Orientteppich-Importe 2001

Hoffnung auf ein ausgeglichenes Jahr

"Die Marktsituation 2001 gibt Anlass zur Hoffnung, dass das 2000er Ergebnis erreicht werden kann. Die Stimmung allerdings ist bedeutend schlechter als die Situation. Dieser Aussage entsprechen jedenfalls die Zahlen der jüngsten, vorläufigen Einfuhrstatistik", sagte Dr. Ali R. Ipektchi, 1. Vorsitzender des Bundesverbandes der Orientteppich-Importeure (BVOI), auf dem Domotex-Fachpressetag.

In vielen Einzelhandelsgesprächen mit Teppich-Importeuren hätte man in diesem Jahr den Eindruck gewinnen müssen, dass die Lage im Einzelhandel Anlass zu großer Sorge bietet. Und die Import-Daten der ersten drei Monate des laufenden Jahres schienen diesem Eindruck auch Recht zu geben, so Ipektchi, da sie sehr deutliche Minuszahlen ausgewiesen hätten.

"Drei Monate später - in denen vielfach die Wachstumsprognosen nach unten korrigiert worden sind - sieht die Welt der Teppiche aber schon wieder deutlich anders aus", berichtete er. Im Zeitraum zwischen April und Juni dieses Jahres zogen die Importe kräftig an und bescherten der Branche ein sattes Plus von 11 % in der Menge und rund 7 % im Wert, bezogen auf das zweite Quartal des Jahres 2000. "Natürlich rechtfertigt ein einzelnes, hervorragendes 3-Monats-Ergebnis noch keine Siegeslaune, aber der Anstieg in den Monaten 4 bis 6 versöhnt mit den schwachen Zahlen des 1. Quartals und lässt die Bilanz des ersten Halbjahres insgesamt erträglicher erscheinen", führte er weiter aus.

Zusammengerechnet liegen die Importe der ersten 6 Monate dieses Jahres in der Einfuhrstatistik mengenmäßig um 7 % unter den Vorjahres-Vergleichszahlen. Auf der Wertskala stellt sich das erste Halbjahr mit einem Minus von 6,5 % gegenüber 2000 etwas günstiger dar. Dies würde zugleich einen leichten Anstieg der Preise signalisieren, stellte Ipektchi fest, namentlich im Falle des Iran

"Alles in allem gewiß kein Traumergebnis, aber es lässt Raum für die Hoffnung der Orientteppich-Importeure auf ein ausgeglichenes Jahresergebnis, bei dem nun eine schwarze Null erreichbar scheint", meinte er. "Trost in konjunkturell schweren Zeiten. Aber die allgemein schwierige Lage des Einzelhandels - geprägt von anhaltender Kaufzurückhaltung einerseits, sowie von verschärftem Wettbewerb und Preiskämpfen andererseits - konnte in diesem Jahr natürlich auch am Orientteppich nicht spurlos vorübergehen." Auch die "nicht gerade rosige" Konjunktur im Baugewerbe würde sich negativ auf die Orientteppich-Branche auswirken.

Ipektchi sprach ein weiteres Problem an: "Langsam aber stetig verändern sich die Anbieter-Strukturen im Einzelhandel, was nicht ohne Folgen für die Importeure bleibt. Während noch vor wenigen Jahren viele klassische Fachgeschäfte für Orientteppiche in den Innenstädten auf ihrer Kundenliste ganz oben rangierten, ist deren Zahl seit geraumer Zeit rückläufig. An ihrer Stelle dominieren heute Möbelhäuser, Großanbieter, Fachmärkte und Discounter in vielen Segmenten den Teppichmarkt."

Für die Importeure würden sich daraus veränderte Anforderungen an Organisation, Lagerhaltung, Warenangebot und Service ergeben: "Bei Großanbietern und Möbelhäusern, sowie über große Filialisten werden in kürzerer Zeit weitaus größere Mengen umgeschlagen, als im traditionellen Einzelhandel. Und wenn dieser vielleicht ein- oder zweimal im Jahr einen Werbebrief an seine Kundschaft verschickte, streuen Großanbieter im gleichen Zeitraum regelmäßig ein Vielzahl von Prospekten in Millionenauflage - mit Angeboten, die gegebenenfalls an 30 oder 50 Orten zeitgleich verfügbar sein müssen. In der Folge werden Teppiche zunehmend standardisiert angeboten."

Sein Blick richtete sich auf die kommende Domotex: "Die Aussteller aus dem Bereich der handgefertigten Teppiche sehen zur Zeit mit ein wenig gemischten Gefühlen auf die Domotex. Grund zu vorsichtigem Optimismus bietet dabei hauptsächlich die grenzenlose Internationalität dieser Messe."

Steigerungsraten in der Teppichkonjunktur würden bislang überwiegend mit Kundschaft aus dem Ausland erzielt, da das Inlandsgeschäft zur Zeit leider ein wenig hinterher hinke. Schon während der letzten Domotex seien für die Importeure deutlich positive Signale vorn internationalen Markt gekommen.

Aber auch die Gewissheit, dass der Bedarf, der nach anhaltender Kaufunlust bei Handel und Verbrauchern entstanden sein dürfte, schließlich irgendwann gedeckt werden muss, lasse bei den Ausstellern Zuversicht aufkommen.

Mehr noch als noch Ware suche der Einzelhändler heute nach Ideen, Konzeptionen, Servicepaketen, die ihm den Verkauf erleichtern und dem einzelnen Unternehmer zugleich zu einem eigenständigen Profil verhelfen können. Es gebe zunehmend Überlegungen, sich teilweise vom Preismarketing zu verabschieden, berichtete Ipektchi. Deshalb werde auf der Domotex nicht nur über Preise und Konditionen gesprochen, sondern dem gesamten "Drumherum" falle eine ebenso wichtige Rolle zu.

Wer nicht nur kunstvoll geknüpfte Teppiche anbieten könne, sondern zum Beispiel mit Exklusivrechten oder mit Konzepten arbeite, die den Teppich deutlich vom konkurrierenden Massenangebot abheben, werde auf der Messe sicher auch im Inlandsgeschäft erfolgreich sein.

Moderichtungen oder Trends ließen sich laut Ipektchi auch in den vergangenen Monaten nicht ausmachen, das heißt, es ist kein neuer "Megatrend" zu erkennen. "Erkennbar ist jedoch im modischen Bereich, dass die "klassische Linie" mit floral gemusterten Teppichen und Repliken von Klassikern sich weiterhin gut behauptet - seien es die traditionsreichen Perser, seien es Nachknüpfungen aus Pakistan oder das kunsthandwerklich gekonnte Imitat aus Indien", stellte er fest.

Im Design-Bereich werde Teppichmode zunehmend von europäischen Importeuren initiiert, die in Anlehnung an die Modebranche ständig neue Farben und Dessins kombinieren und daraus mit viel Kreativität immer neue Kollektionen zusammenstellen würden. Zudem hätten sich mittlerweile fast alle Knüpfländer komplett auf europäische Geschmacksanforderungen eingestellt, ohne allerdings dabei auf ihre landestypischen Aussagen zu verzichten.
aus Heimtex Orient 04/01 (Teppiche)