ParkettMagazin fragt nach: Wie urteilt das Handwerk?

Von Top bis Flop

ParkettMagazin fragte Handwerksunternehmer nach ihren Praxis-Erfahrungen mit Pulver-Parkettklebstoffen. Für welche Beläge werden sie eingesetzt? Wo liegen die Vorteile? Wo gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten? Welche Eigenschaften müßte ein ideales Ersatzprodukt für den Lösemittelkleber aufweisen? Drei ausgewählte Stellungnahmen, die das große Spektrum repräsentieren.

Estrich- und Parkettlegermeister Reinhard Breitung aus Eiterfeld-Großentaft hat mit Pulverklebern positive Erfahrungen gemacht: "Wir verzichten schon seit etwa 10 Jahren weitgehend auf lösemittelhaltige Klebstoffe. Bislang haben wir mit Dispersionsprodukten gearbeitet - auch auf Calciumsulfat-Fließestrichen ohne Spachtelung direkt auf Acrylatdispersion. Heute setzen wir für alle Holzbeläge alternativ zu Dispersionsklebstoffen Pulverkleber ein.

Vorteile ergeben sich nicht nur durch das geringe Reklamationsrisiko in Punkto Emissionen: Da das Anmachwasser gebunden wird, können wir schon nach 24 Stunden schleifen, wodurch die Bauzeit deutlich verkürzt wird.

Darüber hinaus verfügt der Pulverkleber über ein gutes Tackling - er fixiert das Parkett relativ schnell nach dem Einlegen. Ideal eignen sich Pulver-Parkettklebstoffe für Verlegungen auf Gußasphalt, wo keine konkaven Schüsselungen mehr auftreten.

Grenzen ergeben sich eigentlich nur bei mangelhaften Untergründen: Man kann mit dem Klebstoff keinen Untergrund sanieren - das gilt aber auch für andere Produkte wie PU-Klebstoffe. Außerdem kommt es bei Pulverklebern zu einer geringeren Vorquellung. Man darf die Dielen also nicht zu eng zusammenlegen: Keine Angst vor der Fuge.

Aus unserer Sicht hat der Pulverklebstoff endgültig das Ende des Lösemittelklebers eingeläutet, dessen Einsatz schon seit langem nicht mehr zeitgemäß ist. Er ist zur Zeit das ideale Ersatzprodukt. Sicher gibt es auch noch Verbesserungsmöglichkeiten, aber die lassen sich nur umsetzen, wenn wir unsere Erfahrungen aus der Praxis an die Industrie weitergeben. Voraussetzung dafür ist, dass wir neuen Produkten auch eine Chance geben. Eine kleine, aber hilfreiche Verbesserung wäre zum Beispiel die Einführung kleinerer Gebindegrößen in Ergänzung zur derzeit verfügbaren Sackware."

Dieter Große, Bundesinnungsmeister des ZV Parkett und Fußbodentechnik sowie Inhaber eines Parkettlegerfachbetriebs im niedersächsischen Bothel, ist in Sachen Pulverkleber zurückhaltend: "Außer für kleinere Musterflächen haben wir in unserem Betrieb bislang noch keine neuzeitlichen Pulver-Parkettklebstoffe eingesetzt. Grundsätzlich verwenden wir nur Dispersionen und das innerhalb von Systemen.

Bis auf ökologische Aspekte können wir bislang auch keine besonderen Vorteile dieser Klebstoffart erkennen. Problematisch ist vor allem die extreme Härte. Hinzu kommt die notwendige Sorgfalt beim Anrühren - das macht ja nicht immer der Meister selbst. Gefahren bestehen außerdem bei Problemhölzern: Kurzdielen- und Fertigparkettverlegungen sind mit Pulverklebern generell schwierig - Stabparkettverlegungen unmöglich.

Ideal wäre ein lösemittelfreier Klebstoff mit der Geschmeidigkeit von 1K bzw. 2K-PU-Produkten und dem Fadenzug bewährter Parkettkleber zur Überbrückung von Toleranzen nach DIN 18202."

Dirk Powalla, Geschäftsführer des gleichnamigen Parkett- und Bodenlegerfachbetriebs in Hannover, setzt Pulver-Parkettkleber sehr bedacht ein:

"Wir verlegen 10 mm Parkett und Mosaikparkett mit Pulverkleber. Positive Eigenschaften sind die schnelle Aushärtung sowie die gute Streichfähigkeit und der einfache Transport.

Für Stabparkett 22 mm und Parkett- Einzelstäbe ist der Pulverkleber allerdings nicht so gut geeignet. Ein idealer Kleber wäre eine Mischung aus Kunstharzkleber und Pulverkleber."
aus Parkett Magazin 05/01 (Handwerk)