Österreich von Branchenschwierigkeiten nicht ausgenommen

Texbo behauptet sich als Branchentreff im Süden

Auch die Texbo musste abspecken. Rund 30 Aussteller und 600 Besucher weniger als im Vorjahr wurden auf der österreichischen Fachmesse registriert, die in diesem Jahr vom 29. Januar bis 1. Februar stattfand. Für die "Alpenländer", Österreich, Süddeutschland, Südtirol und zunehmend auch Slowenien, bleibt sie nach Meinung aller Beteiligten dennoch das bedeutendste Forum - zumal die Qualität der Messe nicht gelitten habe. Die Aussteller berichten von guten Neukontakten und regem Interesse für Neuheiten.

Die "Messeheimat der Raumausstattungs-Familie", wie Reed-Direktor Johann Jungreithmair als Veranstalter die Texbo bezeichnet, ist wieder ein bisschen kleiner, ein bisschen gemütlicher geworden. Nur noch knapp 200 Aussteller, 8.250 Besucher und eine im Vergleich zum Vorjahr um über 2.000 qm auf 11.600 qm reduzierte Netto-Ausstellungsfläche - das bedeutete für die Besucher ein lässiges Schlendern über die österreichische Fachmesse, ohne Rempeleien in vollen Gängen und ohne Terminstress bei den Gesprächspartnern an den Ständen.

Nach dem lebendigen Auftakt-Mittwoch ließ der Besucherstrom nach Meinung vieler Aussteller merklich nach. Vermisst hatte man besonders die Süddeutschen. Dabei wurde Salzburg traditionell immer als bequem erreichbare Informations- und Einkaufsbörse für Raumausstatter und Fachhandel aus dem benachbarten Bayern angesehen; seit dem Ausfall der Stuttgarter Regionalmesse hatte sich dies sogar noch ausgeweitet. Jeder vierte Fachbesucher (26,1%) kommt nach der Messestatistik aus dem benachbarten Ausland. Süddeutschland hat immer noch den weitaus größten Anteil, 2003 wurden aber vermehrt Besucher aus Südtirol und Slowenien registriert.

Was sind die Hauptmotive für den Texbo-Besuch? Die Messestatistik zählt hierzu vor allem Marktüberblick (53,9 % der Nennungen), Suche nach Produktneuheiten (51,4 %) sowie Lieferantenkontakte (32,9 %). Hauptsächlich für kleine und mittlere Unternehmen sei die Texbo "unverzichtbar als Kontaktplattform, Ideenspender und Orientierungsinstrument", sagte Komm.Rat Hans Peter Lugstein, Bundesinnungsmeister der Bodenleger in Österreich in seinem Messe-Resümee.

Aber für so manchen Aussteller ist nicht allein die pure Zahl der Besuchermasse entscheidend: "Für die Kundenfrequenz, die wir haben, ist es gut für uns", hörte man zum Beispiel auf dem Bandex-Stand, woanders von "fehlender Frequenz, aber treuen Kunden" und an nächster Stelle den Eindruck, "konkret informierte, nicht so oberflächliche Messebesucher" vor sich zu haben. Elke Söllner sprach für ihr Familienunternehmen Rausch & Söhne, das Naturfaserprodukte in ländlichem Design anbietet: "Man sucht hier neue Kontakte und man bekommt sie auch."

Den Besuchern eine Erlebniswelt bieten

Der Rückgang der Ausstellerzahlen wurde von einigen Mitbewerbern bedauert. Es schwäche die Texbo, wenn wieder ein paar weitere wichtige Marken abgehen. "Die kommen nicht mehr wieder," befürchtete Herbert Feldler, Geschäftsführer des Frottier- und Küchenwäscheherstellers Gollner, der als Nischenanbieter eines umfangreichen Sauna- und Wellnessprogramms "überall in Österreich zu finden ist".

Gerhard Wüstner, Geschäftsführer von Mellau Teppich, stellte dem entgegen, dass "die Qualität der Messe nicht unter der Verkleinerung gelitten hat". Er konstatierte ein reges Interesse für Neuheiten und zwar bei bestehenden wie auch bei Neukunden. Conny Brunner, Verkaufsleiterin von F.M. Hämmerle, appellierte an Ausstellerkollegen: "Wir müssen den Kunden eine Erlebniswelt bieten, Events veranstalten und mehr - sonst stirbt die Messe aus."

Der Vorarlberger Bettwäschehersteller nutzt Synergien bei der Zusammenarbeit mit den Mitbewerbern Momm und Cellini, zum Beispiel bei Fototerminen für Prospekte - oder einem gemeinsamen Texbo-Stand.

Durch "kluge" Produkte, Service und Marketing neue Kunden gewinnen

Es war auf dieser Messe ein Phänomen festzustellen. Der Branche geht es nicht gut - zwischen Österreich und Deutschland bestehen nur graduelle Unterschiede - aber es sah so aus, als ob sie des Jammerns müde wäre. Keine Lust am lähmenden Frust - stattdessen wurden verstärkte Anstrengungen sichtbar, wie über "kluge" Produkte, Service und Marketing neue Kunden gewonnen werden könnten.

So findet es Inku-Vorstandsvorsitzender Uwe Heinemann sinnvoller, "auf die Suche nach neuen Produkten mit Kundennutzen zu gehen, um den Markt anzuregen und daraus ein Geschäft zu generieren". Wie zum Beispiel mit Refresh, einem Teppichboden, der durch Umwandlung von Schadstoffen und unangenehmen Gerüchen in neutrale Stoffe ein besseres Raumklima schaffen kann. "Wir wollen uns gegen den Trend stemmen und dem Teppichboden mehr Dramatik geben. Ich glaube an eine Renaissance des Teppichbodens und zwar aus mehreren Gründen - unter anderem wegen Optik, Akustik, Lebensqualität ..." Österreichs Verbraucher bevorzugten bisher Holz und Laminat in Holzdekoren als Boden. Auf jeden Fall schien die Besucherfrequenz bei den Bodenbelägen höher als in anderen Produktgruppen zu sein; der 1.500 qm große Inku-Stand war stets belebt und die Stimmung gut, sagte Heinemann gegenüber BTH Heimtex.

Das Wiener Handelshaus Englisch Dekor, das seinen Programmschwerpunkt in Stoffen aus schwer entflammbaren verschiedenen Garnen hat, nutzte die Texbo zur Vorstellung von Aquatex, einem flüssigkeitsundurchlässigen, schwer brennbaren, äußerst strapazierfähigen und komfortablen Möbelstoff. Und manchmal erleichtern die kleinsten Dinge das Arbeiten: Ulmer aus Memmingen stellte einen Schnellmontage-Clip vor, der mit einem kleinen Dreh die Träger für Jalousetten oder Aluschienen verbindet.

Zum ersten Mal auf der Texbo: Großhändler Jordan, der von seinen Niederlassungen in Bayern aus den Zugang zum Westen Österreichs sucht. Außer der "Beletage", dem Präsentationsforum für exklusive Stoffverlage, war das Begleitprogramm der Messe Boden-lastig: Der "Austrofloor"-Kongress der Bodenleger bot eine Reihe von Kurzvorträgen und Workshops. Außerdem veranstaltete die österreichische Bundesinnung der Bodenleger einen Lehrlingswettbewerb der Bodenleger und das bereits traditionelle Österreichisch-Bayerische Belagsverlegertreffen statt. Nicht erst zur nächsten Texbo im Januar 2004 hofft die Branche auf einen Schub durch mehr Konsum. Denn es darf ruhig etwas los sein in den Messehallen - so furchtbar gemütlich will man es in Salzburg dann doch nicht haben.
aus BTH Heimtex 03/03 (Wirtschaft)