Alles über Tapeten

Tapezieren mit Strukturprofiltapeten

Profiltapeten mit PVC- oder PVC-freien Strukturen sind im Grunde einfach zu verarbeiten, da sich bei ihnen durch die reliefartige Oberfläche der Untergrund weniger abzeichnet als bei anderen Tapetentypen - was aber nicht heißt, dass überhaupt keine Untergrundvorarbeiten nötig wären. Etwas knifflig ist nur die Verklebung bei Außen-, Innen- und Rundbögenecken. Doch gibt es dafür praktische Hilfsmittel.

Das Wechselspiel zwischen Untergrund und den erhabenen, in verschiedenen Farben aufgeschäumten Strukturen gibt Strukturprofiltapeten ihren besonderen Reiz. Die meisten Wandbeläge dieser Art sind hochwaschbeständig, gut lichtbeständig und lassen sich spaltbar abziehen.

Bei der Herstellung entstehen unter der Verwendung von expandiertem Kunststoff reliefartige Dessins in plastischer Wirkung. Das dreidimensionale Muster oder die Struktur wird auf der Basis von PVC oder anderem polymerem Material aufgeschäumt. Dafür wird den Kunststoffen ein Treibmittel zugefügt, das unter Wärmeeinwirkung eine Schaumbildung bewirkt. Die Schäumtemperaturen liegen bei 170 bis 220 C.

Zunächst gab es geschäumte Kunststoffwandbekleidungen nur in helleren Farbtönen. Weitere Entwicklungen brachten farbige Strukturvinyltapeten mit nur teilweise expandierten Farben im Muster und auch mit eingelegten Quarzelementen, die zusätzliche Akzente setzen.

PVC-freie Strukturtapeten

Zur Umweltentlastung wurden vor einigen Jahren neuartige Werkstoffe entwickelt, die den Verzicht auf PVC ermöglichten, aber sich in der Optik nicht von Struktur-Vinyltapeten unterscheiden. Träger ist hier ein chlorfrei gebleichtes Papier, die PVC-freien Strukturen können, zum Beispiel aus Dispersionsbindemitteln auf der Basis von Vinylacetat-Copolymerisat mit Füllstoffen bestehen und sind frei von Weichmachern, Chlor, Formaldehyd und FCKW.

Nach einem Tapetenwechsel bereitet die Restentsorgung keine Probleme, denn durch die PVC- freie Struktur ist die biologische Abbaubarkeit gegeben. Derartige Tapetenreste sind kein Sondermüll und stellen keine Deponiebelastung dar.

PVC-freies Strukturmaterial wird inzwischen auch bei farbig bedruckten Tapeten verwendet.

Eigenschaften

Profiltapeten sind schwer entflammbar nach DIN 4102 B 1, hochwaschbeständig und zum Teil sogar scheuerbeständig. Bei normalen Haushaltsverschmutzungen sind die Wandbekleidungen gut reinigungsfähig.

Nachteil ist die Verletzlichkeit der Schaumschicht gegenüber Scherkräften. Ein spitzer Gegenstand, quer zur Struktur der Oberfläche gezogen, kann die weiche Schaumschicht zerstören und Kratzspuren hinterlassen.

Verarbeitung

Strukturprofiltapeten sind problemlos zu verarbeiten. Sie erfordern die gleichen Untergrundvorbereitungen und Klebemittel wie Vinyltapeten, also Spezialkleister im Ansatzverhältnis 1:20, das heißt 4 l Wasser auf ein 200 g-Päckchen plus Zugabe von ca. 20 % Dispersionskleber.

Der Kleisterauftrag soll gleichmäßig und vor allem nicht zu dick sein. Nach dem Einkleistern wird die Bahn wie üblich 1/3 zu 2/3 zusammengelegt und zusätzlich aufgerollt. Durch das Aufrollen der Bahn können sich die Bahnkanten nicht hochstellen und vorzeitig austrocknen.

Nach ca. 8- bis 12-minütiger Weichzeit werden die Bahnen sauber auf Stoß tapeziert und mit dem weichen Tapezierwischer oder einer Moosgummiwalze blasenfrei angedrückt. Lufteinschlüsse lassen sich seitlich herausdrücken. Die elastische Strukturbeschichtung kann im Nahtbereich ohne Bedenken mit einem konischen Nahtroller nachgearbeitet werden, ohne dass die Strukturteile flachgedrückt werden. Richtiges Werkzeug ist empfehlenswert

Eckbereiche

Wegen der auftragenden Profilierung kann man Strukturprofiltapeten an Außen- und Innenecken nicht überlappend kleben, wie es bei dünnen Papiertapeten möglich ist. Eine Überlappung würde störend auffallen und wäre nicht fest genug zu verkleben. Das gilt im übrigen auch für Textiltapeten, überstreichbare Vlieswandbekleidungen und Glasgewebestrukturen.

Besser ist es, die Bahn ca. 5 bis 7 cm um die Ecke zu kleben, dann die nachfolgende Bahn überlappt anzusetzen und mit einem Gleitfußmesser im Doppelnahtschnitt zu schneiden. In der Mitte der Überlappung wird von oben ca. 5 cm mit dem Cuttermesser eingeschnitten. Von dort erfolgt der weitere Doppelnahtschnitt mit dem Gleitfußmesser. So wird der Untergrund nicht angeschnitten und bleibt im Nahtbereich tragfähig. Voraussetzung ist eine neue, scharfe Klinge.

Die Verschnittstreifen werden abgezogen und die Bahnkanten nochmals dünn nachgekleistert. Kommt Kleister auf die Vorderseite der Tapete, wird er mit sauberem Wasser abgewaschen. Überstände an Decken und Fußleisten lassen sich sauber mit der Cutterkant-Schiene beschneiden.

Werden Musterrapport-Tapeten im Doppelnahtschnitt geschnitten, so ist die Nahtstelle im Musteranschnitt nicht passend. Der Nahtansatz passt deshalb nicht, weil die Außenecken zumeist nicht senkrecht sind. Die Tapeteneckprofilschiene aus Hart-PVC wird schon seit einigen Jahren für Tapezier- und Klebearbeiten im Bereich von Raumaußenecken, Dachschrägen, Rundbögendurchgängen, Fensterecken, Unterzügen etc. eingesetzt.

Die Tapezierarbeit wird erleichtert mit einer optisch exakten Außenecke. Ein Nichtpassen des Musterrapports wird direkt an der Außenecke unterbrochen, die Ecke wird stabilisiert und hält sogar stärkeren Beanspruchungen stand. Die Eckleiste wird mit einem Kontaktkleber vor dem Tapezieren an der Außenecke fixiert.

Der Übergang der geklebten Leiste zur Wand wird mit dem Füllstoff angespachtelt und nach dem Trocknen beigeschliffen. Beim Schleifen der Spachtelung mit dem Glaspapier auch die Leistenoberfläche leicht anschleifen.

Die Tapete wird ca. 1 bis 2 cm über das Eckprofil überklebt, der Überstand wird dann mit dem Cuttermesser in der Profilecke beschnitten. Durch die freistehende Eckprofilkunststoffnase wird das nicht passende Tapetenmuster optisch an der Außenecke geteilt.

Wird die Eckprofilleiste an Rundbögenecken eingesetzt, muss eine Schenkelseite der Leiste mehrmals mit dem Cuttermesser oder einer kleinen Schere quer eingeschnitten werden, so dass sich die Leiste der Rundung anpasst.

Die Hobus-Profilschiene, eine patentierte Neukonstruktion der Eckprofilschiene, ermöglicht einen vielseitigen Einsatz. Sie besteht aus einem flexiblen Kunststoff - Weiß, Blau, Rot, Hellgrau oder Braun - der nach DIN 4102 B 1 schwer entflammbar ist. Die Schiene ist 4 cm breit und - der Raumhöhe angepasst - 2,60 m lang und wird flach, gerollt geliefert. In der Mitte verläuft eine 2 mm dicke Längsaufkantung, die als Kantenschutz dient und direkt an der Außenecke die Tapetenbahnen voneinander trennt. Eine feine Riffelung auf der Rückseite, die sich zu den Rändern hin verdichtet, unterstützt die Klebehaftung. Praktisch: Die Profilleiste kann an Außenecken von 90 bis 180 Winkelstellung entsprechend geknickt und angepasst werden. Als Zubehör gibt es eine Schere für perfekten Zuchnitt und ein Profilgeber, mit dem sich die Schiene in Form bringen lässt.

Die Verarbeitung ist simpel: Die Schiene wird durch die V-förmige Öffnung einer Metallplatte gezogen, wodurch sofort eine 90-Winkelstellung entsteht und mit dem Kartuschenkleber Sista M 530 an der Außenecke angeklebt. Der Übergang zur Wandfläche wird mit Dextra-Reno-Spachtel angelegt und anschließend geglättet. Die Tapete - über das Profil geklebt - wird mit dem Cuttermesser und einem Kunststoffspachtel als Schneidehilfe an der Profilecke passend eingeschnitten. So lassen sich übrigens auch verschiedene Tapeten an der Außenecke voneinander trennen.

Die Profilleiste kann auch gebogen werden, indem sie an einer Seite mit der Schere mehrmals eingeschnitten und der Rundung angepasst wird, wo sie einen sauberen Abschluss bildet. Die Nischenfläche kann gesondert tapeziert werden.

Weitere Einsatzmöglichkeiten der Profilleiste: Wandteilungen mit verschiedenen Tapeten, zum Beispiel Oberwand und Sockel oder die Abgrenzung von Borten. Auch die Anschlüsse von Tapeten an Tür- oder Fensterrahmen, die vielfach zur Wand nicht passend dicht schließen, lassen sich mit der Profilleiste vorteilhaft ausstatten. Die flache Leiste muss zu diesem Zweck halbiert werden, wird dann mit der Aufkantung am Türrahmen angeklebt und schließt die Unebenheiten und offenen Stellen zwischen Rahmen und Wandfläche.
aus BTH Heimtex 11/01 (Handwerk)