Furnierböden im Aufwind

Furnierböden galten lange Zeit als Nischenprodukte. Ständige Weiterentwicklungen der Trägermaterialien, der Verbindungstechnik und besonders der Oberflächenbeschaffenheit haben inzwischen die Absatzmenge auf über 3 Mio. qm steigen lassen. Für dieses Jahr wird mit einer zweistelligen Zuwachsrate gerechnet - vor allem weil die Einsatzmöglichkeiten dieses Holzbodens bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind.

Furnierböden sind seit etwa 20 Jahren am Markt. In Ländern wie Südamerika, Frankreich oder Spanien erfreuen sie sich guter Nachfrage. In Deutschland, vergleicht man die hier verkauften Quadratmeter mit den Exportzahlen, hat dieser zeitgemäße Bodenbelag den Durchbruch noch nicht so recht geschafft.

Gründe dafür sind sicher die über lange Zeit stiefmütterliche Behandlung von Hersteller- und Verbraucherseite. Grund dafür ist auch der unzureichende Informationstransport und die zu geringe Kommunikation der Produktvorteile. Unter den Voraussetzungen war es für Furnierboden schwierig, sich neben Massivholzböden und Parkett als weiteres Segment zu etablieren und sich gegen den aufkommenden Boom von Laminatboden zu behaupten. Gerade Laminatboden könnte aber jetzt der Grund sein, dass Furnierboden seinen Stellenwert verbessern kann. Ruinöse Preisspannen und Imageschwund beim Laminat und die vermehrte Hinwendung der Verbraucher zu natürlichen Materialien geben Furnierböden die Chance, als echte Alternative eingesetzt zu werden - schließlich ist der Furnierboden ein Holzboden. Die Vielfalt der mittlerweile angebotenen Furniersorten weist darauf hin, dass Hersteller das Produkt wiederentdeckt haben und Anstrengungen unternehmen, es im Markt aussichtsreich zu positionieren.

Für den verdienten Nachfrageschub könnten die weiterentwickelten leimlosen Verbindungssysteme sorgen. Preiskategorie und komfortables Verlegen machen den Furnierboden zum idealen Renovierungsboden für die in Deutschland üblichen Austauschzyklen von fünf bis acht Jahren.

Das Produkt

Ein Furnierboden ist in der Regel dreischichtig aufgebaut mit einem Träger aus HDF-, MDF-, Span- oder Sperrholzplatten, dem Gegenzug aus Furnier oder Kraftpapier und dem zwischen 0,6 und 0,7 mm dünnen Deckfurnier. Geschütz wird das hauchdünne Furnier meist durch einen hochwertigen mehrschichtigen Lackauftrag. Manche Hersteller versehen ihre Furnierböden aber auch mit einem PVC- oder Melaminoverlay. Zunehmend wird Furnierboden, um die höhere Wertigkeit gegen Laminatboden herauszustellen und die Natürlichkeit des Holzes besser zur Geltung zu bringen, auch mit gewachsten/geölten Oberflächen angeboten (Boxler, Haro, Kährs, Osmo, Parador, Terhürne). Ein weiterer Vorteil der furnierten Oberflächen: Sie können, auch in Teilbereichen, mit entsprechenden Reparatur-Sets und darauf abgestimmten Pflegeprodukten ausgebessert werden.

Die Qualität

Die Herstellung von Furnierböden erfordert ein spezielles technisches Know-how. Viel Erfahrung mit dem Werkstoff Holz und Kenntnisse über die unterschiedlichen Furnierseiten wie "rechte" (die der Stammmitte zugewandte Seite) "linke" sowie "offene" und "geschlossene" Furnierseiten, die aufgrund von technischen Gegebenheiten bei der Produktion berücksichtigt werden müssen, sind erforderlich.

In den Herstellerunterlagen werden weder für Handel noch für Verbraucher Qualitätsangaben zu den verwendeten Furnieren gemacht. Die Produktqualität sollte insgesamt gerade auch an Details festgemacht werden, denn nur darin unterscheiden sich die diversen angebotenen Produkte. Wer hier allerdings nähere Informationen sucht, muss die Produkteigenschaften in der DIN, EN und prEN-Normen nachsehen. Ein Informationsdefizit, das nicht zur Produktförderung beiträgt und von den Herstellern erst jetzt langsam abgebaut wird.

Was im Mehrschichtparkett- und Laminatmarkt bereits erfolgreich eingeführt ist, wird von einigen Produzenten seit kurzem auch für Furnierboden angeboten: Die integrierte Trittschalldämmung. Für Verleger und Verbraucher bietet sie wesentliche Vorteile:

Der Boden liegt durch sein höheres Flächengewicht besser. Hohlräume zwischen Untergrund und Dämmunterlage werden verhindert, die Schwingung der Elemente, verantwortlich für den typischen Trommeleffekt, wird reduziert, der Trittschall im Raum deutlich gedämmt. Die sonst notwendige Dämm-Unterlage entfällt.

Furnierböden haben über die Jahre eine so hohe Qualitätsreife erreicht, dass viele Hersteller auf die Abriebfestigkeit der Oberfläche zwischen fünf und zehn Jahre Garantie geben. Das entspricht zum einen genau dem Garantiezeitraum für den konkurrierenden Laminatboden, zum anderen dem Zyklus, in dem die Deutschen laut Statistik Ihre Wohnräume renovieren und auch Bodenbeläge austauschen. Im unteren bis mittleren Preissegment angesiedelt, finden Furnierböden deshalb bevorzugt im Renovierungsbereich Akzeptanz.

Technik: Click-Systeme für Furnierböden

Ob Woodlock, Twin Fix, Uniclic oder Clic-Connect - die Anzahl der auf dem Markt befindlichen System-Namen macht es Handel wie Verbrauchern schwer, den Überblick zu behalten. Die einfache und dauerhafte Verbindung der Böden versprechen die Hersteller allesamt. Je nach Anbieter gibt es jedoch markante Unterschiede.

Patentierte Click-Systeme

Hierzu zählen leimfreie Verlegesysteme wie Uniclic von Unilin, die auch von verschiedenen Lizenznehmern eingesetzt werden, zum Teil unter den jeweiligen eigenen Labels (z.B. Par-Ky).

Für die Woodloc-Verbindung des Kährs-Furnierbodens linnea wird ebenfalls eine Lizenz genutzt. Lizenzgeber ist Norske/ Vällinge (Fiboloc). Darüber hinaus bieten weitere Hersteller ähnliche Systeme, jedoch ohne Patentierung, unter eigenen Marken.

Einen anderen Weg gehen Hersteller wie z.B. Hamberger, Boxler oder Osmo. Sie haben eigene Systeme entwickelt und patentiert.

Unter Clic-Connect hat Hamberger seine leimlose Verbindung für Furnierböden auf den Markt gebracht. Das System ist sowohl in Deutschland als auch international zum Patent angemeldet. Hamberger lässt die bewährte Nut- und Federverbindung bestehen, ergänzt sie durch eine zusätzliche Verriegelung. Das ergibt laut Hersteller eine passgenaue und kraftschlüssige Sicherheitsverbindung von hoher Stabilität.

Hinter den Markennamen Twin Fix (Ostermann & Scheiwe) und Top Loc (Boxler) steckt jeweils eine doppelte Nut-Feder Verbindung. Diese Eigenentwicklungen von Osmo und Boxler sollen gegenüber anderen Systemen eine bessere Stabilität, besonders bei leichten Unebenheiten des Unterbodens, aufweisen. Die doppelte Twin Fix und die Top Loc-Verbindung sollen auch bei Belastung die sonst übliche leichte Fugenbildung verhindern, in die sich leicht Staub und Krümel setzen. Der spannungsfreie Fugenschluss leiert zudem nicht aus, versichern die Hersteller. Knarren oder Quietschen der Verbindung im täglichen Gebrauch soll so vermieden werden.

Absatz und Vertrieb

War die Absatzentwicklung im Jahr 2000 auf rund 3 Mio. qm prognostiziert, wird im laufenden Jahr eine weitere Steigerung von 20 % erwartet.

Viele Hersteller sind überzeugt, dass Furnierböden auf dem deutschen Markt dank der praktischen leimlosen Verlegetechniken einen deutlichen Nachfrageschub erfahren werden. Die Bandbreite der mittlerweile angebotenen Holzarten wie etwa Buche, Ahorn, dunkle exotische Furniere und einige Nadelholzarten zeigen, dass die Hersteller dem Segment deutlich mehr Engagement widmen.

Furnierböden werden bislang in erster Linie über den Bodenbelags- und den Holzfachhandel verkauft. Die leimlose Verlegetechnik wird nach Aussagen einiger Hersteller dazu führen, dass zukünftig der DIY- und Baumarktbereich als Absatzkanal deutlich an Bedeutung gewinnt.

Alles in allem könnte diese Entwicklung mittelfristig dazu führen, das Furnierboden nach zwanzig langen Jahren doch noch zu der Marktstellung kommt, die ihm aufgrund seiner Produktqualität und Eigenschaften zusteht.

Petra Eckermann
aus Parkett Magazin 02/01 (Bodenbeläge)