Raumzentrum Hieronimi setzt "Landhaus"-Themenkonzept in neuen Handelstyp um

Sechs Themenwelten wecken wieder die Lust aufs Wohnen

Weg von der reinen Produktdarstellung, hin zu themenübergreifenden Lifestyle-Präsentationen - so sieht der Handel der Zukunft aus. Bestes Beispiel für diesen Vertriebstyp der neuen Art ist das Raumzentrum Hieronimi in Wittlich. Auf 2.500 qm werden hier eindrucksvoll ganzheitliche Wohnwelten inszeniert. Vorbild sind die sechs Stilrichtungen der "Landhaus"-Teppichbodenkollektion, hinter der ein wegweisendes Marketingkonzept steht.

Ikea hat ihn vorgemacht, Stilwerk multipliziert ihn im gehobenen Segment: Themenhandel. Angesichts teils ruinösier Preiskriege und eines konsummüden Verbrauchers entdecken weitblickende Einzelhändler die Zugkraft von "Erlebniskauf" und ganzheitlichen Wohnkonzepten. Mit Wohn-Feeling total wollen sie den desinteressierten Konsumenten wieder in die Geschäfte locken und seine Kauflust wecken.

Einer dieser cleveren Unternehmer ist Benedikt Uhle. Seine Familie betreibt seit 110 Jahren die Baustoffhandlung Hieronimi in der Eifel, die mit sieben Niederlassungen zu den führenden Anbietern der Region zählt. Trotz seiner starken Markstellung litt auch der Familienbetrieb unter der Bau-Flaute und dem zunehmendem Verdrängungswettbewerb.

Uhle fackelte nicht lange, entschloss sich, mehr in Richtung Wohnen zu orientieren und beauftragte seine Agentur mit einem Ladenkonzept für einen neuen Markt. Dabei hatte er bereits das Stichwort "Themenhandel" im Hinterkopf und dachte dabei zunächst an eine Verbraucheransprache über Winter-, Frühling-, Sommer-und Herbsttypen. Dann traf der stets für neue Ideen offene Mittdreißiger per Zufall den Designer Axel Venn, ließ sich von ihm für die Themenwelten der "Landhaus"-Teppichbodenkollektion begeistern, schmiss alles andere um und entschied sich, die Landhaus-Themenwelten in Lifestyle-Präsentationen umzusetzen.

Damit wagte sich Uhle weit vor - wie er überhaupt mit seinem ganzen Projekt Neuland betrat. Das fängt schon beim Standort Wittlich an, an dem der ansonsten in der ganzen Eifel bekannte Name Hieronimi zuvor nicht vertreten war und reicht bis zum Sortiment, das über das angestammte Angebot an Baustoffen und Holzprodukten wie Parkett, Türen und Fenster mit sämtlichen Produkten für die Raumausstattung ergänzt wurde: Teppichboden - darunter natürlich die "Landhaus"-Kollektion - elastische Beläge, Gardinen und Dekos, Sonnenschutz und Tapeten. Auch Kleinmöbel, Accessoires und Geschenkartikel wurden aufgenommen - "sonst hätten wir unseren Anspruch eines Komplettprogramms zum Thema Wohnen nicht verwirklichen können."

Auch ein "Raumzentrum" wie der neue Vertriebstyp getauft wurde, hatte es bislang in der Gegend nicht gegeben. Und darauf setzte Uhle. Sein Ziel war, den Verbraucher emotional anzusprechen, ihm ganzheitliche Wohnwelten zu präsentieren, die Appetit auf eine neue Inneneinrichtung machen und zugleich höchste Gestaltungssicherheit bieten. Das war ihm die beachtliche Investition von immerhin 7 Mio. DM für Grundstück, Neubau, Ladeneinrichtung und Warenausstattung wert.

Anfang September vergangenen Jahres 2000 wurden die ersten Fundamente für das neue Hieronimi-Flaggschiff geschüttet, kaum sieben Monate später fand die Eröffnung statt. Das Ergebnis überzeugt: Auf 2.500 qm wird in Wittlich gekonnt "Erlebniskauf" praktiziert. "Wir zeigen und transportieren nicht Produktkompetenz, sondern Gestaltungs- und Raumkompetenz", unterstreicht Uhle - und er hat Recht. Mit Unterstützung von Axel Venn hat Innenarchitektin Manuela Schröder die 6 Themenwelten Mediterran, Skandinavisch, Natürlich, Exotisch, Puristisch und Modern in liebevoll bis ins Detail gestalteten Kojen und stimmungsvollen Dekorationen inszeniert - ein Erlebnis für die Sinne, das zum Teil durch passende Musik, die beim Betreten der Kojen erklingt, noch gesteigert wird. Darüber hinaus werden die 6 Stilrichtungen auch als professionell gestaltete Produktcollagen, Trend-Boards auf Staffeleien und Farbpaletten visualisiert.

Zwischen den verschiedenen Kojen sind Verkaufsflächen platziert, in denen die einzelnen Produktsegmente umfassend anhand zahlreicher Muster präsentiert werden. Praktisch und sinnvoll: In der Bodenbelagsabteilung klären knapp und klar gefasste Informationstafeln den Verbraucher über die unterschiedlichen Produkttypen auf.

Grundsätzlich kann der Kunde alles kaufen - einschließlich der Möbel und Accessoires aus den Dekorationen.

Durch das erweiterte Angebot musste sich Uhle auch nach neuen Lieferanten umsehen. Bei Heimtextilien nutzt er den Service des Großhandels. Textile und elastische Bodenbeläge, Tapeten und Stoffe werden bei Hometrend-Inku bezogen. "Diese Partnerschaft hat für beide Seiten Vorteile", betont Hometrend Inku-Geschäftsführer Siegfried Ruf. "Für uns liegen sie im professionellen Marktauftritt des Raumzentraums und für Hieronimi in der Logistik sowie der gesicherten Verfügbarkeit der Ware." Jederzeit stünden in den neuen Segmenten Teppichboden, Tapeten und Gardinen kurzfristig auch kleinere Mengen zur Verfügung - ohne hohe Kapital- und Lagerbindungskosten.

Das ebenfalls neu aufgenommene Angebot an Accessoires und Geschenkartikeln, dass sich schon kurz nach der Eröffnung als nicht zu unterschätzender Umsatzbringer erwies, kauft Uhle über Sortimenter ein: "Das verringert unser Risiko, weil sie Artikel auch wieder zurücknehmen".

Das neue Präsentationskonzept bedingte auch Umdenken bei den Verkäufern: Die Philosophie "Gestaltungskompetenz statt Produktkompetenz" galt genauso für sie. "Wir brauchen hier nicht den Fachidioten, der bis ins Detail ein Produkt erklären kann, sondern den Einrichtungsfachmann, der den unsicheren Kunden geschmacks- und stilsicher berät", sagt Uhle unmißverständlich. Deswegen werden die Verkaufsmitarbeiter auch permanent geschult. Damit sie auf einen Blick zu erkennen sind und der Kunde nicht hilflos herumirrt, tragen übrigens alle einheitliche Firmenkleidung - aber bewusst keine Kittel , sondern Hemden oder Blusen in Hellblau.

Alles in allem sind Benedikt Uhle und Marktleiter Marco Geißler überzeugt, dass sie mit ihrem neuen Vertriebstyp auf dem richtigen Weg sind. Ihr Ziel ist, das Raumzentrum Hieronimi zu einer regionalen Marke zu entwickeln. Wobei natürlich auch die Zahlen stimmen müssen. Der Break-Even liegt bei 15 Mio. DM Umsatz. Das wird in diesem Jahre noch nicht zu schaffen sein, weiß Uhle, aber 10 Mio. DM seien schon drin. Ein Jahr Bewährungszeit hat er dem Projekt eingeräumt. Bis zum Frühjahr 2002 soll sich erweisen, ob das Konzept tragfähig ist. Falls ja, werde möglicherweise über weitere Raumzentren nachgedacht.

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Hieronimi - das Unternehmen

I & M Hieronimi

Profil: Größter Baustoff-Spezialist zwischen Trier und Koblenz und einer der führenden überregionalen Anbieter für Baustoffe, Holz und Fliesen
Gesellschafter: Familie Uhle
Gründung: 1890 als Handel für Holz, Kohle und Baumaterialien
Niederlassungen: 7 in Faid, Zell, Kirchberg, Mülheim, Rhaunen, Wittlich, Traben-Trabach
Verband: I & M (Interpares & Mobau)

Raumzentrum Hieronimi

Raumzentrum Hieronimi
Schloßstr. 25
54516 Wittlich
Betreiber: I & M Hieronimi
Eröffnung: April 2001
Geschäftsführer: Benedikt Uhle (r.)
Marktleiter: Marco Geißler

Gesamtfläche Bauzentrum in Wittlich: 20.000 qm
Verkaufs- und Austellungsfläche: 2.500 qm
Lager: 1.700 qm
Garten-Ausstellung: 1.200 qm
Mitarbeiter: 19, davon 12 im Verkauf plus 3 am Empfang
Sortimente: Holz (Parkett, Türen, Paneele, Profilholz), Fliesen, Teppichboden, elastische Beläge, Laminat, Dekos und Gardinen, Tapeten und Putze, Farben und Lacke, Werkzeug, Kleinmöbel, Accessoires und Geschenkartikel, Lampen, Sanitärartikel
Einzugsgebiet: ca. 40 bis 50 km Radius um Wittlich

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Das Konzept "Landhaus - Wohlfühlen mit Teppichboden"

In einer bisher einmaligen Kooperation zwischen europäischem Bodenbelagsgroßhandel und Möbelhandel, Teppichbodenherstellern und Du Pont als weltweit größtem Faserlieferanten wurde unter Federführung von Herbert Schmitmeier von der Frankfurter Marketinggesellschaft Intermarket und dem Designer Axel Venn das erste markstufenübergreifende europäische Marketing-Konzept für Teppichböden aus Antron-Fasern von Du Pont entwickelt. Ziel ist, dem Verbraucher Teppichboden wieder als begehrenswertes, attraktives Produkt nahe zu bringen.

Dazu wurden unter dem Dachthema 'Landhaus" 6 Stilrichtungen definiert, denen die die eine klare Orientierung anhand von Geschmackswelten erlauben:

- Mediterraner Charme
- Natürliche Atmosphäre
- Skandinavischer Stil
- Exotisches Flair
- Puristisches Ambiente
- Modernes Design

Indem die 'Landhaus"-Kollektion nicht nur Teppichböden focussiert, sondern Wohnwelten thematisiert, erleichtert sie Kundenführung und -beratung. Zur professionellen Kundenansprache dienen auch die flankierenden Marketingmaßnahmen. So gibt es zur Kollektion nicht die übliche Broschüre, sondern ein komplettes Einrichtungsbuch zum 'Wohnen im Landhausstil" (Autoren: Herbert Schmitmeier, Axel Venn), das Impulse und Anreize geben soll. Darüber hinaus werden die 6 'Landhaus"-Themen von der Wohnzeitschrift 'Zuhause Wohnen" aufgegriffen und umgesetzt.

Eine kontinuierlich wachsende Nutzerzahl registriert Intermarket bei seinem Internet-Portal www.bodenforum.de/com. Täglich gehen dort im Schnitt 50 Anfragen von Verbrauchern ein, die wissen wollen, welcher Einzelhändler in ihrer Region das Landhaus-Konzept führt.

Faserlieferant: Du Pont
Teppichbodenhersteller: Carpets International, Durmont, Forbo , Lano, Norddeutsche Teppichfabrik, Ossfloor
Großhandel: aus Deutschland Dresing, Hometrend Inku und Poppe & Wirth, Rettberg, Saum & Viebahn, aus Frankreich Udirev, aus der Schweiz Belcolor und Cabana, aus Österreich Inku
Allianz-Partner: in Deutschland und Österreich Möbelhausverbund Begros mit insgesamt 85 Standorten, in der Schweiz Möbel Pfister mit 20 Standorten; ca. 6.000 Fachhändler und Handwerksunternehmen.
aus BTH Heimtex 07/01 (Handel)