Teppichhaus Vidal in Zürich

Ein Teppichhaus der Superlative

Seit 1925 ist das Teppichhaus Vidal die erste Adresse für handgeknüpfte Teppiche in Zürich. Sein Standort ist von Beginn an die Bahnhofstraße, einem Wahrzeichen der schönen Bankenmetropole. Im letzten Frühjahr wurde das Fachgeschäft renoviert und umgebaut. Auch das Sortiment wurde modernisiert und in zwei Hauptkollektionen unterteilt: Vidal Classic steht für klassische Orientteppiche und Sammlerteppiche, Vidal Design für exklusive Designerstücke und moderne Stammesteppiche. Alte und antike Chinamöbel runden das Sortiment ab.

Zürich liegt an der Bahnhofstraße", heißt es. Nicht ganz zu unrecht, denn Finanz und Wirtschaft, Exklusivität und Eleganz, Qualität und Vielfalt konzentrieren sich an der lebhaften, liebenswerten und fast eineinhalb Kilometer langen Meile. Flanieren, genießen, shoppen und verweilen, lautet hier das Motto. Unter allen Bahnhofstraßen der Welt ist sie die berühmteste. Und so verlässt kaum ein Gast wieder die Stadt, bevor er sie nicht besucht hat.

Auch Liebhaber erlesener, handgefertigter Teppiche kommen hier auf ihre Kosten. Denn nur wenige Schritte von Cartier, Bulgari und Sprüngli entfernt liegt das Teppichhaus Vidal - ein Teppich-Fachgeschäft, wie es immer seltener im deutschsprachigen Raum zu finden ist. Seit seiner Gründung im Jahr 1925 verzaubert es an diesem herausragenden Standort mit einem ausgesuchten, exklusiven Sortiment.

"Das Haus hat immer seine Ideale gepflegt und nur Teppiche im mittleren bis hochwertigsten Segment geführt", berichtet Geschäftsführer Peter Föhn. Bereits vor 20 Jahren wurden Tibet-Teppiche ins Sortiment genommen. Vor rund zehn Jahren kamen südpersische Stammes- und Nomadenteppiche sowie die modernen Spitzenprodukte der amerikanischen Designerin Stephanie Odegard hinzu. Ebenso alte und antike, kunstvoll restaurierte China-Möbel, die seither das Repertoire gekonnt abrunden.

Modernisierung als Grundstein des Erfolges

Jetzt war es an der Zeit, erneut die Weichen für die Zukunft zu stellen. "Die Frage nach einer Geschäftsaufgabe tauchte in diesem Moment auch auf, aber die Unternehmerfamilie hat sich entschieden, das Haus in einem erstklassigen Rahmen weiterzuführen", verrät Peter Föhn. Daraufhin wurde im vergangenen Frühjahr ein neues Kapitel der Unternehmensgeschichte mit einer Modernisierung der 600 qm großen, auf drei Stockwerke verteilten Verkaufsfläche eingeleitet.

In enger Zusammenarbeit mit einem Team von Innenarchitekten wurde das Parterre komplett erneuert. Es stellt jetzt das Herzstück des Geschäftes dar, eine Bühne für ausgesuchte, ausdrucksvolle Einzelstücke, ob klassisch oder modern. Zuschauer sind vor allem die unzähligen Passanten, die dank großer Schaufenster freie Sicht auf das Schauspiel haben und immer wieder fasziniert davor stehen bleiben.

Dabei ist das Bühnenbild äußerst variabel, denn die schlanken Innenwände, die eher Präsentationswände sind, lassen sich verschieben. Grundprinzip ist, die Übergänge zwischen den Schaufenstern und dem Innenraum überaus fließend zu gestalten. Auf Teppichstapel wurde gänzlich verzichtet, die Exponate werden liegend in stimmungsvollen Kombinationen mit chinesischen Kleinmöbeln oder hängend präsentiert, ergänzt um Banner und Poster.

Großzügige Dekoration animiert Passanten zum Stehen bleiben

"Wir machen uns alle zwei bis drei Wochen die Mühe, die Dekoration vollständig auszutauschen um zu zeigen, wie vielseitig unser Angebot ist. Dabei legen wir großen Wert darauf, dass alles miteinander harmoniert", erläutert Peter Föhn und fügt hinzu: "Eine derart großzügige Dekoration in der Bahnhofstraße kommt eigentlich einem Vermögen gleich, aber sie animiert die Passanten stehen zu bleiben." Für die effektvollen, effektiven Inszenierungen zeichnen stets die eigenen Mitarbeiter verantwortlich.

Im ersten Stockwerk wurden die Wände, Decken, Bodenbeläge und die Beleuchtung dem wertigen Gesamtbild des Geschäftes angepasst. Ein Großteil des Warenbestands wird hier aufbewahrt. Die Teppichstapel sind nach Kollektionen und Größen sortiert.

Das Untergeschoss, sozusagen das "Allerheiligste", das für den Premium-Bereich reserviert ist, wurde nur sanft korrigiert. Seither zeigt Vidal hier eine beeindruckende, einzigartige Sammlung alter und antiker Orientteppiche, darunter befindet sich beispielsweise ein antiker Isfahan aus feinster Kork-Schafswolle mit 2,4 Mio. Knoten pro qm.

"Mit Herz und Sachverstand haben die Verantwortlichen des Hauses im Laufe der Jahre immer wieder außergewöhnliche Stücke beiseite gelegt. Die Herkunft oder Machart war dabei nicht entscheidend, sondern dass die Stücke innerhalb ihrer Provenienz zur absoluten Höchstklasse zählen und ein gewisses Alter aufweisen. Solche Stücke kommen sehr selten in den Handel", berichtet der Geschäftsführer.

Einem ausgesuchten Kundenkreis wurden die Raritäten im Rahmen einer Vernissage vorgestellt. Dabei überreichte das Fachgeschäft eine anspruchsvolle Publikation, die alle Exponate noch einmal abbildet und eingehend erläutert.

Zweiteilung des Sortiments erleichtert Orientierung

Neben den Umbau- und Renovierungsmaßnahmen wurde im Frühjahr außerdem das Sortiment überarbeitet und klar in zwei Kollektionen unterteilt. Unter dem Namen Vidal Classic sind seither alle klassischen Orientteppiche und Sammlerteppiche zusammengefasst, unter dem Begriff Vidal Design exklusive Designerstücke und moderne Stammes- und Nomadenteppiche. Die markante Zweiteilung des Sortiments dient dazu, einerseits bestehende Kunden zu pflegen, andererseits neue Kunden zu gewinnen.

"Das Potential für Designerteppiche ist in Zürich groß. Darum wollen wir dieses Segment in Zukunft stärker bearbeiten", erklärt Peter Föhn. Seit etwa fünf Jahren fördere sein Haus vor allem Odegard-Teppiche. "Ein hervorragendes, sehr innovatives Produkt", lobt er. Die Kollektion der amerikanischen Designerin ist in Zürich exklusiv beim Teppichhaus Vidal erhältlich, das daneben Sondermaßprogramme anderer Anbieter führt.

Im klassischen Bereich verzeichnet Peter Föhn gegenwärtig eine starke Tendenz zu hell kolorierten Teppichen, beispielsweise Nain. Rote Ware werde momentan eher selten gekauft. Allerdings seien beim feinen, modernen Luribaft sechs von zehn verkauften Stücken in Rottönen gehalten. Kaum noch gefragt sind nach seiner Beobachtung Übermaßteppiche, dementsprechend werde nur ein kleines Sortiment mit Stücken bis 30 qm bereitgehalten.

Umsatzträger ist erstklassige Altware

Im direkten Vergleich von klassischen und modernen Teppichen halten die traditionellen Stücke derzeit einen Umsatzanteil von etwa 70 Prozent, wozu allerdings in erster Linie Sammlerstücke beitragen. "Alte Einzelstücke gehören zu unseren guten Umsatzträgern", sagt Peter Föhn. Den Anteil der chinesischen Möbel am Gesamtumsatz schätzt er auf zehn Prozent: "Sie bringen uns Kunden, die sonst nicht kommen, vor allem junge Kunden."

Die Anzahl jüngerer Kunden ist seit den Modernisierungsmaßnahmen deutlich gestiegen. Dennoch ist der Großteil der Vidal-Kunden nach wie vor meist zwischen 50 und 70 Jahre alt, schätzt der Geschäftsführer. "Oft richten sich Kunden auch noch mit 70 Jahren komplett neu ein", berichtet er. Rund zwei Drittel kommen aus Zürich, der Rest aus der übrigen Schweiz oder aus Deutschland, manchmal aber auch aus weit entfernten Ländern; einmal ging beispielsweise eine alte chinesische Statue zurück nach Hongkong.

Kundenbindung durch eigenes Reparatur-Atelier

Das Fachgeschäft legt großen Wert auf einen persönlichen Kontakt zu seinen Kunden und eine kompetente Beratung, was die Stammkundschaft mit Treue honoriert. Vor allem werden die Kunden auch nach dem Kauf beraten und betreut, beispielsweise wenn eine Reparatur notwendig wird. Dafür unterhält Vidal sogar ein eigenes Reparatur-Atelier im ersten Stock. Das Fachgeschäft benötigt es besonders für seinen Sortimentsschwerpunkt alte und antike Ware, es dient aber ebenso als Instrument der Kundenbindung. "Wir werden unser Reparatur-Atelier weiter pflegen, denn es ist ein großer Bedarf vorhanden, zumal in der Schweiz nicht mehr zum Orientteppich-Kunststopfer ausgebildet wird", sagt der Geschäftsführer.

Zum umfassenden Dienstleistungsprogramm gehört außerdem die Teppichreinigung, die das Fachgeschäft vom renommierten Wäscher und Veredler Knecht durchführen lässt. Das Abholen und Ausliefern der Ware übernimmt dabei Vidal.

Die Mitarbeiter sind auch sonst häufig beim Kunden vor Ort. Rund 80 Prozent aller Teppiche werden über die Heimberatung verkauft. "Der Erfolg ist wesentlich größer, als wenn dem Kunden Stücke nur mitgegeben werden", hat Peter Föhn festgestellt.

Und noch eine überdurchschnittliche Serviceleistung hat das Fachgeschäft zu bieten: Bei Bestellware, deren Anfertigung bis zu acht Monate dauern kann, wird zur Überbrückung ein Ersatzteppich zur Verfügung gestellt. Der Teppich wird teilweise vom Kunden bezahlt und später mit der bestellten Ware verrechnet.

Überzeugend sind auch die Marketing- und Werbeaktivitäten des Fachgeschäftes, dessen einprägsames Firmenlogo seit 1925 ein Gesicht mit Fes zeigt. So wurde beispielsweise kürzlich das Eintreffen einer neuen Kollektion China-Möbel mit aufmerksamkeitsstarken Postkarten beworben.

Als wichtig für die eigene Außendarstellung wird ein kompetenter Internet-Auftritt angesehen. "Mit unserer Homepage versuchen wir, Kunden für ein gutes Produkt und für guten Service zu gewinnen. Wir nutzen das Internet nicht für den schnellen Verkauf", wird erklärt.

In den letzten Jahren wurden regelmäßig Anzeigen in Tageszeitungen und in den bedeutendsten schweizerischen Wohn-Zeitschriften geschaltet. Der eigenen Philosophie treu beleibend, verzichtete Vidal dabei bewusst und konsequent auf Rabatte. "Zum Ende eines Jahres gewähren wir auch einmal einen Preisnachlass von 10 oder 20 Prozent, aber das sind dann echte Rabatte", betont der Geschäftsführer.

Auch damit hebt sich das Traditionshaus vom Markt ab. Letztlich ist es kaum vergleichbar mit anderen Anbietern. "Konkurrenz ist schon in der Nähe vorhanden, aber sonst gibt es in Zürich keine weiteren nennenswerten Fachgeschäfte mehr. Wir sind noch eines der ganz wenigen in der Schweiz, die so lange Bestand haben", sagt Peter Föhn.

Vidal ist gut aufgestellt für die Zukunft, das zeigt sich auch an dem kompetenten, versierten und sehr herzlichen Mitarbeiterteam des Traditionsunternehmens. Das Teppichhaus, das eine Aktiengesellschaft ist, bietet 8 Vollstellen, die derzeit auf zehn Mitarbeiter verteilt sind. Peter Föhn ist einer von ihnen. Seit mehr als 40 Jahren ist der Liebhaber marokkanischer Stammesteppiche im Teppichhandel tätig, 20 davon bei Vidal. Im kommenden April wird sich der 60jährige aus dem Berufsleben zurückziehen. Sein Nachfolger ist René Narr. Der 44jährige ist bereits seit August bei Vidal, war zuvor 15 Jahre in einem renommierten Fachgeschäft und sieben Jahren im Großhandel tätig. Ab Jahresbeginn liegt die Geschäftsführung in seinen Händen.
aus Heimtex Orient 01/07 (Handel)