Dr. Johannes Welling über Trocknungsanforderungen an Parkettholz

Technische Trocknung erfordert definierte Qualitätsstandards

Anlagenhersteller Bürkle hatte die Parkettindustrie zu einem Symposium eingeladen, dass umfassend und profund die technischen Aspekte der Parkettherstellung von der Holztrocknung bis zur Oberflächenbehandlung thematisierte. Angesprochen waren vor allem die Mehrschichtparkettproduzenten. Über den Trocknungsprozess, seine Anforderungen und die Entwicklungspotentiale, die die verschiedenen Systeme bieten, sprach Dr. Johannes Welling von der Hamburger Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft.

Dem Trocknungsprozess kommt bei Holz für die Parkettproduktion noch größere Bedeutung zu als bei anderen Holzprodukten. Den heutigen Wissensstand, die Erfordernisse, die zwingend zu beachten sind, und die Entwicklungspotentiale, die die verschiedenen technischen Trocknungssysteme bieten, fasste Dr. Johannes Welling von der Hamburger Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) zusammen. Er machte deutlich, dass Parkettqualität zwar auch von der Rohware abhängt, darüber hinaus aber untrennbar mit der Holztrocknung verbunden sei. Die jeweils richtige Holzfeuchte bewertete er als "extrem wichtig".

Die hohen Anforderungen an die Holztrocknung ergeben sich für den Hersteller zunächst schon aus der Vielfalt der verwendeten Holzarten, der unterschiedlichen Produkttypen (massiv oder mehrschichtig), der angestrebten Qualitätsklassen und der praktizierten Herstellungsverfahren. Grundsätzlich gelte, dass im Trocknungsprozess eine "an die Endnutzungsbedingungen angepasste Holzfeuchte sowie geringe Holzfeuchteunterschiede innerhalb jedes Einzelstabes und der einzelnen Stäbe untereinander" erreicht werden müssten. Ferner sei zu fordern, dass Parkett-holz nach der technischen Trocknung frei von Trocknungsrissen und Verschalung sei und eine gleichmäßige Farbverteilung aufweise.

Vakuumtrocknung mit hohem Entwicklungspotential

Unter den heute praktizierten Trocknungsverfahren ist die Frischluft/Abluft-Methode am häufigsten anzutreffen; sie eignet sich für alle Holzarten, Dimensionen und Temperaturbereiche. Etwa 95 % aller Hersteller arbeiten mit diesem Verfahren. Bisher weniger verbreitet, jedoch mit dem Vorteil "eines hohen Entwicklungspotentials für ökonomische und qualitative Verbesserungen und am stärksten auf dem Vormarsch" sind Heißdampf-Vakuumtrockner. Sie seien drei- bis fünfmal schneller als Frischluft/Abluft-Trockner und schalten das Risiko von Holzverfärbungen nahezu aus, weil das Holz nicht mit Luftsauerstoff in Berührung kommte. Schwer zu beherrschen seien aber Holzfeuchteunterschiede innerhalb der Charge. Spezielle Trocknungsverfahren wie Hochtemperatur, HF, Mikrowelle und Presstrocknung werden selten angewendet. Die Presstrocknung - gegenwärtig fast ausschließlich von einem Hersteller zur Trocknung von europäischer Buche eingesetzt - bewirkt bei hohen Temperaturen eine sehr schnelle Trocknung und Übertrocknung, die eine anschließende Konditionierung des Holzes erfordert, für die Dimensionsstabilität aber von Vorteil ist.

Die Trocknungsqualität sei unabhängig von der Holzqualität zu bewerten. Während die Holzqualität bereits durch das Rundholz vorgegeben ist, sei die Trockenqualität beeinfluss-bar. Holzfeuchte, Feuchteverteilung im Holz, Trocknungsspannungen, Verfärbungen, Risse und bestimmte Deformationen sind Folgen eines gesteuerten Prozesses. "Daher ist es extrem wichtig, Qualitätsanforderungen exakt zu definieren und permanent zu kontrollieren." Der Trocknungsprozess bzw. das Trocknungsergebnis sei nicht nur an unterschiedliche Produkte anzupassen, sondern auch an den späteren Einsatzort: "Die Gleichgewichtsfeuchte ist regional unterschiedlich. Die Endfeuchte muss zu den Klimabedingungen am späteren Einsatzort passen. Die Holzfeuchteanforderungen hängen auch vom Gebäudetyp und von Heizsystemen ab", merkte Welling weiter an.

Zuverlässige Messergebnisse - noch immer ein Problem

Zu geringe Trocknungsqualität führe zu Problemen und Reklamationen, zu hohe Trocknungsqualität werde teuer. Beides sei durch strikte Kontrollen zu vermeiden. Jedoch: Zuverlässige Holzfeuchtemessungen, um die Zielfeuchte genau zu treffen, sind schwierig, betonte der Referent. Die Darrmethode sei die zuverlässigste, die elektrische Holzfeuchtemessung nach der Widerstandsmethode am weitesten verbreitet, jedoch mit Unsicherheiten belastet. Die Geräte unterschiedlicher Hersteller lieferten unterschiedliche Ergebnisse, die höchstmögliche Genauigkeit liege generell bei +/- 1 %, unterhalb von 5 bis 7 % Holzfeuchte setze jede Messung aus. Hohe Sorgfalt erfordere der Einsatz von kapazitiven Holzfeuchtemessgeräten. Das größte Problem ist dabei die Ungenauigkeit, die dann entsteht, wenn zwischen Kondensatorplatte und Holzoberfläche ein Luftspalt bleibt - bei nicht völlig ebenen Oberflächen und Holz mit geringerer Dichte kaum zu vermeiden. Welling wies jedoch auf neuartige Entwicklungen wie Inline Messgeräte mit Dichtekorrektur hin, deren Einsatz in Zukunft vielversprechend sein könnte.

Die Streuung der Holzfeuchte erläuterte Welling als wichtigen Qualitätsparameter. Herstellern sei anzuraten, die maximal zulässige Standardabweichung festzulegen und einen Prüfplan zu entwickeln, um statistisch gesicherte Ergebnisse zu erhalten. Der Stichprobenumfang könne sich an AQL oder anderen Vorgaben orientieren. Bei einem Losumfang von 7 bis 11 Paketen empfahl der Referent 3 Pakete für die Stichprobe zu öffnen, bei mehr als 40 Paketen in einem Los sollte die Anzahl der zu öffnenden Kontrollpakete bei 6 liegen. Dementsprechend empfahl Welling auch bei steigender Losgröße einen jeweils angepassten Stichprobenumfang, zum Beispiel bei weniger als 150 Stück 30 Stichproben, bei 501 bis 1.200 Stück 60 Stichproben und bei mehr als 10.000 Stück 80 Stichproben.

Bisher keine Normen für Parkettholz-Trocknung

Die Trocknung unterliegt bisher keiner Normung. Dies wird sich aber möglicherweise schon in diesem Jahr ändern. Der CEN hat Normentwürfe erarbeitet, die die Bestimmung der Holzfeuchte, der Verschalung und Spezifikation bzw. Kontrolle der Trocknungsqualität festlegen. Die Parkettindustrie ist davon vorerst zwar nicht betroffen, weil sich die Normung allgemein auf Holzwaren bezieht und Holz für die Parkettherstellung bei der Trocknung besonderen Anforderungen unterliegt. Welling äußerte aber die Erwartung, dass die Norm für die Standard-Trocknung leicht an die Bedingungen für Parkett anzupassen ist. Die in Parkettnormen definierten Anforderungen bezeichnete er als "statistisch unklar und unter industriellen Bedingungen kaum erreichbar".
aus Parkett Magazin 02/01 (Bodenbeläge)