Betten Heller

Neues Haus in prominenter Lage

Kassel - Das knapp 170 Jahre alte Unternehmen Betten Heller hat sich mit der Neueröffnung eines Fachgeschäfts in Kassel Ende September erstmals über die Stadtgrenze Göttingens hinaus ins Nordhessische begeben. In der Wilhelmstraße haben die Inhaber Susanne und Thomas Ochmann eine attraktive Immobilie mit insgesamt rund 530 qm angemietet.

Die Ochmanns hatten das Unternehmen mit den beiden Göttinger Geschäften am Kornmarkt und in der Geismar Landstraße 1999 von Peter Heller übernommen, dem Vater von Susanne Ochmann. "Wir haben schon den Anspruch, das Unternehmen weiter voranzubringen", erklärt Thomas Ochmann. Mit den beiden Geschäften mit 300 beziehungsweise 500 qm Verkaufsfläche ist Heller in Göttingen gut positioniert. Für eine Expansion bot sich deshalb Kassel als nächstgelegene größere Stadt praktisch an.

Nach Ochmanns Beobachtung bietet die nordhessische Stadt noch Potenzial für ein höherwertiges Bettenfachgeschäft, zumal Voepel zuvor sein Bettenhaus geschlossen hatte. Außerdem wird Heinsius und Sander laut Ochmann zum Ende dieses Jahres sein Wäsche- und Aussteuerhaus schließen. Als Wettbewerber gibt es unter anderem ein weiteres Fachgeschäft im Ort, das jedoch preisorientierter arbeitet als Heller, hinzu kommen noch zwei Anbieter von Schlafsystemen im Stadtteil Wilhelmshöhe.

Dass Kassel mit einer Arbeitslosenquote von rund 15 Prozent schlechter dasteht als Göttingen mit knapp elf Prozent, schreckt den Einzelhändler nicht. "Mich interessieren keine Durchschnittszahlen." Entscheidend ist für ihn, dass auch in Kassel Kunden leben, die Wert auf höherwertige Ware legen. Insofern kam ihm dann das Angebot der Immobilie in der Wilhelmstraße/Ecke Obere Königstraße wirklich gelegen. Für das Haus sprechen laut Ochmann die prominente Ecklage des Hauses mit der großzügigen Fensterfront über zwei Etagen, der Zuschnitt der Fläche und die Nachbarschaft der übrigen Geschäfte, die sich mit ihrem Sortiment ebenfalls eher im gehobenen Segment angesiedelt haben.

Vor der Eröffnung standen jedoch noch erhebliche Baumaßnahmen an. Der Vermieter investierte in eine neue Lüftungsanlage und neue Heizkörper. Die Ochmanns ließen eine neue Elektrik legen, die Klimaanlage installieren, außerdem kamen zwei neue Waschmaschinen hinzu. Ganz zu schweigen von der Inneneinrichtung. Bis auf den noch gut erhaltenen Boden wurden die Räume des Geschäfts komplett neu gestaltet. Unter anderem wurde die Galerie durch die Demontage von Sichtblenden dem Blick geöffnet - eine sehr effektive Maßnahme, denn nun kann der Kunde beim Eintreten sich gleich einen umfassenden Überblick über das Sortiment in beiden Etagen verschaffen.

Im vorderen Bereich des Geschäfts ist aus optischen Gründen die Aussteuer-Ware angesiedelt. Rechter Hand sind entlang nahezu der ganzen Länge des vorderen Raumes Softshops von Bassetti, Joop, Esprit und Irisette mit dem gesamten Sortiment der Marken postiert. Die Möbel dafür, wie die übrige Inneneinrichtung auch, sind vom Architekten und Ladenbauer Brübach entworfen worden. Im rückwärtigen Teil des Kasseler Geschäfts befindet sich das Matratzen-, Wasserbett- und Schlafsystemsortiment. Das bot sich schon wegen der etwas intimeren Atmosphäre dort an. Dort stehen unter anderem Kabinen von Tempur und Lattoflex. Um der relativ unspektakulären Optik der Ware einen Pfiff zu geben, ließ Ochmann eine Beleuchtungsanlage entwickeln, die abgehängte weiße Vorhänge mit pulsierend-wechselnden Farben hinterleuchtet.

Somit ergab sich dann praktisch, dass die Steppwaren im Mittelteil der unteren Verkaufsfläche angesiedelt wurden. Um Platz zu sparen, hat sich Betten Heller von den Herstellern kleine Artikelmuster nähen lassen, die einen ersten Eindruck zu den verschiedenen Qualitäten vermitteln sollen. Nach der Vorauswahl geht es im Verkaufsgespräch dann an die Original-Ware.

Vom Erdgeschoss mit rund 430 qm Verkaufsfläche führt eine breite Treppe auf die Galerie mit 100 qm. Dort finden die Kunden zum einen Bademäntel von Cawö und ein breites Sortiment an Hausschuhen von Giesswein. Außerdem ist in der oberen Etage der so genannte Exquisit-Shop installiert, direkt auf der Sichtachse am Eingang gelegen. Hier gibt es Produkte von Fischbacher, Graser, Schlossberg und Glen Saxon. Anfangs hatte Ochmann Bedenken, dass die Kunden die obere Etage wegen der Treppe nicht gut annehmen würden, doch das ist nicht der Fall: "Die Kunden gehen wie selbstverständlich nach oben und sichten die Ware."

Bei der Frage nach der Anzahl der Marken, die Betten Heller in Kassel führt, zögert Ochmann kurz. "Eigentlich gibt es bei uns nur eine Marke: Heller", sagt er dann lächelnd. Nach einer überschlägigen Rechnung kommt er dann allerdings doch auf gut 50 Lieferanten. Sie sind weitgehend identisch mit denen in Göttingen. Die Zukunft wird zeigen, wie weit das Sortiment an die Wünsche der Kasselaner angepasst werden muss.

Das Geschäft wirkt auf den Betrachter sehr großzügig und durch die gute Beleuchtung freundlich und einladend. Optisch interessant ist auch der Kassentresen, der eine orange Front aufweist, die hinterleuchtet ist. Das dunkle Holz der Möbel kontrastiert gut mit den in Weiß gehaltenen Wänden. Die Sortimentsbausteine erschließen sich dem Besucher auf einen Blick.

In dem Kasseler Geschäft beschäftigt Heller sechs Mitarbeiter, je drei Vollzeit- und Teilzeitkräfte. Gute Mitarbeiter zu finden war weniger das Problem als die Vielzahl der Bewerber. Insgesamt 180 Antworten trafen auf nur eine Stellenanzeige ein. Letztlich entschied sich Ochmann für zwei ehemalige Mitarbeiter von Voepel sowie vier Einzelhandelskaufleute. Jetzt gilt es, die Neuen auf die Heller-Philosophie einzuschwören. Die Schulungen macht der Chef persönlich. Derzeit ist Ochmann deshalb an vier Tagen der Woche in Kassel und zwei in Göttingen.

Der Inhaber spürt bereits nach den ersten Wochen, dass Kassel ein anderer Markt ist als Göttingen. Kassel hat mit rund 500.000 Einwohnern rund etwa doppelt so viele wie Göttingen, ist eine Industriestadt im Gegensatz zur traditionellen Universitätsstadt Göttingen. Das mache sich in einer höheren Zahlungskraft und einem höheren modischen Anspruch zu Gunsten von Kassel bemerkbar. Gleichwohl muss Heller erst einmal Erfahrungen am neuen Standort schöpfen. Die 170-jährige Tradition des Göttinger Unternehmens hilft dort nicht wesentlich weiter. In Kassel ist Heller für die Konsumenten eher ein noch unbekannter neuer Anbieter, der sich erst noch profilieren muss. Insofern sind die Investitionskosten der Ochmanns von rund 350.000 Euro für einen Marktneuling ein mutiger Schritt.

Umso erfreulicher ist es, dass die ersten Erfahrungen Ochmann in seiner Entscheidung für Kassel bestärken. "Ich bin zufrieden mit der Frequenz, der Qualität der Kunden und den Umsätzen. Etwas zulegen müssen wir aber noch bei den Matratzen und Lattenrosten." Ziel der Ochmanns ist es, durch die Neueröffnung den bislang allein in Göttingen erzielten Umsatz um rund 50 Prozent zu steigern.


Betten Heller Firmentelegramm

Betten Heller GmbH & Co. KG
Kornmarkt 8
37073 Göttingen
Tel.: 0551/52 20 0-0
Fax: 0551/5 22 00-22
www.bettenheller.de

Bettenfachgeschäft
Filialen: Geismar Landstr. 16
37083 Göttingen
Tel.: 0551/52200-12
Bettsystem-Geschäft: Wilhelmsstraße 6
34117 Kassel
Tel.: 0561/20756640
Geschäftsführer: Susanne Ochmann, geb. Heller, Thomas Ochmann
Sortiment: Matratzen, Lattenroste, Bettsysteme, Wasserbetten, Betten, Möbel, Zudecken/Kissen, Bettwäsche, Frottierwäsche, Tischwäsche, Wolldecken
Mitarbeiterzahl: Göttingen 11, Kassel 6
aus Haustex 12/06 (Handel)