Interview mit Klaus Striebich, Geschäftsführer Vermietung der ECE

"Theoretisch wären wir schon ein guter Standort"

Ist ein Shoppingcenter ein guter Standort für ein Teppichgeschäft? Heimtex Orient-Redakteurin Mona Backhaus befragte dazu Klaus Striebich, Geschäftsführer Vermietung der ECE. Auf dem Gebiet der innerstädtischen Shopping-Center ist die ECE Marktführer in Europa. 84 Center befinden sich derzeit im Management, 14 in Bau und Planung.

Heimtex Orient: Trotz insgesamt rückläufiger Umsätze im Einzelhandel herrscht in Deutschland derzeit ein wahrer Center-Boom. Woran liegt das?

Klaus Striebich: Von einem Center-Boom kann aus meiner Sicht keine Rede sein. Richtig ist aber, dass in Deutschland nur 140 Quadratmeter Shopping-Center-Fläche auf 1.000 Einwohner kommen, in Frankreich und Großbritannien sind es deutlich über 200 Quadratmeter. Hier liegt also noch ein erhebliches Potential.

Heimtex Orient: Welche Vorteile bietet ein Shoppingcenter allgemein einem Einzelhändler gegenüber der Einzellage?

Striebich: Der Einzelhändler bekommt bei uns einen Standort, der exakt auf die Wünsche der Kunden und auf die Bedürfnisse des Handels abgestimmt ist. Das beginnt bei der Lage, der Architektur sowie den Parkplätzen und geht über einen ausgetüftelten Branchenmix bis hin zu einem kompetenten Centermanagement. Unsere Centermanager sorgen dabei nicht nur für Sicherheit und Sauberkeit, sondern auch für ein umfangreiches Marketingkonzept mit aufwändigen Aktionen. Der Erfolg gibt uns Recht: Unsere Mieter konnten ihre Umsätze auch im letzten Jahr wieder flächenbereinigt um zwei Prozent steigern.

Heimtex Orient: Die zentralen Kritikpunkte an Shoppingcentern sind häufig die Öffnungszeiten und die hohen Nebenkosten. Was sagen Sie dazu?

Striebich: Beide Punkte zählen eigentlich zu den Stärken der Shopping-Center: Kein Kunde möchte sich zig verschiedene Öffnungszeiten merken. Entweder alle Läden haben zur gleichen Zeit auf - oder der Kunde kauft früher oder später ganz woanders ein. Dies ist ja gerade eines der Probleme vieler Fußgängerzonen. Und auch die Nebenkosten sind günstig, wenn man sich anschaut, was alles darin enthalten ist: Sozialräume, Toiletten, Sicherheit und Sauberkeit - alle diese Dinge muss ein Händler in der Einzellage in der Regel zusätzlich zu seinen Nebenkosten bezahlen. Darüber hinaus stimmen wir die Miete genau auf die Leistungsfähigkeit einer jeden Branche ab - viele Branchen, die Sie in Fußgängerzonen gar nicht mehr finden, können sich daher ein Ladengeschäft in unseren Centern leisten.

Heimtex Orient: Worauf kommt es bei einem erfolgreichen Shoppingcenter an?

Striebich: Erfolgreiche Shopping-Center müssen als Unikate sehr genau auf den jeweiligen Standort zugeschnitten werden. Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Betreiber eine möglichst langfristige Perspektive hat: Die Einzelhändler möchten in der Regel viele Jahre und Jahrzehnte an einem Standort bleiben. Man braucht daher einen Betreiber, der in solchen Zeiträumen denkt und die Attraktivität eines Standortes durch beständige Optimierung und Modernisierung erhält und weiter ausbaut.

Heimtex Orient: Und worauf kommt es bei einem Fachgeschäft an, das in einem Shoppingcenter erfolgreich sein will?

Striebich: Wir wollen die Besten aus den jeweiligen Branchen haben. Das müssen nicht immer die großen Filialisten sein, im Gegenteil: Wir suchen gezielt nach kompetenten Einzelbetreibern und haben in diesem Jahr drei große Franchise-Börsen durchgeführt, um erfolgreiche Konzepte mit engagierten Unternehmerpersönlichkeiten zusammen zu bringen.

Heimtex Orient: Welche Branchen sind in Shoppingcenter derzeit am stärksten vertreten?

Striebich: Im Einzelfall hängt dies sehr stark vom Standort ab. So unterscheidet sich der Branchenmix im Hauptbahnhof von Hannover stark vom Nahversorgungszentrum und wiederum stark vom Innenstadtzentrum in einer Metropole. Im Durchschnitt dominiert aber ganz klar der Textilbereich. Daneben sind Hartwaren und Lebensmittel wichtige Branchen und natürlich die Gastronomie, die eine immer größere Rolle spielt.

Heimtex Orient: Auf dem Gebiet der innerstädtischen Shopping-Center ist die ECE Marktführer in Europa und hat derzeit 84 Center im Management. Wie viele Teppichgeschäfte haben Sie als Mieter?

Striebich: Wir haben derzeit leider kein Teppichgeschäft in unseren Centern. Das war früher einmal anders, als es noch kleinflächige Anbieter gab. Heute benötigen die Läden immer sehr große Flächen, die wir in der Form nicht liefern können. Klassische Teppichgeschäfte benötigen genauso wie Möbelgeschäfte große, dafür eher preisgünstige Flächen.

Darüber hinaus sind sie weniger von Laufkundschaft abhängig, weil die Kunden zum Kauf von Teppichen und Möbeln gezielt bestimmte Standorte aufsuchen. Aus diesem Grund sind Shopping-Center nur für einzelne sehr profilierte Teppichgeschäfte ein idealer Standort.

Heimtex Orient: Wie ist Ihre Einschätzung: Ist ein Shoppingcenter ein guter Standort für ein sehr profiliertes Teppichgeschäft?

Striebich: Theoretisch wären wir schon ein guter Standort - im Shopping-Center kann durch Laufkundschaft eine Zielgruppe erschlossen werden, die sonst vielleicht nicht in die großen Teppichmärkte fährt. Allerdings profitiert ein Teppichgeschäft nicht in dem Maße von den Vorteilen eines Shopping-Centers wie andere Fachgeschäfte oder Branchen.

Heimtex Orient: Welches Center in Deutschland sollte man sich unbedingt einmal anschauen und warum?

Striebich: Da gibt es eine ganze Reihe. Um nur einige Beispiele zu nennen: Das Alstertal-Einkaufszentrum in Hamburg zeigt, wie ein Center von 1970 auch heute noch hoch modern sein kann. Das neue Konzept 'Shopping de luxe" ist in seiner Wertigkeit in Deutschland zudem bislang unerreicht. Die Potsdamer Platz Arkaden sind ein einzigartiger Magnet im Herzen der neuen Berliner Mitte. Die Promenaden im Hauptbahnhof Leipzig zeigen, wie Denkmalschutz und Shopping verbunden werden können. Und Nova Eventis in der Region Leipzig/Halle stellt ein ganz neues Einkaufs- und Erlebniskonzept dar.

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ECE Projektmanagement - das Unternehmen

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Gründung: 1965
Leistungsspektrum: Entwicklung, Realisierung, Vermietung und Langzeit-Management sowie Investition
Kommanditkapital: 42 Millionen Euro

Shopping-Center: 84 im Management, 14 in Bau und Planung, 8100 Mieter, 2.400.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, 10 Milliarden Euro Umsatz
Verkehrsimmobilien: Hauptbahnhöfe Leipzig, Köln, Hannover
Büro-/Spezialimmobilien: 49 realisiert, darunter 375.000 qm Logistikflächen und 600.000 qm Büroflächen, 13 in Bau und Planung oder in Dienstleistungsauftrag, 500 Büromieter
Ständiges Bau- und Planungsvolumen: 2,0 Mrd. Euro
Realisiertes Projektvolumen: 9,4 Mrd. Euro
Marktwertvolumen im Management: 10,8 Mrd. Euro
Derzeit ist die ECE in folgenden 15 Ländern aktiv: Bulgarien, Deutschland, Griechenland, Katar, Litauen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, Schweiz, Tschechien, Türkei, Ungarn, V.A.E.
aus Heimtex Orient 04/06 (Handel)