Warenkunde

Weramin


Der Ort Weramin liegt gut 50 km südöstlich von Teheran und war zur Zeit der Mongolenherrschaft ein wichtiges Verwaltungszentrum. Die Nähe zur Hauptstadt mit ihrem höheren Lohnniveau hat bewirkt, dass die Weramin-Teppiche zu den teureren Knüpfungen gehören. Durchweg sind sie aber von gediegener Qualität, sorgfältig geknüpft und gelten als robust im Gebrauch. Bisweilen kommen auch Seidenapplikationen und Seidengrundgewebe vor.

In Weramin knüpft man noch nicht so lange. Es wird angenommen, dass sich hier das Knüpfhandwerk in etwa zur gleichen Zeit wie in Ghoum etablierte und dass die Manufakturen einst von Teheraner Investoren eingerichtet wurden. Auch die Ghoum-ähnlichen Farbkompositionen früher Weramins lassen diesen Schluss zu. In Europa wurden Weramin-Teppiche erst in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts bekannt.

Auffällig ist, dass in Weramin überwiegend das Mina-Chaneh-Dessin geknüpft wird, ein Allover-Musterrapport ohne Medaillon und bedeutendes Motiv.

Im Ort Weramin kommen auch die Knüpfungen der Bevölkerung aus den umliegenden Bergen auf den Markt. Diese Teppiche werden allgemein als Kuhi, bisweilen mit der Zusatzbezeichnung Kuhi-Weramin, gehandelt. Das Wort Kuh heißt auf Persisch Berg. Die Endung i ist im Deutschen gleichzusetzen mit der Präposition von. Kuhi bedeutet also 'von den Bergen" (stammend).


Weramin in Stichworten

Andere Schreibweisen: Waramin, Veramien
Richtige Aussprache: alle Silben gleichmäßig betont, langgezogenes i
Ursprungsland: Iran
Herstellungsort/-region: Nord-Iran, südöstlich von Teheran
Unterprovenienzen: Kuhi (-Weramin); in den östlich liegenden Bergen werden rustikal gemusterte Brücken geknüpft (Kuhi heißt auf Deutsch vom Berg)
Haupthandelsplätze: Teheran, Hamburg.
Herstellungsbasis: am vertikalen Knüpfstuhl in Manufakturen, in Ateliers und im Hausfleiß
Formate: hauptsächlich Teppichgrößen von 2 x 3 m bis 2,50 x 3,50 m; Brücken in den Größen Dozar, Saronim, Sartcharak und Poschti; Kuhis werden vorwiegend in überbreiten Dozargrößen geknüpft
Flor: Schafwolle, keine Seidenteppiche, aber häufig mit Seidenapplikationen
Kette und Schuss: Baumwolle; Kuhis auch mit Schafwollgrundgewebe
Knotenform: Sennehknoten (auch Persischer Knoten, Farsibaff oder Asymmetrischer Knoten genannt)
Knüpfung: geschichtet
Musterduktus: floral, vorwiegend vierersymmetrischer Musteraufbau mit (selten) und ohne Medaillon; viele Allover; sehr verbreitet ist das Mina-Chaneh-Dessin
Besonderheiten: teilweise mit Seidenapplikationen und Seidengrundgewebe
Farbgebung: häufig in Blau-Beigekombinationen, polychrom, ruhiges bis lebhaftes Kolorit, viele Teppiche mit hellen Farben, oft beigegrundig
Bemerkung: Der Weramin ist ein Teppich der oberen Mittelklasse.

Quadratmeterpreise im Einzelhandel:
Stadtknüpfungen
bis 250.000 Knoten/ qm: ca. 1.000 DM/ 500 Euro bis 1.200, DM/ 600 Euro
bis 350.000 Knoten/ qm: ca. 1.300 DM/ 650 Euro bis 2.400 DM/1.200 Euro
Kuhi-Weramins
bis 150.000 Knoten/ qm: ca. 700 DM/ 350 Euro bis 1.100 DM/ 550 Euro
aus Heimtex Orient 03/01 (Teppiche)