Produkt- und Markenpiraterie

Textil- und Modeindustrie mit größtem wirtschaftlichen Schaden


Eschborn - Die EU-Zollbehörden haben im November ihre Statistiken zur Grenzbeschlagnahme für das Jahr 2005 vorgelegt. Die Zahlen sind alarmierend. Kein anderer Bereich weist vergleichbare Steigerungsraten auf wie der Textilsektor. China liegt als Herkunftsland an der Spitze; auch die Türkei bekämpft das Problem nach wie vor nur unzureichend.

64 Prozent aller EU-Grenzbeschlagnahmen betrafen den Bereich "Bekleidung und Accessoires". Bei mehr als 17.000 Beschlagnahmen wurden knapp 11 Mill. gefälschte Artikel beschlagnahmt. Hiervon entfielen 3 Mill. auf Sportbekleidung; sonstige Bekleidung wurde in einer Stückzahl von 4,25 Mill. von den Zöllnern aufgegriffen. Die Steigerungsraten belaufen sich im Vergleich zum Vorjahr auf 295 Prozent bzw. 271 Prozent!

Die Zahlen machen eines deutlich: Die Flut an gefälschten Artikeln, die in die EU gelangt, ist ungebrochen. Da der Zoll nur einen geringen Teil der Waren kontrollieren kann, ist die Anzahl gefälschter Produkte, die tatsächlich auf den Markt gelangt, ungleich höher. Der Kampf gegen Produktpiraterie muss daher weiterhin höchste Priorität haben. Ein entscheidendes und bisher nicht ausreichend genutztes Element ist die Verbraucheraufklärung, um die Nachfrage nach solchen Produkten zu verkleinern. "Erst wenn der Konsument einsieht, dass Fakes weder "chic" noch "cool" sind, wird die Nachfrage nach solchen Produkten sinken. Viele Verbraucher kaufen ganz bewusst die gefälschte Ware, vielfach fehlt ihnen jedes Unrechtsbewusstsein. Häufig werden die Konsumenten aber auch Opfer geschickter Betrüger", stellt der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes textil+mode, Dr. Wolf-Rüdiger Baumann, fest. "Es muss dringend Aufklärungsarbeit geleistet werden. Hier sind Verbände und Industrie gefordert. Auch die Bundesregierung sollte Mittel zur Verfügung stellen."
aus Haustex 12/06 (Haustextilien)