellt. In dieser und den nächsten Folgen geht's an die Praxis: Wie werden die unterschiedlichen Tapetenarten fach- und sachgerecht an die Wand gebracht? Den Anfang machen Papiertapeten.

Zuschnitt

Zum Zuschneiden wird die Tapete mit dem Muster nach oben auf dem Tapeziertisch aufgerollt. Wichtig: Inklusive Verschnittzugabe sollte die Bahn ca. 10 cm länger sein als die Raumhöhe.

Bei markanten Mustern sollte die Bahn oben mit einem unzerschnittenen Muster beginnen. Bei ansatzfreien Tapten können die Bahnen ohne Rücksicht auf den Rapport fortlaufend zugeschnitten werden.

Einkleistern

Zum Einkleistern werden die zugeschnittenen Tapetenbahnen mit der Musterseite nach unten so auf den Tapeziertisch gelegt, dass sie mit der hinteren Kante des Tisches abschließen. Bei normalen Papiertapeten die oberste Bahn bis an die Vorderkante des Tisches vorziehen und mit der Bürste einkleistern:

- gleichmäßig,
- nicht zu dick,
- immer von der Bahnmitte aus zu den Kanten hin.

Mit dem Kleistergerät geht das gleichmäßiger, schneller und sauberer, zumal sich die Auftragsstärke exakt einstellen lässt.

Durchweichen / Weichzeit

Zum Transport und zum gleichmäßigen Durchweichen die eingekleisterten Bahnen so zusammenlegen, dass das oben anzusetzende Stück etwa zwei Drittel und das untere ein Drittel umgeschlagen wird.

Wichtig: Knicke in den zusammengelegten Bahnlaschen vermeiden.

Bei leichten Papierqualitäten sollte man die Unterkante ca. 3 cm breit umlegen, damit das eingeweichte Papier beim späteren Abziehen des unteren Umschlages nicht einreißt.

Genau Bahnkante auf Bahnkante zusammenlegen, eventuelle Luftblasen herausstreichen und die zusammengelegte Bahn aufrollen. Dadurch wird ein Hochstellen und vorzeitiges Austrocknen der Bahnkanten vermieden.

Die Weichzeit liegt bei normalen Papiertapeten zwischen 5 und 10 Minuten. Sie differiert je nach Stärke und Qualität des Tapetenpapiers, sollte aber bei allen Bahnen möglichst gleich lang sein. Durch das Weichen wird die Tapete geschmeidiger und das Papier dehnt sich aus - vor allem in der Breite. Durch die später einsetzende Trocknungsspannung an der Wand erhält die Tapete erst ihren strammen, blasenfreien Sitz.

Unterschiedliche Weichzeiten können Musterverschiebungen verursachen. Nach zu langem Weichen können die Bahnkanten zusammenkleben und beim Aufziehen einreißen.

Tipp: Zum Überprüfen der Weichzeit drückt man die Kanten der zusammengelegten Bahn zusammen. Öffnen sich die Kanten wieder, war die Weichzeit zu kurz. Bleiben sie aneinander haften, kann die Bahn verarbeitet werden

Tapezieren

Da nur selten alle Wände eines Raumes genau senkrecht laufen, muss man grundsätzlich die erste Bahn an jeder Wand von einem vermessenen Punkt aus ausloten oder mit Wasserwaage und Bleistift eine senkrechte Linie ziehen.

Auch das richtige Halten der geweichten Bahn will gekonnt sein: Die Bahn wird über den linken, abgewinkelten Arm gelegt, so dass man die Oberkante bei leichtem Nachgeben des linken Arms gut abziehen kann.

Zum Ansetzen der Tapetenbahn lässt man den oberen, längeren Einschlag auseinandergleiten - wenn es zu schnell geht, leicht mit dem Knie abbremsen - , dann pendelt man die Bahn entlang der markierten Senkrechten ein.

Die Tapetenbahn mit der Tapezierbürste andrücken, von der Mitte ausgehend und oben beginnend zu den Seiten hin. Dabei werden Lufteinschlüsse herausgestrichen.

Je nach Muster lassen sich dünne Papierqualitäten auf schmale Naht kleben. Dann muss unbedingt vom Fenster, bzw. von der Lichtquelle ausgehend mit dem Tapezieren begonnen werden. So vermeidet man Schatten auf überlappenden Nähten. Obwohl heute fast alle Tapeten auf Stoß geklebt werden, gilt weiterhin die Regel: Am bestem am Fenster beginnen.

Nie sollte eine ganze Bahn in voller Breite über Außenecken hinweg oder durch Innenecken hindurch geklebt werden, da sonst beim Trocknen Falten entstehen. Die Bahn wird aufgeschnitten, so dass sie ca. 1 cm um die Ecke reicht.

Der Rest der Bahn wird genau in der Ecke neu ausgelotet und angesetzt. Dabei auf den Rapport achten! So entsteht ein exakter Anfang auf der neuen Wand.

Zur Nachbehandlung der Nähte darf nur ein konischer Nahtroller eingesetzt werden - aber nicht bei Prägetapeten. Sie dürfen keinesfalls mit dem Nahtroller behandelt werden.

Beschneiden

Die Überstände werden mit dem Scherenrücken in die Deckenecke bzw. in den Winkel über der Fußleiste hineingedrückt. Dann werden die Bahnenenden vorgezogen und an der markierten Drucklinie, die sich rückseitig abzeichnet, mit der Schere beschnitten.

Bei Holz- oder Gipskarton-Untergründen kann man die Überstände auch in den Ecken mit einem Cuttermesser am Tapezierspachtel entlang abschneiden.

Wichtig: Kleisterreste an der Decke gleich mit Waschen abwaschen.

Besonders saubere und schnelle Schnitte erhält man mit der Beschneideschiene. Zugleich wird damit vermieden, dass Kleister an die Decke kommt.

In der nächsten Folge: Tipps und Tricks: Tapezierprofis über die Schulter geschaut; so tapeziert man Duplex-Prägetapeten.
aus BTH Heimtex 06/01 (Handwerk)