Kölner Möbelmesse

Wohnwelten für heute und morgen

Eine Woche lang zeigte sich im Januar die Stadt Köln als weltweit bedeutendste und umfassendste Präsentationsplattform für Möbel und Einrichtung. Rund 1 400 Anbieter aus 51 Ländern präsentierten auf der Internationalen Möbelmesse, die in diesem Jahr erstmals unter der Bezeichnung IMM Cologne veranstaltet wurde, das komplette Spektrum von hochkarätigen Designmöbeln bis hin zu klassischen Wohnwelten. Mit einem Auslandsanteil von 67 Prozent konnte die Fachmesse, die sich - wie immer - an zwei Tagen terminlich mit der Domotex 2003 in Hannover überschnitt, ihrem internationalen Anspruch gerecht werden.

Die IMM Cologne, besser bekannt als Internationale Möbelmesse, ging es in diesem Jahr um die ganzheitliche Darstellung des Wohnens. Die Möbelindustrie habe in puncto Design und Innovation umfassende Anstrengungen unternommen, die sie nach den Reaktionen von Fachwelt und Publikum positiv in die Zukunft blicken lassen, resümierte Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie. Die Branche weiß, dass die Kunden designbewusster geworden sind. So machte Helmut Lübke, Präsident des Verbandes der deutschen Möbelindustrie, anlässlich der Messe wiederholt deutlich, welche wichtige Rolle Design für die Einrichtungskultur spielt. Wobei sich das Design heute nicht mehr allein auf Formgebung und Gestaltung beschränken darf, sondern auch Funktion, Ergonomie, Haptik und Ökologie berücksichtigen muss.

Die Möbelindustrie müsse allerdings bewusster mit dem Begriff Design umgehen und in Zusammenarbeit mit dem Handel den Endverbraucher über das Thema Wohnen und Einrichten besser informieren, fordert Lübke. "Die Branche muss Wert und Wertigkeit ihrer Möbel sichtbarer zu machen. So lässt sich ein Einstellungswandel und höhere Akzeptanz von qualitativ hochwertigen Produkten mit entsprechenden Preisen erreichen." Damit spielt er auf die zunehmenden Preisschlachten an. "Preis als einziges Profilierungskriterium verarmt das Möbelangebot und zieht die Branche nach unten." Ursachen dafür sieht Lübke in gewissen "Einheitstrends", dem zu viele Hersteller versuchten zu folgen. Das habe dazu geführt, dass alle Möbel- und Einrichtungshäuser gleich aussahen, weil sich die Möbel kaum voneinander unterschieden.

Aber nicht nur die Industrie ist gefordert, sondern auch der Handel. Er muss künftig Wohnwelten präsentieren, Anreize und Emotionen schaffen, aber auch praktische Hilfestellung leisten. Anregungen gab es auf der IMM Cologne zu sehen. Sieben Tage lang zeigten dort rund 1.400 Anbieter aus 51 Ländern das komplette Spektrum von hochkarätigen Designmöbeln bis zu klassischen Wohnszenarien. Aus 99 Ländern kamen die insgesamt rund 132.000 Besucher, darunter 34.000 Endverbraucher an den zwei Publikumstagen am Wochenende. Besonders erfreulich: der Zuwachs bei den Besuchern aus dem Inland, entgegen dem allgemeinen Trend auf deutschen Messen. Vor allem waren mittelständische Händler waren nach Beobchtung der Kölner Messe stark vertreten.

Thomas Grothkopp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandels bezeichnete die Stimulans der IMM Cologne als "sehr notwendig". Das vierte Quartal 2002 sei im Möbelbereich schwach gelaufen, Wohn- und Küchenaccessoires hingegen entwickeln sich besser. Generell wünscht sich der BVDM von den Herstellern mehr gezielte Produktinformation, nicht zuletzt durch gut gepflegte Händlernachweise und Verlinkungen zu den Homepages der Möbel- und Einrichtungshäuser sowie der Küchenstudios.

Wohnvisionen von Karim Rashid und Konstantin Grcic

Für die erwünschte kontroverse Diskussion sorgte die IMM Cologne mit den zwei viel beachteten "Ideal Houses", bei denen die beiden Designer Karim Rashid aus New York und Konstantin Grcic ihre Wohnvisionen für die Zukunft umgesetzt hatten. Die unterschiedlichen Auffassungen der beiden Designprofis machen den Vergleich besonders interessant: Der 42jährige Rashid wird mit seinen farbenfrohen, organischen Kreationen aus Kunststoff und High Tech-Materialien als neuer Pop-Star der internationalen Design-Szene gefeiert. Sein Ideal: das "Smart House", eine gemütliche Wohnöhle mit ineinander fließenden Funktionsbereichen statt Einzelräumen, wie einer Schlafkoje an der Wand, von der man in den Arbeitsraum hinabrutscht oder einem Info-Entertainment-Center neben der Essecke.

Der 37jährige Grcic genießt mit seinen durchdachten, minimalistischen Entwürfen ebenfalls internationales Renommee. Er hat sich überlegt, wie man die immer größer werdende Menge privater Dinge, die wir im Laufe des Lebens anhäufen, sinnvoll aufbewahren kann, anstatt sie wegzuwerfen und dafür auf verschiedenen Ebenen Regale aller Art übereinander gestapelt. Dadurch entsteht einerseits Stauraum für den persönlichen Besitz, andererseits Freifläche für die Bewohner.

Interessanterweise fanden sich viele der visionären Ideen der beiden zumindest im Ansatz in den ausgestellten Produkten bereits realisiert. Das sind einerseits die runden Formen und die schwelgerischen Rottöne von Rashid, aber auch das strenge Stauraumkonzept von Grcic - er nennt es "Luxus der Leere, der Freiraum schafft" - die sich wieder finden in hochwertigen Containermöbeln, Schränken, Sideboards. Wichtig sind Mehrzweck und Flexibilität, wobei diese sich nicht nur auf die Beweglichkeit im Raum bezieht, sondern auch auf die Fähigkeit, je nach Stimmungslage verändert werden zu können.

Auch das Thema Wellness, Komfort, Wohlbefinden zieht sich durch die Wohn-, Schlafzimmer und Küchen, die sich trotz Einrichtung mit intelligenter Funktionstechnik immer mehr zu Aufenthaltsräumen entwickeln. Überhaupt fallen Raumtrennungen weg, gehen Arbeit und Wohnen ineinander über.

Zugleich wird Cocooning zum Homing weiterentwickelt. Die Wohnung als intimes Rückzugsnest zur Erholung von der Alltagshektik gewinnt in unstabilen Zeiten neue Wertigkeit, stellt Trendforscher Peter Wippermann fest. Sie ist ausgestattet mit Relaxsesseln, bequemen Polstern, Felldecken, hochflorigen Teppichen sowie Sitzlandschaften und Bettsofas für Gäste. Dabei feierten Leder, Holz, rohe Oberflächen, Naturtönen und kuschelige, sinnliche Materialien ein Comeback.

Lifestyle und Living Ideas

Seit drei Jahren üben in Köln die Aussteller im Interior Lifestyle Centre große Anziehungskraft aus mit ihren Wohnwelten, in denen sich Möbel mit schmückenden, luxuriösen, oder einfach praktischen Accessoires - Textilien, Glas, Porzellan, Kerzen, Raumdüfte und Leuchten - zu kompletten Einrichtungsthemen ergänzen. Namhafte Firmen wie Team by Wellis, Ligne Roset, Möller, Schramm, Rolf Benz und viele mehr sind dafür bekannt.

Im erweiterten Avantgarde Design Centre in den Hallen 1, 2 und 3 wollte die IMM Cologne dieses Jahr ihr Inspirationsangebot mit dem neuen Segment Living Ideas ausdehnen. 30 Anbieter beteiligten sich daran, alle zum ersten Mal mit eigenem Stand in Köln vertreten. Dazu gehörten etliche hochgenrige Teppichhersteller wie Jan Kath, aber auch Viktor Rhomberg mit Luxus-Wohntextilien. Damit habe die IMM Cologne nicht in Wettbewerb mit anderen Fachmessen treten, sondern ihren klassischen Möbelausstellern und deren Kunden Möglichkeit zu ganzheitlichen Präsentationen geben wollen, erwähnte Projektmanager Karl-Jürgen Bouhs ausdrücklich und kündigte an, dass die Messe weiter an dem Projekt arbeiten will.
aus BTH Heimtex 03/03 (Wirtschaft)