Viel versprechende Neuentwicklungen auf der Techtextil in Frankfurt

Textilien mit Zusatzfunktion

Technische Textilien sind wohl die einzige Sparte der gebeutelten Textilindustrie, die sich derzeit positiv entwickelt. Vor allem Textilien mit praktischen Zusatzfunktionen sind zunehmend gefragt. Bestes Beispiel ist Dura Air, der geruchsabsorbierende und schadstoffneutralisierende Teppichboden, der auf enormes Interesse stößt und Bakasave, das Pendant für Gardinen, Dekos und Innensonnenschutz. Aber es gibt noch viel mehr vielversprechende Entwicklungen, wie auf der diesjährigen Techtextil zu sehen war. Dass die Branche boomt, belegen auch die steigenden Aussteller- und Besucherzahlen der alle zwei Jahre stattfindenden Fachmesse für technische Textilien.

Technischen Textilien gehört die Zukunft. Diese Einschätzung stützt nicht nur die positive Entwicklung der Branche als nahezu einziger Sparte im Bereich Textil, sondern auch der starke Zuspruch zur diesjährigen Techtextil. Die internationalen Fachmesse für technische Textilien und Vliesstoffe öffnete in diesem Jahr zum 10. Mal ihre Tore. Als "Motor der Branche" wurde die Jubiläumsveranstaltung gelobt und von "Hightex - it"s our future" war die Rede - auch aus internationaler Sicht.

"Keine Spur von Krise, sondern große Zuversicht für die Zukunft", lautete denn auch das optimistische Resümee von Gerhard Gladitsch, Geschäftsführer der ausrichtenden Messe Frankfurt. Das machte er unter anderem einem Ausstellerzuwachs von 12% auf 887 und einem Besucherplus von 8% auf 18.500 fest. Als "auffallend und erfreulich" wertete er das verstärkte Interesse aus dem Ausland und den außerordentlich hohen Anteil der Erstbesucher von 49%. Vertreten waren Facheinkäufer aller Anwendungsbranchen, mit starkem Anteil (53%) aus der Industrie, die technische Textilien verarbeiten.

Die Aussteller äußerten sich erfreut über rege Kontakte zu "gut vorbereiteten und informierten Interessenten", von denen sich nicht nur Du Pont Textiles & Interior ein gutes Nachmesse-Geschäft versprach. Auch Lenzing Plastics bezeichnete die Techtextil als "wichtige Universalmesse und genau auf den Markt zugeschnitten". Einige Aussteller sprachen sich für eine Verlängerung der jetzt dreitägigen Techtextil auf vier Tage aus, da ihnen aufgrund der starken Kundenfrequenz die Zeit gefehlt habe, sich selbst auf der Veranstaltung umzusehen.

Die eigentliche Messe wurde flankiert von einem umfassenden Rahmenprogramm; das internationale Techtextil-Symposium bot rund 90 Vorträge von namhaften internationalen Referenten. Für herausragende Leistungen in Forschung, Material- und Produktentwicklung sowie neuen Techologien vergab die Messe Frankfurt sieben Techtextil-Innovationspreise. Der vom Arbeitskreis Textile Architektur und der Messe ausgeschriebene Studentenwettbewerb "Textile Strukturen für neues Bauen" bot dem Nachwuchs Gelegenheit, neue Ideen und Konzepte für die Architektur der Zukunft zu präsentieren.

Intelligente Textilien erleichtern den Alltag

Schwerpunkt der Techtextil 2003 lag eindeutig auf innovativen Produkten und Programmen für Fahrzeugtechnik, Bauwesen und Personenschutz. Publikumsträchtige Beispiele dafür sind der Mc Laren-Anzug mit Weltraum-Kühlsystem von DAppolonia aus Italien, die wasser- und schmutzabweisende Nano Sphere-Ausrüstung und temperaturausgleichende High-Tech-Textilien von Schoeller Textil aus der Schweiz - übrigens auch für Bezugsstoffe und Industrieschutzanzüge von Lenzing.

Aber auch für unsere Branche wurden Neuentwicklungen gezeigt. Mit dem Techtextil-Innovationspreis 2003 ausgezeichnet wurde der Rollo- und Lamellenstoffe Bakasave, der Schadstoffe und unangenehme Gerüche im Raum neutralisiert. Das tageslichtdurchlässige,schwer entflammbare Material komtm von Bamberger Kaliko.

Eine neue Art, Sonne zu genießen und Plätze zu beschatten, ermöglicht Julius Heywinkel mit dem Beschattungspatent Heytex-Cooltrax. Das geometrisch beschichtete Netzmaterial erzeugt bei Sonneneinstrahlung Licht- und Schattenfelder, die - bedingt durch die Erdrotation - ständig wandern. So wird Stauwärme vermieden und der darunter beschattete Raum deutlich kühler gehalten. Studien haben belegt, dass das Beschattungsergebnis bis zu 18% besser ist als bei herkömmlichen Netzgeweben.

Die Wacker-Chemie verbindet mit dem Silikonklebeband Elastosil dauerhaft Metall oder Textilien. Mit Hilfe der von Wacker Specialities entwickelten Cyclodextrine Cavasol und Cavamax lassen sich Duftstoffe und verschiedene Wirkstoffe wie Pflegesubstanzen dauerhaft an Textilien koppeln und kontrolliert freigeben. Cyclodextrine haben ausserdem die Fähigkeit, organische Bestandteile einzulagern und zu binden. Auf diese Weise wird Schweiß verhindert oder verzögert - der Stoff riecht länger frisch. Cavasol und Cavamax lassen sich in allen Textilien, Leder und Nonwovens einsetzen.

Das italienische Unternehmen Essegomma ist mit 6.000 t Jato einer der weltweit größten Polypropylen-Multifilamentgarn-Hersteller und entwickelt in enger Zusammenarbeit mit den Kunden spezielle Garne. Seit Jahren erarbeitet die Mailänder exklusive Garnentwicklungen für Paola Lenti, der bekannten Polstermöbel- und Teppichdesignerin. Auf der Techtextil präsentierte sie Strukturen in schöner Farbskala.

Du Pont Textiles & Interior, kurz DTI, hat mit Aventige plus Lyra an einer Palette hochwertiger Stoffe mit einer Beschichtung auf Polyurethan-Basis gearbeitet, die durch die Elastikfaser Lycra Stretcheffekt erhalten und ebenso wie Leather with Lycra hervorragend für Polstermöbel eingesetzt werden. Premiere auf der Techtextil feierte Zweigart & Sawitzki. Die Schwaben spezialisieren sich zwei Jahren auf technische Textilien für unterschiedliche Anwendungsbereiche indoor und outdoor, unter anderem für Sonnenschutz.
aus BTH Heimtex 06/03 (Wirtschaft)