Trendumfrage 2007

Wie entwickelt sich der Markt für moderne Teppiche?

Der Teppichmarkt ist seit einigen Jahren im Umbruch. Das traditionelle Fachgeschäft, meist von einem klassischen Orientteppich-Sortiment geprägt, hat massive Probleme, sich zu behaupten. Die Gründe hierfür sind vielschichtig, die Folge ist eine Branche, die von Teppichabteilungen im Möbelhandel dominiert wird. Heimtex Orient hat gemeinsam mit seiner Schwesterzeitschrift Modern Carpet die Anbieter gefragt, wohin sich der Markt in ihren Augen entwickelt.

Michael Galley, Asiatic Carpets

Farben, Musterungen und Materialien

"Die Frage nach den Farbtrends ist wohl eine der schwierigsten Fragen überhaupt, doch bin ich überzeugt, dass die Blautöne, obwohl totgesagt, wiederkommen werden. Grüntöne, sogar bis ins moosgrün, feiern bereits eine Renaissance. Kühlere Farben werden von Farbentwicklern prognostiziert und in Ansätzen kann man erkennen, dass sie von Konsumenten auch angenommen werden, so zum Beispiel eine Braun-Türkis Kombination, die wir bereits für unseren Shaggy "Glamour' aufgenommen hatten. Die nächsten zwei Jahre werden jedoch weiterhin die gegenwärtig "warmen' Farben im Markt dominieren.

Die Tendenz beim Material geht in Deutschland eindeutig in Richtung Acryl sowie Polypropylen und andere synthetische Fasern. Dagegen stellen die Umsätze in Wolle die Acrylteppiche in vielen anderen europäischen Ländern in den Schatten und liegen teilweise auch im Mengenumsatz doppelt so hoch. Doch der deutsche Konsument steht auf Glanz, Lüster, Ausstrahlung und ein optimales Preis-Leistungsverhältnis... und bleibt beim Acryltuftteppich stehen.

Wollteppiche, eher getuftet als geknüpft, sind qualitativ den Teppichen aus synthetischen Fasern überlegen, stellen meiner Meinung auch ein zusätzliches Umsatzpotential dar, das in Deutschland leider verkannt wird. Sie sind teuerer und beratungsintensiver als Acrylteppiche.

Entwicklung in den Produktgruppen

Momentan erlebt der klassische Orientteppich einen dramatischen Umsatzeinbruch, gefolgt jetzt auch vom Nepalteppich und die Talsohle ist noch längst nicht erreicht. Der Gabbehteppich als geknüpftes Produkt wird als Nächstes betroffen sein, denn längst schon gibt es den Gabbeh als Tuft-Version mit immer besser werdenden Qualitäten. Probleme werden die Teppichproduzenten in Pakistan und Nepal bekommen. Gerade für die Nepalesen ist die aktuelle Marktentwicklung eine Tragödie.

Die Handtuft-Teppiche sowie maschinengewebten Teppiche werden in den nächsten Jahren eindeutig den Markt dominieren. Das hat viele Gründe, die auch den Handel bereits veranlasst haben, umzudenken. Die Liebhaber des klassischen Orientteppichs sterben aus, die jüngere Generation bevorzugt stattdessen den modernen Teppich und sieht in ihm vielmehr den Ge- und Verbrauchsartikel. Die nachlassende Kaufkraft des Endverbrauchers und die Einstellung des Konsumenten zum Teppich an sich verstärken diesen Trend, an dem letztlich auch Markenartikel nichts ändern dürften.

Entwicklung im Handel

Das klassische Teppich-Fachgeschäfte, speziell die von Einzelunternehmern, wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Sie werden auf absehbarer Zeit dem Druck der organisierten Fachmarkt-Gruppen, Discountern, Baumärkten und Einrichtungscentern, das Wort Möbelhaus trifft längst nicht mehr zu, nicht standhalten können.

Der Grund, das Einrichtungscenter nicht an erster Stelle zu nennen, basiert auf von mir gemachten Erfahrungen. Zwar hat hier der Konsument im Grunde genommen alles vor sich, was er zum Einrichten benötigt, von Möbeln über Heimtextilien bis zum Bodenbelag und Teppich. Doch versteht man es bei 70% aller Einrichtungscenter immer noch nicht, diesen Vorteil richtig zu nutzen. Es finde kein abteilungsübergreifendes Verkaufen statt, kein Weiterreichen des Konsumenten seitens der Verkäufer an andere Abteilungen. Der Kunde muss seinen Weg von einer Abteilung zur nächsten alleine finden. Da ein Teppichkauf bei seiner Einrichtungsbestückung meist am Ende steht, zudem viele Teppichabteilungen eher versteckt untergebracht sind, verlässt er das Einrichtungscenter sehr häufig, ohne überhaupt die Teppichabteilung gesehen zu haben. So etwas kann in Fachmärkten nicht passieren.

Zudem werden noch zu viele Abteilungsleiter mit ihren Problemen alleine gelassen,wenn es um bessere und vor allem mehr Werbung oder geschultes Verkaufspersonal geht. Die Umsatz-Erwartungen sind hoch, doch Profitcenter können ohne weitere Unterstützung nicht entstehen. Da nun auch der nachlassende Orientumsatz die Abteilungen vor immer grössere Probleme stellt, werden sich die Abteilungen radikal verkleinern müssen, um überhaupt im Einrichtungscenter eine Daseinsberechtigung zu behalten.

So ist es den organisierten Fachmärkten möglich,sich gegenüber den Einrichtungscentern zu behaupten . Hier wird das Personal noch gut ausgebildet, geschult und bedient den Kunden häufig produktübergreifend im gesamten Fachmarkt. Zudem stimmt das Vermarktungskonzept und man agiert zumeist flexibler auf die Marktentwicklungen. Der Zusammenschluss in Verbänden oder Interessengemeinschaften erleichtert zudem Preisverhandlungen und Werbeaktionen.

Nicht zu verkennen ist jedoch auch die stark zunehmende Bedeutung von Baumärkten bei der Vermarktung von Teppichen. B&Q erwirtschaftet in Großbritannien mittlerweile sehr stattliche Beträge. "Hornbach' als selbständige Schwester in der Kingfisher-Allianz hat als einziger Baumarkt in Deutschland dieses System in Ansätzen übernommen und ist bereits erfolgreich. Andere Baumärkte werden sicher bald in ähnlicher Weise folgen.

Und noch eine weitere Seite hat Interesse an der Vermarktung von Teppichen: Immer mehr reine Lebensmittel-Discounter beschäftigen sich zunehmend mit "Non-Food'. Die britische Tesco hat das ehrgeizige Ziel, mit seinen Heimtextil-Abteilungen in fünf Jahren europaweit der größte Heimtextil-Anbieter zu werden.

Wenn ich in diesem Zusammenhang auf die Entwicklungen in den Großbritannien hinweise, so geschieht dies mit den Hintergrund, dass ich dort vor 7 Jahren bereits die Entwicklungen beobachten konnte, die sich jetzt erst bei uns einstellen: Die Vermarktung der Teppiche ist in Richtung SB umgeschwenkt, sei es in Fachmärkten, Einrichtungscentern, Baumärkten oder Discountern und eine klassische Teppichabteilung wie bei Harrods in London wurde nur aus Traditionsgründen im ursprünglichen Zustand belassen.

Carsten Gähle, Arte Espina:

Farben, Musterungen und Materialien

"Unsere Designerinnen sind in Sachen Trendforschung immer extrem aktiv. Trotzdem ist es in unseren Augen nicht möglich, nur einen deutlichen Farbtrend zu prognostizieren, da Individualität zunehmend wichtig ist. Generell sind deutliche Tendenzen zu Fuchsia und Mint zu beobachten, die sich im Laufe der nächsten Jahre als Effektfarben durchsetzen können. Extreme Farbakzente gibt es aber nicht nur mittels reiner Farben sondern vor allem in Form von Veredlungen wie Metallic-Glanz, Lack, Fluoreszierende Farben. Der Aspekt "Veredlung" wird immer wichtiger, da Hightech sich stetig weiterentwickelt und synonym steht zu transzendent, lüster-metallic, etc.

Nebst der Farbextrema sind als Kontrast immer wieder Naturthemen und dementsprechende, neutrale Farbpaletten zu verzeichnen. Ein weiteres Thema ist und bleibt Ethno, hier setzen sich jedoch die dunkleren Töne wie Smaragd, Indigo, Purpurviolett durch."

Betrachen wir die einzelnen Marktsegmente, herrscht beim "Jungen Wohnen" eine Tendenz zu warmen, kräftigen Farben vor: Das Spektrum der Rot- und Orangetöne. Auch frische Farbkombinationen wie Lindgrün, Sonnengelb, Aqua und pures Orange schätzt der Endverbraucher hier. Dessiniert wird in naiver Musterung. Plakative Tiersymbolik ist dominant gleichwohl wie dessinierte Tiermotive.

Für den mittelpreisigen Sektor "Zeitloser Konsument" herrschen warme, leichte Naturfarben vor wie zum Beispiel Sand oder Ocker. Ebenso sind dezente Steinfarben gefragt. Die Dessins sind leicht und naturalistisch - simplifiziert, Strukturen sind wichtig. Die trendigeren Kunden dieses Segments bevorzugen kräftige Farben. Mint und Fuchsia dominieren und werden großflächig als Akzent eingesetzt. Trend sind auch alte, "verstaubte Dessins" in kräftiger Farbgebung auf neutralem Fond. Bollywood bestimmt extreme Dessins.

Für die "Stylisch-puristischen" Endverbraucher ist der Ausdruck mittels Material, Struktur und Form wichtig. Bildhaftes Design ist sekundär. Fantasiegarne, Metallic- und Transparenzgarne, auch aus Kunststoffen mustern partiell oder werden mit Naturgarnen zu interessanten Melangen gemischt. Durch Struktur entstehen 3 D -Effekte. Grafische Akzente, vornehmlich aus der virtuellen Welt sind aussagekräftiger als Allover. Dunkle, neutrale Farben unterstützen diesen Charakter. Differente Silhouetten der Teppiche wirken außergewöhnlich.

Interessant sind auch die Trends bei den Materialien. Wie schon erwähnt wird die Kombinierbarkeit verschiedenster Fasern immer wichtiger. So werden z.B. die Nachteile von Leinen (geringe Wiedererholung) durch den Mix mit Synthesefasern wie Polyacryl ausgeglichen; positive und negative Fasereigenschaften ergänzen sich. Das Produkt "Teppich" erhält völlig neue Eigenschaften durch die Verwendung bisher für den Bodenbereich gering einsatzfähiger Fasern in Mischung mit anderen Garnen. Phantasiegarne erzeugen immer neue Optiken und werden Design ergänzend eingesetzt."

Entwicklung der Produktgruppen

"Neben modernen Handtuftteppichen sind im unteren Preisbereich auch weiterhin Maschinenwebteppiche ein wichtiges Segment, das in vielen Abteilungen an Anteilen gewinnt.

Der Einkäufer, der Verkäufer und vor allem der Endverbraucher ist mit einem Webteppich besser beraten, als mit einer minderwertigen Tuftware. Trotzdem sind im Handel Mengen an billiger, schlechter Handtuftware zu sehen, womit sich niemand wirklich einen Gefallen tut.

Derzeit ist es so, dass der Kunde eher nach Optik und Griff entscheidet, als nur nach Preis. Natürlich ist der Preis auch wichtig, aber steht nicht an erster, auch nicht an zweiter Stelle. Wir gehen davon aus, dass sich der Trend nach ansprechender Ware zu einem fairen Preis fortsetzen wird. Billige, also qualitativ minderwertige Tuftware, welche nur durch Preis glänzen will, wird es dagegen schwer haben."

Präsentation im Handel

"Es ist wichtig, dass der Handel in Zukunft mehr in seinen Verkauf investiert und nicht nur über den Preis verkauft. Das Waren- und Sortimentsverständnis der Verkäufer wird immer entscheidender für den Erfolg einer Abteilung. Es reicht da auch nicht, dass eine Shoppräsentation aufgebaut wird, wenn nicht auch qualifiziertes Personal dafür bereitgestellt wird.

Wichtig ist auch, dass das Personal entsprechend motiviert wird, so können Shopgedanken konsequent umgesetzt werden. Gerade die Ware von Arte Espina spricht Kunden an, die nicht unbedingt einen Teppich im Kopf hatten, als sie den Laden betreten haben. Solche Spontankäufe funktionieren aber nur, wenn die Teppiche gut präsentiert werden und dann der Verkauf ein Gefühl für Ware und den Kunden hat. Natürlich muss dabei auch die Preisleistung stimmen.

Betrachen wir die Zukunft der Shopsysteme, ist es für uns Anbieter wichtig, dass die Präsentationen von den Kosten her im Rahmen bleiben. Unsere Kunden wollen zwar Shops und Konzepte, scheuen aber die Kosten. Konzepte müssen optisch ansprechend sein und für den Kunden schnell begreifbar sein."

Markennamen bei Teppichen

"Marken sind ein Thema, das wichtiger wird. Entscheidend ist, dass die Marke preislich zu der Zielgruppe passt. Wirkt sie zu teuer, kann sie den Kunden abschrecken. Ob die Marke aber schon vor dem Betreten des Ladens bekannt war, ist in unseren Augen nicht ganz so entscheidend. Ist der Shop der Marke richtig gemacht, gibt das dem Kunden die Sicherheit, die er sucht."

Frank Dornachery, Paulig

Farben, Musterungen und Materialien

"Abhängig von Entwicklungen und Farbtrends in der Konfektionsindustrie, werden Teppiche immer stärker von der Mode beeinflusst. Der Teppichhandel ist dabei, sich von Dogmen und Traditionalismen zu Gunsten einer Individualisierung zu befreien. Folgende unterschiedliche Tendenzen in der Inneneinrichtung sind z.B. unter Berücksichtigung verschiedener Prognosen des Designgurus Ulf Moritz in nächster Zukunft nachvollziehbar:

Opulenz: dunkle, gesetzte Farben, rot, gold, silber, kupfer bis hin zu schwarz in Verbindung mit großzügigen, ornamentalen Dessinierungen.

Avantgarde: minimalistisch, futuristisch, puristisch vorzugsweise pralle Farben, in Verbindung mit modernen, graphischen Dessinierungen.
Romantic: Rosétöne, grün in allen Varianten, blau: z.B. in verspieltem Landhausstil a la Laura Ashley oder modischer Landhausstil, mit Hellholzmöbeln auf Buchenholz.

Classic: Ehemals dunkle gedeckte Farben, vorzugsweise ornamental, wie in Orient- Teppichen üblich, werden durch eine starke modische Tendenz, wie z.B. bei Ziegler-Teppichen feststellbar neu belebt. Hier wurde in besonders attraktiver Weise durch Entkrampfung der Musterung, als insbesondere durch helle, warme und zugleich softe Farbgebung (mit zurückzuführen auf besondere Teppichwäsche) erreicht, dem klassischen Orientteppich einen modernen, zeitgeistgerechten Charakter zu verleihen.

Innovation: Schließt sämtliche Farbwelten ein, die sich in Verbindung mit Strukturen und Materialmischungen sowohl in uni, als auch mit graphisch oder organisch inspirierten Design vermitteln lassen.

Diese 5 Haupt-Tendenzen präsentieren sich, abgesehen von den jeweils gruppentypischen Dessinierungen, über die jeweils eigenen farblichen Aspekte und ermöglichen jedem Endkunden eine geschmacksgerechte Entscheidung.

Unterschiedliche Kundentypen können sich, sowohl über bestimmte Dessinierungen, Farbwelten und Materialeinsatz, gemäß Ihrer individuellen Ansprüche selbst definieren. Die Endkunden unterscheiden sich zunehmend in ihrem Anspruch an Qualität und Service. Mehr denn je ist eine bestimmte Kundengruppe auch über Markenstrategien zu erreichen, respektive zu beeinflussen, d.h. jeder Verbrauchertyp hat die Chance seinem Geschmack und geldbeutelgerecht, einen Teppich zu erwerben.

Bezüglich der Materialien ist zu erwähnen, dass insbesondere Wolle sicherlich noch lange das am meisten eingesetzte Material für die Herstellung von Teppichen bleiben wird. Bedingt durch die Natürlichkeit und seine darin verankerten positiven Eigenschaften, ob natürliche Klimaanlage, Haptik oder Schwerentflammbarkeit ist diese Faser bislang durch keine Kunstfaser zu schlagen.

Der Anteil an Acryl in der Verarbeitung von Teppichen wird sicher weiter steigen, was durch den wollähnlichen Griff und auch auf einen attraktiven Preis zurückzuführen ist. Insbesondere Tuft-Teppiche mit mehr oder weniger modernen Musterungen aus Billiglohnländern in Asien, finden hier bei den Abnehmern immer mehr Nachfrage. Da das Thema Haptik, übrigens ein sehr weibliches Thema, immer stärker werden dürfte, ist davon auszugehen, dass Materialmischungen unterschiedlicher Naturfasern oder auch Kombinationen von Wolle und Viskose etc., als trendgerecht bezeichnet werden dürfen."

Entwicklung der Produktgruppen

"Besonders Handtuftteppiche eignen sich gut, um diesen Voraussetzungen in Verbindung mit den unterschiedlichen Trends aus der Modeindustrie in Design und Preis gerecht zu werden. Da durch diese Tatsache und auch durch eine offensichtlich günstige Preisleistung der Kunde immer mehr zum Kauf eines Handtuftteppichs inspiriert wird, dürfte sich der Absatzanteil von Handtuftteppichen weiter positiv entwickeln.

Der Nepalteppich an sich hat eine stille Revolution in den Wohnzimmern der Endverbraucher ausgelöst und gilt daher als der Prototyp des modernen Teppichs aus heutiger Sicht und wird somit sicher auch in den nächsten Jahren auf hohem Umsatzniveau weiter bestehen. Jedoch wird der Nepalteppich vermutlich Umsatzanteile an Handtuft und auch Hochflorteppiche verlieren.

Ein Trend zu maschinengewebten Teppichen ist in den unteren Einstiegspreislagen verstärkt feststellbar, sofern sie den Aspekt von Modernität, Zeitgeist und interessantem Preis in sich vereinen. So z.B. Hochflorteppichböden, die in Teppichstandardmaßen konfektioniert, ggf. mit Stoffbordüren als fertige Teppiche angeboten, mittlerweile ebenfalls ihren eigenen Stellenwert beanspruchen."

Schnelllebigkeit von Teppichtrends

"Die Lebensdauer von Teppichen im Allgemeinen dürfte mit der Verweildauer anderer im Haushalt befindlicher Einrichtungsgegenstände, wie z.B. Sitzmöbel in Verbindung zu bringen sein, d.h. durchschnittlich 7-10 Jahre.

Ein Teppich ist im Grunde losgelöst, als so genannter "Einrichtungsabschnittsgegenstand" zu betrachten, angelehnt an den so genannten "Lebensabschnittsgefährten", aus dem sozialen Miteinander. Unsere Zeit wird bestimmt von kontinuierlichen Veränderungen, die jedoch in Zeitgeist beeinflusste Perioden unterteilt ist. Ist eine Periode vorbei, drängt der Kunde unbewusst auf Veränderung in seinem Umfeld.

Da auch beim letzten Endverbraucher mit noch so kleinem Geldbeutel das Bedürfnis nach Befriedigung seiner Ansprüche bezüglich Wohnlichkeit und Behaglichkeit angeregt werden soll, wird die Nachfrage nach mechanischen Teppichen aus Acryl oder Polypropylen stetig wachsen. Ein Teppich gilt heute mehr denn je als modernes Konsumgut und nicht mehr als Kapitalanlage.

Markennamen bei Teppichen

"Da der Anteil von Endverbrauchern die sich, bzw. ihr Image in allen Lebensbereichen über Marken zu definieren versuchen stetig steigt, ist davon auszugehen, dass der Kauf von Teppichen mit Markennamen weiter zunehmen dürfte. Insbesondere eine Firma Jab beherrscht dieses Thema in Perfektion."

Entwicklung im Handel

"Im Zeitrahmen bis 2010 ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu mutmaßen, dass Teppichabteilungen in Möbelhäusern wichtigste Vertriebsschiene bleiben. Jedoch wird der Anteil an Fachmarktgruppen für ein immer breiteres Publikum durch den immer beliebter werdenden Cash & Carry-Aspekt überproportional zunehmen. Was man zum Beispiel sehr gut an der starken Entwicklung der Hammer-Schlau, Knutzen Hasse-Christiansen/HK-Märkte, als auch in den besonders im Süden verbreiteten Aro Märkte nachvollziehen kann.

Auch Bau- und Heimwerkermärkte werden verstärkt Nachfrage auf Teppich auszulösen versuchen, da in deren Sortimenten Teppiche, als emotional auffälliges Luxusgut besonders hervorstechen und das Thema Wohnen im Vergleich zum sonst eher technischen Sortiment nahezu ideal nach oben abrunden. Diese Märkte gelten derzeit eher noch als Absatzpunkt für Billig-, respektive Massenprodukte."

Präsentation von Teppichen

"Die Uniformität der großen Möbelhandelsketten sowohl in deren Sortimenten, als auch deren immer einheitlicher werdenden Darstellung auf der einen Seite und der Wunsch und auch der Anspruch nach Komfort und Qualität auf der anderen Seite sollte einen Einfluss auf die Präsentation im Handel haben.

Wichtig ist, dass Service, Auswahl und Darstellung stimmen. Nicht vergessen werden darf ein qualitativ hochwertiger Bedienkomfort, möglichst durch geschultes Verkaufspersonal, dass die Wünsche des Endverbrauchers erfassen und individuell umsetzen kann. Serviceleistungen wie Auswahl und Lieferung, als auch Verlegung gehen hiermit einher.

Kurz- und mittelfristig, dürfte sich an der derzeit verbreiteten Darstellung, der konzentrierten warengattungsspezifischen Präsentation von Teppichen, nichts ändern. Langfristig jedoch ist vorstellbar, dass gemeinsame Darstellung von Teppichen unterschiedlicher Herstelltechnik, bzw. Herkunft, in geschlossenen Präsentationen, sowohl in der Schaufenstergestaltung außerhalb, als auch in so genannten Highlight- Dekorationen innerhalb der Teppichabteilungen, verstärkt umgesetzt wird.

Shop-in-Shop-Systeme werden einhergehend mit der zunehmenden Markenstrategie verschiedener Hersteller, neben bereits bestehenden erfolgreichen Konzepten, weiter an Marktpräsenz zunehmen. Shop-in-Shop-Systeme sollen dem Verkäufer, als auch dem Endverbraucher, eine möglichst umfangreiche Wahrnehmung aller Möglichkeiten innerhalb eines Konzeptes bieten, was sich als zeitgerecht darstellt."

Martin Graebener, Talis

Farben, Musterungen und Materialien

"Aus meiner Sicht werden sich in den nächsten Jahren die Farben unserer Produkte mehr als bisher an den Trendfarben der Bekleidungs-Mode anlehnen. Der Abstand zwischen Modetrends und Heimtextiltrends wird zeitlich immer geringer. Ich glaube, dass man allgemein sagen kann, dass je hochwertiger das Produkt ist, desto Mode unabhängiger ist es auch. Klare Abtrennungen wird es hier nicht geben, aber ich gehe davon aus, dass die klassisch zeitlos moderne Ware im Markt bestehen bleibt und durch modische Artikel in den Sortimenten ergänzt wird.

Der große Trend in Deutschland wird weiter bei beige/natur, roten und warmen Töne bleiben. Es werden sich aber frische, trendige Farben aus der Mode dazu gesellen. Die Musterung wird zurückgedrängt, d.h. Materialtrends werden wichtiger: Haptik, visuell interessante Oberflächen - egal ob aus Wolle, Acryl, Naturfasern oder anderen Materialien."

Entwicklung der Produktgruppen

"Bezüglich der einzelnen Produktgruppen wird die Einkommensstruktur in unserem Hauptmarkt Deutschland einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der einzelnen Produktgruppen haben: Wird sich das Einkommen nicht verbessern, wird sich das Konsumverhalten automatisch zu den preiswerten Gruppen hin orientieren müssen - gezwungenermaßen."

Schnelllebigkeit von Trends

"Der Teppich bleibt ein wichtiges Accessoire im Wohnbereich, wird aber in einzelnen Zielgruppen immer kurzlebiger genutzt. Dies hat sowohl mit der Einkommenssituation als auch mit dem Modebewusstsein dieser Zielgruppe zu tun.

Markennamen bei Teppichen

"Wichtig bleiben Markenartikel bei Teppichen, denn es gibt - wenn auch nicht zwingend dem Endverbraucher - dem Berater Sicherheit beim Verkauf der Produkte."

Entwicklung im Teppichhandel

"Teppichabteilungen in Einrichtungszentren sind die wichtigste Schiene im Teppichhandel. Dieses ist seit Jahren klar erkennbar und wird auch so bleiben. Die Fachmärkte werden aus dem Bereich der abgepassten Teppiche immer mehr verdrängt oder bedienen dann noch den unteren Sortimentsbereich. Vielleicht, aber dies ist schwer zu erkennen, gibt es im oberen Segment eine Renaissance des Teppichfachgeschäftes, welches in seiner Struktur zumindest im europäischen Ausland noch Funktion hat.

Ich sehe auch eine Chance von alternativen Anbietergruppen wie der Vermarktung via Internet, Baumärkte und andere absoluten Discountschienen. Dieses jedoch nur in den Sortimentssegmenten, die sich über diese Schienen auch vermarkten lassen, also den Preiswert-Bereich aber auch "Marken", die das Vergleichen im Internet ermöglichen."
Präsentation im Handel

"Bei der Entwicklung der Präsentation der Ware gibt es eine Chance des totalen Umbruchs. Talis hat im Herbst 2006 zum ersten Mal Teppiche in Farbwelten anlässlich der Musterring-Messe gezeigt. Dies würde dem Endverbraucher das Einkaufen erleichtern, seine Entscheidung treffen lassen und ihn somit motivieren. Natürlich sind aktuellen Shop-in-Shop-Systeme wichtig, tragen insgesamt zum Image eines Anbieters bei. Eine Entwicklung im SB-Bereich sehe ich positiv, aber nur für einen entsprechenden Sortimentsbereich."

Hubert Koths, Co Design

Farben, Muster und Material

"Im hochwertigen Bereich werden weiterhin vor allem gedeckte Farben in Naturtönen die erste Rolle spielen. Bei designorientierten Verbrauchern dürften Türkis/Magenta; Lemmon und Schwarz/Weiß Anklang finden. In den eher modisch besetzten Segmenten im unteren Preisgenre dürfte der Trend zu intensiven Farbkompositionen und zu Retro-Designs und zu Hochflor anhalten.

Multifarbene Strukturen im Materialmix ist nach wie vor gefragt. Wir setzen weiter auf Naturfasern und Wolle. Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe entlastet die Umwelt. Dies könnte ein nachhaltiges Kaufargument für den aufgeklärten Verbraucher sein.

Entwicklung der Produktgruppen

"Wir gehen davon aus, dass besonders im Hochwert - Bereich der Handtuft-Teppich wegen der immensen Möglichkeiten zur "Customization" gute Chancen hat.

Traditionelle Produkte wie Nepal dürften Ihren Reifepunkt überschritten haben. Maschinengewebte Teppiche werden sicher Genre im Massengeschäft ihre Position behaupten bzw. ausbauen."

Schnelllebigkeit der Trends

"In bestimmten Verwendergruppen könnte der Teppich durchaus zum "modischen Artikel" werden, was auch bedeutet, dass weniger hohe Ansprüche an Lebensdauer und Qualität aber höhere Ansprüche an Aktualität und Modernität gestellt werden. Beim wertorientierten Verbraucher ist eher mit einer Hinwendung zu zeitlosen, strukturierten, sogar dreidimensionalen Designs zu rechnen. Der Teppich komplettiert die persönliche, erlesene Einrichtung."

Markennamen bei Teppichen

"Auch beim Teppichkauf wird zukünftig Verbraucher-Vertrauen eine größere Rolle spielen. So gesehen wird es eine Vielzahl von gelabelten Produkten - auch unter bekannten Markennamen geben."

Entwicklung im Handel

"Die Möbelhäuser werden insgesamt die wichtigste Absatzschiene für Teppiche in verschiedenen Segmenten bleiben. Fachmärkte werden Ihre Marktanteile im unteren Preissegment ausbauen, ebenso wie die Baumärkte. Food-Discounter wie Aldi, Lidl oder Tchibo werden möglicherweise das Produktsegment "Mitnahmeteppich" stärker vermarkten. Eine Renaissance des Teppichfach-Geschäftes auf breiter Front ist nicht zu erwarten."

Präsentation im Handel

"Im Hochwertsegment muss die Waren-Präsentation analog zum Einrichtungsanspruch und Produktversprechen in Abgrenzung zur Massenware gestaltet werden. Shop-in-Shop Systeme müssen noch stärker dazu beitragen, Markenimage zu transportieren. Jedoch sollten die Dimensionen solcher Shops / Präsentationssysteme unter Rentabilitätsgesichtpunkten bewertet werden und sollten besser als heute in Ihrer Gesamtheit einen Querschnitt über das Marktangebot zeigen. Co Designers bietet dem Handel auf das jeweilige Ladenkonzept zugeschnittene Shop- und Präsentationssysteme an."

Marijan Galic, Wissenbach

Thema Farb- und Mustertrends

"Wir sehen den Trend bei den Farbwelten für die nächsten Jahre bei naturbelassenen Farbtönen auch Beige, Braun etc. werden sich stärker behaupten und Terracotta Farbwelten in den kommenden Jahren ablösen. Auf der einen Seite werden die kontrastarmen, sich vermischenden Naturtöne im Gegensatz zu den leuchtenden kontraststarken Farben wie z. B. roten, hellblauen, Orangetönen stehen. Als Trend sehen wir Naturtöne kombiniert mit Dunkelbraun und Grau bzw. Schwarz und in den preiswerteren Teppichqualitäten Apfelgrün / Gelb.

Unserer Erfahrung nach - je hochwertiger der Teppich, desto kontrastarmer sind die Farbwelten. In höheren Preislagen minimiert sich auch die Musterung auf einzelne akzentuelle Bordüren oder Ton-in-Ton-Allover Musterungen. Verkaufsgaranten sind und bleiben nach wie vor bordürengemusterte Stücke."

Materialien

"Bei den Materialien behaupten sich neben Wolle / Seide-Mischungen auch andere Naturmaterialien wie z.B. Hanf. Aus diesem Grund werden wir Hanfteppiche auch in unserem Stammsortiment führen und diese dann auch in verschiedenen Größen für unsere Kunden bevorraten. Eine weitere erhöhte Nachfrage sehen wir bei Handtuft-Wolle und werden auch hier in der kommenden Zeit Entwicklungen vorstellen."

Entwicklung der Produktgruppen

"Bei uns haben sich die höher preisigen Kollektionen derart positiv entwickelt, dass wir hier verstärkt die Design- und Farbpalette erweiterten und dies auf der Domotex anbieten werden.

Unsere Produktpalette bei den maschinengewebten Teppichen haben wir bei den orientalisch gemusterten Stücken erweitert."

Schnelllebigkeit der Trends

"Teppiche aus unserer Löwenkollektion und der Kollektion Samarkand sind absolute Liebhaberstücke und werden uns alle wohl überleben. Preiswerte Teppiche hingegen werden nach etwa einem Umzug in eine neue Wohnung oder einem neuem Einrichtungsstil weichen müssen."

Markennamen bei Teppichen

"Aus unserer Sicht werden Markennamen ausschlaggebend sein, um besonders hochwertige Teppiche in den Fokus des Endverbrauchers zu stellen. Der Kunde, der heute eine Teppichabteilung betritt, wird teilweise erschlagen von Rotstiftpreisbannern. Ein nachzuvollziehbarer Preis für einen Teppich wird beim Verbraucher unmöglich. Die Sicherheit beim Teppichkauf findet der Kunde bei einer Marke. Hier kann er nachvollziehen, dass er ein Qualitätsprodukt erhält was seinen Preis "wert" ist."

Lage und Entwicklung im Teppichhandel

"Selbstverständlich sind die Teppichabteilungen in den Einrichtungshäusern unsere Hauptkunden und werden dies auch bleiben. Nach wie vor erhält der Endverbraucher hier das breiteste Spektrum an Teppichqualitäten und umgibt sich mit kompetenten Mitarbeitern.

Bei Fachmärkten lässt sich ein kleiner Trend in höhere Preisklassen erkennen. Man muss abwarten, welche Entwicklung sich hier in Zukunft abzeichnen wird.

Mittlerweile haben auch Baumärkte Interesse z.B. an Kuhfellen, die noch vor etwa vier Jahren als "Trendprodukt" galten. Im Bereich Bambusteppiche, Maschinenteppiche, also im sehr konsumigen und nicht beratungsintensiven Produktbereich werden sich Baumärkte ihren Teppichumsatz sichern und ausbauen wollen. Die Fachmärkte wie Hammer oder Aro unterscheiden sich sicherlich durch ein kompetenteres Angebot und dem dazugehörigen Servicegedanken.

Das Teppichfachgeschäft wie wir es noch vor etwa 10 Jahren kannten, verschwindet zunehmend. Viele haben sich spezialisiert, verkleinert, ihr Angebot in Richtung Accessoires oder auch Möbel erweitert. Auch diverse Services werden in den Vordergrund gestellt, um sich von den Großflächenanbietern behaupten zu können. Es ist nach wie vor ein steiniger Weg für das kleine Teppichfachgeschäft.

Präsentationen im Handel

"Möchten der Handel etwas "besonderes" darstellen, muss er das zwangsweise separat präsentieren. Dieses gelingt natürlich am besten in einem Shop-in-Shop System. Mittlerweile haben einige Einrichtungshäuser sechs und mehr Shops in Ihrer Abteilung. Vom Nepal Sonderbestellprogramm bis zum Handwebshop etc. wird alles nach Warengruppe, Marke usw. getrennt präsentiert. Wir halten diese Entwicklung für richtig und wegweisend, gerade bei den Teppichen sollte mehr Transparenz und Kompetenz zum Wohle des Endverbrauchers gezeigt werden."
aus Heimtex Orient 01/07 (Teppiche)