Feuchteschutz für schwimmend verlegte Parkett- und Laminatböden

Dampfbremse oder Dampfsperre?

In der Bauphysik wird allgemein zwischen Dampfsperre und Dampfbremse unterschieden - je nachdem, wie viel Wasserdampf in einem bestimmten Zeitraum durch ein Material wandern kann. Da Holz und Holzwerkstoffe besonders feuchteempfindlich sind, sollte der Parkett- und Bodenleger über den besten Feuchteschutz für schwimmend verlegte Parkett- und Laminatböden informiert sein. Worauf es dabei ankommt, vermittelt Gerhard Wicklein (Ewifoam) in diesem Beitrag.

Eine Regel gilt am Bau grundsätzlich: Wenn sich unterschiedlich feuchte Bauteile berühren, wird die Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf von dem feuchteren Bauteil in das trockenere Element wandern. Diese physikalische Gesetzmäßigkeit kann von keinem Material aufgehoben werden.

Die Hersteller von Parkett- und Laminatbodenunterlagen bieten eine Reihe von Folien an, mit denen die Wanderung des Wasserdampfs gebremst werden kann. Solche Folien können den Feuchteausgleich allerdings nicht komplett verhindern, sondern lediglich die Wassermenge pro Zeiteinheit reduzieren. Je nach Stärke der Drosselung werden solche Folien als Dampfbremsen bzw. Dampfsperren bezeichnet, auch wenn sie im physikalischen Sinne nicht als Dampfsperre wirken. Wirkliche Sperren sind nur Alu- oder Kupferfolien, u. U. auch Spezialbeschichtungen. Nur sie verhindern eine Wasserdampfdiffusion.

Diffusionsoffen - diffusionshemmend - diffusionsdicht

Die Wasserdampfdurchlässigkeit von Baustoffen wird durch die materialspezifische Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl und die Baustoff-Dicke beschrieben. Definiert ist der Diffusionswiderstand einer Schicht mit einer Luftschichtdicke in Metern, die der Diffusion den gleichen Widerstand wie die untersuchte Schicht entgegensetzen würde. Dieser sog. sd-Wert (wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke) kennzeichnet die Diffusionsoffenheit bzw. -dichtheit einer Bauteilschicht. Je niedriger der Wert, desto weniger wird die Wasserdampfdiffusion behindert.

Wie diffusionsdicht ein Bauteil ist, hängt vom Material und der Schichtdicke ab. Der Wert der wasserdampfdiffusionsäquivalenten Luftschichtdicke (sd) errechnet sich, indem die Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl mit der Schichtdicke in Metern multipliziert wird. Eine 30 cm dicke Wand aus Ziegelsteinen (=8) hätte demnach eine äquivalente Luftschichtdicke von sd=8 x 0,30m=2,40m. Die Ziegelwand bremst die Diffusion des Wasserdampfs somit genauso wie eine offene Luftsäule von 2,40 m Höhe.

Parkett- und Bodenleger verwenden PE-Folien mit einem -Wert von etwa 500.000. Bei einer Dicke von 0,2 mm ergibt sich der sd-Wert zu 500.000 x 0,0002 m = 100 m. Diese handelsübliche aufkaschierte oder lose verlegte 0,2 mm PE-Folie wird - wenn die Stöße überlappen und ordentlich verklebt sind - von Fußbodenfachleuten bereits als 'Dampfsperre" bezeichnet. Sie kann damit auf mineralischen Untergründen, die eine Restfeuchte bis zu 2 CM-% aufweisen, eingesetzt werden. Physikalisch hat diese Folie lediglich diffusionshemmende Eigenschaften, ebenso wie Folien und Unterlagen mit sd-Werten zwischen 50m und 100 m. Mit diesen sd-Werten sind in der Fußbodentechnik Dampfbremsen klassifiziert.

Als diffusionsdicht gelten Schichten und Bauteile mit einem sd-Wert von > 1.500 m (DIN 4108 - 3). Untergründe mit Restfeuchten über 2 CM-% gelten als nicht verlegereif und erfordern in jedem Fall eine physikalische Dampfsperre mit einem sd-Wert von über 1.500 m, der mit einer Epoxidharzschicht oder einer 1,5 mm beschichteten Spezial-PE-Folie zu erreichen ist. Allerdings könnte es bei solchem Bodenaufbau zur Durchnässung von aufgehenden Bauteilen (Wände, Pfeiler) kommen, weil diese dann als Wasserdampfableitungskanal wirken.

Feuchteempfindliche und an der Oberfläche durch Melaminharz nahezu dampfdichte Laminatböden erfordern auf mineralischen Untergründen generell eine 'Dampfsperre" mit einem sd-Wert von mehr als 100 m. Auch bei Parkett empfiehlt sich dieser Schutz, wenn die Oberfläche mit einem Lack dampfdicht versiegelt ist. Bei dampfdiffusionsoffenen Parkettböden mit Öl-Oberfläche sollte hingegen auch eine Dampfbremse mit einem sd-Wert zwischen 50 m und 100 m ausreichen.

Bei der Verlegung sollten der Parkett- und Bodenleger allerdings darauf achten, dass bei Dämmunterlagen mit ankaschierter PE- oder Aluminiumfolie die Folie nach oben zeigt.

Andernfalls könnten die Estrichkörner die Folie durchstoßen und den Feuchteschutz aufheben. Dämmmatten mit aufkaschierten Dampfbremsen und Dampfsperren sind heute so feuchteresistent, dass die Feuchtigkeit aus dem Unterboden für das Dämmmaterial kein Problem darstellt.

Anders ist es bei Holzfaser- oder Wellpappe-Dämmunterlagen. Diese feuchtigkeitsempfindlichen Materialien müssen zum Estrich hin mit einer mindestens 0,2 mm dicken Folie abgesperrt werden.
aus Parkett Magazin 06/06 (Handwerk)