Bernhard Lysser über rätselhafte Verfärbungen im Parkett

Übeltäter Estrich-Zusatzmittel?

Schnelle Bauweisen, möglichst kurze Bauzeiten und lange feuchte Sommerphasen mit schlechten Trocknungsbedingungen hatten die Entwicklung von neuen Produkten und eine Fülle neuer Zulieferer auf dem Gebiet der Hilfsmaterialien zur Folge. Aber helfen sie wirklich immer?

Viele Zusatzmittel für eine schnellere Verlegereife des Estrichs, vor allem für Zement-Untergründe, sind auf dem Markt erhältlich. Die Fülle des Angebots verunsichert ebenso wie das Problem der nicht mehr einheitlichen Restfeuchtemessungen. Wenn dann noch zusätzlich Verfärbungen im Holz auftreten, wie sie die Parkettbranche in der Schweiz in letzter Zeit mehrfach beobachtet, ist ein kritischer Punkt erreicht. Fazit: Bis vor kurzer Zeit konnte auf trockenen Zementestrichen ohne Bedenken und Probleme Parkett verlegt werden. Heute nicht mehr.

Die Beobachtungen in der Schweiz: Verschiedene Parkettböden - alle werk- oder baustellenversiegelt und verlegt auf Zementestrichen mit Zusatzstoffen für eine schnellere Verlegereife - weisen nach etwa zwei bis drei Jahren unnatürliche Verfärbungen auf. Dies betrifft die unterschiedlichsten Parkettarten, Hölzer sowie verwendeten Klebstoffsysteme. Ob zuvor eine Untergrundvorbereitung mit Voranstrich/Haftbrücke und Spachtelmasse ausgeführt wurde oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Alle Parkettflächen wurden auf ordentlich trockenen Estrichen verlegt. Irgendwelche Verformungen durch übermäßige aufsteigende Restfeuchtigkeiten lagen nirgends vor.

Die Verfärbungen traten zuerst in den Verlegebahn-Ansätzen auf - dort, wo einige Millimeter breit kein Klebstoff oder zumindest nur wenig Klebstoff vorhanden war. Später wurden auch Verfärbungen in der ganzen Fläche sowie bei den Sockelleistenunterkanten (über dem Randstreifen) festgestellt.

Das Tageslicht stellte offenbar einen sehr wichtigen Einflussfaktor bei den betroffenen Objekten dar. Denn: Die Verfärbungen traten nur in den stark vom Tageslicht "befallenen" Bodenbereichen auf. Abgedeckte Zonen (Teppiche / Möbel etc.) wahrten die Naturfarbe oder wiesen verhältnismäßig nur geringe Verfärbungen auf. Auch bei Parkett, das im selben Raum unter denselben Lichtbedingungen lag und mit denselben Klebstoffen und Oberflächenbehandlungen auf einer Holzwerkstoffplatte aufgeklebt war (Podest), traten keine Veränderungen auf. Das Parkett daneben auf dem Estrich jedoch zeigte sich verfärbt.

Erste Kontrollen auf den Baustellen ergaben, dass die Verfärbungen direkt unter der Versiegelung auftreten. Im Labor wurde sichtbar, dass nach Abschleifen von 3 bis 4/10 mm Holz die Oberfläche ohne Schattierung erscheint. Stirnflächen der einzelnen Parkettdecklamellen oder Massivholzklötze wiesen ebenfalls keine Verfärbungen auf. Wird das geschliffene Parkett erneut versiegelt und zu Testzwecken ein Teil der Oberfläche unter der UV-Lampe "gealtert", führte dies zu geringen Verfärbungen.

Aufgrund der Häufung solcher Schadenfälle ordnete die ISP (Interessengemeinschaft der Schweiz. Parkett-Industrie) eine Untersuchung an, wobei sieben betroffene Objekte im Labor mit Material aus den betroffenen Flächen analysiert wurden und außerdem ein Langzeittest mit verschiedenen Materialien durchgeführt wurde. Aus dem umfangreichen Schlussbericht des Labors geht folgendes hervor:

"Auf Grund der Versuche sind keine im Einflussbereich des Parkettlegers verwendeten oder bearbeiteten Stoffe für die Verfärbungen des Parkettbelages verantwortlich."

"Die vollständige Austrocknung von Betonbauten dauert in der Regel mehrere Jahre. Während dieser Zeit finden erhöhte Feuchtigkeitstransporte über Diffusionsvorgänge durch die Baustoffe statt. Es ist davon auszugehen, dass Stoffe über Feuchtigkeitstransporte aus dem Untergrund in den Parkettbelag einwandern und dort Verfärbungen verursachen. Die die Verfärbung verursachenden Stoffe sind mit den hier vorgenommenen Untersuchungen nicht nachweisbar. Sie können sich weiter veflüchtigt haben oder in so geringen Mengen vorliegen, dass sie nicht auffindbar sind." "Die genauen Ursachen der Verfärbungen am Parkettbelag sind nicht geklärt. Es kann aber als gesichert angesehen werden, dass die die Verfärbung verursachenden Stoffe nicht aus den vom Parkettleger eingesetzten Materialien stammen und nicht auf eine mangelhafte Verlegung des Parketts zurückzuführen sind. Im weiteren stehen die Verfärbungen nicht im Zusammenhang mit einer Fehleinschätzung des Feuchtigkeitsgehaltes des direkt bearbeiteten Unterbodens. Die zur Verfärbung führenden Stoffe liegen auf Grund der Untersuchungen außerhalb des Einflussbereiches des Parkettlegers."

Daraus kann geschlossen werden, dass die Stoffe aus dem Unterboden und mit größter Wahrscheinlichkeit aus Zusätzen stammen, da früher solche Erscheinungen unbekannt waren (Ausnahmen: übermäßig hohe Restfeuchte im Untergrund, alkalische Restfeuchten aus Betondecke über Randdämmstreifen aufsteigend, etc.).

Da nicht vorausgesagt werden kann, wie lange solche Stoffverflüchtigungen anhalten, ist eine Sanierung von betroffenen Bodenflächen nur mit einem vollständigen Ersatz des Parketts möglich. Vor der neuen Verlegung ist eine ordentliche Dampfbremse über dem ganzen Untergrund einzubauen, um die Feuchtigkeitswanderungen bis in das Parkett zu unterbrechen. Diese erfordern sodann in der Regel auch eine Spezialverklebung mit PUR-Klebstoffen, was wiederum häufig als Nachteil eingestuft wird.

Die ganze Parkettbranche in der Schweiz ruft alle Zulieferer von Estrichzusatzmitteln auf, ihre Produkte auf die Verträglichkeit mit dem Naturprodukt Holz zu prüfen. Jede Art von Parkett müsse wieder bedenkenlos auf die bestens geeigneten Untergründe aus Zement verlegt/verklebt werden können, ohne dass zuvor Abklärungen betreffend irgendwelcher Chemikalien nötig werden, fordert die ISP.

Die Prüfpflichten des Parkettlegers umfassen Kontrollen von Restfeuchtegehalt, Ebenheit und Festigkeit. Andere Prüfungen, insbesondere chemische, seien nicht möglich. Die ISP mahnt: "Langzeitschäden dienen schlussendlich weder der Parkettbranche noch den Unterbodenherstellern."
aus Parkett Magazin 02/01 (Handwerk)