Schnelligkeits-Weltrekord im Parkettlegen aufgestellt

Wer unterbietet 3 Min. 46 Sek.?

Drei Minuten und exakt 46 Sekunden brauchte ein Parkettleger-Team aus Norddeutschland, um einen 15 qm großen Musterboden zu verlegen und damit den weltweiten Schnelligkeitsrekord im Parkettlegen aufzustellen - für den Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik und das Parkettlegerhandwerk insgesamt eine originelle Imagewerbung, die man weiter am Kochen halten möchte: Das Weltmeister-Team, das auf der Domotex in Hannover antrat, wartet jetzt auf seine ersten Herausforderer. Sie werden es nicht leicht haben.

Dem Parkettlegerhandwerk könnte ein wenig Publicity gut tun, meinte Bundesinnungsmeister Dieter Große und dachte dabei vor allem auch an die Nachwuchswerbung. Daraus entwickelte er die Idee, mit einer spektakulären Aktion in die Öffentlichkeit zu gehen: Mit einem Weltrekordversuch vor laufenden Kameras und Millionen Zuschauern. Aber das Fernsehen winkte ab: Keine Chance für die Parkettleger bei Beckmann und seiner Guinness-Show der Rekorde. Stattdessen wurde der Schnelligkeits-Weltrekordversuch im Parkettlegen dann auf der Domotex zu einem Riesenerfolg. Der bewirkte eine Anfrage des Fernsehens bei Dieter Große, ob man nicht vielleicht doch noch...

Offenbar sind die Guinness-Showmacher nun nicht mehr so abgeneigt wie am Anfang, als sie den Weltrekordversuch der Parkettleger abwiesen: Er sei zu deutlich auf ein spezielles Handwerk bezogen, wegen Firmenwerbung zu gewerblich, vor allem aber zu wenig spektakulär: "Wenn die Parkettverlegung unter Wasser stattfinden würde, dann ja - aber so?" Die Enttäuschung über diesen ersten abschlägigen Bescheid steckte Dieter Große entschlossen weg. Er bot die Veranstaltung dem Projektteam für die Domotex bei der Deutschen Messe in Hannover an, und dort bewies man sofort sicheren Instinkt für ein besucherwirksames Spektakel. Der Zentralverband erhielt einen großen Messe-Stand in guter Lage, genügend Platz für die Austragung des Wettbewerbs und jegliche Unterstützung.

Am Sonntag, dem 14. Januar, um 11 Uhr war es soweit. Neugierige strömten in Scharen in die Halle 8. Die Gesamtzahl der Besucher, die sich um den Stand drängten und bis weit in die rückwärtigen Gänge stauten, war schwer zu schätzen. Aber sie übertraf "mit sicherlich mehr als zweitausend" alle Erwartungen. Für die Zuschauer in den hinteren Reihen, die keinen freien Blick auf die Aktionsfläche haben konnten, wurde die Verlegung simultan auf Video übertragen. Nach 3 Minuten und 46 Sekunden war der Rekord geschafft. 17 Parkettleger und Bundesinnungsmeister Dieter Große, der die Idee zu dem Wettbewerb hatte und als Coach viel Elan aufbrachte, Bundeslehrlingswart Heinz Brehm, der extra aus Bamberg anreiste, die Sponsoren, die sämtliches Material zur Verfügung stellten, sowie viele Leute vom Fach und begeisterte Fans jubelten. Drei Sachverständige bezeugten, dass das Wettbewerbsergebnis ehrlich und fachlich einwandfrei errungen wurde.

Mit der Rekord-Verlegezeit blieben die Akteure sogar noch unterhalb der selbst gesetzten Grenze von 4 Minuten. Dabei hatte man es sich mit der Aufgabe nicht leicht gemacht: Sie bestand darin, auf einer achteckigen, rund 15 qm großen Fläche ein Schachbrettmuster aus hellen und dunklen zweischichtigen Parkettstäben in Diagonalverlegung fest zu verkleben. Jeder Schachbrettwürfel bestand aus sieben 68 mm breiten Eiche- oder Merbau-Stäben; insgesamt waren 57 vollständige Würfel und 12 diagonal geteilte halbe Würfel zu verlegen. Beim Start befand sich sämtliches Material noch in der Verpackung; die Zeit für das Öffnen der Parkett-Kartons und Kleber-Gebinde zählte ebenso wie die Zeit für das Aufbringen des Klebers und das Zuschneiden der Parkettstäbe für die Halb-Würfel. Zeitgewinn wurde dadurch erzielt, dass die 16 Parkettleger einen äußeren Ring außerhalb der Verlegefläche und einen inneren Ring auf der Fläche bildeten. Vom Rand her wurde das Parkett in verlegefertiger Würfelanordnung auf einen Schieber gelegt und sozusagen im Fließbandverfahren ins Zentrum geschoben, wo es blitzschnell in die mit Kleber vorbereitete Fläche eingerückt wurde: ein heller Würfel, ein dunkler Würfel, zum Abschluss die halben Würfel.

Monatelang war die Verlegung im Detail geplant und geübt worden, damit jeder Handgriff saß. Das erforderte viel persönlichen Einsatz und nicht weniger als 400 qm Parkett als Übungsmaterial, das am Ende immer im Container landete. Auf rund 250.000 DM summierte sich der Aufwand für die Vorbereitungen und den eigentlichen Wettbewerb, schätzt Dieter Große. Zumindest was den personellen Einsatz angeht, muss er es wissen. Denn: Nicht nur er selbst opferte viel Zeit, sondern überdies kommen vier Mitglieder der Rekordmannschaft aus seinem Betrieb. Das Verlege-Team stellte einen geradezu idealen Querschnitt dar: Ihm gehörten außer vier Jungmeistern, fünf Gesellen (darunter eine Gesellin), einem Lehrling im 3. Ausbildungsjahr und sechs Lehrlingen im 2. Lehrjahr (der jüngste war gerade 16 Jahre alt) auch Oberstudienrat Karl Remmert von der Parkettlegerschule am BBZ Stade an.

Alle Materialkosten wurden von den Sponsoren Höhns (Parkett), Henkel Thomsit (Kleber), Witte (Werkzeuge) und Gröger (Berufskleidung) übernommen. Vor allem ohne die kostenlosen Parkettlieferungen, die Höhns zur Verfügung stellte, wäre der Wettbewerb unmöglich gewesen. Ihren kostspieligen Beitrag stellten die Möllner auf der Münchener "Bau" in den Dienst von Imagepflege, indem sie auf ihrem Stand das Wettbewerbs-Video ("Geschafft! 15 qm in 3 min. 46 sec verlegt") laufen ließen. Für die Kritiker des Wettbewerbs, die es von vornherein gab, war das Wasser auf ihre Mühlen: Dem Endverbraucher werde durch das Wettbewerbsergebnis suggeriert, dass Verlegezeiten und damit Verlegekosten sehr viel niedriger sein könnten, in seiner Publikumswirkung sei der Wettbewerb kontraproduktiv, zumindest gefährlich.

Bundesinnungsmeister Dieter Große - früh mit solchen Einwänden konfrontiert - sieht das locker: "Wenn jemand 17 auf die Sekunde trainierte Parkettleger für 15 qm Parkettverlegung bestellen will und vorher bereit ist, das Dach seines Hauses abzuheben und die Hauswände vorübergehend beiseite zu stellen, um eine freie Verlegefläche zu schaffen, dann mag er das bezahlen. Ich schätze aber, dass Verbraucher zwischen Rekord und Realität sehr wohl unterscheiden können - offenbar besser, als mancher Handwerker, der sich abwegige Gedanken macht."

Zurück zur Domotex und dem dortigen Stand des Zentralverbandes: Er bot nicht nur die Austragungsfläche für den Wettbewerb, sondern - wiederum mit Hilfe von Sponsoren wie die Parkettfabrik Gunreben und Forbo - einen sehr ansprechenden Über-blick über das Leistungsspektrum in den Bereichen Bodenverlegung, Parkettverlegung und Parkettrestauration. In der "lebenden Werkstatt" wurden im Laufe der vier Messetage u.a. große Mengen Gunreben-Parkett verarbeitet, und der Blick über die Schulter der Akteure war bei Messebesuchern ebenso begehrt wie das Gespräch mit den Vorstands- und Innungsmitgliedern.

"Ein toller Erfolg" kommentierte Dieter Große die Messe, die dem Zentralverband großzügige Entfaltungs- und Darstellungsmöglichkeiten bot - "ganz anders, als der berühmt-berüchtigte Stand unter der Treppe in Köln", an den man sich - wie Große betonte - nur ungern erinnert.
aus Parkett Magazin 01/01 (Handwerk)