Gute Chance? Oder Fallgrube?

Parkett - ein Produkt im Mainstream

Alle Indikatoren zeigen aufwärts. In den Immobilienangeboten werden Parkettfußböden als besonders hochwertige Ausstattung ausgelobt. Die Parkettleger haben gut zu tun. Der Fachhandel bietet immer mehr Qualitäten an. Und so mancher Quadratmeter teures Laminat wird nur verkauft, weil Holz dann doch wohl zu teuer würde - auf den fertig verlegten Quadratmeter gerechnet. von Holzring-Geschäftsführer Olaf Rützel

Teilt man die Welt der Holzbodenbeläge und der wie Holzböden aussehenden Beläge ganz grob auf, so gehören die Laminatböden zu den Favoriten der Heimwerker. Günstiger Materialpreis, etwas Zubehör und ein paar neue Leisten - und fertig ist der neue Fußboden, der fast wie Parkett aussieht. Beim Holzparkett kostet das Material schon gleich doppelt, drei Mal oder fünf Mal so viel. Und in ganz vielen Fällen kommt dann noch der Handwerkerlohn hinzu. Denn bei so hochwertigem Material verlässt man sich schon gern auf den Bodenspezialisten. Noch.

Die Hersteller, die bereits das Laminat so ausgerüstet haben, dass jeder DIY-er damit umgehen kann, haben sich jetzt des Fertigparketts angenommen. Leimlose Verlegung, Parkett mit Klick sowie selbstklebende Produkte stehen zur Verfügung, um das Parkettlegen noch einfacher, schneller und anwenderfreundlich zu machen. So leicht wie das Briefmarken-Kleben.

Jeder "Allround-Hausmeisterservice" und danach auch jeder halbwegs geschickte Selbermacher traut sich dann zu, dieses Parkett zu verlegen. Und weil es DIY-geeignet ist, liegt es dann auch in jedem Heimwerkermarkt. Und wird ganz schnell als neuer Mitspieler in der bekannten Spirale um den immer niedrigeren Preis aufgenommen. Mancher Fachhändler sieht die Fallgruben noch nicht, die schon in den ersten Runden dieser Abwärts-Spirale lauern. Doch dann ist man plötzlich integraler Bestandteil eines Spieles, das nicht mehr nach Fachhandelsregeln, sondern nach Discounter-Vorgaben gespielt wird. Und das Handeln mit einem Hoffnungs-Produkt aus dem Mainstream macht plötzlich keine Freude mehr, spült nicht die gewünschten Gewinne in die Kassen.

Qualifizierung und Spezialisierung sind gefordert

Wo aber liegt für einen Fachhändler dann also die Chance, von der positiven Haltung der Konsumenten zum Parkett zu profitieren? Die Chancen liegen ganz klar in der Qualifizierung und Spezialisierung: Der Fachhandel und mit ihm der Fachverleger werden morgen mit Parkett nur dann noch sehr gute Chancen haben, wenn sie sich auf hochwertigste Produkte und aufwändige Verlegeverfahren spezialisieren. Schon heute kann man erkennen, dass viele Käufer mit dem Preiswert-Laminat nicht glücklich werden und sich oft beim nächsten Kauf für einen wertvollen Holzfußboden entscheiden werden.

In dem Maße, wie die Industrie das Produkt Parkett anwenderfreundlicher und DIY-gerecht macht, gerät der wertvolle Holzfußboden auch ins Visier der modernen Vertriebsformen. Dann beginnt der Kampf um dem günstigsten Preis in einer Produktgattung, die prima auf die Titelseite der Tageszeitungsbeilagen passt. Und auch die Hemmschwelle, vielleicht in eigener Arbeit einen hochwertigen Fußboden für immer zu zerstören, ist beim Endverbraucher nicht mehr da. Der Fachverleger verliert seine Alleinstellung. Und weder er noch der qualifizierte Holzfachhandel können dann mit diesen Kampfpreis-Produkten noch wirklich Geld verdienen.
aus Parkett Magazin 01/07 (Handel)