Parkett Weber profitiert von Baumarkt-Nachbarschaft

Vom Handwerker zum Händler mit Eigenmarke

Vier Jahre ist es her, dass Manfred Weber jr. eine folgenreiche Entscheidung traf. Statt Parkett weiterhin ausschließlich zu verlegen, eröffnete das Bonner Unternehmen in Oedekoven - direkt neben Aldi und Obi - eine große Ausstellung mit Lagerhalle und stieg in den Parketthandel ein. Heute wird bereits ein Drittel des Umsatzes durch den Handel erwirtschaftet, u.a. dank der gut frequentierten Nachbarschaft. Mit der Eigenmarke ,Parkettmanufaktur Chambord hat Parkett Weber jetzt einen weiteren Schritt auch in Richtung Großhandel vollzogen.

Direkt vor der Tür ein Aldi und gleich daneben ein Obi-Baumarkt - für Firmenchef Manfred Weber jr. kein Problem, sondern die große Chance: "Für einen Handelsbetrieb ist die gute Lage das A und O. Täglich kommen 10 bis 15 Kunden nur deswegen in unser Geschäft, weil sie zuvor ihren Lebensmitteleinkauf getätigt haben oder im Baumarkt waren." Gleichwohl achtet Parkett Weber sehr genau auf den großen Baumarkt-Nachbarn. Bei Laminatböden beispielsweise halten die Rheinländer nur wenige Böden der unteren Preiskategorie vor. "Zwischen 8 bis 12 EUR/qm verkaufen wir fast nichts, aber in der Kategorie der 15 bis 25 Euro-Beläge geht der Punkt eindeutig an uns", so Manfred Weber junior. Doch auch bei anderen Produktgruppen will Weber eher ergänzen als konkurrieren: Obi verleiht die Schleifmaschinen, Schleifpapiere bzw. Parkettöle und -lacke bekommt der Heimwerker bei Weber.

Ein Drittel ist Handelsgeschäft

Vor vier Jahren hatten sich Vater und Sohn Weber für den Umbau des Betriebes und den Neubau in Oedekoven entschieden. Mit einer großen Ausstellung in guter Lage und einem umfangreichen Lager sollte das Handelsgeschäft forciert werden, nachdem zuvor fast ausschließlich der Parkett- und Bodenlegerbetrieb im Mittelpunkt stand. Anfänglich war der Einstieg in das neue Geschäftsfeld schwer, doch mittlerweile hat sich die Geduld ausgezahlt, erklärt Manfred Weber junior. Ein Drittel des Umsatzes wird heute durch Handel erwirtschaftet. Neben Endverbrauchern gehören auch Handwerker zum Kundenstamm. Die meisten Profikunden sind Schreiner. Parkettleger aus der Innung scheuen sich, bei einem Handwerkskollegen zu kaufen, stellt Weber regelmäßig fest.

Parkett Weber ist Lopark-Vertreter für den Bonn-Rhein-Sieg-Kreis und gilt zudem als größter Tarkett-Kunde in der Region. Knapp 100 Lopark-Parkettmuster zeigt Weber in seiner Ausstellung. Als Parkettlegermeister setzt Weber auf die Lopark-Qualität: Der Gegenzug aus Eiche mache dieses Mehrschichtparkett zwar etwas teurer als andere Parkettböden, garantiere aber damit eine hohe Formstabilität, auch beim Einsatz in Feuchträumen. Webers Erfahrungen zufolge wünschen sich immer mehr Wohnungseigentümer auch im Badezimmer Parkettböden. Bei sorgfältigem Fußbodenaufbau und geeigneten Böden mit offenporiger Oberfläche stellt dies nach seiner Meinung kein Problem dar. Allerdings sollte man sich aus optischen Gründen vor hellen Hölzern hüten.

Eigenmarke aus Litauen und Benelux

Besonders stolz ist Firmenchef Weber auf seine jüngsten Produkte: Die dreischichtigen Landhausdielen mit Multiplex-Träger und Massivholzdielen der Eigenmarke ,Parkettmanufaktur Chambord. Die Böden werden in Litauen für Weber gefertigt. Die Oberflächenbehandlung (Ölen und Wachsen) der Dielen erfolgt dann in den Niederlanden bzw. in Belgien. Zudem werden dort auch gealterte Dielen der Linie ,Chambord Antique hergestellt. Mit den aktuellen Verkaufszahlen der Chambord-Produkte zeigt sich Manfred Weber jr. zufrieden: "Das Sortiment läuft sehr gut an." Derzeit werden bereits 5% des Parkettumsatzes mit der neuen Eigenmarke erzielt.

Im vergangenen Jahr hat sich der Dielenabsatz bei Weber um 50% erhöht, schätzt der Parkettlegermeister und Restaurator im Handwerk. Erheblichen Anteil daran haben die Kellerwald-Böden von Drüsedau und die antiken Böden von Di Legno. Vor allem mit Di Legno erreicht das Bonner Unternehmen die "High End"-Kunden. "Wer sich für Di Legno entscheidet, kauft in der Regel im großen Stil ein. Der Preis spielt dann nur eine untergeordnete Rolle", stellt Manfred Weber immer wieder fest. Die eigenen Dielenböden stehen dabei nicht im Wettbewerb zu den Di Legno-Dielen: Seit der Einführung der preisgünstigeren Eigenmarke habe sich der Absatz der belgischen Massivböden keineswegs verringert. Stabparkett und Zweischichtparkett, das vor allem im Renovierungsbereich zum Einsatz kommt, sowie Mosaikparkett ergänzen die Produktpalette in Oedekoven. Stabparkett werde in letzter Zeit wieder etwas stärker nachgefragt, auch wenn Parkett Weber bei der Stabparkett-Verlegung im Objektgeschäft auf Grund des enormen Preisdrucks oft nicht zum Zuge kommt.

Als ein besonderes Angebot hält Weber zudem Zug-Parkett vorrätig. "An Laufkundschaft verkaufen wir davon eigentlich nichts. Seit Jahren schon kommen Interessenten aber extra wegen dieses Produktes und seiner guten Beurteilung im Ökotest zu uns", erklärt der Firmenchef. Darüber hinaus sind in Webers Ausstellung auch Bambus-Böden von Bamboo zu finden. Mit diesen Böden habe man "zunächst die anderen ihre Erfahrungen machen lassen", jetzt kenne sich die Branche mit der Verlegung von Bambus-Böden aus. So grundiert und lackiert Parkettlegermeister Weber Bambus nie an einem Tag, da sonst die Quellung der Fasern zu stark wäre.

Mehr Laminat im Objekt

Mit rund 75% sind Parkett und Holzböden heute der wichtigste Umsatzbringer bei Weber. Aber auch Laminatböden - in erster Linie von Tarkett und immer häufiger mit Trittschalldämmung - sind heute aus dem Tagesgeschäft nicht mehr wegzudenken, weil sie zu 10 bis 15% zum Umsatz beitragen. Mehr und mehr gewinnt bei Laminatböden das Objektgeschäft an Bedeutung. Korkparkett von Corpet Cork sowie textile und elastische Bodenbeläge ergänzen das Angebot.

Parkettleger in 4. Generation

Seit Jahrzehnten verlegt Familie Weber Parkett und andere Bodenbeläge - heute ist Manfred Weber jr. in der 4. Generation Parkettleger. Den eigenen Betrieb gründete Johann Weber vor genau 80 Jahren, am 30. September 1926. Auf Firmengründer Johann Weber folgte 1963 sein Sohn Manfred Weber sen., der Ende der 60er Jahre als einer der ersten die neu geschaffene Ausbildung zum Parkettlegermeister absolvierte.

Heute kümmert sich der Senior vor allem um seine "alten Kunden" wie Wohnungsbaugenossenschaften und einige Privatkunden. Alle anderen werden mittlerweile von Manfred Weber junior und seinem Team betreut. Was oft viel Fingerspitzengefühl und Geduld erfordert. "Manchmal hat man keine Kunden, sondern Patienten", stellt der junge Firmenchef schmunzelnd fest.

Gute Beschäftigungslage

Insgesamt zeigt sich Parkett Weber mit der aktuellen Geschäftsentwicklung zufrieden. Während das Jahr 2006 zunächst zäh anlief, boomte es über den Sommer. "Von Mai bis August ist genauso viel gelaufen wie das komplette letzte Jahr", stellt Firmeninhaber Weber fest. Und wie wird es im nächsten Jahr weiter gehen? "Ich glaube gar nichts, ich lasse mich einfach überraschen."


Parkett Weber - in Kürze

Parkett Weber GmbH
Fußbodentechnik Bonn
Im Klostergarten 52
53347 Oedekoven

Tel. 0228-62 32 00
Fax 0228-79 86 37
Internet: www.parkett-weber.de

Profil: Verlegung von Parkett und anderen Bodenbelägen (65-70%), Parkettgroß- und -einzelhandel (30-35%)
Mitarbeiter: 12 Verleger (u.a. zwei Auszubildende), 1 Verkaufsleiter, 1 kaufmännischer Azubi, 4-5 feste Subunternehmer
Geschäftsführer: Manfred Weber jr., Manfred Weber sen.
Umsatz: ca. 2,5 Mio. EUR (2006)
Umsatzanteile Produktgruppen: Parkett und Massivholzdielen (75-80%), Laminatböden (10-15%), Teppich (5%), PVC-Beläge (5%)
Eigenmarken: "Parkettmanufaktur Chambord"
Lieferanten: Bamboo, Boen, Bona, Corpet Cork, Di Legno, Drüsedau, Lopark, Mazzonetto, Tarkett, Zug Parkett; Almarit, Bona, Thomsit
Auftragszahl: 1.300 Baustellen im Jahr
Auftragsvolumen 2005: 20.000 qm Massivparkett, 12.000 qm Dreischichtparkett
Ausstellungsfläche: 750 qm
Lagerfläche: 750 qm
aus Parkett Magazin 05/06 (Handwerk)