Teppichimporte nach Deutschland, 1. Quartal 2006

Importstatistik berechtigt zur Hoffnung

Nach vielen Jahren im Abwärtstrend lassen jetzt die aktuellen Zahlen für nach Deutschland importierte, handgefertigte Teppiche die Branche hoffen. Von Januar bis März dieses Jahres stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum der Wert der Ware insgesamt um fast 13 % auf knapp 76 Millionen Euro, die Menge um 6,5 % auf beinahe 1,4 Mio. qm.

Für iranische Teppiche weist die Statistik erneut eine leichte Preissteigerung aus: Der Wert stieg um rund 4 % bei um gut 2 % gesunkener Menge. Gründe hierfür sind eine nach wie vor beachtliche Warenverknappung sowie eine fortdauernde Inflation im Iran. Die iranische Währung verhält sich aber nach aussen in Relation zum US-Dollar relativ stabil und wirkt so sogar einer weiteren Verteuerung entgegen. Die Diskussion um das iranische Atomprogramm auf politischer Ebene scheint sich nicht auf den Teppichmarkt auszuwirken. Branchenkenner gehen davon aus, dass dies auch in Zukunft nicht der Fall sein wird.

Indische Teppiche legten bei der Menge leicht (+ 7 %) und beim Wert deutlich (+ 21 %) zu, was ebenfalls ein Anziehen der Preise bedeutet. Erklären lässt sich dies mit dem jetzt zu zahlenden Zoll und einer Warenverknappung auch in Indien. Gut gearbeitete, echte 18/18 Kaschmir-Seide ist in marktrelevanten Farben und Größen kaum vorhanden, berichtet die European Carpet-Importers Association (EUCA). Ferner gebe es bei der roten Ware so gut wie keine Stocks, in den Segmenten Indo-Nepal und Indo-Gabbeh, also also den unteren Preisklassen, auch geringe Produktionen, die Nachfrage hier ist zu gering geworden. Nur im Handtuft-Bereich würden ausreichend Knüpfer arbeiten. Diese Produktion läuft am einfachsten und ist zudem profitabel.

Um fast ein Viertel zog der Wert der importierten Teppiche aus Nepal an, gleichzeitig wuchs die Menge um gut 14 % - also ebenfalls eine Preis-Tendenz nach oben. Dies gilt für die Monate Januar bis März.

Die Zahlen für den nachfolgenden April werden sich deutlich verändern, da durch eine Revolution in Nepal die gesamte Teppichproduktion durch eine tägliche Ausgangssperre für mehr als drei Wochen unterbrochen war. Derzeit ist die Lage in Nepal normal, die politischen Parteien und die Maoisten handeln gemeinsam einen Friedensvertrag aus, der den zehnjährigen Bürgerkrieg endgültig beenden soll.

Der einzige handgearbeitete Teppich, der im Durchschnitt massiv rückläufige Preise hinnehmen musste, ist der chinesische Teppich. Der Wert sank um ein Fünftel, die Menge erhöhte sich um 100 %. Aufgrund des wachsenden Wohlstands erlebt die Teppichproduktion in China derzeit einen grundlegenden Wandel.

Die Produktion von Knüpfteppichen geht erheblich zurück, weil die Knüpfer in andere Branchen abwandern und die Löhne der verbliebenen so stark steigen, dass nicht mehr konkurrenzfähig gearbeitet werden kann. 'Mittelfristig wird Chinas rasant steigender Wohlstand dazu führen, dass geknüpfte Teppiche nicht mehr exportiert, sondern importiert werden", prognostiziert die EUCA. Lediglich die professionellen Tuft-Manufakturen würden erfolgreich exportieren.

Das aufstrebende Teppichland Pakistan lieferte - ähnlich wie Nachbar Indien - eine etwas größere Menge (+ 9 %) zu einem deutlich erhöhten Wert (+ 19 %). Für afghanische Teppiche dagegen war ein leichter Preisrückgang bei erheblich steigender Quantität zu beobachten (+ 11 % beim Wert und + 37 % bei der Menge). Teppiche aus Marokko stehen mit + 15 % beim Wert und + 6,75% bei der Menge gut da. Die beste Bilanz erzielten jedoch Teppiche aus der Türkei, wenngleich sie mengenmäßig eine sehr geringe Marktbedeutung aufweisen: Der Wert der importierten Ware stieg um rund 61 %, die Menge ging um gut 15 % zurück.

Quelle Statistik: EUCA, Hamburg
aus Heimtex Orient 04/06 (Teppiche)