Firmengründer mit 96 Jahren noch täglich im Betrieb

75 Jahre Hannemann in Hamburg

Am 28. September beging der Fachbetrieb für Bodenbeläge Otto Hannemann in Hamburg mit Lieferanten, Architekten und langjährigen Auftraggebern sein 75-Jahr-Jubiläum. Otto Hannemann hatte sein Unternehmen als Holzhandel gegründet, später zu einem Parkettverlegebetrieb mit bis zu 25 Parkettlegern ausgebaut und nach 1945 als Parkettfachbetrieb weitergeführt. Heute ist das Unternehmen als Parkett- und Bodenbelagsspezialist mit zehn Mitarbeitern im Großraum Hamburg erfolgreich tätig.

Die Firma Otto Hannemann ist seit der Gründung bis zum heutigen Tag eng mit dem Firmengründer verbunden. In dieser langen Zeit gab es kaum einen Tag, an dem Otto Hannemann nicht im Betrieb war. Als er die Geschäftsführung an seinen Sohn Peter übergab, geschah dies so nahtlos und geräuschlos, dass "selbst die engsten Kunden vom Generationswechsel zuerst gar nichts merkten". Der Senior arbeitete weiter und hat daran - bei inzwischen reduzierter Stundenzahl - immer noch Freude.

Sein Vater war Holzhändler, er hatte eine Lehre als Holzkaufmann absolviert, war 21 Jahre alt und entschloss sich, auch Holzhändler zu werden. Im Jahre 1931, angesichts von 6 Mio. Arbeitslosen in Deutschland und insgesamt wenig ermutigenden Verhältnissen ringsum, ein waghalsiges Unternehmen. Heute, 75 Jahre später, ist Otto Hannemann 96 Jahre alt und immer noch täglich im Geschäft. Nur seine damalige Entscheidung wundert ihn: "Ich frage mich, woher ich den Mut hatte, mich selbstständig zu machen - einfach so."

Parkett für Kasernen

Über den Werdegang des Unternehmens und darüber, wie es dazu kam, dass er vom Holzhändler zum Parkettspezialisten wurde, weiß Otto Hannemann anschaulich zu berichten. Zufall wars und eine spontane Entscheidung, wieder mal. Der Schwager, Baustoffhändler, hatte einen guten Draht zu Heeresbauämtern. Man schrieb das Jahr 1936; der Rüstungsbetrieb lief an, in ganz Norddeutschland wurden Kasernen saniert bzw. neu gebaut und zu tausenden Quadratmetern mit Buchen-Parkett ausgestattet. Kurzerhand funktionierte Otto Hannemann seine Holzhandlung in einen Parkettverlegebetrieb um. Fortan gab es nichts anderes mehr als Parkett. Nur: "Was wusste ich von Parkett? Nichts!", bekennt der Senior heute. Aber er lernte schnell, und nach spätestens fünf Jahren beschäftigte er in seinem Unternehmen 25 Parkettleger. Der Betrieb war so wichtig, dass der Inhaber die ersten Kriegsjahre vom Wehrdienst freigestellt wurde.

Nach dem Krieg fing er noch einmal von vorne an - diesmal mit Privatkunden. Das Geschäft entwickelte sich gut, das Unternehmen wuchs wieder. Sohn Peter lernte das Parkettlegerhandwerk gleich "von der Pike auf". 1963 kam er als 23-Jähriger zurück in den väterlichen Betrieb. Gemeinsam brachten sie das Unternehmen voran. Hannemann war dabei, als sich das Parkettlegerhandwerk - anfangs als Unterabteilung der Tischlerinnung in Hamburg - organisierte. Nachdem sich der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik gegründet hatte, war Hannemann zeitweise Obermeister der Hamburger Innung.

1976 siedelte der Betrieb um in die Gründgensstraße, in einen Neubau mit zeitgemäßen Räumlichkeiten und viel Gelände ringsum. Und dann - kurz darauf - war Parkett plötzlich "out". Architekten wollten kein Parkett mehr, sondern textile Bodenbeläge. Die Hannemanns beugten sich dem Zwang zur Umstellung. Jahrelang verkauften und verlegten sie Teppichböden wie vorher Parkett - in rauen Mengen. Das aufkommende Fertigparkett wurde erst spät akzeptiert und integriert, ebenso wie die Laminatböden.

Zu 90 Prozent Parkett

Heute macht die Otto Hannemann KG wieder 90% ihres Umsatzes mit Parkett. Den Rest teilen sich Teppichböden, Linoleum, Kork, PVC. Zu den bevorzugten und oft langjährigen Lieferanten zählen "gestandene" Hersteller wie Gunreben, das Oldenburger Parkettwerk, Boen und Bauwerk sowie der Hamburger Parkettgroßhandel A + J.

Als Parkett- und Bodenbelagsspezialist arbeitet die Firma Hannemann im Großraum Hamburg. Ihre Kunden kommen ohne großen Werbeaufwand: "Das meiste ergibt sich aus Mundpropaganda, das übrige bringen die Gelben Seiten", berichtet Peter Hannemann. Es wird saniert, renoviert, neu verlegt. In vielen Hamburger Häusern liegen alte Pitchpine-Dielen, die hohen Renovierungsaufwand wert sind. In anderen Häusern wird wieder Stabparkett verlegt, gelegentlich auch im Fischgrätmuster. Massivparkettböden werden grundsätzlich roh verlegt und von Hand geölt oder versiegelt. "Ich plädiere für Lack" begründet Peter Hannemann den mit 10% geringen Anteil geölter Böden.
aus Parkett Magazin 06/06 (Handwerk)