Bernhard Lysser über Schäden trotz Lösemittelkleber

Problem Sommer-Verklebung

Wer überzeugt ist, beim Einsatz von lösemittelhaltigen Klebstoffen und bei Beachtung aller Regeln gegen Schäden gefeit zu sein, kann irren. Es gibt verschiedene und immer wiederkehrende Parkettschäden im Zusammenhang mit Lösemittelklebern. Vor allem Sommerverlegungen von vollflächig zu verklebendem Parkett haben nicht selten früh eintretende, meist aber erst im nachfolgenden Winter auftretende Schäden zur Folge.

Die Eigenschaft der langen Austrocknungszeit und somit langsamen Festigkeitsentwicklung der Kunstharzlösemittel-Kleber lässt eine Verschiebung des Parketts über dem Untergrund in den ersten Tagen oder sogar Wochen zu. Solche Verschiebung tritt im Sommer durch die Aufnahme von Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft - abhängig von der Holzart teilweise sehr rasch - nach der Verlegung ein. Vor allem Randbereiche mit offenen Anschlussfugen sind davon betroffen.

Dort verschiebt sich Parkett - meist ohne sichtbare Aufwölbung - bis an die Wand. Im Kleberbett entstehen Fäden, welche in der Mitte sehr dünn ausgebildet sind und dadurch in der anschließenden Trockenwetterphase - beim Austrocknen des Parketts - brechen. Etwa 100 cm breit an den Wänden entlang liegt das Parkett dann abgelöst oder mit deutlich geschwächter Verbindung zum Untergrund vor. In der Mitte der Räume, wo keine Verschiebung möglich war, weist das Parkett eine einwandfreie Verklebung auf.

Innerhalb der Parkettflächen können ebenfalls Probleme auftreten. Weist die fertig verlegte Fläche große Breiten auf, kann das Parkett bei paralleler Verlegeordnung durch einen großen Quelldruck aufwölben, ohne dass eine Hohlstelle vorliegt. Der Klebstoff lässt sich "ziehen" und bildet Grate/Stege, welche nach dem vollständigen Austrocknen des Klebers hart sind und keine Rückbildung/Absenkung der aufstehenden Parkettlamellen mehr zulassen. Begünstigt werden Verschiebungen und Aufwölbungen zusätzlich durch die Auffeuchtung der Holzunterseite und dadurch erhöhten Quelldruck im Parkett infolge verdunstendem Lösemittel. An dieser Stelle ist es wichtig zu betonen: Viele Handwerker setzen Lösemittelkleber in der irrigen Meinung ein, das Parkett würde dadurch nicht aufgefeuchtet. Tatsache ist, dass auch Lösemittelkleber das Holz auffeuchten. Ferner wird häufig nicht berücksichtigt, dass Schwächungen und Brüche im Kleber sowie Hohlstellen oder Ablösungen auch durch den Volumenverlust in der Austrocknungsphase des Klebers gefördert werden.

Korrekturen von Parkettböden mit Verschiebungen in Randzonen, zum Teil aber auch in Flächen, sind dadurch erschwert, dass bei den einzelnen Parkettelementen Maßänderungen eingetreten sind. Die Parkettstäbe außen sind breiter geworden als innerhalb des Bodens (das Fertigverlegtmaß über 10 oder 20 Riemen kann mehrere Millimeter differieren). Ein Ersetzen von Teilflächen wird in solchen Bereichen stets sehr schwierig sein.

Das Gegenteil kann ab und zu bei Verlegungen im Winter festgestellt werden. Durch sehr trockene Raumluft schwindet das Holz und Verlegeelemente, z.B. rohe Mosaik-Klebeparkettplatten, erhalten rundum Fugen.

Zu guter Letzt sind größere Hohlstellen über nicht planen Unterkonstruktionen bei Mehrschichtparkett, das mit Nut/Feder-Verbindungen zusammengefügt ist, kaum vermeidbar. Die Belastungseisen, die das Parkett problemlos in die "Vertiefungen" der Untergrundoberfläche drücken, werden bereits nach einigen Stunden wieder entfernt, die Parkettplatte hebt sich aus der Vertiefung in ihre plane Originalebene und zwangsläufig entsteht ein Bruch im Kleber.

Die ISP empfiehlt, quellungsarme Dispersionskleber einzusetzen, welche umweltfreundlich verarbeitet werden können und keine Gesundheitsgefährdung darstellen, schnelle Festigkeitsentwicklungen aufweisen und seit vielen Jahren mit bestem Erfolg für die vollflächige Verklebung der meisten Parketttypen eingesetzt werden können.
aus Parkett Magazin 02/01 (Handwerk)