39 neue Shoppingcenter in den nächsten 3 Jahren geplant

Center-Boom in Deutschland

Trotz schwacher Umsatzentwicklung im Einzelhandel, trotz Diskussionen um zu viel Verkaufsfläche herrscht in Deutschland ein regelrechter Shoppingcenter-Boom. In den nächsten 3 Jahren sind 39 neue Center mit mindestens 10.000 qm Verkaufsfläche geplant. Bislang hat die Teppichbranche das Center als Standort noch nicht entdeckt. Es gibt nur wenige, allerdings überaus erfolgreiche Ausnahmen.

Endspurt an der Alster: Noch ist die Europa Passage die größte innerstädtische Baustelle Deutschlands. Doch der Countdown läuft, am 5. Oktober soll Hamburgs neues Vorzeigeobjekt eröffnet werden. Die 160 Meter lange Shopping Mall in bester City-Lage wird rund 30.000 qm Verkaufsfläche für 120 Geschäfte sowie etwa 34.000 qm Bürofläche bieten. 94% der Einzelhandelsflächen sind bereits vermietet.

Die Shops kommen aus den Bereichen Mode und Lifestyle, Uhren und Schmuck, Parfümerie und Beauty, Geschenke und Haushaltswaren sowie Schuhe, Bücher, Dienstleistungen. Die Sparte Wohntextilien fehlt bislang.

Das 430-Millionen-Projekt von Allianz Center Management wird das 388. Einkaufszentrum Deutschlands sein, das über eine Verkaufsfläche von mindestens 10.000 qm verfügt. Und es wird nicht das letzte sein: Von Sommer 2006 bis Herbst 2009 sind im ganzen Land insgesamt 39 neue Center geplant - vorläufig. Es könnten noch einige dazu kommen, denn bei Investoren sind solche Objekte derzeit äußerst beliebt, zumal der internationale Vergleich zeigt, dass Deutschland in dieser Kategorie Schlusslicht ist.

Allerdings verhalten sich die Städte zunehmend kritischer gegenüber Bauvorhaben derartigen Typs, fürchten, dass die Center zu überdimensioniert sind und ihren Innenstädten mehr schaden als nutzen. In Duisburg beispielsweise hat sich das kleinere Forum Duisburg, ein Gemeinschaftsprojekt des Projektentwicklers Multi Development und des Warenhauskonzerns Karstadt, gegenüber dem Mega-Projekt Multi Casa von Marktführer ECE durchgesetzt.

Branchenkenner sprechen deshalb davon, dass in Zukunft die Architektur und die städtebauliche Integration die entscheidenden Faktoren sein werden, um überhaupt den Zuschlag für den Bau eines Shoppingcenters zu erhalten. Gerade in Städten mit viel historischer Altbau-Substanz sorgt der Bau eines Centers in letzter Zeit häufig für heftige Diskussionen unter den Bewohnern.

Beispiel Münster, wo sich die Münster Arkaden gerade im zweiten Bauabschnitt befinden und im Herbst dieses Jahres als 391. Center Deutschlands endgültig fertig gestellt sein werden. Die Meinungen über den Neubau in unmittelbarer Nähe zum historischen Prinzipalmarkt mit seinen prächtigen Kaufmannshäusern aus der Zeit der Hanse reichen von "einfach toll" bis "hässlicher Klotz". Mit Nyhues agiert hier seit Fertigstellung des ersten Bauabschnitts Ende 2004 erfolgreich ein Teppich-Fachgeschäft - eines der wenigen in Deutschland in einem Center.

Eine weitere Herausforderung für die Zukunft wird sein, die Verweildauer in den Centern zu erhöhen. "Wir müssen noch mehr auf die Innengestaltung achten, die Gastronomie ausbauen und Aktionen machen", sagte kürzlich beispielsweise Wolfgang Seifert, Vorstand des Esseners Centerbetreibers MFI gegenüber der Zeitschrift Textilwirtschaft.

Ankermieter sind für Shoppingcenter nach wie vor äußerst wichtig, jedoch hat sich ihr Typ verändert. Waren es früher die großen Warenhäuser wie Karstadt, sind es heute mehrere, mittelgroße Mieter wie Zara oder H & M, Saturn oder Media Markt.

Sie sind echte Frequenzbringer, unterschreibt ein einziger von ihnen, ziehen andere sofort nach, die Finanzierung sei gesichert, heißt es in der Branche.

Viele Projektentwickler versprechen sich von der anstehenden Liberalisierung der Öffnungszeiten einen weiteren Push für die Einkaufscenter, da sich schon die Einführung des langen Donnerstags äußerst positiv ausgewirkt habe, heißt es. Der Einzelhandel betrachtet jedoch oft gerade die Öffnungszeiten als kritischen Punkt bei der Entscheidung, in ein Center zu ziehen. Hier sind alle Mieter dazu verpflichtet, ihre Geschäfte einheitlich zu öffnen, egal welcher Branche.

Grundsätzlich wird dem Fachgeschäft im Center ein gehobenes Sortiment empfohlen. Vor allem für eine Expansion in eine fremde Stadt bietet sich ein Center an, da im Vorfeld keine eigenen, aufwändigen Recherchen notwendig sind. Ein weiterer Pluspunkt ist das "geballte und kompetente Angebot unter einem Dach" mit Service, Infostand, Gastronomie und Parkplätzen, so ein Einzelhändler kürzlich in der TW.
aus Heimtex Orient 04/06 (Handel)