Raumausstatter: Mehr Betriebe, aber weniger Meister


Der Gründungsboom im Raumausstatter-Handwerk hält weiter an. Zur Jahresmitte 2006 waren bei den Handwerkskammern bundesweit 14.878 Raumausstatter-Betriebe registriert, 10% mehr als im Vorjahr.Gleichzeitig ist die Zahl der Meisterprüfungen in diesem Handwerk um 35% zurückgegangen. Der Zentralverband Raum und Ausstattung (ZVR) schreibt diese Entwicklung im Wesentlichen der seit 2004 liberalisierten Handwerksordnung mit der Aufhebung der Meisterpflicht zu. "Unsere Befürchtungen zur Dequalifizierung haben sich leider bestätigt", kommentiert Geschäftsführer Ulrich Marx die aktuellen Zahlen.

Was bislang von der Politik fleißig dementiert wurde, sei nun auch wissenschaftlich belegt: Nach einer aktuellen Studie des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (Ifh) sind positive Auswirkungen auf die Zahl der Handwerksbeschäftigten durch die HwO-Reform nicht erkennbar. Stattdessen sei feststellbar, dass die Existenzgründer in den zulassungsfreien Handwerken zumeist minderqualifiziert sind. Somit fehle ihnen eine wichtige Grundlage, um in einen innovativen Wettbewerbsprozess einsteigen zu können und sich dadurch am Markt zu behaupten. Vielmehr bestehe die Gefahr, dass sie ihre Existenzgrundlage durch einen ruinösen Preiswettbewerb zu sichern versuchen. Dieser wiederum gefährdet etablierte Handwerksbetriebe, so dass diese zur Existenzsicherung Beschäftigte abbauen müssen. Andererseits ergeben sich auch durch die Neugründer keine positiven Beschäftigungseffekte, weil diese in der Regel weder Personal einstellen noch ausbilden.

Das Ifh kommt daher zu dem Schluss, dass die Existenzgründungen seit 2004 bislang nur zu Arbeitsplatzverlusten geführt haben. Dazu Marx "Wir werden uns vor diesem Hintergrund verstärkt für die Einführung einer Mindestqualifikation in den zulassungsfreien Handwerken einsetzen. Dies ist nicht zuletzt im Interesse der Verbraucher, da wir im Raumausstatter-Handwerk auch eine sprunghaft gestiegene Zahl an Kundenreklamationen durch schlampige Arbeit feststellen", so Marx. Einziger Lichtblick: Das IfH rechnet in Zukunft damit, dass die starke Betriebsexpansion in den zulassungsfreien Handwerken nachlässt.
aus BTH Heimtex 11/06 (Handwerk)