Die europäische Holzwerkstoff-Industrie in Zahlen und Daten

Branchenkonjunktur soll weiter anhalten

Die europäische Holzwerkstoffplatten-Hersteller haben ein gutes Jahr 2000 hinter sich, auch wenn die Nachfrage nach ihren Produkten im vierten Quartal deutlich nachließ. Dennoch wird kräftig in weitere Kapazitäten investiert, vor allem bei OSB, aber auch bei MDF. Die Branche ist zuversichtlich, dass sie sich neue Märkte und Absatzfelder erschließen kann und rechnet mit weiterem Wachstum.

Die holzverarbeitende Industrie in der EU mit ihren über 40.000 meist kleineren oder mittleren Unternehmen hält einen Anteil von 6 % am Output der gesamten europäischen Wirtschaft. Gut 1,9 Millionen Arbeitnehmer sind in der Branche beschäftigt.

Holzwerkstoffplatten stehen mit einem Produktionswert von 12,4 Milliarden Euro im Jahr 2000 für rund 8 % der gesamten europäischen Holzwerkstoffindustrie und belegen damit den vierten Branchenrang. Dieser Anteil ist in den vergangenen fünf bis sechs Jahren stabil geblieben. An der Spitze steht eindeutig die Möbelherstellung (59 %) vor Holzbau (inkl. Parkett 13%), Forstwirtschaft und Sägewerken (11 %).

Nach vorläufigen Zahlen produzierte die Holzplattenindustrie im Jahr 2000 eine Menge von etwa 51 Millionen Kubikmeter. 71 % davon entfielen auf Spanplatten, 18 % auf MDF, 6 % auf Sperrholz, 2 % auf OSB und 3 % auf Hartpappe.

Spanplatten mit neuem Produktionsrekord

Das Rekordniveau der Spanplattenherstellung 1999 wurde im Folgejahr noch einmal um 4,8 % überboten. Insgesamt belief sich die Produktion 2000 auf 36,2 Mio. Kubikmeter.

Dieser Zuwachs war eine Reaktion auf starke Nachfrage und geringe Lagerbestände. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres schwächte sich der Trend allerdings ab und auch im ersten Quartal 2001 hielt ein eher moderates Wachstum an.

MDF mit zweistelligen Zuwachsraten

Während Spanplatten bereits seit Ende des Zweiten Weltkrieges produziert werden, entstand das erste MDF-Werk in Europa Ende der 70er Jahre. Dieser jüngeren Geschichte verdankt MDF seine immer noch zweistelligen Zuwachsraten. 17 % waren es im Vergleich von 1999 zu 2000 (8,0 Mio. Kubikmeter). Zählt man den Export nach Asien und anderen außereuropäischen Regionen hinzu, erhöht sich dieser Wert sogar um 1 Mio. Kubikmeter auf 27 %.

Ein Blick auf die Quartalszahlen zeigt für MDF eine gleiche Entwicklung wie bei Spanplatten. Der Rückgang Ende 1998 wurde Anfang 1999 von einer allmählichen Erholung abgelöst. Diese fand ihren Höhepunkt im ersten Quartal 2000. Auch das zweite und dritte Quartal zeigten noch überdurchschnittliche Wachstumsraten, dann ließ das Tempo nach.

Werbekampagne für OSB

OSB wird derzeit in Belgien, Frankreich, Deutschland, Irland, Luxemburg, Polen und Großbritannien hergestellt. In anderen Ländern, wie Bulgarien, befinden sich neue OSB-Werke im Bau.

Von 300.000 Kubikmetern 1994 entwickelte sich OSB Ende 2000 auf eine Produktionszahl von nahezu 2 Mio. Kubikmeter. Innerhalb des letztgenannten Jahres wurden neue Produktionskapazitäten von rund 800.000 Kubikmeter in Betrieb genommen. Das führte gegenüber 1999 zu einem Sprung um fast 20 %.

Die kurzfristigen Erwartungen sind jedoch gedämpft. Da die Lager voll sind, dennoch neue OSB-Linien ihre Arbeit aufnehmen und im laufenden Jahr noch einmal 1,1 Mio. Kubikmeter beisteuern werden, kann der abgeflaute Markt derzeit sein Gleichgewicht nicht wiedererlangen. Um dem Absatz auf die Sprünge zu helfen, haben der Europäische Holzwerkstoffverband und die OSB-Hersteller eine gemeinsame Werbe-Kampagne gestartet.

Zweistellige Zuwachsraten für MDF und OSB erwartet

Spanplatten haben seit 1991 einen jährlichen Zuwachs von durchschnittlich 3 % erfahren. Hier hofft man auf ungebrochene Nachfrage aus einem guten Küchen- und Büromöbelmarkt. MDF und OSB werden in der näheren Zukunft weiter zweistellige Wachstumsraten zugetraut. MDF vertraut dabei auf seinen Anteil am Laminatbodenboom.

Allgemein ist die Branche mittel- wie auch langfristig zuversichtlich eingestellt. Die Produktionskapazität von Spanplatten wird Ende 2002 daher um 4 %, die von MDF um 15 % gestiegen sein.

Aufgrund des bislang noch kleinen OSB-Marktes in Europa dürfte hier die Herstellungsmenge am stärksten steigen. Prognosen sagen 57 % voraus. Lernen möchte man in dieser Sparte von Nordamerika. In den USA und Kanada ist OSB sehr populär. Der Gesamtverbrauch lag dort zuletzt bei 18,4 Mio. Kubikmeter. Das bedeutet für OSB einen Anteil von 57%, während MDF nur bei 15 % liegt.

Laminatboden mit guten Aussichten in neuen Märkten

Laminatbodenherstellung ist ein gewichtiger Geschäftszweig der europäischen MDF-Industrie. Die Produktion stieg von 80 Mio. Quadratmeter in 1996 auf 270 Mio. Quadratmeter im Jahr 2000. Vom weltweiten Verbrauch, der auf 350 Mio. Quadratmeter geschätzt wird, produzieren die Europäer fast 80 %.

Auch als Absatzmarkt liegt Europa an der Spitze. Hier werden rund 200 Mio. Quadratmeter (57 %) des Weltbedarfs vertrieben. Deutschland, bisher Hauptverbraucher von Laminatfußboden, zeigt allerdings Anzeichen von Sättigung. Dagegen bieten andere europäische Länder, sowie der Export nach Übersee nach Meinung des Europäischen Holzwerkstoffverbandes (EPF) noch glänzende Aussichten.
aus Parkett Magazin 05/01 (Holz)