Alles über Tapeten

Tipps und Tricks für Problemfälle

In der letzten Ausgabe ging es bereits um fach- und sachgerechtes Tapezieren, zunächst von Papiertapeten. In dieser Folge der BTH-Serie "Alles über Tapeten" geht's an die Problemfälle: Wie bringt man den Wandbelag sauber und professionell um Steckdosen herum oder bei Türöffnungen an die Wand? Was muss bei der Verarbeitung von Prägetapeten beachtet werden?

Auch für Fachleute ergeben sich beim Tapezieren manchmal Schwierigkeiten. Das müssen gar keine besonderen architektonischen Gegebenheiten sein, auch bei Steckdosen oder Türöffnungen ist professionelles Know-How gefragt.

Problemfall Steckdosen

Vor Beginn der Tapezier-Arbeiten muss in dem betreffenden Raum auf jeden Fall per Sicherung der Strom abgeschaltet werden. Danach sämtliche Schutzdeckel von Steckdosen und Schaltern entfernen und die nassen Tapetenbahnen einfach über die offenen Dosen hinweg tapezieren.

Bei Schaltern das Papier vorsichtig kreuzförmig einschneiden und die Schaltmechanik vom Kleister reinigen. Wenn die Tapete angetrocknet ist, die Dosen mit dem Cuttermesser sauber ausschneiden. Dann alle Schutzdeckel wieder befestigen. Deckel von Verteilerdosen werden übertapeziert.

Problemfall Türöffnungen

Türen werden von einer Seite antapeziert. Die Tapete scharf am Rahmen abschneiden. Kleisterreste am besten gleich mit Wasser entfernen. Über der Tür wird ein Stück von einer Restrolle rapportgerecht eingepasst. Danach die nächste volle Bahn über der Tür mustergerecht ansetzen und im Bereich der Türöffnung zunächst mit etwas Zugabe ausschneiden. Die genaue Anpassung an den Türrahmen wieder mit dem Cuttermesser vornehmen.

Problemfall Fensternischen

Auch bei Fensternischen beginnt man an einer Seite mit einer Bahn, setzt diese aber nicht an die Kante der Fensteröffnung, sondern lässt sie so weit überstehen, dass die Tiefe der Nische - plus Zugabe - abgedeckt wird. Nach dem Einschneiden oben und unten kann der Überstand in die Laibung eingeklappt und genau am Fensterrand beschnitten werden.

Das Stück über dem Fenster mit etwas Überstand abschneiden. Ein zugeschnittenes Bahnstück, das auch für das Einklappen von oben her in die Laibung ausreicht, wird über dem Fenster im Rapport eingepasst. Der Doppelnahtschnitt mit dem Cuttermesser kann bei einem solch kurzen Stück frei Hand erfolgen. Er sollte genau an der Nischenecke enden. Das Bahnstück wird von unten - mit etwas Zugabe - mit der Schere grob abgeschnitten. Den Tapetenstreifen unter dem Doppelnahtschnitt entfernen und den Überstand von oben her in die Laibung einklappen, an-drücken und mit dem Cuttermesser genau einpassen. Das geht am besten am Spachtel entlang. Kleisterrückstände sauber abwaschen. Weitere Fensterbahnen werden im Rapport tapeziert.

Auch die Aussparungen für den Rolladengurt werden sauber ausgeschnitten, so dass die Schnittkanten durch die Blende abgedeckt werden.

Problemfall Anschlüsse

Bei Anschlüssen an Türen, Fenster, Fußleisten, Fliesen usw. darf die Tapete übrigens nur anstoßen. So sagt es auch die VOB DIN 18366 Tapezierarbeiten. Überlappende Anschlüsse könnten Falten bilden oder aufreißen, weil die unterschiedlichen Baustoffe gegeneinander arbeiten.
Problemfall Heizkörper

Hinter Öfen und Heizkörpern darf nicht tapeziert werden. Je nach den Gegebenheiten sollt man die Tapete so zuschneiden, dass ein sauberes Bild entsteht. Bei sehr farbigen Tapeten kann man die Wand vor der Tapezierung in einer passenden Farbe streichen.

Tapetenbahnen dürfen in der Länge nach der DIN nicht gestoßen werden.

Problemfall Dachschrägen

Der Übergang von einer Dachschräge zur senkrechten Wand, wie er bei Dachwohnungen häufig vorkommt, kann - wenn die Hohlkehle gleichmäßig verläuft - mit einer vollen Bahn beginnend bis in die Ecke geklebt werden. In der Ecke wird die Bahn geschnitten und der untere Teil neu angesetzt. Die obere Bahn muss dabei die untere überlappen.

Wenn die Hohlkehle nicht gleichmäßig verläuft, werden der obere und der untere Tapetenabschnitt getrennt mit Zugabe zugeschnitten. Die untere Bahn im Muster passend kleben und zwar wieder so, dass sie etwas unter die obere Bahn reicht.

Problemfall Rundbögen

Bei Rundbögen werden zuerst die Wandbahnen neben und über dem Bogen mit 2 bis 3 cm Überstand tapeziert. Diese Überstände werden mehrmals eingeschnitten, umgeklappt und in den Rundbogen eingeklebt. Zuletzt wird die genau zugeschnittene Laibungsbahn eingesetzt. Saubere Anschlüsse, vor allem bei Mustertapeten, erzielt man durch den Einsatz von Eck-Profilleisten, die man jeder Rundung anpassen kann.

Problemfall Sanitärobjekte

Bei Abschlüssen zwischen Tapete und Sanitärobjekten wie Waschbecken und Badewannen wird die Tapete zunächst grob mit der Schere eingeschnitten, angedrückt und dann am Spachtel mit dem Cuttermesser genau dem Objekt angepasst. Auch bei der Rohrführung unter dem Waschbecken wird die Tapete genau angepasst.

Bei Sanitärobjekten kann Nässe hinter die anstoßende Tapete dringen. Diese Stellen müssen deshalb mit einem speziellen elastischen Dichtstoff abgedichtet werden.

Bei Rohrdurchführungen wird die Tapete bis zu der Stelle der Durchführung mit der Schere eingeschnitten und im Bereich des Rohres durch sternförmiges Einschneiden angepasst. Nachdem man die Tapete um die Rohrdurchführung herum an die Wand angedrückt hat, kann der Bereich um das Rohr sehr genau mit dem Cuttermesser nachgeschnitten werden.

Wichtig: beim Trocknen der Tapete Durchzug und starkes Heizen vermeiden; sonst kann durch ein zu schnelles Trocknen die Papierspannung die Nähte zum Aufplatzen bringen. Die Raumtemperatur sollte aber möglichst über 18 C liegen.

Duplex-Prägetapeten

Bei den Duplex-Prägetapeten werden zwei Papierbahnen zusammenkaschiert und im frisch zusammengeklebten Zustand mit Prägewalzen geprägt. Durch dieses Verfahren wird die Prägung sehr stabil, und bleibt auch nach dem Tapezieren gut erhalten.

Mit dem Kleistergerät erhält man einen gleichmäßigen Auftrag. Aber Vorsicht: Bahnlaschen dürfen bei Prägetapeten keinesfalls geknickt werden.

Der Untergrund sollte so vorbereitet sein, dass er glatt und gleichmäßig saugend ist. Zum Kleben Spezialkleister im Ansatz 1:20 verwenden.

Wichtig: Unbedingt auf möglichst gleich lange Weichzeiten von 8 bis 12 Minuten pro Bahn achten. Zu kurze Weichzeiten können zu Blasenbildung führen.

Blasen können aber auch durch ungleichmäßigen Kleisterauftrag und nicht saugende oder unterschiedlich saugende Untergründe entstehen. Bei zu langen Weichzeiten verliert die Prägung an Struktur.

Achtung: Damit die Prägung erhalten bleibt, darf zum Andrücken keine Gummiwalze verwendet werden. Besser geeignet ist ein weicher Tapezierwischer. Auch die Nähte nicht mit dem Nahtroller behandeln, sonst leidet die Struktur ebenfalls.
aus BTH Heimtex 09/01 (Handwerk)