Technische Voraussetzungen für die Verlegung verschiedener Belagsarten

Materialmix im hochwertigen Bereich

Um im Markt bestehen zu können, müssen Bodenfachbetriebe Leistungen auf hohem handwerklichen Niveau anbieten. Eine technische Herausforderung ist die Verbindung von Parkett und Keramik- bzw. Natursteinbelägen. Gerade im repräsentativen Bereich interessieren sich immer mehr Bauherren für diese Kombination, gleichzeitig wünschen sie aber nur einen Ansprechpartner für beide Gewerke. Dr. Norbert Arnold, Leiter des Technischen Produktservices bei Uzin Utz, hat die wichtigsten Aspekte, die bei der Fliesen- bzw. Parkettverlegung beachtet werden sollten, zusammengestellt.

Keramische und Naturstein-Beläge haben heute ein mit Parkett- und Dielenböden vergleichbares Image. Interessant für Bauherren mit besonderen Ansprüchen sind Kombinationen beider Belagsarten. Auch bei Ausstattern repräsentativer Geschäftsräume und Ladeneinrichtungen wächst das Interesse an solchem Materialmix.

Raumklimatische Bedingungen

Für Holzböden ist das Raumklima eine entscheidende Größe, weil sich das Holz in seinen Dimensionen an die Luftfeuchtigkeit anpasst. Deshalb sollten Holzböden zunächst einige Tage auf der Baustelle gelagert werden. Die Raumtemperatur bei der Verlegung sollte dann mindestens 15 C betragen (DIN 18356). Weil raumklimatische Veränderungen später unumgänglich sind, kann jeder Parkettboden schmale Fugen aufweisen - je größer die Abmessungen der Holzbodenelemente, desto stärker die Auswirkungen der Raumklima-Änderungen. Dabei sind Fugenbreiten bis zu 0,5 mm nicht zu beanstanden (Baumann, Fendt, Barth: Kommentar zur DIN 18356). Um spätere Reklamationen wegen Fugenbildung zu vermeiden, sollten Bauherren bereits vor der Verlegung die Zusammenhänge umfassend vermittelt werden..

Für Fliesen und Platten ist das Raumklima nicht so entscheidend. Die Mindestverarbeitungstemperatur beträgt 5 C (DIN 18157-1). Häufig bieten die Verlegewerkstoff-Hersteller ihre Produkte sowohl als normal härtende als auch als schnell härtende Varianten an. Durch eine sinnvolle Auswahl von Fliesenkleber oder Fugenmaterial ist der Handwerker auch unter kritischen Bedingungen in der Lage, sicher zu verlegen. Im Winter kann es allerdings auch für Fliesen und Platten günstig sein, sie vorher zu akklimatisieren. In der Kälte gelagerte Fliesen und Platten könnten dem Fliesenkleber bei der Verlegung sonst zuviel Wärme entziehen, was zu Hydratations- und Härtungsstörungen führen kann. Risse oder gar offene Fugen sind in Belägen aus Fliesen und Platten nicht zulässig und gelten grundsätzlich als Mangel .

Untergrundprüfungen

Sowohl Fliesenleger als auch Parkettleger sind verpflichtet, den Untergrund sorgfältig zu prüfen. Die in den entsprechenden Normen benannten Prüfkriterien sind weitgehend identisch. Mit ihren relativ hohen Auftragsmengen und Riefenständen im Vergleich zu elastischen Belägen können beide, sowohl Parkett- als auch Fliesenkleber, kleinere Unebenheiten ausgleichen. Daher wird überwiegend direkt auf den verlegereifen und grundierten Estrich geklebt. Separate Spachtel- und Nivellierarbeiten werden eher selten ausgeführt. Laut BEB-Merkblatt (Oberflächenzug- und Haftzugfestigkeit von Fußböden, 11/2004) sind die Mindestanforderungen an die Oberflächenhaftzugfestigkeit des Estrichs für Fliesen- und Parkettbeläge gleich (1,0 N/mm2).

Belegreif sind die Estriche für beide Gewerke mit maximalen Feuchtigkeitsgehalten von 2 CM-% für Zementestrich bzw. 0,5 CM-% für Calciumsulfatestrich (für Heizestriche jeweils 0,2 Prozentpunkte niedriger). Für Zementestriche ist die Bedeutung dieses Wertes in den beiden Gewerken jedoch unterschiedlich. Bei der Fliesenverlegung ist entscheidend, dass bei 2 CM-% die Verformungen im Estrich so weit zurückgegangen sind, dass verformungsbedingte Spannungen den Haftverbund zwischen Kleber und Estrich nicht mehr beeinträchtigen können. Die Wechselwirkung zwischen Feuchtigkeit und Kleber ist eher untergeordnet.

Ganz anders verhält es sich bei Parkettarbeiten: Überhöhte Feuchtigkeit im Untergrund ist die Schadensursache Nummer Eins. Bisweilen treten bei Parkett auch Schäden durch nachträgliche "Wiederbefeuchtung" von trockenen Untergründen auf (z. B. durch verschüttetes Wasser). Die höhere Anfälligkeit von Parkett gegen Feuchtigkeit spiegelt sich auch in der Messmethode zur Ermittlung des CM-Wertes wider: Anders als der Fliesenleger, der die Probe dem "Handbuch für das Fliesengewerbe" zufolge über den ganzen Querschnitt des Estrichs entnimmt, zieht der Parkettleger die Probe aus dem unteren bis mittleren Bereich (Kommentar zur DIN 18356) des Estrichs. Die ermittelten Werte sind damit tendenziell ca. 0,1 bis 0,3 CM-% höher. Der Estrich muss somit vor beginn der Parkettarbeiten trockener als vor Beginn der Fliesenarbeiten sein, obwohl der geforderte CM-Wert gleich ist.

Verlegewerkstoffe

Verlegewerkstoffe für Fliesen und Platten bestehen überwiegend aus mineralischen Stoffen und sind damit aus Sicht des Arbeitsschutzes eher unkritisch. Nur in wenigen Fällen, wie im Abdichtungs- und chemikalienbelasteten Bereich, werden Reaktionsharz-Klebstoffe, meist auf Epoxidharzbasis, eingesetzt. In diesen Fällen erfolgen häufig objektbezogene Einweisungen durch den Klebstoffhersteller.

Parkettböden werden heute noch immer zu ca. 60% mit Lösemittel-Klebstoffen geklebt: Deshalb muss bei der Mehrzahl der Verlegungen die TRGS 610 beachtet werden. Ähnliches gilt für Grundierungen. Auch hier werden hinsichtlich des Gefahrstoffeinsatzes hohe Anforderungen an den Verarbeiter gestellt. Als Alternative werden zunehmend Reaktionsharz-Klebstoffe verwendet. Wasserbasierte Produkte haben eine eher untergeordnete Bedeutung .

Richtungsabhängige Eigenschaften

Ähnlich wie Massivparkett können auch Naturwerksteine ausgeprägt richtungsabhängige Eigenschaften aufweisen (z. B. Schichtaufbau bei Schiefer). Hohe Kapillarität kann dann in Verbindung mit Feuchtigkeit, beispielsweise aus dem Verlegemörtel, zu Schäden durch Aufwölbungen führen. Natursteinplatten stellen daher im Vergleich zu keramischen Fliesen weitaus höhere Anforderungen an das Können des Verlegers und die Leistungsfähigkeit der Verlegewerkstoffe. Wie bei Parkett gilt generell: Je größer die Abmessungen und je dünner die Platten, desto anfälliger wird der Belag gegen äußere Einwirkungen. Ist dies bei Parkett vor allem die relative Luftfeuchtigkeit, sind es im Fall von Fliesen und Platten vor allem die Temperatur bzw. die Sonneneinstrahlung. Bei der Abschätzung des Risikopotenzials spielt auch die Plattenfarbe eine erhebliche Rolle: Je dunkler, desto ausgeprägter die Erwärmung bei Sonneneinstrahlung.

Hohe Anforderungen an den Verleger

Bei der kombinierten Verlegung von Fliesen/Platten und Parkett/Dielengibt es viele Gemeinsamkeiten wie die Untergrundprüfung, die Untergrundvorbereitung und die fachgerechte Festlegung der Belagsdimensionen. Andererseits gibt es bei den Themen Feuchte und Raumklima erhebliche Risikopotenziale. Die kann das Handwerk nur ausschalten, wenn entweder ein für beide Gewerke ausgebildeter Verleger eingesetzt wird oder - was als der praktikabelste Weg erscheint - Kooperationen zwischen Parkett- und Fliesenleger gebildet werden.
aus Parkett Magazin 06/06 (Handwerk)