Teppichhaus Feuring in Nienburg

"Qualifizierte Mitarbeiter bringen Kunden"

Im Laufe seiner 46jährigen Präsenz in Nienburg nördlich von Hannover hat sich das Familienunternehmen Feuring unter dem Motto "Ideen für's Wohnen" zu einem Fachgeschäft entwickelt, das alle wesentlichen Sortimente eines Heimtextiliten anbietet. Basis und Tradition aber bleiben Orientteppiche. Dank eines guten Namens und intensiver Serviceleistungen trotzt Feuring dem Preiskampf in der Branche. Denkmodelle, von der Innenstadtlage auf die grüne Wiese zu ziehen, sind vom Tisch. Studien einer Unternehmensberatung ergaben, dass am vorhandenen Standort der optimale Marktanteil abgeschöpft wird.

Die Standortfrage lässt sich stets von mehreren Seiten betrachten. Entsprechend ambivalent ist die Einstellung des Einzelhandels. Seit 1977 ist die Georgstraße in Nienburg, Sitz des Teppichhauses Feuring, eine Fußgängerzone. "Mittlerweile haben wir in Nienburg zu viele Fußgängerzonen. Die Kunden gehen ungern in Parkhäuser", kritisiert Holger Feuring, 36jähriger Juniorchef. Auf der anderen Seite gibt es kaum drei Minuten zu Fuß entfernt ausreichend Stellplätze unter freiem Himmel. Zudem besitzt das Teppichhaus Parkraum hinter dem eigenen Gebäude, und das ist Eigentum - ein kaum zu unterschätzender Vorteil. "Im Großen und Ganzen ist unser Standort gut", resümiert Holger Feuring. Diese Auffassung stützt auch eine Marktstudie, mit der ermittelt werden sollte, ob eine Verlagerung aus der Innenstadt heraus wirtschaftlich Sinn macht.

Die Antwort war nein. Schon jetzt hält Feuring in Nienburg und Umgebung einen Marktanteil von fast 90 Prozent. Mehr könnte auch auf der "grünen Wiese" nicht abgeschöpft werden. Die Investition wäre ein Risiko.

Neue Impulse durch Renovierungen

In naher Zukunft erhofft sich das Fachgeschäft zusätzliche Impulse durch eine optische Aufwertung der Georgstraße mit neuem Straßenpflaster. Profitieren will man auch von Nienburgs größtem Modehaus "Kolossal", das in der Nachbarschaft völlig neu gestaltet wird. Feuring: "Wir rechnen mit einer erhöhten Kundenfrequenz." Selbst plant das Teppichaus Feuring einen Umbau seiner drei Stockwerken mit je 400 Quadratmetern.

Bei der letzten Renovierung im Jahre 1992 wurden die Fassade dem Stadtbild angepasst und das Geschäft zur Straße hin erweitert. Die alten Schaufenstervitrinen mussten weichen.

Laufkundschaft wird immer wichtiger

Bei einen Kundenkartei von rund 6.000 Personen lässt sich schwer beziffern, wie groß die Stammkundschaft ist. Holger Feuring hegt die Erkenntnis, dass jüngeres Publikum sich weniger an ein Geschäft gebunden fühlt. "Die Leute nehmen sich viel Zeit, zu vergleichen und auszuwählen."

Laufkundschaft wird also immer wichtiger und damit auch die Gestaltung des Schaufensters. Alle zwei bis drei Wochen legt der hauseigene Dekorateur Eckhard Kortebein Hand an. Messeneuheiten und "Eyecatcher" kommen in die Auslage.

Das Consulat des Teppichs unterstützt bei der Werbung

Nienburg hat rund 30.000 Einwohner - nicht viel für ein Fachgeschäft, das seinen Schwerpunkt im klassischen Orientteppich sieht. Noch einmal 30.000 Bewohner des ländlichen Umlandes kommen hinzu.

Mit seiner Werbung versucht das Fachgeschäft, Kunden persönlich anzusprechen. Bis an den Stadtrand von Hannover reicht die Ausstrahlung von Feuring. Inseriert wird in der lokalen Tageszeitung, Prospektwerbung erfolgt zu den Schlussverkaufszeiten sowie im Frühjahr und im Herbst in Zusammenarbeit mit der Interessengemeinschaft Consulat des Teppichs.

Das Teppichhaus Feuring gehörte früher zur Vetega, dann zur Vetega Gilde und ist heute Mitglied der Decor-Union und des Consulats des Teppichs. Holger Feuring lobt: "Wir haben uns gleich zu Beginn seiner Gründung dem Consulat des Teppichs angeschlossen und sind mit seinen Leistungen sehr zufrieden. Die Kunden nehmen die Kollektionen gut an." Nachteile würden sich allerdings durch die begrenzten Stückzahlen ergeben. Feuring: "Kommt ein Kunde mit dem Prospekt in der Hand in den Laden, dann sollte man den dort gezeigten Teppich auch haben."

"Qualifizierte Mitarbeiter bringen Kunden"

Als Gesellschafter führen vier Familienmitglieder das Unternehmen: von der Großmutter über Mutter Helga und den geschäftsführenden Vater Friedwald Böse bis hin zum Junior Holger Feuring, der den Namen der Firmengründer mütterlicherseits angenommen hat. Die Aufgabenbereiche sind nicht strikt getrennt: "Bei uns macht jeder fast alles." Das gilt auch für die Mitarbeiter: "Alle sind gleichermaßen für den Kunden da, egal, ob Chef oder Auszubildender." Dem Servicegedanken tragen rund 20 Beschäftigte Rechnung, darunter zwei Dekorateure, elf Mitarbeiter im Verkauf und zwei Auszubildende. Hinzu kommt ein Nähatelier. Die Teppich-Wäsche wird fremdvergeben.

Als "wichtigster Mann" gilt Fachverkäufer Eckhard Kortebein. Der altgediente Mitarbeiter verkauft und repariert nicht nur Teppiche, sein guter Ruf ist für das Fachgeschäft ein Konto, das Zinsen trägt. Feuring: "Qualifizierte Mitarbeiter bringen durch ihre lokale Bekanntheit Kunden", berichtet der Juniorchef

Wichtiger Bestandteil des Serviceangebotes, gerade im Produktbereich Orientteppiche, ist die Beratung vor Ort. "Mitunter fahren wir dreimal zum Kunden: Um uns einen Eindruck von den Räumlichkeiten zu verschaffen, um einen Teppich Probe zu legen und, wenn er nicht passt, um ein neues Stück vorzulegen."

"Der Verkäufer muss vor allem ein Gefühl für Farben haben."

Die Geschäftsführung unternimmt gelegentlich selbst Reisen in die Haupthandelszentren des geknüpften Teppichs. Für Holger Feuring, der seine Ausbildung bei Jeckle in Münster absolviert und an der Textilfachschule in Nagold seine Ausbildereignungsprüfung abgelegt hat, ist es wichtig, die Knüpfländer zu kennen und über Hintergrundwissen zu verfügen.

Allerdings würde den Endverbraucher meist nicht interessieren, wo und aus welchem Material Teppiche gefertigt werden. "Der Kunde möchte vielmehr gut beraten werden, welcher Teppich farblich zu seiner bereits bestehenden Einrichtung passt. Der Verkäufer muss also vor allem ein Gefühl für Farben haben."

Das Angebot erfüllt alle Ansprüche

Das Sortiment des Nienburger Fachgeschäfts wird breiten Ansprüchen gerecht. Neben Artikeln für ein exklusiveres Publikum gilt es, den Wünschen einer ländlich geprägten Bevölkerung des Umkreises zu entsprechen. Wenig Nachfrage herrscht etwa nach Seidenteppichen. Auch antike Ware lässt sich kaum absetzen, eher schon auf alt getrimmte Stücke, die gerne im Schaufenster gezeigt werden. In unteren und gemäßigten Preiskategorien kämpft das Fachgeschäft mit einem harten Wettbewerb: Ein Baumarkt sitzt vor den Toren der Stadt auf der "grünen Wiese", zwei Fachmärkte sind in der Nähe und ein großes Einrichtungshaus bei Bremen ist in 45 Minuten Fahrzeit zu erreichen.

Qualität zu vermitteln, scheint schwer. Holger Feuring: "Der Kunde vergleicht meist nur Preise. Beim Gabbeh beispielsweise reicht ihm oft die billigere Variante." Wettbewerbsvorteile könne sich ein Fachgeschäft allerdings mit Sondermaßen wie 200 x 200 cm verschaffen. Feuring ist in allen Kategorien gut bestückt und führt bis zu 300 x 400 cm große Teppiche. In diesem Bereich ist auch maschinengewebte Ware ein Umsatzträger. Kunden mit festem Preisrahmen würden hier im Vergleich zum Handtuft oft ein besseres Stück erhalten. Ratenzahlungen sind möglich. Für Sonderanfertigungen hinsichtlich Maße, Farben und Dessinierung wird kein Aufpreis berechnet. Feuring weiß: "Ein Kunde, der hinausgeht, weil er seinen Teppich nicht gefunden hat, kommt selten wieder."Bei der Präsentation legt das Fachgeschäft Wert auf Ständer, die Teppiche ganzflächig hängend zeigen. Das mühevolle Absortieren vom Stapel wird aber auch nicht gescheut. "Wir wissen natürlich, dass der Teppich am Boden anders wirkt und deshalb räumen wir Stapel vollständig ab, wenn es der Kunde wünscht." Das Randsortiment umfasst Sitzkissen aus Leder, Wandbehänge und Felle. Auch Bettumrandungen werden "recht gut" verkauft.

Künftig soll der moderne Teppich stärker gepflegt werden

Weil Berber stark rückläufig sind, will man sich auf wesentliche Muster beschränken und das Sortiment durch Handtuft-Teppiche ersetzen. Umsatzrückgänge beim Gabbeh sollen durch eine eigene Abteilung mit ansprechender Dekoration und Beleuchtung gestoppt werden. Sie ist im Untergeschoss geplant, wo sich derzeit noch die Teppichboden-Rollenware befindet. Als "ausbaufähig" wird ferner die Handweb-Schiene bezeichnet.

Insgesamt soll dem Geschmack einer jüngeren Klientel künftig stärker entsprochen werden, ohne jedoch den klassischen Teppich zu vernachlässigen. Feuring, der sich viel auf Messen über neue Trends informiert: "Junge Leute wollen keine traditionellen Muster, sondern frische Farben."
aus Heimtex Orient 01/01 (Handel)