Lehrlingswarte- und Berufschullehrertagung


Zu den Kernpunkten der diesjährigen Lehrlingswarte- und Berufschullehrer-Tagung in Bräunlingen zählten die Nachwuchsförderung und die Verbesserung der Ausbildungsqualität. Weitere Themen der zweitägigen Veranstaltung waren die Leistungswettbewerbe des Nachwuchses, die in Europa herrschende Jugendarbeitslosigkeit, Ausbildungsvergütungen und Ausbildungsinhalte.

Eingeladen zu der Veranstaltung hatte in diesem Jahr Eukula in Kooperation mit Vertriebspartner Kiesel. Die Wahl des Tagungsortes war zugleich auch eine Würdigung der Emil Frei Lackfabrik. Die Eukula-Muttergesellschaft begeht in diesem Jahr ihr 75jähriges Jubiläum und engagiert sich seit Bestehen intensiv für qualifizierte Nachwuchsausbildung. Ein Anteil von 10 % Auszubildenden an der Belegschaft von zurzeit 320 Mitarbeitern ist dafür beredtes Zeugnis.

Im Rahmen der vom Veranstalter gut organisierten Tagung hatten die Teilnehmer Gelegenheit zu einer ausführlichen Betriebsbesichtigung, sie konnten sich zudem über Produktneuheiten und deren Entwicklung informieren. Unter dem Motto 'Die wohngesunde Parkettverlegung" wurden Pulver-Klebstoffe, wasserbasierende Lacke sowie Kleber und Spachtelmassen vorgestellt und Anwendungsfragen im Teilnehmerkreis diskutiert.

Bundeslehrlingswart Heinz Brehm zeigte sich erfreut über die hohe Teilnehmerzahl von Lehrlingswarten aus insgesamt 18 Innungen und deutete dies als reges Interesse für die Ausbildungsthemen der Parkettleger- sowie Bodenlegerausbildung. Erstmalig dabei waren Lehrlingswart-Stellverteter Martin Weil von der Innung Hessen sowie die Berufsschullehrer Jörg Kock (Stade) und Kay Drescher (Gießen).

Ausbildung beeinflusst Jugendarbeitslosigkeit

Brehm ging im Jahresbericht unter anderem auf das große Interesse der europäischen Nachbarländer an dem dualen Ausbildungssystem in Deutschland ein, das als vorbildlich gilt. Die Wechselwirkung von Ausbildungssystem und Jugendarbeitslosigkeit wurde anhand von Charts veranschaulicht. Während in Ländern mit dualer Ausbildung wie z.B. Österreich und Deutschland die Quote bei rund 7,5 bzw. 9,8 % liegt, sieht die Situation ohne die kombinierte Schul- und Betriebsausbildung zum Teil dramatisch aus.

In den europäischen Nachbarländern wird der Beruf als Parkettleger und Bodenleger oft nur als angelernte Tätigkeit ausgeübt. Folge: In Frankreich z. B. liege die Jugendarbeitslosigkeit bei 26,2 %, in Spanien bei 35,7 %. Aus diesen Zahlen lasse sich leicht das Interesse an dem bewährten deutschen Ausbildungssystem erklären. Polen z.B. will das duale Ausbildungssystem übernehmen und bis zum September 2001 einführen.

Weitere Graphiken zeigten u.a. die unterschiedliche Ausbildungsbereitschaft der Handwerksbetriebe nach verschiedenen Größen, die Statistik der Gesellenprüfung (276, davon 223 die GP bestanden), Teilnehmer an Meisterprüfungen (1999: 104, davon 94 bestanden), sowie den neuesten Stand der Lehrlingszahlen:
332 im 1. Ausbildungsjahr
360 im 2. Ausbildungsjahr
322 im 3. Ausbildungsjahr

Damit sind die Lehrlingszahlen um 1.7 % gestiegen.

Höhere Ausbildungsbeihilfen

Die Ausbildungsbeihilfen sind um 2,2 % erhöht worden. Die Lehrlinge erhalten jetzt monatlich im 1. Ausbildungsjahr mit 746 DM, im 2. Ausbildungsjahr 910 DM und im 3. Ausbildungsjahr 1.032 DM.

Gesellen werden ab dem 01.01.2001 wie folgt entlohnt:
Im 1. Gesellenjahr mit 85 % des Gesellenlohns
Im 2. Gesellenjahr mit 90 % des Gesellenlohns
Im 3. Gesellenjahr mit 100 % des Gesellenlohns (DM 23,24/Std.).

Sachverständigen-Ausbildung wird erweitert

Sönke Stoltenberg, Sachverständigenobmann des Zentralverbandes, berichtete über die Ausbildung zum ö.b.v. Sachverständigen. Er hob hervor, dass die Ausbildung der Sachverständigen seitens der Handwerkskammern gegenüber anderen Gewerken zwar als vorbildlich angesehen wird, der Bildungsstand der Sachverständigen aber dennoch zukünftig erheblich erweitert werden müsse. Kommende Schulungen, die dieses Ziel verwirklichen sollen, werden in zwei Seminaren durchgeführt.

Praktischer Leistungswettbewerb der Handwerksjugend

Als Ergebnis des letzten praktischen Leistungswettbewerbs in Gelsenkirchen wurde festgehalten, dass der Bildungsstand der Auszubildenden sich beständig erhöht und die Teilnehmer ein persönlich und vom Ausbildungsstand sehr hohes Niveau zeigten. Auch der Zustand der eingesetzten Maschinen und Werkzeuge habe sich deutlich gebessert.

Der 50. praktische Leistungswettbewerb im Jahr 2001 wird von der Handwerkskammer Bremen ausgerichtet. Die Berufsschule Stade hat angeboten, ihre Räume wieder zur Verfügung zu stellen.

Mit einem Kurzfilm berichtete Brehm über den europäischen Wettbewerb der Parkettleger in Polen mit den Teilnehmerländern Frankreich, Niederlande, Polen, Österreich, Italien und Deutschland. In diesem Wettbewerb haben die beiden Bundessieger die zwei ersten Plätze belegt. Die Verlege- und Zuschnittarbeit lag bei allen Wettbewerbern auf etwa gleich hohem Niveau. Da in der handwerklichen Ausführung kaum Unterschiede festzustellen waren, wurde der für den Sieg entscheidende Wettbewerbsvorteil der deutschen Teilnehmer ausschließlich auf den Maschinenkurs zurückgeführt. Der nächste EU-Wettbewerb findet 2002 in den Niederlanden zur Utrechter Parkettmesse statt. Dann werden auch Belgien, Irland, die Schweiz und evtl. Schweden sowie Russland teilnehmen.

Neue Vorgaben für das Gesellenstück und neue Gesellenbriefe

Bei der Ausführung der Gesellenstücke wurde eine kreative Entwicklung festgestellt. Allerdings erhöhte sich dadurch auch für die Prüflinge das Risiko, das eigene Können zu überschätzen. Die Prüfungskommission sollte deshalb schon bei der Abnahme der Gesellenstückzeichnungen beratend eingreifen. Laut Mehrheitsbeschluss der Lehrlingswarte gilt jetzt folgendes: Es können alle bekannten und als Parkettmuster erkennbaren, wiederkehrenden Muster verwendet werden, z.B. Fischgrät, Würfel, altdeutscher Verband, Kassetten- und Flechtböden. Alle Muster müssen diagonal verlegt werden.

Die Gesellenbriefe des Zentralverbandes sollen schon in Kürze ein zeitgemäßeres Aussehen erhalten. Der bisherige von der HWK Mittelfranken genehmigte Text darf dabei keine Änderung erfahren. Die bestehenden Logos werden noch beibehalten.

Maschinenkurse werden geteilt

Die jährlichen Maschinenkurse für Auszubildende sollen zur Entlastung der ausbildenden Betriebe, der Auszubildenden und der Kursleiter jetzt in zwei einzelne Wochen aufgeteilt werden. Formal fehlt zu dieser Neuregelung noch die schriftliche Zustimmung der Arbeitsgemeinschaft der Bau-Berufsgenossenschaften. Ebenso fehlt noch die Freigabe der bereits vor Monaten aktualisierten Lehrgangsbegleithefte, die mit viel Engagement erarbeitet wurden.
aus Parkett Magazin 02/01 (Handwerk)