Günther Kelm über den Laminatboden-Markt 2001

Wie entwickeln sich Absatz und Kapazitäten?


Die Laminatbodenindustrie hat im ersten Halbjahr 2001 gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum sowohl in Deutschland als auch in den anderen europäischen Märkten ein Absatzminus hinnehmen müssen. Auch im dritten Quartal war nach den bisher bekannten Daten keine wesentliche Verbesserung der Situation festzustellen.

Daher ist es an der Zeit, über die Kapazitäts-, Produktions- und Absatzsituation in Europa und weltweit nachzudenken. Da nicht für alle Punkte konkrete, nachvollziehbare Daten vorliegen, basiert unsere zum Teil auf Schätzungen und Hochrechnungen.

Weltkapazität aller Produktionsanlagen

Inzwischen dürfte auf dem Weltmarkt eine Laminatboden-Kapazität von ca. 640 Mio. qm aufgebaut worden sein, an der 75 bis 80 Hersteller beteiligt sind. 80 % dieser Kapazitäten, also über 510 Mio. qm, werden allein von 30 Herstellern gehalten.

Insider gehen davon aus, dass eine durchschnittliche Auslastung von 68 bis 70 % der Anlagenkapazitäten erreicht wird. Das bedeutet, das bei einer weltweiten Kapazität von 640 Mio. qm eine Laminatboden-Produktion von 435 bis 448 Mio. qm verfügbar ist.

Absatz

Der weltweite Laminatboden-Absatz wird sich dieses Jach nach meinen derzeitigen Erhebungen und Schätzungen auf ca. 364 Mio. qm belaufen. Davon dürften ca. 68 %, also 248 Mio. qm, auf Europa entfallen. Damit stellt sich zwangsläufig die Frage, wie die Differenz von 71 bis 84 Mio. qm zwischen Produktionsvolumen und Absatzmenge zu erklären ist?

Mögliche Antworten sind:

- Hoher Lagerbestand bei der Industrie.
- Die Produktionsauslastung von durchschnittlich 68 bis 70% ist zu hoch eingeschätzt.

Ich vermute, dass beide Antworten zutreffen.

Deutschland wird aller Voraussicht nach auch 2001 weltweit der größte Markt für Laminatböden bleiben. Ob er auch zukünftig diese Position halten kann oder die Grenze seiner Entwicklungsmöglichkeit erreicht hat, wird uns die Zukunft beantworten.

Klicksysteme

Die Klicksysteme haben ihren Siegeszug auch 2001 fortgesetzt. Bis Ende dieses Jahres ist damit zu rechnen, daß mehr als 70 % des Absatzes mit leimlos verlegbaren Produkten erzielt wird. Die Verwendung des Trägermaterials HDF ermöglicht es, die Gesamtstärke der angebotenen Produkte auf eine Bandbreite von 6 mm bis 12 mm auszulegen. Allerdings ist sehr fraglich, ob eine Trägermaterial-Stärke unter 6 mm der richtige Weg zur qualitativen Weiterentwicklung des Laminatboden ist.

Spanplatten als Trägermaterial werden nur noch vereinzelt verwendet - in der Regel speziell für Aktionsprodukte in DIY-Bereich Klicksysteme mit zusätzlicher Dämmung erreichen mehr und mehr den Konsumenten. Sie werden mit den unterschiedlichsten Dämmunterlagen und Stärken angeboten.

Auch beim Thema Dämmung stellt sich die Frage: Wie dünn darf/muss es sein? Ein 0,2 mm "starkes" Dämmmaterial (= aufgeklebtes Papier) kann nicht der richtige Weg sein. Ein solches Produkt war im Baumarkt zu sehen.

Garantie

Garantie heißt "Sicherheit für den Konsumenten". Der Handel wird inzwischen mit Garantieversprechen zwischen 3 und 30 Jahren konfrontiert. Wenn man die Garantiebedingungen sorgfältig liest - sofern sie mit einem Garantiezertifikat dokumentiert sind, kommt man in den meisten Fällen zu dem Schluss "Wasch mich, aber mach mich nicht nass'.

Daher lautet mein Appell an die Industrie: Vermitteln Sie mit ihrer Garantie dem Konsumenten Vertrauen in das Produkt. Wenn Sie selbst kein Vertrauen in Ihr Produkt haben, verzichten Sie auf die Garantie.

Ausblick

Wir befinden uns im letzten Quartal des Jahres. Die Bodenbelagsbranche hat unerfreuliche Monate erlebt und hofft dringend auf bessere Zeiten. Ich glaube, dass die Einführung des Euros, die günstige Inflationsentwicklung im Euroland sowie eine hoffentlich expansive Geldpolitik die Triebfedern für eine bessere wirtschaftliche Entwicklung im ersten Quartal 2002 sein können.
aus BTH Heimtex 11/01 (Bodenbeläge)