HDH/VDM: Bausektor und privater Konsum unterstützen Entwicklung der Holzbranche

Holz- und Möbelindustrie wächst um 5,6 Prozent

Das hat man in der deutschen Holz- und Möbelindustrie schon lange nicht mehr gehört: Mit 'ausgesprochen positiv in einem hervorragenden Umfeld" beschreibt Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (HDH), die aktuelle Branchenentwicklung. Im ersten Halbjahr 2006 erreichte die deutsche Holzindustrie ein Umsatzplus von 5,6% auf 17,6 Mrd. EUR. Hierzu hatte die Möbelindustrie mit einem Zuwachs von 4,4% beigetragen. Die Parkettproduktion erhöhte sich im gesamten ersten Halbjahr um 9,3% (siehe gesonderter Bericht auf Seite 14. Allerdings machen die stetig steigenden Kosten der Holz- und Möbelindustrie zu schaffen.

Der private Konsum in Deutschland zieht wieder an. Auch die Bereitschaft zur Anschaffung langlebiger Konsumgüter ist hoch. Die jüngsten Umsatzzahlen der Holz- und Möbelindustrie bestätigen diese Einschätzung: In den ersten sechs Monaten 2006 stiegt der Gesamtumsatz der Holzbranche (inklusive Möbelindustrie) um 5,6% auf 17,6 Mrd. EUR.

Diese Entwicklung wirkt sich laut Holzindustrie-Verband auch stabilisierend auf die Beschäftigungssituation aus. Der Stellenabbau in der deutschen Holz- und Möbelindustrie hat sich im ersten Halbjahr des laufenden Jahres merklich verlangsamt: Im Vergleich zum 1. Halbjahr 2005 ist die Zahl der Stellen branchenweit zwar um rund 5.000 auf jetzt 193.000 zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren noch fast doppelt so viele Arbeitsplätze verloren gegangen. Der Stellenabbau resultiert in erster Linie aus einem anhaltenden Konzentrationsprozess. Aktuell zählt die Branchenstatistik 2.590 Industriebetriebe, das sind 108 weniger als im Juni 2005. Auch dadurch ist der durchschnittliche Umsatz pro Betrieb gestiegen, im ersten Halbjahr 2006 um 10% auf 6,8 Mio. EUR.

Sägewerke mit größtem Zuwachs

Wie schon in der Vergangenheit fiel die Entwicklung in den einzelnen Teilbereichen der Branche sehr unterschiedlich aus (siehe Diagramm). Die Konjunkturentwicklung im Holzgewerbe, also bei den Herstellern von Säge-, Platten- und Holzprodukten im baunahen Bereich, beschleunigte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich. Nach einem leichten Anstieg um 0,8% im Gesamtjahr 2005 erhöhte sich der Halbjahresumsatz 2006 um weitere 7,3% auf nun mehr 8,2 Mrd. EUR.

Gestützt wird diese Entwicklung vor allem von den Sägewerken, die ihren Umsatz dank wachsender Nachfrage aus dem Bausektor, der Holzwerkstoffindustrie und dem Ausland um 12,3% auf 2,4 Mrd. EUR steigern konnten. Der Umsatz der Holzverpackungsindustrie stieg im ersten Halbjahr 2006 ebenfalls deutlich um 9,2% auf 480 Mio. EUR. Deutschland ist nach wie vor Exportweltmeister und braucht zum Versand seiner Produkte die deutsche Holz-Verpackungsindustrie.

Wieder mehr Baugenehmigungen

Der baunahe Bereich der Holzindustrie - vor allem der Holzfertigbau - konnte ebenfalls einen überdurchschnittlichen Umsatzanstieg um 7,5% auf 2,5 Mrd. EUR realisieren. Hier haben sich die im ersten Halbjahr deutlich angestiegenen Baugenehmigungen, insbesondere für Ein- und Zweifamilienhäuser, ausgewirkt.

Die Holzwerkstoffhersteller steigerten ihren Umsatz um 3,8% auf 2,5 Mrd. EUR. Sowohl die inländische Nachfrage aus der Möbelindustrie als auch die wachsenden Exporte sind für dieses Plus verantwortlich. Leicht negativ verlief das erste Halbjahr 2006 für die zwei kleinsten Segmente innerhalb des Holzgewerbes: Sarghersteller sowie Produzenten von Kork-, Flecht- und Korbwaren verzeichneten einen Umsatzrückgang um 1,5% auf 370 Mio. EUR bzw. um 3,2% auf 25 Mio. EUR.

Möbelindustrie profitiert vom Export

Die Möbelindustrie lag mit einem Umsatz (bereinigt um die in der amtlichen Statistik enthaltenen Fahrzeugsitze) von 8,8 Mrd. EUR bis Ende Juni 2006 um 4,4% über dem Vorjahreswert. Sitzmöbel im eigentlichen Sinne - also Polstermöbel und Stühle - konnten zwischen Januar und Juni 2006 im Wert von 2,2 Mrd. EUR abgesetzt werden, 3,6% weniger als im Vorjahreszeitraum.

Die deutsche Büro- und Ladenmöbelindustrie entwickelte sich wie bereits im Vorjahr äußerst dynamisch. Mit einem Umsatzplus von 11,2% auf 1,1 Mrd. EUR stellt sie im 1. Halbjahr 2006 das am schnellsten wachsende Segment der deutschen Möbelindustrie dar. Beider Küchenmöbelindustrie kommen neben der starken Auslandsnachfrage nun auch die zunehmenden Wohnungsfertigstellungen im Inland zum Tragen, so der VDM. Der Umsatzzuwachs wird mit 9% auf 1,9 Mrd. EUR angegeben. Auch die Hersteller von Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbeln - im letzten Jahr noch im Minus - lagen mit einem Umsatz von 3,1 Mrd. EUR und damit einem Zuwachs um 6,2% im 1. Halbjahr 2006 über dem Branchendurchschnitt. Der Umsatz mit Matratzen legte nur leicht um 0,5% auf 440 Mio. EUR zu.

Für die insgesamt positive Entwicklung war erneut das Exportgeschäft verantwortlich, das mittlerweile einen Anteil von 31,3% am Gesamtabsatz hat. Die Ausfuhren deutscher Möbel stiegen um 14,1% auf 2,8 Mrd. EUR - allen voran die Küchenmöbel, die von ihren starken Marken profitierten. Hauptexportländer der deutschen Möbelindustrie sind die Niederlande, die Schweiz, Österreich und Frankreich. Allerdings erhöht sich der Anteil Osteuropas am gesamten Export von Jahr zu Jahr und auch die Exporte in den Nahen Osten stiegen überdurchschnittlich um fast 35%.

Nicht nur die Exporte, sondern auch die deutschen Möbelimporte wuchsen im ersten Halbjahr 2006 - und zwar um 12,3% auf 3,6 Mrd. EUR. Nach wie vor stammt der mit fast 48% größte Teil der Möbeleinfuhren aus Osteuropa. Mit diesen Importen wird in erster Linie das untere Preissegment bedient. Polen bleibt im ersten Halbjahr 2006 bei den Möbelimporten mit einem Umsatz von rund 855 Mio. EUR (+17%) das wichtigste Herkunftsland. Noch auf dem zweiten Platz des Einfuhr-Rankings befinden sich die italienischen Produzenten, die jedoch rund ein Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingebüßt haben. Auf Platz 3 der Importstatistik liegt China mit dem stärksten Zuwachs von 23%.

Kosten steigen spürbar

Schwierig bleibt für die Holz- und Möbelbranche die Ertragslage. Die durchschnittliche Umsatzrendite der Möbelindustrie liegt laut VDM bei 1,1% vor Steuern. Entsprechend schwer hat es die Branche mit den neuerlichen Kostensteigerungen ihrer Vorprodukte. Auf Grund der deutlichen Preisanhebungen, die nach Berechnungen des Branchenverbandes zwischen 4 und 8% liegen, sei die Notwendigkeit von Preiserhöhungen besonders groß. Die aktuell gute Nachfrage und die anstehende Mehrwertsteuererhöhung unterstützen die Verhandlungsposition der Möbelhersteller gegenüber dem Möbelhandel, so der Verband, 'die Ausgangslage für Preisverhandlungen ist in diesem Jahr besser denn je."

Prognose für 2006 erhöht

Zu Beginn des Jahres 2006 ist der HDH/VDM von einem Wachstum der Möbelindustrie um insgesamt 2% ausgegangen. Angesichts der Halbjahreszahlen rechnet man nun mit + 3,5%, falls im Export erneut ein Plus von 10% erreicht werden sollte.

Die übrige Holzbranche könnte nach HDH-Einschätzungen aufgrund der nach wie vor hohen Nachfrage nach Schnittware und Holzwerkstoffen und einer leicht abnehmenden Dynamik im baunahen Bereich im Gesamtjahr 2006 eine Umsatzsteigerung von rund 5% erreichen.
aus Parkett Magazin 05/06 (Möbel)